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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1912
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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oH 195, 22 August 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. b Ltschn. Buchhandel. 9629 großer Verleger mir so schönen Erfolgen gepflegt werden, machten sich bisher noch nicht geltend, wenn man von einigen Versuchen der Fa. -Nyugat- absteht, die in letzter Zeit einige Novitäten mit von Künstlerhand entworfenen Randleisten und Vignetten herausbrachte. Auch in der Buch-Illustration ist man noch ziemlich zurück, da die ungarischen graphischen Gewerbe noch sehr der Entwickelung bedürfen. Es ist dies auch der Grund siir den Mangel an großen Vorlagewerken, seien es architektonische, kunstgewerbliche Werke oder Gemälde- reproduktionen. Hierin ist man mehr denn in allem anderen auf ausländische, in erster Linie deutsche und englische Publi kationen angewiesen. Noch ein kurzes Wort über Jugendliteratur: Jugend schriften und Bilderbücher gibt es in Maste, vielleicht mehr, als wirklicher Bedarf vorhanden ist. Einige der beliebtesten sind Herczegs Llosölr (Märchen) und Molnärs LLI ntoai ünlr, beides Bücher von bekannten Dichtern, die es sich nicht nehmen ließen, auch der Jugend ihr Scherslein zu widmen. Dann gibt es eine große Zahl Übersetzungen der bekanntesten ausländischen Jugendschriften, n. a. eine vorzügliche komplette Jules Verne-Ausgabe in 56 Bänden. Während auch hier die Ausstattung stets nett und gediegen ist, bleibt die Illustration mangelhaft; dies gilt am meisten von den Bilderbüchern, die noch sehr der Verbesserung be dürfen. Man hat diesen Mangel auch bereits eingesehen, und eine hiesige große Verlagsfirma wird für kommende Saison mit einer Reihe Neuansgaben Wandel zu schaffen versuchen. Die Schulbücherproduktion kann man eine fast ungeheure nennen, sie ist im Verhältnis größer als in Deutschland Dies kommt daher, daß fast jede Schule, sei es Volks- oder Mittelschule, andere Lehrbücher besitzt, die fast stets von den Lehrern für ihre eigenen Schüler versaßt werden. Als Kuriosität sei erwähnt, daß die Schulbücher mit einigen Ausnahmen nur broschiert in den Handel kommen. Das Schulbüchergeschäft gestaltet sich dadurch sehr kompliziert, und da die Schulen hier wie in Österreich das neue Schul jahr im September beginnen, fällt für den ungarischen Buchhändler die arbeitsreichste Zeit des Jahres noch in den Hochsommer, in eine Zeit, die der deutsche Buchhändler im Gebirge oder an der See zubringt, wo er noch nicht an die Strapazen der späteren Monate denkt. Die Rabattverhältnisse im ungarischen Buchhandel sind den deutschen sehr nahe verwandt und haben sich nach dem Muster der letzteren entwickelt. Auf Kommisstonsgut ge währt der Verleger ausschließlich nur 25"/,; der Barrabatt hingegen ist fast durchweg 40°/,, bei Jugendschriften und Bilderbüchern sogar 50"/,. Von letzteren werden eine große Anzahl ohne eigentlichen Ladenpreis herausgegeben, sodaß viel Schleuderet damit getrieben wird, kleinere Geschäfte sich die Preise gegenseitig unterbieten und so den Verdienst schmälern. Schulbücher sind mit 25"/, rabattiert. Das System der Vorzugsangebote bei Novitäten ist hier noch nicht einge bürgert. Abrechnungstermin ist ebenfalls die Ostermesse; die Meßarbeiten müssen aber schon Mitte März erledigt sein, da der Zahlungstermin Ende März fällt. Wenn ich einige Worte über das Sortiment sagen will, so muß ich eine genaue Grenzlinie ziehen zwischen Haupt stadt und Provinz. In Budapest gibt es eine Reihe erst klassiger, weltbekannter Sortimentsfirmen, die fast alle inter nationalen Charakter tragen. Neben der ungarischen ist es natürlich die deutsche Literatur, die einen überwiegenden Ein fluß ausübt. Ein guter Budapester Sortimenter muß sein Lager in deutscher Literatur ebenso komplett haben wie ein Buchhändler in Deutschland selbst. Abgesehen davon, daß er die Novitäten an seine Interessenten versendet wie der deutsche Buchhändler, führt er ein großes Börsenblatt sür dm Deutsch«, Buchhandel. 