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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-09-16
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1907
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- Deutsch
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9148 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 216, 16. September 1S07. und anderseits ist nunmehr den Studenten, die sich in An betracht der täglich wachsenden Bedürfnisse an tüchtigen Fach zeitschriften-Redakteuren der Journalistik des von ihnen zum Studium gewählten Spezialfachs (Mathematik, Naturwissen schaften, Baukunst und Bauwissenschaften, Ingenieur- und Maschinenwissenschaften und Elektrotechnik) widmen wollen, Ge legenheit geböte«, sich schon auf der Hochschule praktische Kenntnisse und Fertigkeiten auf den weitverzweigten Gebieten der Journalistik anzueignen und einen richtigen Begriff von der journalistischen Anwendung ihres Fachwissens zu erlangen. Der Student kann also sein nach Neigung ausgewähltes technisches Fach studieren, um mit einer soliden wissenschaftlichen Bildung ausgerüstet zu sein, und sich nebenbei an den journalistischen Vorlesungen und Übungen beteiligen. Namentlich die keiner der fünf technischen Abteilungen Architektur, Jngenieurwesen, Ma schinenbau, Elektrotechnik und Chemie angehörenden Studenten, die sich Journalistik als Lebensberuf erwählt haben, seien auf die an der Technischen Hochschule in Darmstadt gebotene reiche Gelegenheit zur Ergänzung ihres Wissens, besonders auf folgende im Studienjahr 1907/08 stattfindenden Vorlesungen hingewiesen: Professor Or. Berghoff-Jsing: -Grundzüge der Volkswirtschafts lehre«; -Arbeiterfrage, Sozialismus und Sozialreform-. -Geld-, Kredit- und Bankwesen«; -Gewerbe- und Handelspolitik«. — Ministerialrat Or. Best: -Grundzüge der Rechtswissenschaft«, insbesondre -Urheberrecht, Handelsrecht«.— Professor Or. Kautzsch: Kunstgeschichte. — Professor Or. Berger: Literatur und Kultur geschichte-, inbesondre -Die literarischen Strömungen der Neuzeit«. — Privatdozcnt Or. Alt: Deutsche Sprache, Rede übungen. — Privatdozent Major a. D. v. Pfister: Deutsche Sprache. — Professor Or. Hangen: Französische und englische Sprache. — Professor Or. Nagel: Musikgeschichte. — Privatdozent Or. Goldstein: -Leben und Wissenschaft.« — Privatdozent Or. Schräder: -Grundprobleme der Logik.« — Professor Pfarr: Papierfabrikation und deren Maschinen. — Prof, von Roeßler: Papierprüfung. — Landgerichtsrat Lang: Patent-, Muster- und Zeichenwesen. — Handelslehrer Hcckemann: Kaufmännische Buchführung. -Einem Ziel», schreibt Or. Wettstein, Privatdozent für Journalistik in Zürich, in der Festschrift zur Feier des 10jährigen Bestehens des Professor Kochschen journalistischen Seminars an der Universität Heidelberg (vergl. Börsenbl. Nr. 175), -strebt die Journalistik als Hochschul-Disziplin heute schon mit allen Kräften zu: Begeisterung für die Auffassung zu wecken, daß die Journalistik nicht ein Handwerk, sondern eine Kunst, und daß es herrlich sei, mit dem ganzen Rüstzeug einer tüchtigen Bildung an der geistigen Hebung der Völker Tag für Tag mitzuarbeiten«. "VorlesuugSkurse in Hamburg. — In das diesjährige Verzeichnis des Hamburger öffentlichen Vorlesungswesens sind zum erstenmal auch die Vorlesungen ausgenommen worden, die die Hamburgische wissenschaftliche Stiftung veranstaltet. Der von ihr neuberufene bisherige Vertreter der neueren Geschichte an der Universität Heidelberg, Geheimrat vr. Marcks, liest öffentlich über das Zeitalter der französischen Revolution, Professor Or. Rahtgen, dem die ständige Professur für Nationalökonomie des Hamburgischen Vorlesungswesens übertragen ist, wird über Staats und Wirtschaftsleben in Ostasien lesen. Die Gesamtzahl der Dozenten des Winterhalbjahres 1907/08 beträgt nicht weniger als 148 (gegen 126 im Vorjahre) und die Gesamtzahl der angekündigten Vorlesungskurse 176. Unter den auswärtigen Dozenten befinden sich Vertreter der Universitäten Berlin, Heidelberg, Jena, Leipzig, Zürich und Gelehrte aus Grenoble und Birmingham. Im vorigen Winterhalbjahr betrug die Zahl der Hörer 13 262. * Berufsliteraten und Dilettanten. — Im Feuilleton der -Wiener Abendpost- (1907, Nr. 210) stimmt Herr Or. Emil Löbl, Redakteur an der-Wiener Zeitung«, ein -Lob des Dilettanten- an, das im Verlagsbuchhandel Interesse erregen und Widerhall finden wird. Nach einer sprachlichen Erklärung des Worts (äilsttants) und nach Anführung der verschiedenen dilettantischen Betätigungen erörtert er ihren Wert und meint, es wäre an der Zeit eine Ehrenrettung des Dilettantismus zu versuchen, an seine mannig fachen Vorzüge zu erinnern