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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.05.1872
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1872-05-06
- Erscheinungsdatum
- 06.05.1872
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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1708 Nichtamtlicher Theil. 104, 6. Mai. comite hatte die durch vielfaches Erproben bewährte» Einrichtungen -der Vorfeier im Schützenhause sowie des Festmahles unverändert beibehalten. Doch zeigen sich immer mehr höchst erfreuliche Sonder bestrebungen Einzelner, die sich bemühen, durch die Ausführung neuer Gedanken den Geist dieser Versammlungen zu beleben und die Heiterkeit zu erhöhen. So wurde» die am Sonnabend im großen Saale des Schützenhauscs sehr zahlreich versammelten College» höchlich amüsirt durch die Ausgabe mehrerer literarischer Produc- tionen, die durch ihren sprudelnden Humor die heiterste Laune hcr- vorriefen. Es wurde da vertheilt der Prospekt zur Gründung einer Neuen freien Ducbhändlerbank, die schön ausgcführten Actien dieses seinen Versprechungen nach höchst segensreichen Unternehmens, und ein Neues freies Börsenblatt, das in getreuer Nachbildung seines ehrwürdigen Vorbildes den geistreichen, in den Schleier einer nicht sehr dichten Anonymität gehüllten Verfasse»n zum Tummelplatz einer wundervollen Ironie diente, mit der sic in pikanten und doch ineist harmlosen Einfällen den Nagel fast immer auf den Kopf trafen. Es ist nicht zu verwundern, Laß unter dem Einfluß dieser Produc- tionen und eines gar nicht zu verachtenden Gewächses die Stimmung bald eine sehr gehobene wurde, zumal auch diesmal Hr. Hoffman» durch Vorführung eitriger seiner Meßwunder, der ,,Schwarzblatteln" und der Miß Alliston für Jene sorgte, denen ein Meßgenuß ohne die etwas ungenirtc Zurschaustellung weiblicher Reize stets etwas Un vollständiges bleibt. Nachdem die Messe durch diesen Abend in glücklichster Weise eingeleitet war — einen» unverbürgten aber sehr glaubwürdigen Gerüchte zufolge soll gar Mancher erst bei Tageslicht den Weg nach Hanse gefunden haben —, vereinigte das Schützenhaus am Sonn tag Mittag wieder eine Versammlung von gegen 700 Personen zum Eantatefestmahl. Der große Saal war geschmückt durch die Bild nisse der beiden Männer, deren tOOjähriger Geburtstag in diesen Tagen gefeiert wurde: Perthes und Brockhaus. Den ersten Toast brachte Hr. Springer aus, indem er auf den deutschen Buchhandel, seine bisherige Thätigkeit und sein ferneres Blühen und Gedeihen trank. Ihm folgte Hr. Raymund Härtel, der die zahlreich als Gäste anwesenden Vertreter der Wissenschaft leben ließ und den innigen Zusammenhang von Wissenschaft und Buchhandel in ihrem Wesen und ihren Resultate» betonte. Nach ihm bestieg Hr. Professor Eck stein dieTribüne und schilderte in schwungvoller nnd zündender Rede das Wesen und Wirken der beiden Männer, deren Andenken wir in Dieser Messe feiern. Er »vies nach, in welchen Punkten Perthes und Brockhaus übereinstimmten und in welchen sie auseinander gingen, wie sie aber stets einig waren in der Liebe zu dem großen Vater lands, das in der Zeit ihres besten Strebcns am unglücklichsten war, und in dem Bemühen, Bildung und geistige Tüchtigkeit immer inehr in allen Schichten des Volkes zu verbrelten. Ihm antwortete und dankte Hr. Or.Ed. Brockhaus, welcher vorzüglich darauf hmwies, daß das Andenken der beiden Männer nicht besser zu ehren sei, als daß man Deutschlands gedenke, für welches beide gearbeitet, gesorgt und geopfert hätten und das nun jetzt endlich das Ziel erreicht habe, nach dein sie beide unerinüblich strebten. Endlich gedachte Hr. Pro fessor von Tiscbendors der neu gegründeten Reichshochschule zu Straß burg, deren feierliche Eröffnung in diesen Tagen bevor stand. Nach diesen von allgemeinem Beifall begleiteten Reden wurde die Stiminung eine so gehobene, daß ein anderer Toast des Hrn.E.H. Mayer leider ledem Fernersitzenden unverständlich blieb. Nachdem die Versammlung noch längere Zeit in heiterster Laune fortgedauert hatte, zerstreuten sich