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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-07-08
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1902
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- Deutsch
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^ 1L5, 8. Juli 1902. Nichtamtlicher Teil. 5S2S der Künstler. Schriftsteller und Autoren, auf deren inniges Zu sammenarbeiten mit dem Buchhandel hinweisend, dem letz teren sein Hoch weihend. Herr Kommerzienrat Carl Engel horn-Stuttgart führte in beredter Weise aus, daß wir heute, obwohl in der Nähe der Sommersonnenwende ange langt, eigentlich das Fest der Wintersonnenwende feierten, denn nach dem am Vormittag glücklich errungenen Siege in der Rabattfrage gehe cs »nninehr aufwärts, der Sonne entgegen. Sein jubelnd aufgenommenes Lebehoch galt dem ersten Vor steher des Börsenvereins, Herrn Albert Brockhaus, der dem lange erstrebten Gebäude das krönende Dach aufgesetzt habe. Freudigen Anklang fand das an den Gefeierten in Vorschlag gebrachte Begrllßungstelegramm, das sofort zur Absendung gelangte. Herr Theodor Ackermann-München dankte im Namen der auswärtigen Gäste für die ihnen gewordene liebenswürdige Begrüßung und antwortete mit einem Hoch auf Stuttgart und die Stuttgarter Buchhändler. Herr Otto Petters-Heidelberg führte den Gedanken des Herrn Engelhorn weiter aus und feierte unter lautem Beifall die Männer, die das glücklich unter Dach gebrachte Haus mit vielen Mühen, Sorgen und Kämpfen gegründet und aufgebaut haben, die Herren Geheimrat Adolf Kröner und Kommerzienrat Engelhorn. Die fröhliche Stimmung ging schon sehr hoch, wozu das oben erwähnte lustige Tafellied wesentlich beitrug, so daß es einer Stentorstimme bedurfte, um im lauten Getöse jetzt noch durchzudringen. Mit einer solchen setzte Herr Direktor Carl Goßrau von der Deutschen Verlagsanftalt-Stuttgart ein und verschaffte sich sofort Gehör. Er gedachte der Arbeit des oft verkannten, fleißigen Sortimenterstandes, der gang bare und nicht gangbare Bücher vertreiben müsse, gleich- giltig ob ein hoher oder geringer Rabatt gewährt würde, und er trank auf sein ferneres Wohlergehen. Auch der Stuttgarter Kommissionäre wurde freundlich gedacht, indem Herr F. Pictzcker - Tübingen ihnen ein Glas weihte, llast vor least befaßte sich Herr C. Schöpping - München in launiger, von lautem Beifall unterbrochener Rede mit dem vielgeplagten Festkomitee, den Herren F. Stahl und E. Josen- hans. Das auf sie ausgebrachte Hoch fand lebhaften Wider hall bei allen Festteilnehmern. Während der Tafel waren reizende Attrappen verteilt worden, die die Firma R. Bong - Berlin gestiftet hatte und die ihre beliebten Verlagsartikel »Berliner Ranger und »Provinzmädel« darsteUtcn. Der Festausschuß halte die Gabe der Firma »Bong« mit »Bonbons« füllen lassen und ver ehrte sie der nicht anwesenden Damenwelt. Die Buchbinder- ftrma Heinrich Koch-Stuttgart spendete einen praktische» Notizblock mit Deckelzcichnung von Peter Schnorr. Beide sinnigen Gaben fanden die verdiente Anerkennung und wurden mit freundlichem Dank entgegengenommen. Im schönen Silberburggarten war ein elegantes, zwei stöckiges Karoussell erbaut, das Gelegenheit bot zu reiten und zu gondeln, und das selbst von älteren Semestern fleißig benutzt wurde. Der Dichter des Festliedes hatte damit seinen Zweck erreicht, wenn er in diesem singt: -Man wird nur einmal wieder jung Und schwelgt in der Erinnerung.