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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1917
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- 1917-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1917
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- Deutsch
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171, 25. Juli 1917. Redaktioneller Terz. Das grüßte literarische Ereignis des Jahres I9l6 war wohl, wie immer, die Verleihung des Nobelpreises. Diesmal wurde auch der Preis des Jahres 1915 verteilt, und daß W. v. Heidenstam und Romain Rolland die Erkorenen waren, wird bereits wohlbekannt sein. Für Heidenstam und seinen Vcr- leger dürfte das Ereignis keinen besonderen geschäftlichen Erfolg gehabt haben. Denn Heidenstam gehört zu denen, deren Werke im Besitz eines jeden Schweden sind, und etwas Neues von ihm war nicht erschienen. Daß dieser große Dichter außerhalb Schwedens bisher verhältnismäßig wenig bekannt geworden ist, ist wohl auf seine ausgesprochene schwedische Art und die Spärlichkeit seiner Produktion zurückzusühren. Doch werden ohne Zwei- sel seine Werke die aller anderen seiner Zeitgenossen über leben. Daß er neuerdings auch in Deutschland ein Publikum gefunden hat, ist erfreulich und zeigt die bewunderungswcrte Aufnahmefähigkeit des deutschen Geistes. Die Werke Rollands fanden dagegen eine sehr starke Nachfrage, und sowohl seine schwedischen als auch sein französischer Verleger werden mit dem Geschäft zufrieden gewesen sei». Denn das gebildete Publikum zeigte sich sehr eifrig, mit seinen Schriften der- traut zu werden, und man kann Wohl darüber einig sein, daß sie der Mühe des Studierens Werl sind. Im Verlage von Alb. Bonnier erschienen bis jetzt 6 Bände von Jean- Christophe; noch fehlende werden bald folgen. Seine Studien über Beethoven, Michelangelo und Tolstoi und sein Kricgsbuch »^u-clessuo lle ia inelee« erschienen bei Norstedt L Söner. Be sonders das erstgenannte Werk fand eine ungeheure Nachfrage. Ein literarisches Ereignis war auch der Besuch des Dich ters Hugo v. Hofmannsthal, der in Göteborg, Stockholm und Upsala einige Vorträge hielt und ein paar Wochen in Stock holm verbrachte. Das Kgl. Dramatische Theater gab ihm zu Ehren »Elektra« als Festvorstellung. Dort ist auch Hebbels »Judith« mit gutem Erfolg eine Zeitlang gespielt worden. Auch zwei Franzosen sollen, wie verlautet, im Laufe dieses Jahres in Schweden Vorträge halten. Es sind Bergson und Bouthroux. Ob der Plan ausführbar sein wird, hängt Wohl von den deut schen U-Booten ab. Und endlich hat Max Reinhardt mit seinen berühmten Schauspielern im Mai eine Reihe Vorstellungen in der Kgl. Oper gegeben. Diese auch bei uns hoch geschätzten Gastspiele scheinen eine stehende Einrichtung zu werden. Nachdem ich so in aller Kürze das Nebengebiet gestreift habe, kehre ich zum Buchhandel zurück. In der literarischen Weihnachtsflut des vergangenen Jahres ist wie früher eine be sondere Vorliebe für Memoiren und Werke biographischen oder historischen Inhalts bemerkbar. Meines Erachtens ist diese Er scheinung eine natürliche Folge der Erziehung des Publikums durch die wohlfeilen Ausgaben und des kräftigen Erwachens des Nationalgcfühls. Aber nicht nur einheimische Werke, son dern auch Übersetzungen dieser Art können auf ein reges Inter esse des Publikums zählen. Unter den reinen Memoiren dürften vielleicht die des schwe dischen Admirals Tersmedens auch außerhalb Schwedens In teresse erwecken. Der 3. und letzte Band erschien im Verlage von Wahlström L Widstrand und schildert das Leben der höheren Gesellschaftskreise in Schweden zur Zeit Fredrik I. (des hessi- schon Prinzen, der König in Schweden wurde) in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der erste Band behandelt die Jugendzeit des Verfassers, während der zweite ein wunderbar intimes und anschauliches Bild vom Leben im damaligen Hol land und den Mittelmcerländern gibt, die der junge, leicht sinnige und stets gutgelaunte Seeoffizier in holländischen Dien sten besuchte. Sehr interessant und wirklich originell und vornehm ausge stattet ist das bei Norstedt L Söner in Frühjahr 1917 erschienene »Goeteeris Journal I6l5—1616«, herausgegebcn von S. Hilde brand. Es ist der Bericht einer holländischen Gesandtschaft über ihren Besuch in verschiedenen Gegenden von Schweden. Es wurden 390 numerierte Exemplare gedruckt und einige davon in Ganzpergament schön gebunden. Der zweite Teil von Ellen Keys Memoiren ihres