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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1884
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- Deutsch
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215, 15, September, Nichtamtlicher Theil. 4219 mehreren besteht. Es ist auch eine Buchhandlung hier, die Fren- ner'sche, welche sich die K, K, akademische Buchhandlung titulirt", Censur und Nachdruck, waren wie bereits oben bemerkt für Nicolai vor allen anderen Schäden des damaligen Buchhandels ein Stein des Anstoßes, Die erstere namentlich dünkt ihm „als tückische Waffe der Finsterlinge gegen den Geist der Aufklärung verdammens- werth", während er an dem zweiten Schaden mehr aus geschäft lichen Gründen Anstoß nimmt, „Im Jahre 1765" erzählt er, „wurde ein »Lataloxus librornm probibitoraw« bekannt gemacht und nachher mit einigen Supplementen vermehret. Aus demselben sichet man, wie wenig man die Verbote nach gesunden Grundsätzen machte. Die allerschändlichsten und die allernützlichsten Bücher werden mit gleicher Strenge verdammt. Ja endlich gieng es soweit, daß man im Jahre 1777 diesen Oatalogns selbst unter die verbo tenen Bücher setzte, damit die schlechten Leute nicht die schlechten und die klugen Leute nicht die klugen Bücher aus demselben möchten kennen lernen, und sich durch die Bücherschwärzer, besonders die schmutzigen Bücher für zehnfachen Preis möchten kommen lasten," Diese Censur zusammen mit dem Nachdruck, dessen effektive Schäd lichkeit für ein denselben betreibendes Geschäft sich Nicolai aus einer richtigen Bilanz nachzuweisen erbietet, hemmen den Betrieb der eilf Buchhandlungen, die sich in Wien befinden, „Die beträchtlichsten sind die v, Trattner'sche, v, Kurzböckische, Kraußische, besonders aber die R, Gräfferische, in der man unter anderen einen sehr ansehnlichen Vorrath von ausländischen Büchern findet), die Johann Georg Weingandische und die Wapplerische, Der Herr v, Kurzböck hat eine besondere Buchhandlung in dem ehe maligen Jesuiternoviziat bei St, Anna, wo bloß die große Menge der verordneten Schulbücher für die Normalschulen verkauft wird. Er hat den ganzen Vorrath und Verlag der Schulbücher und zugleich auch einen ungeheueren Haufen ehemaliger jesuitischer Schulbücher und Andachtsbücher für eine große Summe gekauft und gibt noch jetzt eine gewisse Abgabe von dem Verlage und Verkauft derselben. Die Kosten und große Beschwerlichkeiten der Büchercensur und der Büchermauth sind hier der Buchhandlung sehr nachtheilig. Die letztere besonders beläuft sich für Buch händler, deren Geschäfte einigermaßen ins Große gehen, auf eine beträchtliche Summe, Die hiesigen Buchhändler haben noch nicht, wie an anderen Orten Deutschlands geschieht, halbjährige Kataloge von neuen Büchern drucken lassen können. Es ist solches auch nicht wohl möglich, denn sie müssen alle neuen Bücher in die Censur geben, aus welcher sie dieselben erst nach einigen Wochen, ja ehe mals erst nach einigen Monaten zurückbekommen. Sie pflegen also nur den Zeitungen einzelne Zettel beizulegen, um neue Bücher anzukündigen. Da diese Zettel natürlich nach ein paar Tagen mit den Zeitungen vergessen werden, so werden auch die Bücher ver gessen, Dieser Mangel an ordentlichen Katalogen trägt nicht wenig bei, daß viele gute Bücher in Wien nicht so bekannt werden, als es wohl zu wünschen wäre," Auch von einem Lesecabinet im Hause des Herrn von Trattner, das unter Leitung des herzoglich sachsen- weimarischen Rathes, Herrn Johann Friedrich Schmidt stand, weiß Nicolai zu erzählen, und wenn er sodann von der „buchhänd lerischen" Thätigkeit verschiedener bürgerlicher Buchbinder berichtet, die jene ungeheuere Menge kleiner Wiener Schriften verlegen und vertreiben, so mag dieses mannigfache erquickende Gedanken bei dem Sortimenter der Gegenwart Hervorrufen, Unter den ver schiedenen Antiquariaten in Wien nennt der Reisende namentlich August Grässer den Jüngeren, „welcher einen sehr ansehnlichen Vorrath zum Theil von wichtigen Werken hat" und Ernst Klop ft ock, einen Bruder des berühmten Dichters. Unter