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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1884
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil. Das Paulus-Museum zu Worms und die Wormser Druckwerke des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts. Von Eduard Zernin. (Fortsetzung aus Nr. 25l.) Anton von Worms, dessen Zeichnungen wir noch öfter an zuführen haben werden, war ein berühmter Künstler seiner Zeit. Sein eigentlicher Name war Anton Wönsam oder Wonsam, welche beide Bezeichnungen Vorkommen. Die Familie der Wonsam gehörte im ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts zu den angesehenen Familien der Stadt, mehrere Glieder derselben waren Rathsherren. Etwa um das Jahr 1510 zog ein Mit glied der Familie, Kaspar Wönsam, nach Köln, wo er bald zu großem Ansehen und Wohlstand gelangte; er wurde dort zur Würde eines Senators erhoben und hatte dieselbe lange Zeit hindurch inne. Im Jahre 1546 war er Bannerherr der Kölner Malerzunft, er starb gegen das Jahr 1550. Derselbe war jedenfalls ein bedeutender Künstler, wenn es auch heute nicht mehr möglich ist, ihm irgend welche erhaltene Werke mit Bestimmt heit zuzuschreiben. Sein Talent erbte sein Sohn Anton, welcher etwa um 1500 in Worms geboren wurde und dort seine Kindheit verlebte. Er wird deshalb auch gewöhnlich Anton von Worms genannt (wie man seinen Vater statt mit seinem eigent lichen Namen kurz als Kaspar von Worms bezeichnet) und ent sprechend seinem Taufnamen, der Volkssprache gemäß, „Thoniß" gerufen, so daß er selbst als Monogramm entweder ein ver schlungenes 4.V oder UV führte. Seinen Vater muß er nicht lange überlebt haben, denn im Jahre 1561 war er schon verstorben. Anton von Worms war besonders nach zwei künstlerischen Richtungen hin thätig: in der Malerei und in der Holzschneide kunst. Von seinen Oelgemälden soll nur noch eine kleine Zahl vorhanden sein, eins derselben ist von Herrn Major Hehl in der Sammlung zur Ausstellung gebracht. Dasselbe stellt drei Heilige auf einer Bank neben einander sitzend vor: links be findet sich St. Anton der Eremit, mit dem Rosenkranz in der Rechten, dem Pilgcrstab in der Linken, während zu seinen Füßen der Teufel niedergestreckt ist; in der Mitte sitzt die heilige Barbara, mit einem Buch vor und ihrem Attribut des Thurms neben sich; zur Rechten befindet sich die heilige Katharina mit einem Schwert in der Linken, während die Rechte auf einem Buche ruht und neben ihr im Topfe eine Schwertlilie blüht. Das Bild macht mit feinen Figuren und einem sorgfältig gewählten und ausgesührten Hintergründe einen sehr guten Eindruck. Außer diesem Bilde sollen nur noch vier oder fünf andere Oelgemälde von Anton von Worms bekannt geworden sein. Sehr zahlreich sind dagegen seine Werke, die er als Zeichner und Holzschneider geschaffen hat; ein bedeutender Zeitgenosse hat ihn als Künstler von fast dädalischem Geiste bezeichnet. Die meisten seiner Holzschnitte befinden sich als Abbildungen in den zahlreichen Werken der Kölner Buchdrucker Peter Quentel, Eucharius Cervicornus (Hirtzhorn), Johannes Soter alias Heil und Anderer. Der Biograph des Anton von Worms, Morbo, zählt nicht weniger als 549 Nummern von theilwcise sehr großen Holzschnitten auf, die er in folgenden Abschnitten vorsührt: „I größere Bilderfolgenzu Büchern, 2. religiöse Gegen stände, 3. profane Gegenstände, Mythologisches und Allegorisches, 4. Bildnisse, 5. Titelfassungen und Randverzierungen, 6. Wappen, 7. Buchhändler- und Buchdrucker-Signate, 8. religiöse Gegenstände, Bildnisse und Wappen, mit großen Initialbuchstaben verbunden, 9. verzierte Alphabete und Einzelbuchstaben und 10. die großen Prospekte