Vaters dürfte nur Schweden interessieren und wird hier nur wegen der Herausgeberin erwähnt. Als die wertvollste Neuerwerbung aus der ausländischen Memoirenliteratur darf wohl die Übersetzung der »Memoiren einer Jdealistin« von M. v. Meysenbug (Wahlström L Wid- strand) bezeichnet werden. In einer neuen Serie - »Abenteuer der Kultur« brachte Alb. Bonnier eine Auswahl der lebensfrohen Briese der »Liselotte«. Leider steht die Ausstattung auf einer nicht sehr hohen Stufe. Dort erschienen auch einige bisher unveröffentlichte Tagcbuch- aufzeichnungcn von Leo Tolstoi. Die schwedischen Schriftsteller haben seit dem Ausbruch des Krieges eine neue, von gewissen Zeitungen fleißig ausgenutzte Konkurrentin erhalten. Es ist die alte Dame mit der ei» wenig abenteuerlichen Vergangenheit, »Prinzessin« Radziwill, die ihre Penaten nach Stockholm verlegt hat. Zwar heißt sie nunmehr ganz bürgerlich Frau Kolb-Danwin (oder Madame, wie sie sich zu nennen liebt) und soll Schwägerin von Annette Kolb sein, aber »Prinzessin« nimmt sich ja auf den Buchumschlägen und in den Zcitungsrubrike» unvergleichbar besser und vornehmer aus. Sie entwickelt nun seit zwei Jahren hier eine fieberhafte Wirksam keit, indem sic die Schatzkammer ihrer Erinnerung weit öffnet. Die große weltgeschichtliche Zeit ist ja auch wie eigens dazu ge schaffen, ihre Erinnerungen und Kenntnisse aus den hohen Krei sen ganz Europas in Bargeld zu verwandeln. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit veröffentlichte sic zuerst im Verlage von Wahlström L Widstrand ihre ziemlich albernen Kannegießcreien über den fürstlichen Ehemarkt Europas und dann kurz vor Weih nachten bei Alb. Bonnier ein ähnliches Buch über »Die Fürstin nen Europas im Zeichen des Roten Kreuzes«. Jetzt im Früh jahr hat sie noch zwei Bücher fabriziert. Sie erzählt von der Mutter Kaiser Wilhelms, deren Hofdame sie ja gewesen sein soll, und stützt sich ohne Zweifel aus persönliche Erfahrungen und eingehende Kenntnisse. Dann kam wie ein Geschenk des Him mels der Mord an Rasputin, und auch darüber mußte sie natür lich das letzte entscheidende Wort sagen, denn sie hatte den merk würdigen Mann einmal gesprochen. Das Buch heißt, wie es sich gebührt: »Die Wahrheit über Rasputin« und erschien wie das vorhin genannte bei Alb. Bonnier. Was darin Wahrheit oder Dichtung ist, dürfte schwer zu entscheiden sein. Jedenfalls wurde es in einer Zeitung als ziemlich intelligenzfrei und un glaubhaft bezeichnet. Die Madame ist nunmehr nach Amerika gereist und wurde bei der Landung von der New Uorker Polizei mit Beschlag belegt, weil sie einmal in der Vergangenheit den Namen Cecil Rhodes' auf Wechseln irrtümlich geschrieben haben soll. Es soll ihr jedoch gelungen sein, die Polizei von ihrer Unschuld zu überzeugen: die Fälscherin sei ihre Schwester, die ebenfalls von einem Radziwill geschieden und mit einem Kolb- Danwin wieder verheiratet worden sei. Unter den Kriegsflüchtlingen in Stockholm befindet sich auch ein deutsch-russischer Schriftsteller, Baron W. v. Uxkull, dessen Vorfahren Wohl übrigens in Schweden gelebt haben, denn in Stockholm existiert eine Straße, die seinen Namen trägt. Der Namengeber war, wenn ich nicht irre, im 17. Jahrhundert Statthalter in Stockholm. Dieser Dichter, den ich in diesem Zu sammenhang nur nebenbei erwähne, hält in Stockholm eine Art literarischen Salon und gibt eingcladenen Mitgliedern der Spitzen der Aristokratie, Literatur und Kunst »kaukasische« und vielleicht auch anders gefärbte »Abende«. über Rasputin erschien bereits vor Weihnachten noch ein anderes, jetzt höchst aktuell gewordenes Buch von dem angeblich russisch-amerikanischen Journalisten Theodor von Zanka, der über den Mann wirklich eingehend unterrichtet sein soll. Der erste Platz unter den geschichtlichen und kulturhistori schen Neuerscheinungen war der Übersetzung von Chledowskis »Rom« eingeräumt worden. Davon erschien der zweite Teil, der wie der erste einen schönen Erfolg hatte. Für Schweden hat dieser Teil ein besonderes Interesse, da darin das Leben der Königin Christin» in Rom sehr ausführlich geschildert ist. Es ist der Gebcrsche Verlag, dem die Ehre, dieses außerordentliche Werk unserer Literatur zugeführt zu haben, zukommt. Der Preis scheint mir in Anbetracht der mustergültigen und der der deut schen Ausgabe ebenbürtigen Ausstattung bemerkenswert niedrig (Bd. 1 br. 12 Kr., geb. 15 Kr.; Bd. N br. 13,50 Kr., geh. 875
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