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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1923
- Strukturtyp
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- 1923-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1923
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 54, 5. März 1923. sicher manchen zum Bücherkäufer erzogen haben, aber die grobe Masse mrrd im bMigen Buch immer und ewig einen Ersatz für einen Blumen strauß, Pralines und dergleichen erblicken. In diese neuen Bttcher- käufer — seien es mm gutbezahlte Industriearbeiter oder das Lumpen gesindel, das sich durch Deutschlands Kampf und Unglück bereichet hat habe ich gar kein Vertrauen. Dagegen ging die Schicht dem Bnch- l>andel verloren, die bisher seine festeste und zuverlässigste Grundlage gewesen ist: der gute bürgerliche Mittelstand und das Beamtentum. Diese Kreise können heute Bücher nicht mehr oder nur in beschränktem Umfange kaufen. Dies zeigte sich erstmalig in auffallender Weise beim letzten Weihnachtsgeschäft. An dieser Erscheinung trägt der Buchhandel selbst einen großen Teil der Schuld: Anstatt daß die Bücherpreise nach und nach im Verhältnis zur Gcldeutwertung gehoben wurden, blieben sie lange Zeit tief unter anderen Warenpreisen, um dann plötzlich, etwa seit Einführung der Grund- und Schlüsselzahlen, ziemlich unvermittelt in die Höhe zu gehen. Die künstlich niedrig gehaltenen Bücherpreise stellen noch unter einem ziveitcn Gesichtspunkt einen geschäftlichen und kulturpolitischen Fehler dar: Ist das etwa richtige Kulturpolitik, wenn kulturelle Mittel in einer Weise verschleudert werden^ daß der Erlös nicht mehr hinreicht, neue zu produzieren? Man kann sagen, daß das billige Buch neue Schichten für das Brich gewonnen habe — hoffen wir dies —, man kann aber auch sagen, daß das billige Buch dazu beige- lragen habe, die Wertschätzung und Achtung vor unseren geistigen Gü tern zu untergraben. Diese Erscheinungen werden aus der bevor stehenden Messe ihren Niederschlag sinken: Es wird sich erweisen, ob der Wille zum Buch oder nur der Wille zum billigen Geschenkartikel vorhanden ist. Das Ausland wird ebenfalls sehr zurückhaltend sein, denn die Gesundung der Mark nach dem letzten katastrophalen Sturz auf 47 900 für den Dollar wird dem ausländischen Käufer Vorsicht und Zurückhaltung auserlegen. Im ganzen Buchgewerbe ist es seit Wochen schon bedenklich still. Es erscheint also angezeigt, der Frühjahrsmesse 1923 mit möglichst bescheidenen Erwartungen entgegenzu sehen. Dies gilt nicht nur für den Buchhandel, sondern auch für den Kunsthandel, in dem die Verhältnisse ganz ähnlich wie bei erstercm gelagert sind.« Wir bringen diese immerhin interessanten Ausführun gen unfern Lesern zur Kenntnis, obwohl wir nicht in allen Pnnkten der selben Ansicht sind. Vorträge während der Leipziger Frühjahrsmesse. Bei Ge legenheit der Leipziger Frühjahrsmesse wird Geheimrat Professor Or. Eberhard Gothcin von der Heidelberger Universität am 8. März, abends >68 Uhr, im Bibliotheksaal der Leipziger Handels kammer einen Vortrag über die »Arten der Preisbildung und ihre Verwendung in der Gegenwart« halten. Am 9. März wird ebendort, abends Vs8 Uhr, der Vorsitzende der Reuleanx- Gesellschaft, Professor Hundhausen von der Technischen Hochschule in Dresden, über Nenleauxsche Kinematik (Maschinengetriebelehre oder Zwanglaufmechanik) usw. sprechen. Wie der erste