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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1921
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- 1921-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Leit. ^ 183, 8. August l021. Das sind 156 Spalten im Jahr, die sich auf alle Gebiete des lite rarischen Schaffens verteilen, in denen aber den Neigungen des Tagespublikums entsprechend die Belletristik den größten Raum einnehmen wird. Hält man dem die ungeheure Fülle der deutschen Buchproduktion gegenüber, so ergibt sich ein derartig schroffes Miß verhältnis, daß man eine alle Teile befriedigende Lösung Wohl schon aus diesen Umständen heraus für alle Zeit für unmöglich halten mutz. Kein Boykott würde an diesen nun einmal unum stößlichen Tatsachen etwas, ändern. Im allgemeinen bleibt der Umstand bestehen, daß die Buchbesprechung für den Vuchverleger wichtiger ist als für die Zeitung. Der in dem fraglichen Aussatz des Buchhändler-Börsenblatts angeregte Gedanke, der Verlag möchte sich selbst mit Referenten in Verbindung setzen und diese dann der Tageszeitung jeweils Vorschlägen, ist absolut platonischer und sachfremder Natur. Jede große Zeitung hat ihre Referenten, und zwar nicht Schnorrer für ihre Bibliothek, sondern ausgesprochene Fachreferenten, die sich ihr gegenüber erprobt haben. Die bei der Tageszeitung einlaufen- den Rezensionsexemplare werden an bestimmten Terminen einge teilt und gelangen an die Fachreferenten zur Verteilung. Die Tageszeitung mutz es ihrem Fachreferenten überlassen, was er vom Einlauf für so wesentlich hält, daß es eine Besprechung ver dient. Nur so hat die Tageszeitung die Gewähr einer gewissen Objektivität. Und daran liegt ihr vor allem; denn sie empfiehlt in einer Besprechung ein Buch ja ihrem Leserkreise zur Anschaf fung und hat jedenfalls den Wunsch, hierfür das Geeignetste aus zusuchen. Denn sonst wäre ihre ganze literarische Rundschau sinnlos. Eine absolute Objektivität gibt es allerdings überhaupt nicht. Aber welche Gewähr hätte die Tageszeitung, wenn ihr der Verleger den Referenten Vorschlägen würde? Mit aller Achtung vor der Sachlichkeit des Verlegers ist menschlich doch nicht gut anzunehmcn, daß er sich einen Referenten aussucht, von dem er nicht weiß, er wird seiner Veröffentlichung wohlwollend gegenüberstehen. Schon dieser Umstand macht den Vorschlag des Artikels unhaltbar. Dazu kommt noch, daß ein derartiges Vor gehen dem Fachreferentcn des Blattes die Möglichkeit nehmen würde, die Fachproduktion zu überblicken und ans ihr dem Publi kum eine Auswahl zu geben, für deren Enrpsehlnng er ver antwortlich zu zeichnen vermag. Wie geschieht die Versendung der Rezensionsexenrplare an die Tageszeitung? Ich vermag das nur von der Redaktion aus zu überblicken. Und da weiß ich, daß die Redaktion mit einer un glaublichen Fülle von Büchern überschüttet wird, von denen sie nur einen ganz bescheidenen Prozentsatz tatsächlich im Blatt be sprechen kann. Früher liefen die Bücher einfach so ein. Aber die wachsende Konkurrenz hat es mit sich gebracht, daß heute jedem dritten oder vierten Buche Briefe beiliegen, in denen der Ver leger persönliche Mitteilungen darüber macht, wieviel ihm gerade an diesem Buche gelegen ist und wie er der Redaktion gerade für die Besprechung dieses Buches verbunden wäre. Von dem Un fug der druckfertigen Waschzettel will ich ganz absehen, sie mögen zweckmäßig erscheinen, in Wahrheit aber stellen sie seitens des Verlages einen Versuch dar, die sachliche Besprechung auszu schalten und an ihre Stelle eine kostenlose Verlagsreklame zu setzen. Seien wir doch unter uns ehrlich! Der Waschzettel ist außerordentlich viel an der Leichtfertigkeit schuld, mit der das Besprechungsexemplar heute von vielen Blättern behandelt wird. Hierzu kommen dann die Briefe, die die Verleger vielfach an die ihnen dem Namen nach bekannten Fachreserenten der großen Zeitungen schreiben. Sie sind, aus den Umständen erklärlich, Ver suche, das Interesse des Referenten in einer Weise zu beeinflussen, die mit der in dem angeführten Artikel des Börsenblatts gefor derten Objektivität nicht das Geringste gemein hat. Stellt das Buch infolge Kostspieligkeit der Herstellung einen gewissen Wert dar, von dem man cs begreifen kann, daß er ohne Gegenleistung nicht gern aus den Händen gegeben wird, so hat es sich in den letzten Jahren eingebürgert, der Redaktion oder dem Referenten das Buch unter der Bedingung anzubieten, daß eine Besprechung erfolgt. Meine Redaktion reagiert auf solche Briefe entweder