die Mitglieder meist in die prächtigen Gartenräumc des Schützenhauscs, wo einzelne Gruppen bei vorzüglichem Wetter noch bis in den Abend zusammen blieben. — Den Glanzpunkt für den gesellige» Theil der Messe bildete aber unstreitig eine Abendgesellschaft, welche für den folgenden Tag die Herren Heinrich, Eduard und Rudolph Brockhaus in dem neucrbauten, ebenso stattlichen als eleganten Wohnhause der beiden Letzter»! veranstaltet' hatten. Die sehr ge wählte Gesellschaft, welche nach Hunderten zählte, bestand außer vielen frcinden und hiesigen College» aus zahlreichen Vertretern der Reichs-, Staats- und städtischen Behörden, der Universität, der Wissenschaft und der Presse und bot in ihren vielen bedeutenden Persönlichkeiten eine so seltene Erscheinung, daß der genußreiche Abend, im Vereine mit der gewinnenden Liebenswürdigkeit der Fest- gebcr, gewiß allen Theilnehmern in der angenehmsten Errnncrung bleiben wird. Ueber den geschäftlichen Verlauf der Messe dürfen »vir berich ten, daß sie im Allgemeinen als sehr gut bezeichnet wird. Es ist iin Ganzen pünktlich bezahlt worden, und der Umsatz des vorigen Jahres war so hoch, daß er nicht nur den in» Vorjahr naturgemäß entstan denen Ausfall deckt, sondern auch gegen l869 die gewöhnliche in Friedensjahren immer beobachtete Steigerung zeigt. Und so hoffen wir, daß jeder der Theilnehmer an der Freude »vie an der Arbeit der Messe mit Befriedigung auf diese Tage zurückblicken möge, in denen sich die Resultate der harten und red lichen Jahresarbeit eines ganzen großen Standes in wenigen, theils froh bewegten, theils zu eifriger Thätigkeit benutzten Stunden über sehen lasse». Mögen diese Resultate für Viele nicht glänzend sein, — befriedigend für die Meisten sind sie doch, denn sie sind gegründet auf freudiges Wirken in einem Beruf, der, trotz allem was wir an ihm auszusetzen habe», uns doch mit dem Bewußtsein erfüllt, wenn auch bescheidene, so doch nicht unnütze Mitarbeiter zu sein an der Aufgabe: Bildung und geistige Tüchtigkeit zu verbreiten in alle Kreise unseres großen Volkes. Allen aber, die diese Messe als Gäste in unseren Mauern weilten, ruscn wir ein fröhliches „Auf Wieder sehen iin nächsten Jahre!" zu. Miscellen. Ueber Sprach enverminderung. In der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (Sitzung vom 3. Febr. c.) sprach Hr. Or. Stamm über das sich in der Geschichte docuinentirendc Gesetz der Sprachenverminderung. Mit der fortschreitenden geschicht lichen Entwickelung der Menschheit gehe die Verminderung der Sprachen und Dialekte Hand in Hand. Der Vortragende beleuchtet in dieser Beziehung Kleinasien zur Zeit des Mithridates und jetzt, — Italien, Gallien und Spanien vor und nach der Römerzeit, — England, Schottland, Irland, Deutschland und Oesterreich. Unter den modernen Cultursprachen Europas sind das Englische, auf der Erde von ca. 90 Millionen Menschen gesprochen, das Deutsche, von inehr als 70 Millionen gesprochen, das Spanische, von 55 Millio nen, das Französische, von nur 45 Millionen gesprochen, die für jetzt bedeutendsten. Von diesen Sprachen hat das Englische bezüg lich seiner immer weiteren Verbreitung die größte Zukunft, das Französische die geringste, »veil stationär und für die fremden Well- thcile als gesprochene Sprache fast ganz bedeutungslos. Das Deutsche und Spanische kommen wahrscheinlich schon in» nächsten Jahrhundcrl betreffs ihrer Verbreitung in Wettstreit. Wie das Hochdeutsche zum Glück der früheren Wenden, Kassuben »c. eine Menge nicht lebensfähiger Sprachen verschlungen habe, so »verde es auch einst, meint der Redner, das Magyarische und das Tschechische, gewiß aber das mecklenburgische Plattdeutsch, das Züridütsch re. verdrängen. Die bedeutendste und rascheste Scala der Sprachen verminderung zeige Amerika, noch unter unseren Augen verschwin den Jndianersprachen nnd Dialekte. Das Gesetz der Sprachcn- verminderung trage schließlich »nächtig zur Menschcnversöhnung bei und rücke uns, wenn auch sehr langsam, der Menschheitseinigung näher.
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