Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19271129
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192711299
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19271129
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-11
- Tag1927-11-29
- Monat1927-11
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 277, 29. November 1927. Redaktioneller Teil. laubten Karikatur wird aber dann überschritten, wenn dieselbe geeignet ist, die Achtung zu vermindern, welche die betreffende Persönlichkeit in der Allgemeinheit genießt, welche sie direkt lächerlich macht, gleichviel, ob die Darstellung so weit geht, daß der Tatbestand der strafbaren Beleidigung gegeben ist oder nicht. In den eingangs erwähnten Fällen handelte es sich nicht um eine Karikatur, sondern um natürlich wiedergegebene Bildnisse. Die Verletzung eines berechtigten Interesses könnte also nicht schon aus der öffentlichen Schaustellung an sich, sondern nur aus den sie begleitenden Umständen gefolgert werden, z. B. Charakter des betreffenden Films, Inhalt der Lebenserinnerun gen des Schwindlers, der es verstand, sich als Hohenzollernprinz auszugeben und feiern zu lassen, oder überhaupt die Tatsache, daß das Bild auf einem Buch stand, das von einer mit Freiheits strafe belegten Persönlichkeit verfaßt ist. Es wird sich nicht in Abrede stellen lassen, daß auch eine der Zeitgeschichte ungehörige Persönlichkeit ein berechtigtes Interesse daran hat, daß ihr Bild nis nicht als Reklame für die Veröffentlichungen eines Vorbe straften benutzt wird. Der Chef der Kriminalpolizei hat auch ein berechtigtes Interesse daran, daß sein Bildnis nicht auf dem Einbanddeckel der Memoiren eines berüchtigten Einbrechers figu riert, der lange Jahre seines Lebens im Zuchthaus zugebracht hat. Köhler sagt Seite 144, ein Bild könne dann die Persön lichkeit verletzen, wenn es den Menschen in eine Umgebung bringe, die, sei es unmittelbar oder mittelbar, herabsetzend wirke. Die Verbindung mit einem Buche, das von einem Vorbestraften verfaßt ist und den Abgebildeten hierdurch in eine Verbindung mit diesem bringt, ist aber geeignet, herabsetzend zu wirken. Die Richtigkeit der Entscheidung, welche dies untersagt hat, kann daher auch unter dem Gesichtspunkte freier Auslegung des Be griffs »Bildnisse aus dem Bereich der Zeitgeschichte« nicht be anstandet werden. Soergel, Albert. Dichtung und Dichter der Zeit. Eine Schilderung der deutschen Literatur der letzten Jahrzehnte. 62. bis 76. Tausend. N. Voigtländers Verlag, Leipzig. 1928. XII, 110V S. mit 377 Abbildungen. Gr.-8° Lw. 26.—, Hfrz. Mk. 32.—. Von dem 1911 erstmalig erschienenen Werk liegt jetzt der erste Band in vollkommen neuer Bearbeitung vor. Das ganze Buch war ursprünglich nur einbändig. Man wird sich aber erinnern, daß bei der Neubearbeitung nach dem Kriege das Werk in zwei Teile zerlegt worden ist, die, als Ganzes gedacht, doch unabhängig von einander, die Entwicklungsgeschichte zweier entgegengesetzter Kunst- weisen, der des Naturalismus und der des Expressionismus, geben sollten. Von diesem Gesamtwerke erschien 1922 zunächst der zweite Band, der eine Würdigung der werdenden Kunst unserer Tage ver suchte. Bis der erste Band erscheinen konnte, wurde der erste Ab druck noch weiter aufgelegt. Nunmehr ist auch der erste neubearbeitete Band herausgekommen, und damit ist das vor fünf Jahren ange- kllndigte zweibändige Werk abgeschlossen. Dem Gesamtplan ent sprechend schildert, wie es im Vorwort heißt, dieser erste Band die deutsche Literatur unter der Herrschaft des Naturalismus, des Impressionismus und der ersten Welle einer neuen Romantik; er würdigt bezeichnende Künstler, die in diesen Kunstweisen fühlten und gestalteten und damit den Jahrzehnten zwischen 1880 und etwa 1910 ein wechselndes Gesicht gaben. Dieser Band stellt so in der Hauptsache Dichter dar, die zwischen 1860 uud 1880 geboren sind, soweit sie mit bezeichnenden und wirksamen Werken bis 1910 durch gedrungen waren. Da eine Reihe früher gewürdigter Dichter in den zweiten Band ausgenommen, andere hier neu dargestellt wer den mußten, hat dieser Band besonders in seiner zweiten Hälfte ein verändertes Gesicht erhalten. Stehen somit auch beide Bände verhältnismäßig abgeschlossen und selbständig nebeneinander, so bil den sie doch auch weiterhin ein Ganzes, was schon darin mit zum Ausdruck kommt, daß das dem neuen ersten Band jetzt beigefügte Personen- und Bilderverzeichnis ein Gesamtverzeichnis ist, das auch alle Namen und Bilder des zweiten Bandes berücksichtigt, was dem Benutzer sicher von Vorteil ist. Bei der Ausstattung des Werkes wurde, wie der Verlag hervorhebt, versucht, mit dem Bildwerk neue Wege zu beschreiten. »Es soll, soweit das ans so knappem Raum überhaupt möglich ist, die Beziehungen zwischen Dichtkunst und bildender Knnst zeigen. Als Bildnisse sind daher bevorzugt worden die von Künstlerhand. Es ist geglückt, davon einen solchen Reichtum zusammenzubringen, daß man wohl von einer modernen