gar nicht oder sehr abweisend. Denn wie kann jemand wissen, ob ein Buch der Besprechung würdig ist, ehe er dieses Buch kennen gelernt hat? Ein solches Angebot charakterisiert sich II7S also, gewiß ohne jede böse Absicht, einfach als ein Geschenk dafür, daß man Propaganda macht, als eine relativ harmlose Form von Bestechung. Alle diese Ausführungen wollen sich in keiner Weise gegen den Verlagsbuchhandel richten, dessen Not ich glaube vollkommen richtig zu erkennen, und dem daran gelegen sein muß, für seine Produktion im eigenen Interesse wie in dem des deutschen Schrift- tums eine möglichst breite Öffentlichkeit zu finden. Die ganzen Übelstände stammen aus den unabänderlichen Umständen her, daß der Raum, den die Tageszeitung selbst beim besten Willen für die Buchbesprechung herzugeben vermag, in einem vollkommenen Miß verhältnis zu der an sich erfreulichen Breite des deutschen Schrift tums steht. Das wird sich, wie gesagt, nie ändern lassen. Nehmen wir an, sechs deutsche Verleger haben je ein Buch herausgebracht, die Tageszeitung vermag aber nur eins von diesen sechs Büchern zu besprechen, werden zugunsten des besten dieser sechs Bücher die fünf anderen Verleger freiwillig zurücktreten und aus Be sprechungen verzichten, damit dieses ausgezeichnete Buch seinem Werte entsprechend propagiert werden kann? Ich fürchte, auch die Firma Teubner wird dies nicht tun. Niemand wird es tun, und es ist auch von niemandem geschäftlich und menschlich zu verlangen. Denn jedem liegt natürlicherweise sehr daran, daß der Absatz seiner eigenen Verlagsprodnktion sich nach Möglichkeit erhöht. Ein einziger Weg ließe sich vielleicht gehen, der eine Ver ständigung zwischen Buchproduktion und Zeitnngsbcsprechung an bahnen könnte. Wenn sich die deutschen Verleger entschlössen, de» Redaktionen die Prospekte ihrer Veröffentlichungen zu senden mit dem Ersuchen, aus diesen Prospekten die Fachreferenten das aus wählen zu lassen, was sie wirklich interessiert, würde mancher An stoß vermieden werden. Und ich glaube auch, der Fachreferent, der im allgemeinen durchaus kein Bücherschnorrer ist und ziem lich beträchtliche Summen für seine eigene Fachbibliothek dem Buchhandel alljährlich zusührt, wäre durchaus einverstanden da mit, dem Verlage diejenigen Bücher wieder zuzustellen, die er nach Durchsicht nicht für wichtig genug zur Besprechung gefunden hat. Denn sic stellen für seine Bibliothek meist einen völlig über flüssigen Ballast dar, und die im Teubnerschcn Artikel zum Aus druck kommende Vorstellung, als ob ein heimliches Bündnis zwi schen dem Referenten und dem Antiquar bestehe, kann sich doch nur auf jene Art von wilden Rezensenten beziehen, die der Verlags buchhandel selber künstlich groß gezogen hat. Wenn der Verlags buchhandel seine Bücher nur an die anerkannten Fachreserenten der Zeitungen schicken würde, oder den ihm unbekannten Referen ten auf den Weg über die Redaktion verwiese, würden nicht so viele Klagen und Mahnungen nötig sein. Würde der Verlagsbuch handel noch ein übriges tun, indem er in seinem Interesse das Porto für die Rücksendungen trüge, so ist kaum ein Zweifel, daß sich in eine sehr verfahrene Angelegenheit eine für alle Teile er freuliche Ordnung bringen ließe. Denn leidet der Verlagsbuchhandel unter überflüssig ver sandten Rezensionsexemplaren, so leidet die Redaktion, das kann ich versichern, nicht weniger unter den unendlichen überflüssigen Einsendungen. Auf der anderen Seite fehlt cs nicht an unange brachten Sparsamkeiten des Verlags, wie denn der Fachreferent oft genug das merkwürdige Angebot bekommt, man wolle ihm ein Buch, sagen wir einmal mit 40 °/>, liefern, wenn er dafür eine Be sprechung brächte. Auch das ist höchst unwürdig. Eine gewisse Abhilfe läßt sich vielleicht durch den von mir gewiesenen Weg erzielen, eine absolute auch nicht. Denn jedes Blümchen will ans Licht und jeder Verleger hat ein Interesse an der Resonanz der Öffentlichkeit. Lothar Briegcr. Das Besprechungswesen ist eine Angelegenheit, die für den Verleger nach einer Änderung geradezu schreit. Was Herr L. T. in Nr. 157 des Börsenblatts schreibt, kann ich Wort für Wort unterstreichen und deshalb wohl auch darauf verzichten, noch weitere Klagetöne anzustimmen. Aus meiner eigenen zeitweiligen Tätigkeit als Schriftleiter und Besprecher weiß ich aber auch, daß es von seiten der Presse her schwierig ist, allen Wünschen des Verlegers auch nur annähernd gerecht zu werden. Denn selbstverständlich ist der für Buch-
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