den neun Buchdrnckereien, welche Nicolai besichtigte, steht wiederum der Name des Herrn von Trattner an der Spitze, „Er hat in seinem > großen Hause auf dem Graben vier Pressen und in seinem Garten in der Josephstadt noch 16 beständig gehende Pressen," Es gefiel dem Reisenden wohl, „daß daselbst in einem besonderen Zimmer drei Korrektoren beständig geschäftig waren, das was aus der Drnckerey kam, zu corrigircn. Desgleichen, daß durch die Kunst, wodurch das Wasser zu dem Springbrunnen im Garten in die Höhe getrieben wird, auch das Wasser in das zweite Geschoß des Hauses gehoben ward, um die Formen der daselbst befindlichen Druckerei zu waschen. Ferner ist daselbst eine Schriftgießerei von sechs Oefen, eine Kupserdruckerei von sechs Pressen, eine Buch binderei, wo zehn Personen arbeiteten, und eine große Niederlage von Papier, welches er selbst auf seiner wichtigen Papiermühle zu Ebergassing, einige Stunden von Wien, machen läßt. Wenn frei lich ein großer Theil seiner, besonders der deutschen Schriften, nicht die schöne Form der Breitkopsischen und anderer hat, so muß man bedenken, welche ganz elende altväterische Form die Buchdrnckerei- Schriften in Oesterreich vor den Zeiten des Herrn von Trattner hatten," — „Es ist zu beklagen, daß er auss Nachdrucken gefallen ist, und sich dadurch auswärts einen üblen Namen zugezogen hat. Ich getraue mir, durch eine richtige Bilanz der Geschäfte nach zuweisen, daß keine Buchhandlung durch Nachdruck emporkommen kann. Sie wird immer von der einen Seite mehr verlieren, als sie von der anderen gewinnt," Auch dem Namen des Herrn von Kurzböck begegnet man bei Schilderung der Buchdruckereien mehrfach. Sein Geschäft, das mit 15 Pressen arbeitet, ist für Nicolai namentlich dadurch merkwürdig, daß dort illhrische Bücher gedruckt werden, „was sonst nirgends in Deutschland zu finden ist", „Es werden darin hauptsächlich Andachts und Schulbücher für die illyrische Nation gedruckt, Herr von Kurz böck hat auch eine orientalische Druckerei eingerichtet, worin beson ders die neue Ausgabe des wichtigen orientalischen Wörterbuchs des Meinasky unternommen worden ist. Es ist unglaublich, aber wahr, daß, da eine Pränumeration auf dieses wichtige Werk in allen Ländern bekannt gemacht wurde, sich dennoch mehr nicht, als ein einziger Pränumerant, der König von Polen gefunden hat". Neben diesen Firmen werden in dem Berichte noch genannt die Buch druckerei der Erben des Edlen van Ghelen mit 14 Pressen, in welcher die Zeitungen und das Kundschaftsblatt gedruckt werden, und dann die G er o ld'sche, welche die Buchdruckerei des Reichshof raths und der Universität ist. So verhältnißmäßig genauen und eingehenden Bericht wir von Nicolai über Buchhandel und Buchdruckereien in Wien besitzen, ebenso spärlich ist die Kunde von ihm hierüber aus München, Dort findet er nur „drei BuchhaMungen, darunter die des ehemaligen Professors einer deutschen Schule, Herrn Strobl's die beträchtlichste ist. Zu bedauern ist nur, daß dieser Mann, der sonst viel Einsicht und guten Willen besitzt, sich vielfältigen Nachdruck hat zu Schulden kommen lassen. Von den drei Buchdruckereien dort ist nur zu erwähnen, daß ihre meisten Lettern altväterisch und oft auch alt und lange gebraucht sind". Noch feindlicher als gelegentlich des Aufenthaltes in Wien spricht sich Nicolai in dem Berichte über seinen Aufenthalt in Augsburg über den Katholicismus und seinen „nur schädlichen" Einfluß auf den Buchhandel aus, und es muß dies bei einer einiger maßen gerechten Beurtheilung, als ein ganz entschiedener und bedauerlicher Jrrthum von seiner Seite bezeichnet werden, zumal man sich nur mit Mühe namentlich hier des Eindrucks erwehrt, als seien die sein Urtheil bildenden Motive keine ganz von Brodneid und blindem Verdammen reinen, Hören wir seinen eigenen Bericht: „Es sind in Augsburg eilf Buchdruckereien, sechs davon sind evangelisch und fünf katholisch. Die letzteren sind ansehnlicher, weil sie mit den großen Werken, welche die hiesigen katholischen Buchhändler unter- 591*
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