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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1884
- Strukturtyp
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- Band
- 1884-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1884
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- Deutsch
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4220 Nichtamtlicher Theil. 215, 15. September. nehmen, überaus viel zu thun haben". — „Die Buchhandlung war in Augsburg bald nach Erfindung der Buchdruckerei beträchtlich. Man findet, daß im 16. Jahrhundert die ansehnlichsten Buchhand lungen im südlichen Deutschland in Augsburg waren. Daher auch Georg Miller, ein Buchhändler in dieser Stadt zuerst 1564 aus jeder Frankfurter Messe ein Verzeichniß aller neu heraus gekommener Bücher drucken ließ. Der deutsche Buchhandel ist darin von dem Buchhandel aller andern Länder unterschieden, daß bei uns nicht bloß die Bücher einer einzigen Hauptstadt, sondern die Werke aus allen so verschiedenen und soweit von einander entlegenen deutschen Städten verlangt werden. Hieraus entstehen besondere Bedürfnisse für den deutschen Buchhandel und complicirte Schwierigkeiten, die sich in keinem andern Lande finden. Unter andern folgt daraus die Nothwendigkeit einer weitläufigen Corre- spondenz und einer auswärtige» Handlung, die oft in viele Ver legenheit und Kosten verwickeln muß; dagegen z. B. der Buchhändler in London oder Paris alle seine Geschäfte in einer Stadt machen, und sie sehr gemächlich nach den Bedürfnissen derselben abmessen kann. Wenn man daher der Geschichte der Ausnahme und des Abnehmens der deutschen Buchhandlung seit 200 Jahren nachspürt, so findet sich immer, daß der Buchhandel in Absicht auf Verlag und Unter nehmungen dem Theilc der Literatur folgte, welche unter dem Volke oder dem großen Haufen am meisten gänge und gäbe war, daß er sich in den Gegenden am festesten setzte, wo diese am meisten blühete, und wieder fiel, wenn sie sich veränderte. Hingegen in Ab sicht aus die weitere Verbreitung oder auf den eigentlich kauf männischen Theil der Buchhandlung findet sich, daß er allemal dem Gange der übrigen Handlung gefolgt, und sich mit Veränderung des Ganges derselben auch verändert habe. Daher hat sich die Buchhandlung immer nach den beiden Hauptmessen des nördlichen und südlichen Deutschlands gezogen. Die Ursache ist sehr begreiflich. Die Buchhandlung ist niemals beträchtlich genug gewesen, um ganze Frachtwagen oder Schifte zu beladen, um eigene Wechsel- remessen zu machen. Daher bedienten sich die Buchhändler der Gelegenheiten, welche andere veraulaßten. Da nun im 16. Jahr hundert Industrie und Handlung in Augsburg aus einen sehr hohen Grad gestiegen waren, so war Augsburg sehr gelegen, um die lite rarischen Produkte des nördlichen Deutschlands, welche nach der Reformation so zahlreich wurden, ins südliche und bis nach Italien zu vertheilen. Zugleich gab aber auch die lebhafte Handlung Augs burgs mit Italien den dasigen Buchhändlern die beste Gelegenheit, die gelehrten Producte Italiens, welche vor Zeiten in Deutschland noch mehr gesucht wurden, bis zu uns zu bringen. Als sich im vorigen Jahrhundert der Gang der großen Handlung und in dem jetzigen Jahrhundert der Geschmack in der deutschen Literatur änderte, mußte nothwendig ein Theil der Buchhandlung in Augs burg fallen, und nur diejenige, welche aus gewisse Weise unabhängig davon war, blieb stehen." Nach diesem historischen Ueberblick, dessen allseitige Richtig keit aus sich beruhen mag, kommt Nicolai auf den Buchhandel der Gegenwart in Augsburg zu sprechen: „Jetzt ist die Buchhandlung in Augsburg in zwei sehr ungleiche Theile getheilt. Es sind jetzt daselbst 9 Buchhandlungen, nämlich sechs katholische und drei pro testantische. Die letzter» gehören zu den mittelmäßigen und bloß allenfalls die Klett'sche kann zu den etwas beträchtlichen gerechnet werden. Die protestantischen Buchhandlungen gründen ihren Ver trieb hauptsächlich aus die Wissenschaften und Künste, welche sich in diesem Jahrhundert von dem nördlichen protestantischen Deutsch land auszubreiten angesangen haben. Sie haben hiebei eine Con- currenz, welche ihren Absatz schmälern muß. In