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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.03.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-03-02
- Erscheinungsdatum
- 02.03.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .4? 51. 2. März 1916. Zeit gründete noch ein anderer Schriftsteller, Abu Sia Tcwfik, eine grotze Druckerei und gab die Morgenzeitung »tasrvir-i-oklriar« heraus, die nach seinem Tode (1913) seine Söhne weiterführen. 1889 wurde »Sabab«, 1894 »Ikäam« gegründet. Außerdem er scheint in jeder Provinz «in Amtsblatt, Regierungsorgan. Seit geraumer Zeit existieren daneben viele Wochenschriften, besonders für Literatur und für die Kinderwelt, deren bekannteste »ma- lümnt«, »ressiml! Aurette«, »sorvot-i-kunun« waren, von denen aber nur die letztgenannte sich noch am Leben erhalten hat. Druckerei und Buchhandel liegen ganz in der Hand der Ar menier; in der Hauptstraße für Buchhändler, im Babali-Viertel (die Buchhändler werden dort babalicksebatisi genannt) sind 90 "/» Armenier. Ein andres Buchhändlerviertel ist Beaset, eine Gasse, die in die Nähe des Kriegsministcriums führt, die Händler dort sind ausnahmslos Geistliche und verkaufen hauptsächlich arabische und persische Bücher, Legenden, religiöse und philosophische Schriften; auch Antiquare sind dort zu finden. Bisher existierten im Peca-Viertel zwei deutsche Buchläden, von denen diejenige von Otto Keil die bekannteste ist, ein französischer und mehrere griechische. Verkauft werden dort meistens französische Romane, deutsche Schulbücher und ab und zu Schriften über deutsches Mi litär. — In der Regel sind die Druckereibesitzer auch gleichzeitig Verleger; die bedeutendsten Arakil, Karabet, Kafpalian, sämtlich Armenier. Nur Märchenbücher und Romane haben auch hier und da persische Verleger. Der Verdienst der Verfasser an Romanen und Schulbüchern ist sehr gering, beträgt für den Druckbogen 10 — 40 -kk; wissen schaftliche Bücher erscheinen fast immer im Selbstverlag, sie sind billiger als Schulbücher, da für deren Ankauf ja ein gewisser Zwang besteht. Selten erlebt ein Buch mehr als 1—3 Auflagen zu je 1000—3000 Exemplaren. Druckereibesitzer und Verleger sind meist nur kleine Kapitalisten, auf den täglichen Verdienst ange wiesen und außerstande, etwa jahrelang auf den Erfolg eines Werkes zu warten. Während der Regierung Abdul Hamids wurde durch eine Kommission von sechs Mitgliedern des Unterrichtsministeriums auf Zeitungen und Bücher «ine so strenge Zensur ausgeübt, daß jeder Unternehmungsgeist von vornherein erstickte. Daher ist es leicht verständlich, daß nach den jungtürkischen Freiheitskämpfen, dem Zwange entronnen, Zeitungen und auch Druckereien wie Pilze aus der Erde schossen; aber dem Übermaß an Produktion stand keine im selben Maße gesteigerte Kaufkraft und Leselust ge genüber, so daß die einen wie die andern, nachdem sie eine Woche bis «in halbes Jahr ihr Leben gefristet hatten, wieder verschwan den. Nur eine einzige dieser damals gegründeten Druckereien be steht jetzt noch, sie verlegt hauptsächlich juristische Werke. Für die Zukunft, — sowohl noch während des Weltkrieges als danach —, halte ich es für sehr lohnend, in Stambul eine große deutsche Druckerei, verbunden mit Verlag und Buchhand lung, zu gründen, die in der Hand eines Kapitalisten ruht (oder von einer kapitalkräftigen deutschen Muttersirma ausgeht) und dadurch imstande ist, unbesorgt um ihr Bestehen auf den Erfolg zu warten, der auf die Dauer bestimmt nicht ausbleiben wird. Die wichtigste und vornehmste Aufgabe des Unternehmens, die am sichersten und schnellsten zum Ziel führen und gleichzeitig den wesentlichsten augenblicklichen Bedürfnissen gerecht würde, wäre die Herausgabe einer neuen, nicht zu umfangreichen Zeitung. Fernerhin wäre Aufgabe des obengenannten Unternehmens, deutsche Schulbücher für die jetzt sehr beliebte und viel besuchte deutsche Schule sowie für türkische Unterrichtsanstalten zu ver legen ; ebenso wissenschaftliche Werke zu kleinen monatlichen An zahlungen (von etwa 3—5 -L) zu verkaufen. (Derartige geringe Anzahlungen erfreuen sich im Publikum großer Beliebiheit und werden pünktlich innegehalten, während man sich auf höhere nur ungern einläßt.) Da die kgl. Bibliothek keine Bücher ausleiht, so besteht das dringend« Bedürfnis nach einer Leihbibliothek, die vielleicht mit dem Unternehmen zu verbinden wäre; sie hätte ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf wissenschaftliche Werke und gute Belletristik in türkischer, arabischer, deutscher und französischer Sprache zu richten und diese Bücher zu billigen Bedingungen aus