Vortrag in kauf männischen, so dürfte der zweite in technischen Kreisen ans großes Interesse stoßen. Frankfurter Verlags-Anstalt Aktien-Gesellschaft, Frankfurt a. M. -.Die Generalversammlung vom 21. Februar 1923 hat beschlossen, das Kapital der Gesellschaft von 6 500 000 Mk. auf 10 500 WO Mk. um 4 000 000 Mk. durch Ausgabe von 800 Aktien a 5000 Mk. nominal zu erhöhe n. Diese Aktien wurden von dem Bankhause Jacob Wolfs L Co., Frankfurt a. M., mit der Verpflichtung übernommen, hiervon den alten Stammaktionären 400 Aktie» a 5000 Mk. nominal innerhalb einer Ausschlußfrist von 14 Tagen ä 450"/o plus 1500 Mk. für Bczugs- rechtsteuer und Spesen für jede Aktie ä 5000 Mk. anzübieten. Bücherbesprechungen mit Grundzahl veröffentlicht die Krieger- Zeitung (Berlin W. 50, Geisbergstraße 2), die amtliche Zeitschrift des 28 000 Vereine umfassenden Neichskriegcrbundes, fortlaufend in einer Beilage »Für Deine Büchertruhc«. Am Kopf der Beilage ist die jeweils Mtige Schlüsselzahl vermerkt. Leiter der Zeitung ist unser Mitarbeiter -Herr Otto Riebicke. Die deutsche Sprache in Japan. (Vgl. Bbl. Nr. 45.) Vor einigen Tagen hielt in Leipzig in kleinerem Kreise Herr Dr. tteber- schaar, Lektor und Dozent an der Medizinischen Akademie in Osaka, einen Vortrag über die augenblickliche Lage der geistigen und kul turellen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan. Seine Aus führungen boten auch für den Buchhandel viel überaus Interessantes, spielt doch gegenwärtig die Ausfuhr namentlich wissenschaftlicher Lite ratur nach Japan eine sehr große Nolle. Herr vr. Ueberschaar wies n. a. darauf hin, daß die in Japan nach dem Kriege dnrchgcftthrte Vermehrung der ans das Universitätsstudium vorbereitenden Schulen auch eine Zunahme des deutschen Unterrichts gebracht habe. Freilich 274 sei damit das relative Verhältnis zur englischen Sprache, die immer das Übergewicht hatte, nicht verbessert worden. Die Lage für die deutsche Sprache habe sich insofern sogar verschlechtert, als in der Armee vielfach an Stelle des bisher vorwaltcnöen Interesses für Deutschland eine Hinneigung zu Frankreich getreten sei. Überaus bedenklich erscheine vor allem, daß das Englisch in den medizinisch- naturwissenschaftlicken Kreisen, wo bisher das Deutsche so gut wie allcinherrschcnd gewesen, mehr und mehr eindringe. Es hinge das damit zusammen, daß infolge der Verarmung Deutschlands die Forschungen und Untersuchungen gerade auf medizinisch-naturwissen schaftlichem Gebiete bei uns nicht in solchem Umfange gepflegt werden könnten wie in England und namentlich ln Amerika, wo unbeschränkte Mittel für Experimentieren, Tierversuche nsw. zur Verfügung stehen. Infolgedessen befriedigten die wissenschaftlichen Zeitschriften Deutsch lands japanische Interessen nicht mehr in dem Umfange wie bisher und die Japaner, sähen sich, um überall auf dem laufenden zu bleiben, gezwungen, in steigendem Maße sich englisch geschriebenen Zeitschriften zuzuwcnden. Diese Erscheinung verdient in Deutsch* land sehr genaue Beachtung. Es ist selbstverständlich, daß deutscher seits die allergrößten Anstrengungen gemacht werden müssen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Erfreulicherweise findet diese Frage in Japan selbst volles Verständnis. Mit auf japanischen Wunsch ist die Deutsch »-Japanische Vereinigung, die vor dem Kriege bestanden, hatte, dann aber aufgelöst werden mußte, wieder ins Leben