i- > Porträtgalerie redest kann, deren Anziehungskraft nicht nur in den abgcbildeten Dichtern, sondern ebenso in den Kunstwerken steckt. Nur wo Künstlcrbildnisse nicht zu haben waren, wurde zur Photographie gegriffen, die srrilich in ihren besten Leistungen sich jetzt beinahe Kunst nennen darf. Oft auch ergänzt die Photographie das vor- handene Künst'ierbild. Die Bildnisse werden nicht klein und neben bei, sondern groß und ausdrucksvoll wiedergegeben. — Neben das Bildnis/ treten, wenn auch in bescheidener Zurückhaltung, Karl-, katur und Satire; anch Theaterbilder und Totenmasken und Hand schristenproben wurden zur Ergänzung und Belebung mit herange zogen. — Höchst willkommen waren Kunstwerke, die unter dem Einfluß einer bestimmten Dichtung entstanden sind. So ward das Bildwerk weit mehr als Zutat; es erlangte trotz der innigen Be ziehungen zum Text selbständige Bedeutung und gibt einen Über blick über die Kunst der letzten Jahrzehnte.« Naturgemäß sind dabel stellenweise immer noch Lücken geblieben, kein Wunder gerade bei solcher Zielsetzung, da hier mit den Schwierigkeiten des Sammelns eines zum Teil sehr versteckten Materials und den Verhandlungen mit den Besitzern und den Berechtigten ganz besonders gerechnet werden muß. Das Werk hat schon in seiner bisherigen Form so starken Anklang gefunden, daß sicher auch der neue Band seinen Weg machen wird. Auch im Buchhandel wird er zu den alten Freunden unstreitig wieder viele neue werben. Mit besonderem Interesse wird man im übrigen hören, daß noch ein dritter Band geplant und schon in Vorbereitung ist. Das Vorwort sagt zur Be gründung: »Eine Würdigung der Literatur der Gegenwart kann ihren Stoff nie erschöpfen. Es ist darum kein Werturteil, wenn ein Name nicht oder nur vorübergehend genannt wird. Eine Reihe hier und im zweiten Bande nicht gewürdigter Künstler bleibt, da ein Buch wie dieses den Jahrzehnten folgen und damit auch eine Geschichte der Wirkung geben muß, einem dritten Bande Vorbehalten. Die Entwicklung der Literatur gerade der letzten Jahre hat gezeigt, daß ein ganzes Geschlecht, um die achtziger Jahre geboren, von Jün geren, Lauteren eine Zeitlang überschrien, durch Veranlagung und Schicksal spätreif, erst nach dem Abflauen der expressionistischen Welle heute zu wirken beginnt. An einzelnen Stellen weist bereits dieser Band wie auch der zweite auf solche in einem dritten Bande dar zustellende spätreife oder spät wirkende Künstler hin.« Das sind sehr berechtigte Feststellungen, uud man darf danach also eine Weiterführung des Gesamtwerkes erwarten, die seinen Wert nur noch immer erhöhen kann. vr. M. 8ob606lli86r. 1>aul: Verreicliais cker kibliottiek Nistrel, Ltaätdibliottiek kranükurt a. Kl. 1927. b'raulrkurt a. kl.: klü. 2.—. Bibliographisch-kritisch sammelnd und sichtend wandte Goedeke um die Mitte des 19. Jahrhunderts den Blick aus die deutsche Klassiker epoche als aus etwas Vollendetes zurück. Zu den Buchmeistern dieser mit den Epigonen aufkommenden Geschlechter, die am Ende ihres Le bens im neuen Reich standen, gehörte Salomon Hirzel, der Verleger. Begünstigt durch seinen Berus, Eifer und Kenntnisse, Wohlstand, konnte er eine Bücherei in jenen Tagen zusammenbringen, in denen das Buchgold noch auf der Straße lag, wenn man es nur aufzuheben wußte. Der bücherkundige Goetheforscher Hirzel gehört zu den ver dienstvollsten Gründern einer Wissenschaft um Goethe. Die Auflagen seiner »Goethe-Bibliothek« wurden das Grundwert der Goethe bibliographie, diese Sondersammlung selbst in der Universitäts bibliothek Leipzig als sein Vermächtnis erhalten. Ein anderes Vermächtnis fiel der Universitätsbibliothek Zürich zu, die Zwingli- Ausgaben-Neihe. Eine Leipziger Versteigerung von 1886 löste wei tere Bestände der Bücher-Schatzkammer Hirzels auf, die in ihrer Ge samtheit die deutsche Dichtung des 16. bis 18. Jahrhunderts in einer Zusammenstellung enthielt, die dem wagemutigen Verleger des Grimmschen Wörterbuches alle Ehre macht, den sie auf einem damals bibliographisch kaum schon durchforschten Gebiete als einen genauen und geschmackvollen Kenner erweist. Damals ist mindestens noch der Bestand zurückgeblieben, der jetzt in die Stadtbibliothek Frankfurt a. M. gelangt ist: vorwiegend deutsche Dichtung des 17. Jahrhunderts mit nicht wenigen, wie die Grimmelshausen- und Reuter-Reihen zei gen, seltenen Stücken. Auch Schwiegers Geharnischte Venus ist vor handen. Das angezeigte Verzeichnis macht leider keine Angaben dar über, woher diese Bestände stammen, die ebenfalls beweisend für Hirzels Sammlersicherheit, für sein Vermögen des treffenden Zu griffes sind. Daß sie der allgemeinen Benutzung durch ein billiges nnd gutes Verzeichnis zugänglicher werden, ist dankbar zu begrüßen. Auch wenn es nicht das Gesamtverzeichnis der Hirzelbibliothek ist, so bewahrt es doch mit das Andenken an einen ber besten deutschen Buch freunde, dessen Bücherliebhaberei andern und sich selbst produktiv
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder