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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1884
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- 1884-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1884
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- Deutsch
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180, 4. August. Nichtamtlicher Theil. 3535 viel zu thun, das anzuschaffen, was „bekanntere" Autoren pro- duciren, daß ihm für die Unbekannten kein Geld mehr bleibt, und die ziffermäßige Angabe des Herrn Last, daß er von 441 im Jahre 1883 erschienenen neuen Werken erzählender Gattung nur 208 berücksichtigen konnte, spricht dies deutlich genug aus. Und wenn uns diese Ziffer fehlte, so könnten wir mit einer rein subjectiven Erfahrung dienen, die auch beweiskräftig ist. Der Verfasser des Nvvellenbuches „Nicht für Kinder" ließ nach fünf zehnjähriger literarisch-kritischer Thätigkeit im Vorjahr sein erstes Buch „Zola-Abende bei Frau von S." erscheinen. Obgleich nun sein Name in der literarischen Welt wohl gekannt und auch dem feineren Publicum nicht ganz fremd ist, obgleich über das Buch hervorragende Zeitungen große Besprechungen brachten, haben die beiden ersten Leihbibliotheken, Last in Wien und Borstell L Rei- marus in Berlin, von dem Buch zusammen nur ein Exemplar gebraucht, welches ans die süns Last'schen Filialen in Wien fällt, während die Berliner Firma gar keines anschaffte. Daraus aber kann man schließen, wie gering die Nachfrage der übrigen Leih bibliotheken nach dem Buche war. (Dank diesem Umstande wurde die Auflage binnen Jahresfrist — verkauft, denn das Publicum wollte das Buch — schon um Zola's willen — kennen lernen und kaufte es, weil die Leihbibliotheken es nicht anschafften.) Man sieht hieraus, daß in der Thal die Leihbibliotheken die jungen Autoren gar nicht mehr unterstützen, weil das ihre Kräfte übersteigt; die alten renommirten Autoren aber können auch ohne Leihbibliotheken bestehen. Was also gefährdet des Leihbibliothekars Existenz? Eben das, was er selbst so lange gefördert: das Leihbiblio thekenfutter! Wenn also Verleger und Autoren, welche etwas Gutes bieten, von den Leihbibliotheken höhere Leistungen verlangen, dem Publi cum aber billigste Preise machen, so handeln sie nur im Stande der Nothwehr; sie wollen nicht im Schwall des Leihbibliotheken- sntters untergehen und sie wissen, daß für das Gute sich auch immer und auch ohne Leihbibliothek das gute Publicum findet. Denn die Sichtung des neu erscheinenden Materials von Seiten der Leihbibliothekare, deren Herr Last Erwähnung thut, geschieht ja doch nur nach dem Namen der Autoren oder der Verleger und beileibe nicht nach dem Inhalt und dem ästhetischen Werth der Werke. Es kann ja auch gar nicht anders sein. So viel über diesen Punkt. — Der zweite Punkt betrifft den Vorwurf, daß wir nicht auch an die Privatlesezirkel, an die Casinos und endlich gar an die Bolksbibliotheken höhere Ansprüche stellen, ebenso wie an die Leihbibliotheken und gewerbs mäßigen Lesezirkel. Was nun die Volksbibliotheken betrifft, so werden an diese, wenn wir recht berichtet sind, die Werke überhaupt geschenkt. Wer nicht schenken will, läßt es eben bleiben, und wer schenkt, scheut auch nicht den Nachtheil, der ihm möglicher Weise daraus erwächst. Was aber die Casinos und Privatlesezirkel be trifft, so werden wir nicht verabsäumen, bei einer nächsten Publi- cation auch diesen das Auflegen der für den Buchhandel bestimm ten Exemplare in ihren Vereinslocalen zu verbieten, und dies auch aus den Exemplaren ausdrücklich vermerken. Die Aeußerung des Herrn Last aber, daß, „im Falle es uns gelänge, die Leihbibliothek todt zu machen, es doch nicht gelingen würde, aus den Kunden der Leihbibliothek Bücherkäuser zu machen", sondern „daß diese wohl dann sämmtlich in die Volksbibliotheken wandern dürften", ist doch unmöglich ernst gemeint. Und wenn auch! Daraufhin würden wir es immerhin wagen, weil wir sicher sind, daß jene Kunden nicht lange bei den Volksbibliotheken — bleiben