79. Jahrgang. Lager sowohl an teuren Werken als an Volksausgaben; so ist mir nicht ein größeres Geschäft am Platze bekannt, das nicht einen kompletten Reclam führte. Sehr hohe Be deutung kommt dann in Budapest der französischen Literatur zu, in der der hiesige Buchhändler ein Lager führen muß, wie es vielleicht nur einige der größten deutschen Firmen sichren. Seit einigen Jahren macht sich aber auch der eng lische Einfluß mehr und mehr geltend, so daß auch die Nach frage nach englischer Literatur eine sehr rege ist. Man darf daher sein Lager nicht auf Nelson- oder Tauchnitz-Bände beschränken, denn es herrscht viel Nachfrage gerade nach teuren künstlerisch ausgestatteten Publikationen. In den Auslagen der Geschäfte kommt diese Mannigfaltigkeit natür lich zum Ausdruck, und dies gab kürzlich einer großen Tages zeitung Anlaß, Beschwerde darüber zu führen, daß die .großen Budapester Buchhandlungen alles andere, nur keine ungarischen Bücher in den Schaufenstern hätten. Es ergibt sich aus eben Gesagtem ohne weiteres, daß der Budapester Buchhändler in den ausländischen Literaturen beschlagen und in fremden Sprachen versiert sein muß. Deshalb geht auch der strebsame ungarische Gehilfe auf einige Jahre ins Ausland, um sich die nötigen Kenntnisse anzueignen; da aber trotzdem Mangel an sichtlich guten Gehilfen kräften besieht, weil die Ausbildung des Lehrlings eine sehr mangelhafte ist, so werden auch deutsche Gehilfen mit internationaler Erfahrung gern herangezogen; immer hin aber nimmt die Zahl der deutschen Gehilfen in Buda pest ständig ab. Neben den großen Firmen und 2—3 guten wissen schaftlichen Antiquariaten, die auch regelmäßig Kataloge herausgeben, gibt es eine große Anzahl kleinerer Buchhand lungen in Budapest, die sich hauptsächlich mit modernem Antiquariat befassen. Aber auch Novitäten halten diese Firmen ost zu fabelhast billigen Preisen seil, und man kann es oft genug erleben, daß ein neues Werk, das heute in der Aus lage eines regulären Geschäfts prangt, morgen bereits mit 25—30"/, Ermäßigung von den sogenannten Antiquaren ausgeboten wird. Einigen Schutz dagegen bietet der Unga rische Buchhändler-Verein Iröv^vlisresüväölc Lgzllsto«, der mitunter gegen Finnen, die es zu bunt treiben, vorgeht. Budapest war auch früher der für den Vertrieb pornogra phischer Literatur günstige Boden und stand ja leider im Verruf, ein HauptauSsuhrplatz für Schmutz in Wort und Bild zu sein. Seitdem aber die Stadthauptmannschaft mit unnachsichtiger Strenge gegen diese geheimen Agenten vor geht und einige der schlimmsten Nester aushob, ist es hierin besser geworden. Den Verkehr nach der Provinz vermittelt der Kom missionsbuchhandel, d. h. es gibt eigentlich nur einen einzigen reinen Kommissionär: das Geschäft von Karl Rönyi. Nament lich die kleineren Provinzfirmen lassen ihre Kommission von angesehenen Sortimentern besorgen; so kommt es, daß jedes größere Sortiment in Budapest eine Anzahl Kommittenten hat. In den größeren Provinzstädten gibt es ja eine Reihe guter Buchhandlungen, sonst aber ist die Provinz ein wahres Paradies für den Auchbuchhandel. Nicht allein, daß als Nebenbranche Papierwaren vertrieben werden, nein, auch Eisen- und Kurzwarengeschäfte, Spezereihandlungen usw. besassen sich mit dem Verkauf von Büchern. Diese Firmen erhalten natürlich nichts in Jahresrechnung geliefert; ihr Hauptbedarf besteht in Schulbüchern, die im voraus bezahlt werden müssen. Die einzige Vergünstigung, die man ihnen gewährt, ist die, Unverkauftes event. Umtauschen zu dürfen. Man darf aber niemandem einen Vorwurf wegen dieser Zustände machen wollen, der Grund dafür liegt in den Ver hältnissen. Das weite ungarische Tiefland ist ein schwach bevölkertes Agrarland mit nur kleinen Städtchen; das geistige 1255
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