gerufen worden. Ihr Präsident ist gegenwärtig der Rektor der Medizinischen Akademie in Osaka, Professor Sata. Der deutsche Botschafter in Tokio, Solf, bringt diesen Dingen großes Interesse entgegen und weiß sie überaus geschickt zu fördern. Als sicherstes Mittel, die Stellung Deutschlands zu festigen, erscheint den genannten Kreisen die Grün dung einer besonderen wissenschaftlichen deutschen Zeitschrift für Japan, ein Gedanke, der auch in Deutschland bei allen Interessenten freudig ausgenommen worden ist. Die neue Zeitschrift wird aus schließlich den neuesten Errungenschaften aus dem Gebiete der Medizin.. Chemie, Technik, Jurisprudenz und Philosophie gewidmet sein; Politik bleibt auSNeschilossen. Als Mitarbeiter kommen nur die bedeutendsten deutschen und japanischen Kapazitäten in Frage: somit wird den ja panischen und deutschen Gelehrten die Möglichkeit geboten, die Er gebnisse ihrer wissenschaftlichen Forschungen auf schinellstem Wege gegenseitig auszutauschen. Interessant war, zu hören, daß Über setzungen ins Japanische weder nötig noch erwünscht sind. In Japan legt man vielmehr Wert darauf, die Originalwerke in deutscher Sprache selbst zu studieren, um zugleich in die deutschen Methoden und in das deutsche Denken cinzudringen, was für das volle Verständnis tatsächlich erforderlich erscheint. Pom polnischen Buchhandel. Der polnische Buchverlegerverband (2>vi»r6ü ?olsIiieti LsitzZarL^-^Vycka^eövv) hat ebenfalls eine Schlüssel zahl cingeführt und sie vom 12. Februar an auf 3000 erhöht. In den Ankündigungen der Neuerscheinungen bewegen sich die Grundzahlen im allgemeinen in den Grenzen von 1 bis 10 Mark. Es kostet beispiels weise ein Noman des vor einigen zwanzig Jahren verstorbenen Schrift stellers A. Dygafiüski (160 S. 8°) eine Mark, eine polnische Gram matik (2. Auflage, 96 Seiten, 8") Mark 2.85. Zv diesen Preisen tritt für alle Werke, die keine Schulbücher sind, ein Zuschlag von 20 v. H., den der Sortimenter erhält. vr. Chr. Kampf gegen die deutsche Presse im besetzten Gebiet. — Die Rhein landkommission hat in der Zeit vom 15. Januar bis zum 15. Februar im altbesctzten.Gebiet unter Ausschluß des Brückenkopfes Düsseldorf- Duisburg insgesamt 86 Zeitungen für die Dauer von drei Tagen bis zu drei Monaten verboten. Nicht eingeschlossen sind in diese Zahl Zeitungen, die zum zweiten und dritten Male während dieses Zeitraumes verboten waren. Die Verbote sind durchweg erfolgt wegen Veröffentlichungen von Protestkundgebungen von Behörden, Be amten und Körperschaften oder wegen der Weigerung der Redaktionen, Artikel der Nheinlandkommission aufznnehmen, die die deutschen Be amten beleidigten. Darüber hinaus haben die Nheinlandkommission und ihre Delegierten in den vier Wochen seit Beginn der Nuhraktion den Vertrieb von 28 im unbesetzten Gebiet erscheinenden Zeitungen im be setzten Gebiet für die Dauer von drei Tagen bis zu drei Monaten untersagt. Diese Zusammenstellung, die der Germania entnommen ist, zeigt am besten, welche Bedeutung der deutschen Zeitung im Kampf um Deutschlands Dasein und Zukunft zukommt. Denn wie die Franzosen glauben, durch Vertreibung de-r Cpitzenbehörden die ganze Verwal tung lahmlegcn zu können, so sind sie ebenso offenbar der Ansicht, mit der Unterdrückung der Presse auch den deutschen Geist in seiner ein drucksvollsten Form unterbinden zu können.
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