den benachbarten protestantischen Städten Nürnberg, Ulm u. s. w. sind mehrere Buch handlungen, welche eben dies Geschäft mit eben der Lebhaftigkeit treiben! Die Augsburger protestantischen Buchhändler treiben daher zwar ihre Geschäfte mit viel Fleiß, aber auch mit großer Mühsamkeit; Augsburg und die benachbarten Orte können ihnen nicht hinlänglich Unterhalt geben, sie müssen daher die Märkte zu Passau, Linz und Salzburg bereisen, und mäßige Geschäfte mit vieler Mühe und Sorge bearbeiten. Ganz anders steht es mit den katholischen Buchhandlungen in Augsburg, deren Beschaffenheit im protestantischen Deutschland so wenig bekannt ist, daß es nicht überflüssig sein wird, davon hier etwas ausführlicher zu handeln. Sie stehen aus einem viel festeren Grunde, und sind durch die Ver besserung der Literatur in Deutschland, welche sonst auf den Debit vieler ehemals allgemein beliebten Bücher, und folglich aus das Schicksal der Buchhandlungen einen nachtheiligen Einfluß gehabt hat, ganz und gar nicht erschüttert worden. Diese Buchhandlungen gründen sich aus das las canonicum re. Wenn ein Protestant, der sich einbildet, es sei viel Aufklärung in die Welt gekommen, Ver lags-Verzeichnisse dieser augsburgischen katholischen Buchhänd ler zu Gesicht bekommt, findet er Namen, die er sonst nimmer mehr gehört hat. Augsburg kann man bis jetzt als die Stapelstadt der katholischen Buchhandlung in Deutschland und des Handels mit lateinischen katholischen Büchern nach Italien und Frankreich be trachten. Die katholischen Buchhändler in Augsburg sind wahre Grossisten. Die Buchhandlungen der Herren Gebrüder Veith und des Herrn Joses Wolf gehören zu den größten und reichsten in Deutschland und vielleicht in Europa. Ihre Nieder lagen sind unermeßlich und in ihren Schreibstuben werden Ge schäfte von solcher Wichtigkeit den Summen nach gemacht, wie sie gewiß von keinem einzigen protestantischen Buchhändler ge macht werden." Es würde zu weit führen, Nicolai in der Aus führung seines Satzes, daß es unglaublich sei, welche ungeheure Menge Gebetbücher und Prediger in Augsburg gedruckt wurden, bis ins kleinste Detail der Titel zu folgen. Mit großem Be hagen läßt er hierin einmal seinen Ingrimm walten, und wenn ihm dies auch den Beifall mancher seiner Zeitgenossen eingetragen haben darf, so glaube ich doch hier noch einmal hervorheben zu müssen, daß ihm dabei das nöthige Maß von Objektivität in seinem Urtheil fehlte, das daneben immerhin noch einigen kulturhistorischen Werth haben mag. Dem freisinnigen Manne möchte der Abschied von dieser Stadt nicht zu schwer gefallen sein, aber schon in Ulm wird ihm wiederum Gelegenheit, seinem Zorn über die geistige Beschränktheit Luft zu machen. Denn „die Censur wird in Ulm von dem Magistrat bestellt, und die Erlaubniß und Versagung des Druckes hängt dort, sowie an vielen andern Orten von dem Muthe oder der Aengstlichkeit der Censur ab. Besonders ist man un beschreiblich ängstlich wegen aller Dinge, welche auch nur im weitesten Verstände die Stadt und Land zu Ulm betreffen". Er fand in Ulm zwei ansehnliche Buchhandlungen, die Stettin'sche und die Wohler'sche, und ebenso zwei Buchdruckereien, die Wagner'- sche und die Schuhmacher'sche, jene von vier, diese von zwei Pressen. Die letztere ging nachher in den Besitz Wagner's über, dessen Geschäft „schon seit sehr lange bekannt, unter die vorzüg lichsten Deutschlands gehört!" „Sein Vater war besonders berühmt durch die in den vierziger Jahren zu Berlin im Haude'schen Verlage von dem sel. Rektor Miller in Ulm herausgegebenen lateinischen klassischen Autoren. Sie wurden in seiner Druckereh aus kleiner Nonpareilschrist sehr sauber gedruckt; daher man ihm den Namen des deutschen Elzevirs gab." In Stuttgart traf Nicolai zwei Buchhandlungen: die Metzler'sche und die Erhard'sche, nebst einem freilich unbedeuten den Antiquar Betulius. Daneben fanden sich drei Buchdruckereien, die Cotta'sche Hofbuchdruckerei, die Erhard'scheund die Mänt- ler'sche. — Tübingen, das dem Reisenden natürlich ein ganzbeson- jdcres Interesse bot, besaß nach seiner Angabe damals zwei in l gutem Flore stehende Buchhandlungen der Herren Cotta und
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