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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1884
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- Deutsch
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365s Nichtamtlicher Theil. idk 188, 13. August. in demselben Briese Palm's am Schlüsse folgende Worte: l „Hessel schreiben Sie gleich, daß er alle mögliche Vorsicht beob- z achten soll." t Hessel war Buchdrucker in Altdorf (unweit Nürnberg an ! der bayerischen Staatsbahn gelegen); derselbe hat, als die Sache 1 eine bedenkliche Wendung nahni, einen ganzen Ballen der Flug- i schrist, den er auf dem Boden versteckt hielt, in seinen Brunnen I versenkt. ! Infolge des Artikels des ckournal äo karis wurde auch Palm ängstlich. Er wandte sich an das Nürnberger Bormundschaftsamt, die damalige Vorgesetzte Behörde der Buchhandlungen, und bat um gerichtliche Untersuchung. Eine solche unterblieb jedoch, weil man die Angelegenheit nicht für wichtig hielt. Außerdem waren die Behörden um jene Zeit nicht wenig durch die Nachricht beunruhigt, daß Nürnberg mit Umgebung infolge des Preßburger Friedens der Krone Bayern einverleibt werden würde. Palm ging nun, wie gewöhnlich, nach München, das er in Geschäften zweimal im Jahr zu besuchen pflegte. Dort erhielt er von seiner Frau die Nachricht, daß am 28. Juli vier schwarz gekleidete Herren in das Haus gekommen wären und Nachfrage nach der Schrist gehalten hätten. Dieselben nahmen eine strenge Haussuchung vor, allein sie fanden weder das Manuscript des Buchs, auf welches besonders gefahndet wurde, noch Exemplare der Schrift. Palm beruhigte seine Gattin schriftlich und versprach, bald selbst zurückzukommen; er blieb einstweilen ziemlich sorglos in München; wahrscheinlich glaubte er als Besitzer der Steinffchen Buchhandlung in Frankreich noch unbekannt zu sein. Inzwischen begann das aufgezogene Unwetter sich zu ent laden. Napoleon, dem die in der ganzen Sache angestcllte Unter suchung mit ihren Ergebnissen unterbreitet worden, und welcher über den Fall um so ärgerlicher war, als er gerade damals sich mit dem Kriegsplan gegen Preußen beschäftigte, und die Rhcinbunds- truppen zum ersten Male zu verwenden gedachte, machte kurzen Prozeß. Unter dem 5. August 1806 erließ er aus St. Cloud fol genden Befehl an Marschall Berthier: „Mein Vetter! Ich denke, daß Sie die Buchhändler vrsn Augsburg und Nürnberg haben verhaften lassen. Es ist meist Wille, daß sie vor ein Kriegsgericht gezogen und in 24 Stunden erschossen werden. Es ist kein gewöhnliches Verbrechen, wenn man in den Orten, wo sich die französischen Armeen befinden, Schmäh schriften verbreitet, um die Einwohner gegen sie aufzureizen; es ist Hochverrats Das Urtheil soll aussprechen, daß, da es Pflicht des Chefs einer Armee ist, überall, wo sich eine solche befindet, über ihre Sicherheit zu wachen, die Personen so und so, welche des Ver suchs überwiesen sind, die Einwohner von Schwaben zur Em pörung gegen die französische Armee zu reizen, zum Tod verurtheilt sind. In diesem Sinn soll das Urtheil abgefaßt werden. Sie werden die Verbrecher mitten in eine Division bringen lassen und 7 Oberste ernennen, um sie zu richten. Sie werden in dem Urtheil bekunden, daß die Schmähschriften von den Buchhändlern Kupfer von Wien und Eurich von Linz geschickt, und diese in contumaciam zu Tod verurtheilt worden sind, welches Urtheil überall, wo sich sranzösische Truppen befinden, vollzogen werden soll, wenn sie ergriffen werden. Sie werden das Urtheil in ganz Deutschland verbreiten lassen. Napoleon."