- In weiser Voraussicht und den trügerischen Ver lockungen des Wetters nicht folgend, hatte das Verguügungs- komitee das Sichere vorgezogen und den oberen kleinen Saal im Festhause zu einer stimmungsvoll ausge schmückten Pilsener Bierstube umgewandelt, wo bei Brumm baß und Fiedel eine lustige Gesellschaft dem Gotte Gambrinus bis über die Mitternachtsstunde hinaus huldigte. Es zeigte sich hier, daß Verlag und Sortiment nicht nur ihre Ideale zu pflegen, sondern auch ihren Mann zu stellen wissen, wenn es gilt, dem Realen zuzusprechen und vereint ihre Leistungs- BSrlenblalt lür den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. fähigkeit zu zeigen. Ja, die Fama erzählt, daß die ersten Strahlen der Morgeusonne die Seßhaftesten der Seßhaften am Dienstag Morgen begrüßte, als sie von Kampf und wohl verdienter Siegesfeier am heimatlichen Gestade landeten. — Der Dienstag Vormittag brachte die alljährliche Abrech nung, und in zwei Stunden war die Transaktion des Geldes aus den Taschen der Sortimenter in diejenigen der Verleger und Kommissionäre glücklich bewirkt. Nach dieser bedeut samen Arbeit konnte sich die Gesellschaft im Gartensaale des Hotels Textor zum Frühschoppen versammeln, bei welcher Gelegenheit es zu einer schönen Gepflogenheit geworden ist, der von Not bedrängten Standesgenossen zu gedenken. Es hat sich bereits die historisch gewordene Sitte herausgebildet, daß sich ihrer unser beliebter Wohlthätigkeits - Apostel Herr Otto Petters-Heidelberg in sehr verdienstvoller Weise an- nimmt. Er versteht es wie wohl kein Zweiter, mit humor sprühenden Worten die Herzen weich zu stimmen und die Börsen weit zu machen, und so war auch heute wieder die Einnahme einer beträchtlichen Summe für die Notleidenden das Ergebnis seiner dankenswerten Bemühungen. Der Er trag wird dazu Helsen manche Sorge zu verscheuchen; der stille Dank der Bedrängten wird unserm verehrten Kollegen als schönster Lohn sür seine aufopfernde Thätigkeit gelten. Hatte der Himmel bereits Sonntag und Montag sein neckisches Spiel mit dem Festausschuß getrieben, so war dies in erhöhtem Maße am Dienstag der Fall, sür den ein Nach mittags-Konzert im Garten der Liederkranzgesellschaft ange sagt war. Alle Vorbereitungen waren getroffen, als gegen zwölf Uhr ein feiner Regen eintrat, der unerbittlich zu einer Aenderung des Festplans zwang. Das Konzert sollte nun im Saale abgehalten werden, der sür die Gesellschaft auch schon vorbereitet wurde. Unterdessen aber kam die Sonne freundlich zum Durchbruch, die Temperatur stieg, und der Versuch, das Konzert wieder iu den Garten zu verlegen, konnte gewagt werden. Ec gelang bestens, denn die Schleusen des Himmels blieben für den Tag geschlossen. Ein gut gewähltes Musikprogramm wurde von der Kapelle des 3. Infanterie-Regiments »Alt-Württemberg« unter Leitung des Kapellmeisters A. Zöller zur Ausführung gebracht. Die Beteiligung der großen Buchhändlergemeinde entsprach nicht ganz den voni Wirt gehegten Erwartungen, erklärte sich aber zum Teil aus der Sorge manches Mutterherzens für die duftigen Toiletten der Töchter, die für den Abend und den Ball tadellos erhalten bleiben sollten, während die Herren mit mehr Wagemut dem Bündnis trauten, welches das Vergnügungskomitö mit dem Himmel geschlossen zu haben schien. So verlies der Nachmittag ungestört, und bald nahte die achte Stunde, die Scharen in den Festsaal der »Lieder halle-* zusammenströmen ließ, wo eine Familienuntec- haltung stattfinden sollte. Es lag nahe, daß für diese die Form des modernen Theaters, des Ueberbrettls, gewählt war. Schon beim Eintritt wurde das Auge von einem eigenartigen Bühnenarrangement gefesselt, das besonders durch kecke Farben, vornehmlich lila und orange, hervortrat. Als sich nun der Vorhang aufthat, sahen wir zu unsrer Ueber- raschung das Wolzogensche Ueberbrettl, das von seinem früheren Besuch hier in bestem Andenken steht, in der That wieder ausleben. Als »Conferenciers- walteten Freiherr von Levetzow und Baron von Wolzogen; der Darsteller des letzteren — Heinrich Friedrich — war so vorzüglich in Maske und Auftreten, daß mehrere Wetten auf ihn als den vermeintlich wirklichen Herrn von Wolzogen abgeschlossen wurden. Wäh rend des ganzen Abends schwang ein fröhlicher Humor sein leichtes Szepter und ohne alle Uebertreibungen wurden moderne Gedichte, Gesänge, Soloscenen und ein Theaterstückchen Vor gefühl», die durch ihre Schlichtheit und Unkarikiectheit sämtlich 724
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