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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19230922
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Fort mit allen unproduktiven Kämpfen zwi schen Gruppen und Grüppchen, zwischen Verlag und Sortiment; weg mit diesen langweiligen Wahldebatten! Dem Ganzen zugerichtet sein ist Aufgabe jedes Augenblickes. Aus zur Tat! Was uns not tut, find zunächst einmal: lebendige Menschen, die den Buchhandel nicht wie ein Speditionsgeschäft betreiben. Men schen, die die Liebe zum Buch in unsere Reihen treibt. (Die Frage des Nachwuchses ist für uns brennender und schwieriger als je.) Buchhändler sein — einerlei ob Sortimenter oder Verleger — be deutet u. a. auch: Händler sein mit geistigen Werten. Wenn man sich über das letzte Widerspruchsvolle dieses Satzes klar ist, sobald man in unerbittlicher Fragestellung die Antwort geben muß, daß wir geistigen und künstlerischen Schöpfungen »kaufmännisch» gegen- llberstehen, dann verstehen wir auch die sich immer wiederholenden Divergenzen unseres Berufes. »Zwei Seelen wohnen ach in unserer Brust», und es ist nicht eben zum Heile des Buchhandels, daß die heutig« buchhändlerische Generation überwiegend händlerisch kauf männisch eingestellt ist. Wir verkennen nicht den außerordentlichen Wert, der dem tüchtigen Kaufmann innewohnt, wir sind heute mehr denn je davon überzeugt, daß Männer mit ausgespkdchen merkan tilen Fähigkeiten in unsere vordersten Reihen gehören (Hans Volck- mar), aber ebenso notwendig erscheint es uns, daß dies« notwendige Einseitigkeit ihre Ergänzung findet in solchen Naturen, die dem warm pulsenden Leben und seiner Mannigfaltigkeit näher stehen (Eugen Diederichs, vr. Ehlermann). Der Buchhändler von morgen muß die Fähigkeiten des Kaufmannes mit dem Fleiß des Gelehrten, die Nüchternheit des Rechners mit dem Temperament des Künstlers vereinigen. Ein Zusammentreffen eben dieser Eigenschaften in völ liger Harmonie ist außerordentlich selten. Das ist der Grund, wes halb wir dem Idealbild eines Sortimenters und Verlegers nur all zu selten begegnen. Aber die kommende Generation zu diesem Typus heranzubilden ist unsere Aufgabe. Wir sind verant wortlich für die kommende Buchhändler-Generation, und darum sollten wir nicht mir der Buchhändler-Lehranstalt, sondern auch allem, das auf Vervollkommnung unseres Standes hinarbeitet, ein mehr als platonisches Interesse «ntgegenbringen. Deshalb: Jugend heraus! Di« zweite Notwendigkeit ist ausgedehnte allgemeine Buch propaganda. Glücklich der Mensch, dem die Aufgabe zufällt, diese propagandistische Tätigkeit im Austrage des Börsenvereins zu übernehmen. Unsere Spitzenverbände haben bis heute, trotz eindring licher Mahnung von berufener Seite, die Propagandafrage immer und immer wieder hintenangestellt. Das bleichsüchtige Plakat »Bücher sind billig» oder ähnlich registriere ich nur als negativ« Tat. ES sei deshalb erlaubt, darauf hinzuweisen, daß sich eben ein Umschwung vollzogen hat, wie ihn die Weltgeschichte nicht aller hundert Jahre sieht. Einerlei, ob wir dieser Umwälzung freundlich oder mißvergnügt gegenüberstehen, Tatsache ist, daß eine neue Käuferschicht entstanden und daß — abgesehen von der Werbung einzelner junger Sortimenter — noch wenig geschehen ist, um diese nicht zu unterschätzende neu« Käuferschicht in unsere Läden zu ziehen. Auf diese neuen Käufer aber kommt es heute in erster Linie an. Verheimlichen wir es uns doch nicht, daß unser« früheren Käufer von Tag zu Tag mehr und mehr verarmen, daß sie lange Jahre hin durch für uns völlig unproduktiv bleiben müssen. Woher sollen unsere Umsätze denn kommen, wenn wir nicht die Arbeiter, Mge- stellten und andere »Gut-Situierte» zum Buchrauf ermuntern! Daß der Arbeiter heute auf dem Weg zum Buch ist, das werden alle die jenigen bestätigen, welche dieser Käuferschicht ihr Interesse zu- koandten. Heraus mit den Arbeitern aus den Kinos und Schnops- budlken, — hinein mit ihnen in Leseabende, Bibliotheken und popu läre Vorträge! Psychologisch durchdachte Werbefeldzüge allergröß ten Stils für das Buch sind notwendig. Um Gottes willen kein« toten Plakate! Lebendig« Ströme gehen nur vom Lebenden aus und der anämische Mann auf dem Plakat des Börsenvereins sei Uns «in leuchtendes Beispiel dafür, wie man nicht Reklame macht. Vor allem kommt's auf die direkte Fühlung der Berufenen mit den in Frag« kommenden Menschen an. Auf die lebendige Vermittlung unserer unsterblichen Geister. Auf die Erregung der Neugier der erwachten Arbeiter, auf den Humor, der