*) Zwei Tage nach Erlaß dieses kaiserlichen Befehls schrieb der Buchhalter Pech an Palm folgenden Brief, der uns besonders darüber ausklärt, welches Aussehen die Nürnberger Haussuchung erregt hatte: „Theuerster Herr Gevatter! Wie sehr wünschte ich *) Bergt. „Ausgewählte Correspondenz Napoleons, über setzt von Heinrich Kurz. s. Band. Hildburghausen 1S7V." S. Sb rc. Ihnen, auf Ihre Zuschrift vom 5. beruhigende Nachrichten geben zu können, allein noch schweben wir selbst zwischen Furcht und Hoffnung. Diesen Abend sprach ich mit Hrn. Campe und selbst Hr. Reg. Soergel ist über das Benehmen einiger hiesigen Buch händler sehr ärgerlich, indessen glaubt ersterer, daß cs nun wohl vorbei) seyn mögte. Der Buchhändler Aussage nebst Protokoll ist bereits an Hrn. General Bernadotte abgesandt; daß Sie bei Ihrer Zurückkunst ebenfalls vernommen werden, glaube ich wohl selbst, allein wenn Sie ebenfalls aussagen, daß Sie an Unbekannte verkauft oder in München zur königl. Bibliothek abgegeben hätten — so sehe ich nicht ein, wie man es Ihnen durchaus aufbürden sollte können, daß Sie der Verleger seyn müssen, da ja kein ein ziger Beweiß gegen Sie da ist. — Sollte auch Einer oder der Andere ausgesagt haben, daß er es von Ihnen erhalten, so können Sie dieß ja leicht einwendcn, da ja die Fälle fast täglich Vor kommen, daß wir Beyschlüsse an andere Handlungen erhalten, die wir nicht sagen können, wo sie her sind, da nicht immer die Namen des Absenders darauf stehen und wir kein Recht haben, die Pallete zu eröffnen. In Ihrem ganzen Hause ist kein Pappier, daß verdächtig machen könnte, alles ist bei Seite. Was ich nur immer zur Vorsicht thun konnte, ist geschehen, auch die Zettel und das Schreiben nach L. an F. werde ich besorgen, daß es übermorgen abgeht. — Gehen Sie doch ja nicht nach Augsburg, dieß läßt Ihnen Hr. M(arkt)- Vorsteher Keßler freundschaftlich rathen, oder gebrauchen Sie wenigstens alle mögliche Vorsicht. — Könnten Sie sich nicht vom König von Bayern ein Diplom als bayerischer Buchhändler aus- wirkcn, sowie Schneider (frühere Firma: Schneider L Weigel in Nürnberg) es vom teutschen Kaiser hat, oder einen Raths-Titel, wenn es auch etwas Geld kostete, so mögte es jetzt vielleicht sehr dienlich sein und Sie hier und bei den Franzosen in Respekt setzen. — Sie müssen über meine Einfälle nicht lachen, Gott weih cs,, daß ich es redlich mit Ihnen meyne. Mit Hrn. Pf. I. zu sprechen, wage ich nicht, erstens kenne ich ihn nicht und zweitens halte ich es sür das Beste, wenn man die Sache nicht noch mehreren Personen anvertraut. — Ob Sie durch ein längeres Ausbleiben der Untersuchung ausweichen, zweifle ich, im Gegentheil fürchte ich, Sie möchten sich dadurch erst verdächtig machen. — Doch bitte ich, dieß nicht als Rath, sondern als meine ohmnaßgebliche Meynung anzusehen. — Auf den 15. soll die Ueber- gabe Nürnberg's an Bayern gescheht»; wenn es wahr ist — ob dann die Franzosen fortgehen werde», weiß niemand gewiß. — An noch etwas habe ich schon gedacht. — Bei einer gewissen Schrift wurde zufälliger Weise der Verleger entdeckt — er konnte nicht länger mehr leugnen. Er sagte, ein verstorbener Doctor hätte ihm kurz vor seinem Ende die ganze Auflage zum Debit übergeben, da es kurz vor der Messe gewesen sei, hätte er nicht mehr Zeit gehabt, die Schrift zu untersuchen. — Man sah die ganze Sache als einen unüberlegten Streich an, und da man mit dem Todten keinen Prozeß mehr anfangen konnte, so wurde die ganze Klage auf gehoben, einige wenige Exemplare konfiscirt, der Verleger um ein Paar Dukaten gestraft, und der Prozeß war zu Ende. Haben Sie denn nicht auch einen solchen todten Freund, der Ihnen einen Ge- ' fallen thun könnte, da es ihm nichts schaden kann? Wollte Gott, ich könnte Ihnen einen besseren Rath geben, mit ^ Freuden würde ich es thun, allein ich weiß auch keinen anderen und ' bin selbst Tag und Nacht in 1000 Aengsten und traue mir kaum ! bei verschlossener Thüre zu schreiben, aus Furcht überfallen zu werden. — Sie können daher unbesorgt seyn, daß ich jemand zum ^ Vertrauten des Geheimnisses mache, ja sogar Ihre Briese verbrenne , ich, um alle mögliche Entdeckung zu vermeiden, und ich bitte dieß .! auch mit meinen zu thun. — Die Leipziger Strazze habe ich ver-
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