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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1913
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- 1913-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1913
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^ 261. 10. November 1913. Redaktioneller Teil. vörsenblall f. d. Dtschn. Buchhandel. 12079 (Forlsegung zu «eile 12021,.) sondern zahlreiche ähnliche Darstellungen jener Zeit in Abbildungen zur Vergleichung beigefngt. Merkwürdigerweise hat sich die Walöstatt Einsiedeln erst verhältnismäßig spät zur Gründung einer eigenen Druckerei entschlossen, und zwar ist es einer jener fahrenden Meister, die bald da, bald dort ihre Offiziu in den Dienst eines einträglichen Geschäfts zu stellen trachteten, Meister Heinrich der Buchdrucker, dessen Name 1586 im Natschlagebuche der Waldstatt eingetragen wurde. Das Unternehmen hat aber nur kurze Zeit bestanden, das Kloster zog es vor, seine Drucke von auswärtigen katholischen Druckereien in Luzern, Basel, Freiburg, München, Konstanz, Mailand besorgen zu lassen. Erst unter Fürstabt Plazidus Neimann im Jahre 1664 kam die Aufstellung einer eigenen Presse im Stift zustande. Das nötige Material wurde vom Stift beschosst, der Dekan entrichtete für diese »Uffrichtung der Trukerei« nicht weniger als 1924 Pfd. 9 L. Anfangs versahen zwei aus Nußbaumholz hergestellte Pressen den Dienst; 1676 kam dann eine Knpferdruckpresse hinzu, die aber nicht besonders gut gearbeitet war, da sie nach 4 Jahren schon der Reparatur bedurfte und mit eisernen Zwingen versehen werden mußte. Im gleichen Jahre wurde der Maschinenbestand um zwei weitere Pressen vermehrt. Mit diesen vier Pressen ist bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts gearbeitet wor den. Dann erfolgte eine abermalige Vermehrung um zwei wettere, die bis zur Aufhebung des Stiftes in Dienst standen. Technisch waren diese Pressen äußerst primitiv gebaut. In der ersten Zeit bediente man sich nur der hölzernen Spindeln und Walzen, später ersetzte man sie durch eiserne, die im Kloster selbst gegossen wurde». Zur Instand haltung gehörten ähnliche Putzmittel wie heute, zur Reinigung benutzte man Seife; die Schmiere, eine billige Olmischung, lieferten Olmüller von Buxheim, Kempten, Küßnacht und Gersau. Die Lieferung aller Rohmaterialien wie des Papiers läßt sich nach den noch vorhan denen Rechnungen bis in alle Einzelheiten verfolgen. Je nach Quali tät und Format erhielt das Papier ein bestimmtes Wasserzeichen, das für gewöhnlich der Sorte auch den Namen gab. Der Bezug geschah ballenweise, ein Ballen zu 10 Nies mit 20 Buch a 24 Bogen gerechnet. Die Durchschnittspreise der einzelnen Qualitäten beliefen sich für Kanzlei-, Kreuz-, französisches Malteserpapier auf 32 Pfd. (ca. 1311.), für Hirschen-, Baslerstab-, Posthorn- und Geßnerpapier auf ca. 2011. Zu den kostspieligsten Anschaffungen gehörte der Schriftsatz. Meist ging der Faktor persönlich nach Basel, um ihn für seine Offizin einzukaufen. Die ersten »deutschen Buchstaben« hat der Abt Plazidus dem Schriftgteßer zu Basel mit 30 Dukaten bezahlt. Der Faktor, gewöhnlich ein Laie aus der Waldstatt, besorgte die eigentliche Druckereileitung. Seine Ernen nung erfolgte direkt durch den Prälaten, dem er den Amtseid abzulegen hatte. Seiner angesehenen Stellung verdankte er es, seinen Namen den Werken beidrucken zu dürfen, in der älteren Zeit pflegte er überdies noch seine Preßerzeugnisse vornehmen Gönnern zu widmen. Auch sonst genoß der Faktor mancherlei Privilegien. Vor allem war sein Gehalt erheblich höher, als das der übrigen Angestellten, zu dem er noch obendrein das Lehrgeld der Lehrjungen bezog. Auch von den sämt