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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1929
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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194, 22. August 1929. Redaktioneller Teil. — Sprechfaul. Börsenblatt f.d.Dtschn.Buchhandel. Professor Vr. Fritz Stier - Somlo, 5köln; Minister des Innern a. D. Rechtsanwalt Wolfgang Heine; Justizrat vr. Julius Magnus, Herausgeber der Juristischen Wochenschrift, Berlin; Generaldirektor Wölck vom Deutschen Buchdruckerverein (für die das Buchdruckgewerbe betreffenden Sonderfragen); vr. Heß, General direktor des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler (für die den Buchhandel betreffenden Sonderfragen). Rechtsschutz des Ladenmieters. Eine Denkschrift der Haupt gemeinschaft des Deutschen Einzelhandels e. B. — Soeben ist die be reits angekündigte Denkschrift der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels, die Vorschläge über einen gesetzlichen Schutz der Ladenmieter enthält, den zuständigen Reichsministerien über mittelt worden. Die Denkschrift zerfällt in drei Hauptteile. Ein gangs wird nachgewiesen, daß die Miß stände auf dem Ge biet des Laden mietwesens nicht mehr als vorübergehende Folgen der Freigabe der gewerblichen Räume in Preußen und in anderen Ländern anzusehen sind, sondern als eine durch neuartige Verkehrs- und Wirtschaftsverhältnisse hervorgerufene Dauererschei nung, die dringend gesetzlicher Abhilfe im ordentlichen Recht bedarf. Der zweite Teil der Denkschrift schildert gesetzgeberische Maßnahmen, die bereits im Ausland (England und Frankreichs den beson deren Verhältnissen im Ladenmietwesen Rechnung getragen haben. Der dritte Teil enthält einen formulierten Gesetzesvor schlag der Hauptgemeinschaft, der im wesentlichen eine Regelung der Materie im Bürgerlichen Gesetzbuch empfiehlt. Es soll in Zukunft die Kündigung von Ladenmietern nur noch aus »wichtigem Grunde« zulässig sein. Der jetzt bereits auf anderen Vertragsgebieten übliche Nechtsbegriff des wichtigen Grundes soll aber für das Ladenmietwesen insofern ausgedehnt werden, als er u. a. auch in Fällen dringenden Eigenbedarfs des Vermieters und bei Zahlungsverzug einer als angemessen festgestellten Miete an wendbar sein soll. Die Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzel handels beabsichtigt, demnächst mit interessierten Abgeordneten und mit den zuständigen Neichsministerien in Verhandlungen zu treten, um nach Möglichkeit die Erfüllung ihrer Forderungen auf gesetz geberischem Gebiet zu beschleunigen. Die Arbeitslosigkeit im Buchdruckgewerbe. — Wie aus den statistischen Erhebungen des Verbandes der Deutschen Buchdrucker hervorgeht, hat die Arbeitslosigkeit im Buchdruckgewerbe im Juli d. I. noch eine weitere Steigerung erfahren, an der die Großstädte in erster Linie beteiligt sind. Während der vorgenannte Verband im Juni d. I. 6711 Arbeitslose hatte, zählte er im Juli 8357 (bei rund 87 060 Mitgliedern). — Im Berliner Buchdruck gewerbe betrug die Anzahl der Arbeitslosen — bei etwa 17 000 Gehilfen — in der Woche vom 3. bis 9. August ö. I. 1675 (gegen 1616 in der Vorwoche), und zwar 1173 Handsetzer, 61 Maschinen setzer, 385 Drucker, 32 Schweizerdegen, 9 Stereotypeure und 15 Kor rektoren. Vom Hilfsarbeiter personal waren in der an gegebenen Woche 818 Personen arbeitslos (in der Vorwoche 812), und zwar 352 Hilfsarbeiter und 496 Hilfsarbeiterinnen. ?ersc>nalnackriclrterr. 8V. Geburtstag. — Ein ausdrücklicher Wunsch des Jubilars machte es uns leider unmöglich, unseren Lesern von dem 80. Ge burtstag des Herrn Robert Voigtländer am 4. August recht zeitig Kenntnis zu geben und dabei seine Verdienste um unfern Stand zu würdigen. Herr Voigtländer wird aber nichts dagegen haben, wenn wir nachträglich davon sprechen. Der Vorstand des Börsenvereins hatte Herrn Voigtländer natürlich seine besten Wünsche ausgesprochen. Die Antwort des Jubilars verdient allgemeine Beach tung, deshalb veröffentlichen wir sie nachstehend. An den Goslar, den 9. August 1929. Gesamtvorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Hochgeehrte Herren! Was wenigen Menschen beschieden, ist mir geworden: Ein durch Arbeit und deren Anerkennung beglücktes Leben, Gesundheit bis ins hohe Alter. Tief bewegt habe ich Ihren Glückwunsch zum Übertritt über die Schwelle der neunziger Jahre empfangen und danke Ihnen dafür aufs herzlichste. Wenn ich nochmals jung werden dürfte, ich würde wieder Buchhändler werden, denn — richtig getrieben — hält unser Beruf Herz und Sinne gesund, füllt den Beutel nicht allzu sehr und hält Fühlung nach oben und unten, sodaß aus hohem