und die segensreiche Rolle aufzuweisen, die ihm noch beschieden sei. Ein Gebiet gibt es, sagt er wörtlich, wo dem Dilettantismus geradezu eine Retterrolle Vor behalten ist. Ich meine die Schriftstellerei. Vor einiger Zeit habe ich ein sehr hübsches Buch des Wiener Bank präsidenten Morawitz angezeigt und bei diesem Anlasse beklagt, daß so wenige Männer der praktischen Berufe zur Feder greifen. Ein solcher Zustrom von außen tut dringend not. Unsre Schrift stellerei droht kastenmäßig zu erstarren. Man merkt es daran, daß viele Autoren ihre Stoffe aus der Schriftstellerwelt selbst holen. Diese Herren vergessen, daß der Schriftstellerei vorwiegend die Rolle des Chors der griechischen Tragödie, nicht die des agierenden Helden zukommt. Im Körper der Gesellschaft zählt sie nicht zu den eigentlich lebenswichtigen Organen; gemessen an der Bedeutung für das gesellschaftliche Getriebe, haben zahlreiche andre Berufe den Anspruch auf Vortritt. Vom Standpunkt wirklicher Kenntnis der Menschen und der Gesellschaft ist der Ackerbauer und der Kaufmann, der Lehrer und der Arbeiter ein weitaus interessanteres Objekt künstlerischer Behandlung, als der Schriftsteller, der uns neustens immer häufiger als Held der Dar stellung begegnet. Warum das geschieht, ist klar. Der Nur- Schriftsteller, der Erwerb- und Brotschreiber kennt zumeist keine andere als eben seine Welt; die Welt des praktischen Schaffens, des tätigen Lebens, die wirkliche Gesellschaft ist ihm fremd und verschlossen. Was er davon kennt, ist angelesen oder -studiert-, d. h. ausgehorcht, erschnüffelt und oberflächlich be tastet. Leute, die einmal eine Fürstin von ferne gesehen haben, schreiben Aristokraten-Romane; andre, die nicht Roggen von Gerste unterscheiden, bringen uns Bauerngeschichten; wieder andre, die mit dem inneren Zeitungsgetriebe nur durch zurückgesandte Manu skripte in Beziehung stehen, entdecken die Psyche des Journalismus. So entstehen Milieuromane, deren Milieu nicht gestochen und nicht gehauen ist. Besehen wir doch nur ein Gebiet, das uns am nächsten liegt: Wien und seine Gesellschaft. Wem begegnen wir in dem an geblichen Wiener Gesellschaftsroman? Es sind immer wieder die paar hundert Menschen, die mittags auf dem Graben flanieren, auf dem Turf und bei den Premieren obenauf schwimmen, die jüngsten Witze aus dem -Lass Imperial- weitertragen. Ist das Wien, ist das die Wiener Gesellschaft? Das wirkliche Wien ist literarisch unentdeckt. Wer hat uns je das erbgesessene hiesige Patriziertum, das Wien der Werkstatt, der alten Industrie, der Großkaufmannschaft geschildert? Emil Ertl hat einen erfreulichen Anfang gemacht — aber wo sind die Fortsetzer? Woher sollen sie auch kommen? Dem Muß- und Erwerbschreiber, der zwischen dem Nachtcafs und ein paar Jours hin- und herpendelt, erschließt sich nicht die Kenntnis dieses Wien. Ich bekenne, wiewohl es nicht ganz modern ist, daß mich eine sehr tiefe Kluft von der sozialistischen Weltanschauung trennt. Aber ebenso offen gestehe ich, daß in den mannig fachen Schilderungen des sozialistischen Zukunftsstaates ein bestimmter Zug mich freundlich angemutet hat. Das ist die Norm, daß keine Kunstbegabung, kein Musenkuß von der Teilnahme an der praktischen bürgerlichen Arbeit befreien soll, Der Dichter mag immerzu dichten — aber nachdem er sein reguläres Arbeitspensum auf dem Ackerfeld oder im Lehramt, in der Fabrik oder auf der Klinik abgearbeitet hat. Wie es dabei mit der Arbeit und Gütererzeugung bestellt wäre, das mögen die Herren Sozialisten mit sich ausmachen, aber für die Literatur, die ich hier allein im Auge habe, käme keine üble Bilanz heraus. Man denke den kulturellen Gewinn, wenn wir von der Erwerbschreiberei befreit wären, wenn jeder nur schriebe, weil die göttliche Not ihn drängt, und man erwäge, zu welchen Höhen sich das Schrifttum erheben könnte, wenn die Literaten am Borne des wirklichen Lebens säßen und schöpften. In Dänemark hat man im vorigen Jahre einen interessanten Versuch unternommen, über den jetzt ein ausführlicher Bericht in Buchform vorliegt. Man hat dort Universitäts-Hörer zur Mithilfe in der Heidekultur entsandt — das Buch zeigt auf dem Titelblatt einen Kopenhagener akademischen Bürger mit der bekannten weißen Kokarde als Mäher auf einem jütischen Roggenfelde —, und man ist mit den Ergebnissen des Versuchs sehr zusrieden. Die Akade miker zeigten Bescheidenheit und Anstelligkeit, die Bauern sahen weniger auf die Arbeitsleistung als auf die gesellige Unter haltung. Hierbei handelte sich's vorzugsweise um Akademiker aus städtischen Kreisen, denn die vom Lande stammenden hatten meist
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