lichen gedruckten Büchern bekam er zwei Exemplare. Von 1784—98 war Franz Sales Benziger Faktor, der als Begründer der Benzigerschen Druckerei angesehen werden muß. 1787 entschloß er sich, einen eigenen Laden zu eröffnen, der neben Erbauungsbüchern auch Schreib materialien und dergleichen enthielt. Da Benziger das nötige Be triebskapital fehlte, borgte ihm das Stift hierzu 400 Pfd., die der Faktor bis 1793 wieder zurückgezahlt hat. Die Unternehmung hatte Er folg, bald besaß er den größten Laden der Ortschaft, eine Art Bazar, in dem die verschiedensten Gegenstände erhältlich waren. Doch blieb der Laden für ihn stets ein Nebengeschäft. Seine Haupttätigkeit verlegte er auf die Druckerei, in der er durch gewissenhafte Ordnung und sorg fältige Drucke einen guten Absatz erzielte. Im Oktober 1793 kam es zu einem unangenehmen Auftritt zwischen Abt und Faktor. Dieser hatte insgeheim mit einem anderen Stistsangcsteilten sich vom Rate in Schwyz einen Revers ausstellcn lassen, der ihnen die Bewilligung zur Errichtung einer eigenen Druckerei in Einsiedel» gewährte. Da aber die von Schwyz erteilte Erlaubnis gegen d>c Rechte des Gottes hauses verstieß und beide Gesuchsteller sich dessen bewußt waren, ließ sich der Abt auf ihr dreistes, bisher geheim gehaltenes Begehren nicht ein, dankte beide für einige Tage ab und gewährte ihnen erst nach ge taner Abbitte und nach Auslieferung des Reverses wieder Anstellung in seiner Druckerei. Diese Demütigung konnten die beiden widerspen stigen Drucker nie vergesse». Sie bemühten sich zwar redlich, die In teressen des Stifts auch jetzt noch zu vertreten, suchten aber nach jeder Ge legenheit, um das ersehnte Ziel zu erreichen, und schon 1798 verwirklichte sich Benzigers Vorhaben, eine eigene Druckerei zu besitzen. Mit zäher Ausdauer und vielem Geschick hat er sich seinem bescheidenen Unter nehmen gewidmet und so den Grundstein zu einer blühenden Industrie gelegt. In einer noch erhaltenen »Tag-Ordnung der Buch-Truker« lesen wir: »Morgens umb 5 Uhr fangt die arbeit an. Umb 7 Uhr ist er- > laubt Zur morgen suppen Zue gehn, bis ohngefähr 3 Vierteil, oder lengstens bis 8 Uhr. Umb 11 Uhr Haben sie eine stundt Zum Mittag essen. Umb 6 Uhr abendts, Haben sie seyrabendt; an de» vorabendt aber der sonn- und feyrtäge gehen sie nmb 5 Uhr von der arbeith.« Daß nicht selten gefeiert wurde, sieht man aus der Liste der »Exemp- tions Täg der Buechtrukher von der arbeith«. Darnach war frei: »An dem schmutzigen-Donnerstag«, »am fasnacht-montag«; an ascher- mitwoch Wirbt den Buechtrnkeren auf anhalten, jedoch ack libitum k: Lirsetoris der Halbe Tag, an dem fasnacht-Dinstag aber der gantze Tag geschenkt, Charfreytag ist der gantze Tag frey und exempt, an Char- samstag sollen sie den gantzen Tag arbeiten, am Montag nach der alten Kirchweichung wirbt auf anhalten erlaubt Zne schießen«. Die Arbeit der Einsiedler Buchdrucker scheint noch verschiedene andere, nicht un angenehme Unterbrechungen gehabt zu haben. Schon aus der Über schrift des betreffenden Kapitels können wir auf einen feuchtfröhlichen Inhalt schließen, wie es denn auch sonst an Gelegenheiten zu geselligem Zusammensein nicht fehlte. Am Namenstag des einzelnen Arbeiters gab es eine »Würgete«, das arme Opfer wurde erst von den Kamera den gewürgt und mußte ihnen sodann eine Zeche bezahlen. Überhaupt hielt man viel auf Essen und Trinken; es war dies ja auch begreiflich in der abgeschiedenen Gegend, wo sich nur selten Gelegenheit zu an derer Zerstreuung darbot, und wo das rauhe Klima eine größere Kon sumtion bedingte. Für den Buchhandel bestand noch der Tauschverkehr, der sich je doch nicht nur auf Bücher beschränkte, sondern auch Käse, Stoffe und der gleichen