Mute, den er fordert, kaum Hochmut werden kann. Darum: Was mir an Kraft noch im Ruhestände verbleibt, ge denke ich weiter zu Nutz und Frommen eines so nützlichen Standes zu verwenden, der hohen Ehren bewußt, die mir sein Vorstand durch Verleihung der Ehrenmitgliedschaft und sonst erwiesen hat. Gut Buch allerwegen! Ihr aufrichtig ergebener Robert Voigtlänöer. Sprecbsaal Können Sie mir ein gutes neues Buch nennen? Von Arthur Hertz, München. Jeder, der von Berufes wegen mit dem Buche verbunden ist, ist es gewohnt, in kleinem oder großem geselligem Kreise die Frage zu bekommen: Können Sie mir ein gutes neues Buch nennen? Meine erste Antwort ist immer: das versteht Ihr Buchhändler besser als ich, denn ich lese nur die Bücher, von denen ich annehmen kann, daß sie mir entsprechen, aber der Buchhändler liest außerdem noch vieles, nur, um sich zu unterrichten. Und fast immer lautet die Antwort: Ja, aber die armen Buchhändler können durch diese Tau sende von Büchern gar nicht mehr durchkommen! Dann spreche ich von den Prospekten und Katalogen, und die Antwort ist: Ach ja, aber da steht immer so viel, daß von dem einzelnen Buche doch recht wenig gesagt wird. Und wenn ich nun auf die Zeitschriften Hin weise, die ganz ausschließlich dem Buche gewidmet sind und auch von der einzelnen Erscheinung allerlei aussagen, bekomme ich zu hören: das mag schon sein, aber erstens kann ich mir nicht eine eigene Zeitschrift dafür leisten, und dann sind es doch zünftige Kri tiker, die das schreiben, und die sehen das Buch natürlich von einem anderen Standpunkte aus an. Ich habe selbstverständlich auch darauf allerhand zu erwidern, aber ich merke aus allem doch das eine, daß die persönliche Buchempfehlung, die Empfehlung von Mund zu Mund, die allerwirksamste ist. Und wenn ich nun prüfe, ob inner halb der zahllosen Hilfsmittel, die zum Buche führen oder den Ver kehr mit den Büchern erleichtern sollen, gerade dieser Umstand der ganz persönlichen Empfehlung hinreichend bedacht und durch Hilfs mittel gestützt wird, dann allerdings muß ich die Frage verneinen. Und, wenn ich nun weiterhin überlege, wie das erreicht werden kann und wie das Hilfsmittel beschaffen sein muß, das zu diesem Ziele führt, dann komme ich zu folgendem Ergebnis: Der Einzelprospekt, also derjenige, der von nur einem Buche spricht, ist das einzige Mittel, das dieser Neigung der persönlichen Buchempfehlung entgegenkommen und sie wirksam unterstützen kann. Und dieser Prospekt muß nun auf folgende Weise gearbeitet sein: er muß in der denkbar persönlichsten Form von dem Buche sprechen, das heißt: ganz einfach, ohne Steigerungen und Überschwenglich keiten, die Handlung und die insgesamte Atmosphäre, die das Buch umschließt, hinlegen. Das rein Sachliche muß der Ausgangspunkt und das Ziel sein, sodaß also, wenn das erwärmende Wort durch ein Bild ergänzt werden soll, das Bild nicht unter den Gesichts punkten nur eines Schmuckes gewählt werden darf, sondern wiederum nur als Unterstützung der sachlichen Aussage. Der Prospekt muß in dem Werke, das er behandelt, selber liegen, und auf einem zweiten Zettel, der entweder als selbständiges Stück oder als abreißbarer Abschnitt eben dieses Prospektes gefertigt sein kann, muß der Leser aufgefordert werden, diesen Prospekt seinen Bekannten in die Hand zu geben. Der gleiche Zettel also muß einen Abschnitt enthalten, durch den der Leser beim Verlage eine bestimmte Anzahl dieses Prospektes anfordern kann. Das Wichtigste, obschon es von rein materieller Natur ist, ist nun, daß der Prospekt in Format, Umfang und Gewicht so angelegt ist, daß er den Briefen des Bücherfreundes mühelos und, ohne viel Porto zu verzehren, in schönem Falz beigelegt werden kann. Ich glaube, daß es in den meisten Fällen weibliche Bücherfreunde sein werden, denn auch die Fragen kommen zumeist von diesen, und ich halte es daher für gut, diesem Umstand in der Wahl des Papieres und der ganzen Ausstattung zu begegnen, das heißt: geschmackvoll, aber ohne Aufwand! (Denn die Frauen sind ganz überaus sachlich.) Dieser Vorschlag soll nicht irgendeines der vorhandenen und in ihrem praktischen Werte unbestrittenen Hilfsmittel der Buchwerbung ausschalten oder abschwächen, aber der persönlichen Buchempfehlung, die erkennbar von stärkster Wirkung ist, die Hand bieten. Schriftleiter: ssranz Wagner. Druck: E. H - d r ! ch N a ch f. Lämtl. in Leipzig. 908 — Verlag: DerNörsenvercin der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlcrhauS. — Anschrift d. Schrtftlcttung u. Expedition: Leipzig C 1, tz>erichtsivcg 20 lBirchhändlerhauö), Postschlicßf. 274/75.
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