her Gtädle Cöln und Löwen." Außer dem vorhin beschriebenen Oelbilde und der später zu erwähnenden Wormser Bibel sind im Paulus-Museum noch zwei von Anton von Worms illustrirte Werke mit einer größeren Zahl von einzelnen Holzschnitten ausgestellt; außerdem sind noch zwei schöne Initial-Alphabete zu sehen. Diese Proben ge nügen vollkommen, um ein Bild der Leistungsfähigkeit des Künstlers in jeder Richtung abzugeben. Aus den Jahren 1521—26 sind bis jetzt keine Wormser Druckwerke von Peter Schösser bekannt geworden. Man kann allerdings kaum annehmen, daß derselbe während dieser Zeit unthätig gewesen sei, zumal da in den ersten Jahren der Refor mation, die auch in Worms bald zahlreiche Anhänger fand, dort gewiß doch Schriften religiösen Inhalts gedruckt sein werden. Uebrigens liefert ein noch vorhandener Druck den Beweis, daß im Jahre 1520 neben der Schöffcr'schen noch eine zweite Buchdruckerei in Worms bestand, die Johannes von Erfurt begründet hatte. Diese Schrift ist eine Rede in lateinischer Sprache, die der oesterreichische Kanzler Joannes Schnahtpech vor dem Kaiser Karl V. in Antwerpen 1520 gehalten hat. Am Schluß derselben stehen die Worte: „Impressum Vurmaois per ckvannom Ltkoräianum" (Johannes von Erfurt). Der nächste bekannte Schöfser'sche Druck stammt aus dem Jahre 1527. Damals war in Worms auf Veranlassung des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz die lutherische Lehre ein- gesührt worden, aber auch die Wiedertäufer hatten dort nicht geringen Anhang gewonnen und zwei angesehene Parteiführer, Hans Denk und Ludwig Hetzer nach Worms berufen. Diese beiden Männer ließen nun die Uebcrsetzung der prophetischen Bücher des Alten Testaments erscheinen, welche den Titel führt: „Alle Propheten nach Hebräischer sprach verteutscht 1528"; am Schluffe steht: „Gedruckt zu Worms bei Peter Schiffern", lieber den Werth dieses Buches giebt Keller, der Biograph Denk's, folgendes Urtheil ab: „Wenn alle übrigen Schriften Denks ver loren wären, so würde dieses eine Buch genügen, ihm einen Platz in unserer Literatur zu sichern; denn er hat sich und Hetzer durch diese Arbeit ein Denkmal gesetzt, welches seiner Gelehrsamkeit, seiner Wahrheitsliebe und seinem Talent besondere Ehre macht." Nicht weniger als dreizehn verschiedene Ausgaben dieses Werks in verschiedenen Formaten erschienen innerhalb dreier Jahre und zwar in Straßburg, Hagenau, Augsburg, und jede dieser Ausgaben erlebte einige Auflagen. Denk selbst mußte jedoch, da der Kurfürst von der Pfalz die Wiedertäufer ver folgen ließ, Worms bald wieder räumen; er starb noch in dem selben Jahre in Basel. Das bedeutendste Druckwerk von Peter Schösser war die von ihm unternommene Bibel. Nachdem er schon in den Jahren 1527 und 1528 einen Theil der Bibel gedruckt hatte, ging er an das Werk, die ganze Bibel in deutscher Sprache herzustellen; seine Ausgabe sollte nicht allein durch besonders schönen Druck, sondern auch durch zahlreiche Abbildungen sich auszeichnen. Diese ebenso schöne wie heute seltene Bibel wurde im Jahre 1529 vollendet und führt den Titel: „Liblia. doz-äor.411t unä Xeovea Nestamsntos Nsntsoti." Schösser sagt in der Vorrede Folgendes: „Seitmal der almechtig Gott durch sein güte verliehen hat, daß alle bücher, beyd allt und newes testaments — inns Deutsch ver dolmetschet worden seind. Ist für nützlich angesehen, sölche alle, gantzer Christenheyt zu gut, mit gemeyner Deutscher sprach inn eyn buch — zetrucken." Er gab die schon in der lutherischen Uebersetzung erschienenen Theile der Bibel in derselben, von den beiden noch nicht darin erschienenen Theilen die Propheten in
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