zuleihen (hierbei anfangs mehr auf das allgemeine Wohl, als auf eigenen Verdienst bedacht). Weiter rate ich dem Unternehmer, sich mit der zuständigen Stelle im Unterrichtsministerium in Ver bindung zu setzen, um von dort stets über den Bedarf der Regie rung und der Lehranstalten unterrichtet zu werden. Ein Inserat in der Zeitung könnte dann Autoren neue Winke geben und eine Art Preisausschreiben für bestimmte Bücher vom Verlag organisiert werden. Die beiden deutschen Druckereien, die bisher in Pera exi stieren, von Schlitsch und Löffler, befassen sich säst ausschließlich mit der Herstellung von Ansichtspostkarten, Plakaten, Kalendern usw. Zu beachten ist, daß Schlitsch sich durch sorgfältige und künstlerische Ausstattung beliebt gemacht hat, ebenso wie die erste anonyme, vor drei Jahren gegründete Druckerei »seirvet-i-kunun«, bei der auch die neue Anleihe gedruckt worden ist. Das deutsche Unternehmen sollte also nicht außer acht lassen, daß die Regierung sowohl als auch Privatpersonen großen Wert auf künstlerischen Druck und schöne Ausstattung legen (als Beweis sei angeführt, daß die neuen türkischen Banknoten in Leipzig gedruckt werden), und demgemäß eine besondere Abteilung, für Buchschmuck usw. angliederp, die sich auf jeden Fall rentieren wird. Hauptzentren des Buchhandels sind außer Konstantinopel Smyrna, Beirut, Konia, es wäre zu empfehlen, dort Zweigniederlassungen des Stambuler Hauptgeschäftes zu gründen; in Smyrna wären tür kische, einige deutsche und französische; in Beirut türkische, ara bische, französische und einige deutsche; in Konia nur türkische Bücher am Lager zu halten. Ich schließe meine Ausführungen in der Hoffnung, daß es mir geglückt sei, den deutschen Interessenten eine Anregung und einige nicht ganz wertlose Fingerzeige gegeben zu haben, und daß es deutscher Initiative, vereint mit Orts- und Menschenkennt nis der Türkei, gelingen möge, binnen kurzem ein Unternehmen zu schaffen, dessen Erfolg den Geist der Uneigennützigkeit, aus dem cs entsprungen, reich belohnen wird. InseimIIab! Habib Edib Bch. Ein Jubiläum. (Zum M. Geburtstage S. Kellers (Ernst Schrillsj, 15. März 181k.) In diesen Tagen werden es sünsundzwanzig Jahre, daß ich vor der Zumutung der russischen Behörden, durch Anschauungsunterricht sibirische Geographie zu lernen, nach Dcniichland fiiichtete. Hatte ich bis dahin auch schon meine beiden eisten Romane bei Georg Böhme- Leipzig erscheinen losfen, so war ich doch, was die Beziehungen des Schriftstellers zum Verleger anging, wie Adam und Eva vor dem Sündensall, d. h. ich wußte nicht, was gut oder böse war. Meine heilige „Tumbheil" sollte bald geheilt werden. Tenn ein halbes Jahr Ipäier tagte in Berlin unter Leitung von Hermann PanteniuS und Pastor Evers eine eigenartige Versammlung: evangelische Schrift steller und Verleger sollte» sich kennen leinen, und man plante sogar eine dauernde Vereinigung der im besonderen Sinne religiösen Schrisisteller. Natürlich ist aus der Sache trotz Vorstandswahl und Satzungen nichts gewordenl Bringen Sie mal ein paar hundert Schriftsteller, in deren Zahl sich noch dreißig Prozent dichtende Damen befinden, unter einen HutI Obschon man mich sogar in den Vorstand wühlte, habe ich von wetteren Lebensüußerungen dieses famosen Vereins nie mehr etwas gehört. So klug war ich aber durch diese Tagung auch schon geworden, daß ich nicht nach ihm fragte l Wieviel jugendliche Vorstellungen des Ankömmlings aus Halb asien über die Beziehungen zwischen Verleger und Schriftsteller habe ich damals sehr plötzlich begraben miisfenl Sprach man nur mit einem der Schriftsteller, so warnte er geheimnisvoll vor diesem oder jenem Verleger, der nicht zahlen wolle und nichts für den Vertrieb eines so ausgezeichnet besprochenen Buches tue usw. Saß man mit einigen Verlegern zusammen, so gab es beim Glase Wein*) humo ristische Schilderungen und Anekdoten über die Schrullen und Be sonderheiten jenes Schriftstellers, der jeden Mißerfolg glatt dem Ver leger in die Schuhe schob. Viel später erst hörte ich im Zusammen- Hang mit mir nicht gleich einleuchtenden Paragraphen eines Verlags vertrags das bündige Urteil füllen: »Was wollen Siel Die Schrift steller sind alle verrückt, was ihre Pflichten gegen den Verleger anlangt, und müssen durch solche Drahtzäune in Schranken gehalten werden«. Inzwischen find sünsundzwanzig Jahre meiner schriftstellerischen Arbeit in Deutschland vergangen, und ich habe mich bemüht, den Ruf zu wahren, daß ich im Seldpunkt mich dem Verlage gegenüber an- *> Damals war ich noch nicht abstinent.
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