würden. Ein dritter Punkt ist die Behauptung des alten Leihbiblio thekars, „die Fabel von dem darbenden Autor sei doch zu veraltet, um noch immer aufgetischt zu werden". Wenn „der alte Leih-! bibliothekar" an diese „Fabel" nicht glaubt, dann möge er sich die Unterstützungslisten der verschiedenen literarischen Fonds und Stiftungen zeigen lassen. Er wird in denselben die glänzendsten Namen verzeichnet finden; Namen eifrig producirender Autoren, welche dennoch — so wie die Verhältnisse liegen — ihr Dasein ohne diese Unterstützungen nicht fristen könnten. Wir scheuen uns, hier diese Namen zu wiederholen; es mag aber Herrn Last schon der eine Umstand maßgebend sein, daß nur verdienstvolle Autoren unterstützt werden, und daß wir Jüngeren überhaupt nichts be kämen, wenn wir auch bäten. Denn cs ist nicht genug da für alle, die da brauchen würden. Weiterhin sucht Herr Eduard Last den Nachweis zu liefern, daß sich der Romanabsatz an das Publicum wesentlich gesteigert habe, daß also der Vorwurf, die Leihbibliotheken beeinträchtigen denselben, ein unberechtigter sei. Herr Last führt zu diesem Behuse einige Ziffern an; aber abgesehen davon, daß diese Ziffern sich nur aus den Absatz der Bücher einiger Modeautoren beziehen, so ver lieren dieselben noch mehr von ihrer Beweiskraft dadurch, daß es die Zeit zwischen Oktober und Ende Januar, also die Zeit der Geschenkseste (Weihnachten, Sylvester, Neujahr) ist, da jener Absatz erzielt wurde. Und selbst da noch lesen wir einen Autor wie Hans Hopsen in der Zeit von vier Monaten mit sieben (!) Exemplaren verzeichnet. Diejenige Ziffer, welche wir dagegen aufstellen können, spricht viel unzweideutiger und läßt wohl kaum einen Zweifel darüber, daß beinahe nur die Leihbibliotheken, und selbst diese schon in be schränktem Maß, das Absatzgebiet für erzählende Literatur bilden. Es werden nämlich jetzt vielfach nur noch Auflagen von 500 Exem plaren eines neuen Romanes gedruckt, und selbst diese werden nur zum Theil abgesetzt. Daß der Verleger, um unter solchen Umständen noch aus seine Kosten zu kommen, schlechtes Papier nimmt, über das sich die Leihbibliothekare so schwer beklagen, ist nur eine Folge des geringfügigen Absatzes. Was nun zum Schluß den von Herrn Last schon im Vorjahr gemachten Vorschlag betrifft, auf welchem er auch jetzt noch beharrt, alljährlich dem Schriststellerverband eine namhafte Summe als eine Art Entschädigung sämmtlicher Leihbibliotheken zu zahlen, so schließt schon die Verwendung, welche Herr Last für dieses Geld im Auge hat, dessen Annahme aus, weil sie eine tiefe Demüthigung enthält. Dieses Geld, meint Herr Last, solle angelegt werden, um damit Schriftstellern, wenn sie alt oder erwerbsunfähig geworden sind, eine Versorgung zu bieten. Also dafür sollen wir Schrift steller ein Leben lang rastlos schaffen, um am Ende, ausgerieben an Kraft und Gesundheit, eine karge Altersversorgung in Aussicht zu haben? Nicht doch! Wenn es schon ohne Altersversorgung nicht abgeht, so ziehen wir es jedenfalls vor, alljährlich einen Beitrag zu leisten zu einem Fond für brodlos gewordene Leihbibliothekare. Das ist, so wie die Dinge stehen, und da doch wir die Pro- dncenten und die Leihbibliothekare nur die Zwischenhändler sind, da doch wir das Recht haben, und die Leihbibliothekare erst von uns das Recht erwerben müssen, wahrhaftig auch das Natürlichere. Auch hat Herr Last bei diesem Vorschlag den natürlichen Freund und Bundesgenossen der Schriftsteller vergessen, den Verleger, der ja auch keine Capitalien ausspeichern wird, wenn die Autoren auf — Altersversorgungen hinarbeiten müssen. Doch so schlimm soll es überhaupt nicht werden, es soll im Gegentheil besser werden. Das kann es aber nur, wenn das Publicum zu höheren Leistungen an die Leihbibliothekare gezwungen wird, und in diesem Puncte sind wir ja erfreulicher Weise mit Herrn Eduard Last vollkommen einig. Nur über den äußeren Anlaß zur Erhebung der Gebühren gehen unsere Mei- ! nungen auseinander. 497-
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