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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-07-02
- Erscheinungsdatum
- 02.07.1907
- Sprache
- Deutsch
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6684 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 151, 2. Juli 1907. (Sprechsaal.) Deutsche Verlegerhonorare. Die Ansicht, daß die deutschen Verleger ihre Autoren schlecht honorieren, ja sogar sich auf deren Kosten unrechtmäßig bereichern, ist nicht neu. Wie ungerechtfertigt diese Anschauung ist, soll hier nicht noch einmal nachgewiesen werden, nachdem dies von be rufenerer Seite vor einigen Jahren geschehen ist, als ein streitbarer deutscher Gelehrter mit nicht allzu sanften Worten u. a. auch gegen die -Ausbeutung- der Autoren durch die Verleger zu Felde zog. Neuerdings meint nun Heinrich Lhotzky in einer Kritik von Frenssens Hilligenlei aus dem gleichen Anlaß einen giftigen Pfeil gegen die deutschen Verleger absenden zu müssen. Im zweiten Band seiner »Roten Blätter-*) heißt es wörtlich: -Frenssens neuestes Werk ist nach vieler Beziehung hin merkwürdig. Zunächst ging ihm ein seltsames Gerücht voraus, das mich allein veranlaßte, das Buch zu erwerben. Es hatte nämlich einen Verleger, der den Verfasser glänzend belohnt und ihn eigentlich für dieses Leben frei und sicher gestellt hat. Das ist in Deutschland eine seltene, ganz neue Erscheinung. Grote heißt der bemerkenswerte Herr. Möchte er Nachahmung finden! Ein Verlagsvertrag kommt oft g nug nach langem Markten zustande. Wehe dem unglück lichen Schriftsteller, der wehrlos in Verlegerhände fällt! Sie können ihn lehren, was hungern heißt. Ich lese ein Blatt, in dem sich öfters ein Verleger Schriftstellern an bietet mit dem glänzenden Versprechen, er übernehme sogar -einen Teil- der Druckkosten. -Frenssens Verleger ermöglichte ihm zu leben. Schon darum sollte das Buch gekauft — nicht aus der nächsten Leihbibliothek geliehen werden. Ein freigebiger Verleger ist eine treffliche Empfehlung eines Buches. Unsre Ohren ver nehmen klare Zahlen deutlicher als glänzende Besprechungen in Blättern. -Ein Verleger ist der erste Leser eines Buches. Wenn der erste Leser einen bemerkenswerten Zahlenwert nennt und seine Tasche dazu öffnet, ist ein Buch der Öffentlichkeit aus reichend empfohlen. Wenn die Deutschen zu kaufen und die Verleger zu zahlen lernen, werden Deutschlands Geistes arbeiter unabhängig leben und reden können. So müssen die meisten ein Nebenamt suchen, das ihnen Brot gibt und dafür die Gedanken knebelt.« Lhotzky schießt seine Pfeile aus dem Hinterhalt, und das ist nicht fein. Die genannten -Roten Blätter- sind, wenn wir recht unterrichtet sind, als Manuskript gedruckt. Jedenfalls haben sie den Herausgeber zum Verleger und werden von diesem direkt an die Interessenten — d. h. die Anhänger Lhotzkys — verschickt. Sie kommen also denjenigen, die mit den zitierten Worten ge scholten werden, gar nicht zu Gesicht, wohl aber einem Kreis von Leuten, die literarisch selber tätig sind und Lhotzkys Vorwürfe sich mit Wonne zu eigen machen werden. Sehen wir uns Lhotzkys Ergüsse etwas näher an! Daß es in Deutschland eine »seltene Erscheinung» sei, daß Autoren glänzend honoriert werden, beweist zunächst, daß er einerseits keine Ahnung davon hat, welche Fülle von Arbeit — oft auch von Sorgen — drangewendet werden muß, bis der Verleger auch nur die Kosten eines verlegerischen Unternehmens wieder hereingebracht hat, anderseits, daß er sich nie darum gekümmert hat, festzustellen, welche Honorare oft Autoren bekommen. Wir könnten ihm mit einer Liste dienen, die ihn beschämen würde. Beweist nicht gerade das hohe Honorar, das Frenssen von seinem Verleger be kommen hat, daß da, wo hohe Honorare gezahlt werden können, sie auch gern und willig gezahlt werden? Wenn es allgemein üblich ist, daß die Verleger die Autoren übers Ohr hauen, warum greifen letztere nicht zum Selbstverlag? Sie müßten ja dann so viel verdienen, daß sie -unabhängig leben und reden- könnten, und brauchten kein -Nebenamt zu suchen, das ihnen Brot gibt und die Gedanken knebelt-. Und ist'S denn nicht so, daß das geschmähte -Nebenamt- den Autoren soviel Zeit läßt, daß sie sich — oft ergiebiger, als nötig ist — literarisch be tätigen können? Und damit