umfaßte. FremdeBiicher »zu lechen« (leihen) als Ansichtssendung gehörte nicht zu den Seltenheiten, wobei es denn freilich vorkam, daß erst nach langen Jahren die Ware als unverkauft zurückgesandt wurde. Auch Einsiedel» sandte Artikel »in commissio« nach auswärts. Eine nach heutigen Begriffen sonderbare Zahlungsweise bestand darin, daß man Bücher mit heiligen Messen bezahlte, die gelesene Messe zu 1 Pfd. verrechnet. Die Abrechnungen erfolgten für den Buch handel wie in der Druckerei regelmäßig am 24. Juni und 24. Dezember. Infolge der unsicheren Zeiten wurde der Kredit sehr gering bemessen. Ein Einsiedler Händler, der augenblicklich nicht bezahlen konnte, ver setzte im Stift zwei silberne Löffel, um fernerhin im Geschäftsverkehr bleiben zu können. Wer nicht zahlte, wurde im Aufträge des Stifts durch den Ortsweibel gepfändet. Ab und zu kannte der Verlag auch Nachsicht. Bei einem Schuldner, der seine Rechnung erst nach 7 Jahren zahlte, bemerkte der Eintragende in guter Laune: »Gottlob, sonst wäre es verloren gewesen«. Rechnung stellte man »iu konstant«, dem heu tigen Kontokorrent, und »in eüango«, dem eben genannten Tausch handel, der mehr dem Bargeschäfte glich, entsprechend. Anfänglich wurde noch ziemlich oft halb mit Büchern, halb mit Geld gehandelt, ein Geschäft, bei dem aber der Tausch mit wertvolleren Werken aus geschlossen blieb. Im 18. Jahrhundert finden wir bereits das Rabatt system eingeführt, bei dem die Buchhändler fast durchweg für Kloster bücher eine Entschädigung von mindestens 10°/, erhielten. Zur Orien tierung der Kundschaft gab die Direktion zu wiederholten Malen einen deutschen und einen lateinischen Verlagskatalog heraus, der in alpha betischer Reihenfolge eine reiche Auswahl einheimischer und aus wärtiger Bücher umfaßte. Kunden erhielten ihn gratis, während die übrigen Interessenten ihn für einige Schilling kaufen mußten. Er erschien zum erstenmal 1741, zum letztenmal 1798. Der Verlags katalog zeigt, daß ein großer Teil der Schriftsteller aus Mitgliedern des Ordenshauses bestand, an die natürlich Honorar nicht bezahlt wurde. Hatte ein Buch wenig Aussicht auf Absatz, so fielen die Druck kosten völlig dem Verfasser zur Last. In Anbetracht der erheblichen Kapitalsanfwendung, die die Druckerei mit sich brachte, war das Stift offenbar bestrebt, solche Werke zu verlegen, die eine große Auflage ge statteten. Vornehmlich also religiöse Erbauungsliteratur, für die die vielen Tausende von Wallfahrern regelmäßige Abnehmer waren. Eine Überproduktion war dabei nicht zu befürchten; bei der mühevollen und langsamen Herstellung der Bücher blieb das Angebot stets ein begrenztes. Von den gangbarsten Artikeln des Verlages seien ge nannt: das Antoniusbüchlein, der Große und Kleine Baumgarten, der Himmclsschlüssel, die Nachfolge Christi, die Einsiedler-Chronik u. a. Aus fremdem Verlage handelte man besonders mit Nürnberger Kalendern, dem Badischen und Kölnischen Palmgarten, mit Spees Trutz Nachtigall und mit Schulbüchern. Im September 1797 hat Goethe das Stift noch besucht. Dann änderten sich die Verhältnisse in Einsicdeln rasch durch den Einbruch des französischen Heeres. Im Stift wurde alles verwüstet, die Pressen fortgeschafft, und als sie nach Wiederherstellung des Stifts 1803 diesem wieder zugesprochen wurden, verzichtete das Stift auf den weiteren Betrieb der Druckerei und suchte in der Folge mit den Geschäften der Walöstatt für seine Aufträge sich zu vereinbaren. — Nur Einzelnes konnte aus der reichen Fülle des in dem Buche enthaltenen Materials hier mitgeteilt werden. Es enthält noch zahl reiche interessante Angaben über die Buchbinderei, den Kupferdruck,
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