die Reklame für das Buch umspielen soll, auf ich will dem kommenden Propaganda- Chef des Börsenvercins nicht vorgreifen; wichtiger als alle lang weiligen Debatten über Teuerungszuschläge, Verlegervereins-Stand- punkt, Gilde-Standpunkt ist Lese-Propaganda, Buchpro- p a g and a. Wie notwendig wäre es in diesem Augenblick, daß die leitenden Stellen zu tatkräftiger Steuer, und Devisenpolitik aufrufen würden! Wo war die Börsenvereinsleitung, als unsere deutschen Bücherpreis« die Auslandpreise überholten? Erst nach wochenlanger Verwirrung, die dem ganzen 'Aus land die glücklich erkämpften festen Auslandpreise raubte, hinkte der Börsenverein mit seiner Entschließung nach. — Wenn es uns im Buchhandel an einer wirtschaftlichen Beratungs stelle gefehlt hat, so ist auch hierfür dem Börsonvereinsvorstand der I größt« Teil der Schuld zuzuschieben. Das Buchhändler-Börsenblatts ist (ebenso wie das Gilde-Blatt und di« Verlegerzeitung) ' ein trauriges Dokument für den Leser, der Lösungen und Klärungen wirtschaftlicher Fragen erhofft. Tausenderlei brennende Frage ^ wirtschaftlicher Art sind im letzten Jahre aufgctaucht, aSer keine) unserer Fachblätter hat sich ernsthaft und systematisch mit solcherlei' Fragen beschäftigt. (Einzelne Artikel, z. B. Zur Wirtschaftslage von I)r. Menz, Kalkulations-Methoden von Eugen Diederichs, Gold markbilanzen v. H. Gassert, waren weiße Tauben.) Dein Börsen verein fehlt eine von einem tüchtigen Kaufmann geleitete wirtschaft liche Beratungsstelle, die mit dem Börsenblatt in engster Fühlung stehen müßte. Hut ab vor den Schriftleitern des Börsenblattes, es sind sicherlich außerordentlich befähigte Köpfe, aber nicht von ihnen« allein hängt die Qualität unserer »Börscn-Zeitung» ab! Sie brauI chen Mitarbeiter aus allen Lagern. Helfende, nicht schimpsend-s Dienend«, nicht Besser-Wissende. Würde unser ganzer Stand auck im redaktionelles Teil des Börsenblattes Mitarbeiten, wäre d^ Insertion im Börsenblatt nicht nur ein« geschäftliche Angelegenheil, sondern auch eine Prestigefrage: unser wirtschaftliches Organ könnte sich neben den wirtschaftlichen Zeitungen unserer Großindustrie sehen lassen. Es ist unerläßlich, daß bas Buchhändler-Börsen blatt in Zukunft wirtschaftlicher Berater aller größten Stils sein muß. Ich weise auf die Notwendigkeit aufs eindringlichste hin und bitte alle, die zu dieser Frage etwas zu sagen haben, dieses öffentlich oder in ihrem Kreise zu tun. Seien wir uns darüber klar: der alte Börsenvereins-Schimmel ist schon so gewöhnt an seinen 9l>jährigen Trott, es muß schon etwas Beson deres geschehen, wenn er bis zur 100jährigen Jubiläumsfeier nicht an Altersschwäche eingeht. Altern ist gut und köstlich, weil's an Er fahrungen so reich macht, aber jung sein ist besser: Jugend heraus! Daß die BAG ein« ausgezeichnete Einrichtung wäre, ist heut« (trotz Aalko) Wohl alle» klar. Aber die BAG ist von alten Herren gegründet, und alle Bedenken des Alters haften, ähnlich dem Meltau auf Rosen, an dieser Institution. Ausbau der BAG zur selbständi gen Buchhändlerbank ist die Forderung des Tages. Keine Sorge, Herr Voigtländer, wir wollen Ihr schönes Gebäude nicht zertrüm mern, ausbauen — aufbauen wollen wir! Daß die Leipziger Kommissionäre nicht wissen, was die Stunde fordert, davon gaben sie scholl oft bittere Proben. Der Verkehr Uber Leipzig ist dank allerlei äußeren Umständen, aber auch infolge der chronischen Schläfrigkeit der sächsischen Häuser allmählich einge- schlasen. Der Statistiker kann leicht errechnen, wann das letzte Zet telpaket von Leipzig abgesandt wird. Dabei ist die Idee der Zentra lisierung des Buchhandels in Leipzig ausgezeichnet. Ausgezeichnet ist die Aufrechterhaltung eines Lagers in der Buchhandels-Zentrale, nur, und das ist das Gebot der Stunde, muß der Verein Leipziger Kommissionäre daran gehen, sich zu zentralisieren. Zentralisierung ist nicht nur wegen der Verbilligung des Verkehrs unbedingt erforderlich, Leipzig ist in der Geschichte des deutschen Buchhandels unauslöschlich, von der Einsicht der Leipziger Kom missionäre hängt es ab, ob Leipzig diese Bedeutung behalten wird. Daß die Bekämpfung der Auch-Buchhändler und Schleudere! nicht wirksam genug ist, beweisen die letzten Jahre. Allen Expor teuren und Verlegern begegnen im Auslände aus Schritt und Tritt die Schieber und Auch-Buchhändler, deren Erfassung nicht im ent ferntesten möglich war. Wenn Verlag und Sortiment in dieser wich tigen Frage der Bekämpfung der Schleuder«, die in den nächsten
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