kommen wir auf das Verhältnis zwischen Angebot *) Leben. Ein Blatt für denkende Menschen von Heinrich Lhotzky. Pasing 1906. und Nachfrage. Mutz denn so viel geschrieben werden? Muß denn ein Professor dem andern Konkurrenz machen? Müssen denn einem -Tagebuch einer Verlorenen- sechs andre folgen? Kein Autor gönnt dem andern die Butter auf dem Brot; dann soll er sich aber auch nicht wundern, wenn er statt eines Butter brots selber nur trockenes Brot bekommt. Aber weiter! -Wehrlos- fallen die -unglücklichen Schrift steller- in -Verlegerhände-. So unklug, so unpraktisch sollten unsere Autoren sein? Die heutigen sind es gewiß nicht, und wenn ein Verlagsvertrag »oft genug nach langem Markten- zustande kommt, so kommt das wohl daher, daß die Verleger sich nicht leicht entschließen können, sich das Hemd vom Leibe ziehen zu lassen. Und wie kommt Lhotzky zu der Meinung, der Verleger sei derjenige, der nur von materiellen Interessen geleitet werde? Stände es nicht den Autoren wohl an, sich etwas mehr auf einen idealen Standpunkt zu stellen? O im Gegenteil: -klare Zahlen - — das ist die Hauptsache. In einem hat Lhotzky recht: die Deutschen sollten kaufen lernen. Da liegt der wunde Punkt. Wenn wir Buchhändler einmal mit Erfolg gegen die deutsche Unsitte ankämpfen, daß Bücher nur entliehen statt gekauft werden, dann werden nicht nur die Autoren die ersehnten höheren Honorare bekommen, sondern es wird auch der seit einer Reihe von Jahren hart um seine Existenz kämpfende Buchhandel wieder lebensfähig werden. Augsburg, Juni 1907. Friedrich Schott. Kostenlose Bücher für die Klassenlektüre. Zur freundlichen Beachtung. In der Abendausgabe der »Täglichen Rundschau- vom 22. Juni fand ich nachstehende für uns Sortimenter höchst erfreuliche Notiz: * Bücher für die Klassenlektüre. Der Zentralausschuß der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung hat be schlossen, in Zukunft auch für die Klassenlektüre in den Volks schulen Bücher zur Verfügung zu stellen. Die Gesellschaft hat, in Verbindung mit den Jugendschriften-Ausschüssen der Lehrer vereine, eine Auswahl von Büchern getroffen, die für diesen Zweck in erster Linie in Betracht kommen, und stellt diese Bücher in so viel Exemplaren, als die betreffende Klasse Schüler hat, unentgeltlich zur Ver fügung. Die Einrichtung wird in Lehrerkreisen mit großem Beifall ausgenommen und dürfte den Anstoß geben, daß auch von den Gemeinden") für diesen Zweck mehr als bis her geschieht. — Unter den zur Verfügung gestellten Büchern befinden sich u. a.: Alexis, Die Hosen des Herrn von Bredow; Ehlers, Osten Asiens; Fontane, Wanderungen (Auswahl); Grimms Sagen und Märchen; Hauff, Lichtenstein; Klein, Frösch- weiler Chronik; Das Nibelungen- und Gudrun-Lied; Liliencron, Kriegsnooellen; Reuter, Ut de Franzosentid; Rosegger, Als ich noch der Waldbaucrnbub war; Spyri, Heidis Lehr- und Wander jahre; Stelling, Aus Bismarcks Familienbriesen; Storm, Pole Poppenspäler; Tiemann, Till Eulenspiegel; ein Band Wies badener Volksbücher; Wildenbruch, Das edle Blut, und Zimmer mann, Robinson. Meine Herren Kollegen vom Sortiment, ich sagte oben -höchst erfreulich» —, denn ich darf wohl hoffen, daß niemand unter uns ist, der diesen riesigen Kulturfortschritt nicht als höchst erfreulich ansicht! Da das Sortiment immer mehr auf dem Wege ist, ein unbesoldetes Ehrenamt für diejenigen zu werden, die sich den Luxus eines eignen Geschäfts leisten wollen, so möchte ich Ihnen, als doch allen selbstverständlich sehr gut situierten Männern, den Vorschlag machen, ob wir nicht eine ähnliche Gesellschaft gründen sollen. Auf diese Weise könnten wir es noch zu Ansehen und Ehre bringen!! Vielleicht kaufen wir allen oben nicht berück sichtigten Verlegern ihre Jugendschriften ab und verschenken diese, oder wir gründen eine große Zeitung mit allem Drum und Dran und verschenken diese täglich in 2—3 Ausgaben in Stadt und Land, an Arm und Reich. Inserate natürlich auch gratis! — Ich will mich aber auch andern dahin zielenden Vorschlägen gern anschließen und bitte, solche recht zahlreich vorzubringen. Danzig, Juni 1907. Rob. v. Boetticher. *) Selbstverständlich Bezug von der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, v. B.
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