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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1921
- Strukturtyp
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- Band
- 1921-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 231, 3. Oktober 1921 streiten, daß das Sortiment immer noch die beste Kundschaft des Verlags ist, und kluge Verleger werden ihre Vertriebsmaßnahmen immer danach einrichten. Sehen wir also von den großen Ver lagen ab, die infolge eines Zeitungsbesitzes mit weitem Leserkreis in der Lage sind, billig und erfolgreich ihre Masscnbuchproduktion abzusetzen und in Kanäle zu leiten, die das Sortiment noch nicht beherrscht, so bleibt die Tatsache bestehen, daß für das gute und wirklich wertvolle Buch das Sortiment immer noch der Haupt abnehmer und Hauptverbreiter ist. In bezug auf diese Bücher ist eine Verschiebung des Geschäftsgangs innerhalb des Büchermarkts noch nicht zu konstatieren. Und die Freunde des Sortiments sehen zu schwarz, die hier Zersetzungserscheinungen glauben ent decken zu können. Trotzdem gibt es natürlich einige Gesichtspunkte zu beachten, die für die Zukunft des Sortiments entscheidend werden können. Vor allem interessiert hier die Frage: Wird die Zukunft eine Ver mehrung oder Verminderung des Konsums guter Bücher dringen? Wird also der Büchermarkt der Zukunft von mittelmäßiger — lite rarisch und technisch — und billiger Literatur beherrscht? Diese Frage stellen, heißt hier noch nicht, sie bejahen. Aber wir haben doch genügend Anzeichen dafür, die letzteres befürchten lassen. Nach der Konjunktur für alle nur möglichen Bücher während der Kriegszcit, nach der Prosperität der Luxusdrucke in den ersten anderthalb Jahren der Revolution erleben wir augenblicklich einen Rückschlag im Bücherabsatz, dessen Ursachen offenbar mit der allge mein fortschreitenden Verarmung weiter Schichten Zusammenhän gen. Vielen früheren regelmäßigen Käufern wissenschaftlicher Lite ratur ist heute deren Anschaffung nicht mehr möglich. Die regel mäßigen Käufer schönwissenschaftlicher Bücher wandern zum großen Teil in die Leihbibliotheken. Und wenn heute das Publikum und die Kulturwelt nach billiger Literatur verlangt, was ist es denn an ders als ein Zeichen einerseits Wohl von dem inneren Zwang zum Buch, andererseits aber von der Verarmung gebildeter Schichten? Dazu kommen noch Bedenken moralischer Art: Wer hat nicht mit Sorgen den steigenden Absatz von Zeitschriften und Büchern von mehr als stark erotischem Einschlag beobachtet? Diese verdorbene Geschmacksrichtung großer Teile des Lesepublikums ist natürlich dem Absatz des guten Buches nicht förderlich. Obwohl wir jetzt in dieser Richtung Gesundungsmerkmale feststellen können — der Absatz einer vor einem Jahre viel genannten illustrierten eroti schen Monatsschrift ist heute um über 50°/» gesunken —, bildet diese Erscheinung in Verbindung mit dem pekuniären Moment doch Verhältnisse, die manchen Verleger veranlassen werden, den Stimmungen und Wünschen Rechnung zu tragen. Die Geschäfts lage, der sich das Sortiment dann gegenübersieht, wäre wohl: Mangelnde Produktion und Absatz guter Bücher, Angebot da gegen billiger inhaltlich und technisch minderwertiger Verlags werke, ohne gleichzeitige Aussicht für den Mehr absatz! Nun stehen wir bezüglich des Warenabsatzes aus dem ökono mischen Standpunkt: Billige Preise, erhöhter Absatz. Allein für das Buch könnte dies doch offenbar nur dann stimmen, wenn erstens mit der Verbilligung keine Qualitätsminderung verbunden ist, und zweitens scheint mir diese ökonomische Erfahrung für den Buchhandel nur dann richtig, wenn gleichzeitig mit der Ver billigung des Buches ein AbbauderPreisefürallean- deren lebenswichtigen Artikel nebenhergehl! Soll man wirklich glauben, daß der Absatz sich wesentlich heben sollte (wohl verstanden also so, daß die Mindereinnahme am verbilligten Buch durch zwei- und dreifachen Verkauf ausgeglichen wird), wenn gleichzeitig die Preise für andere notwendige Ge brauchsartikel steigen? (Dieser volkswirtschaftliche Vorgang darf nicht übersehen werden, wenn einmal ernstlich ein Abbau des Sor timenterzuschlags beabsichtigt wird!) Soll man ferner glauben, daß die bisherigen Käufer guter Bücher — gut immer in Be ziehung auf Inhalt und Ausstattung — plötzlich mit minderer Qualität, wenn auch im Preise billiger, zufrieden sind? Besteht nicht die Gefahr, daß sie dann erst recht den Büchereinkauf ein stellen? Wir sehen also, wenn wir diese Fragen als berechtigt an- sehen, daß das Sortiment in Zukunft tatsächlich gewissen Gefah ren ausgesetzt ist, gegen die es aus sich heraus nicht viel tun kann. Und diese Gefahren scheinen mir solange zu bestehen, solange nicht 1454 zweifelsfrei die Möglichkeit gegeben ist, für billigeren Preis als heute technisch und literarisch gleichwertige Literatur herzustellen. In dem Zustand wirtschaftlicher Erschütterungen, in dem wir leben, sind Erfahrungen und Verhältnisse der Vorkriegszeit nur ganz bedingt auf die Gegenwart anzuwenden. Und darin liegt ja die Wehr- und Ratlosigkeit weiter produzierender Schichten. ! Eine wirksame Hilfe für das Sortiment wäre natürlich eine Ausbreitung seines Einflußgebietes auf das Publikum. Wir wis sen, daß wir gerade bei dieser Frage vor einem Berg stehen, der unüberwindlich erscheint. Die mehr literarisch-bibliophile als kaufmännische Einstellung des heutigen Sortimentsleiters, sein ! Beharrungsvermögen an althergebrachten Geschäftsmethoden ! einerseits, Raummangel und Teuerung andererseits gestatten ihm heute keine Ausbreitung, keine Vervielfältigung seines Geschäfts- ^ betriebes. Wohl sehen wir in allen Städten schön und modern ausgestattete Verkaufsräume mit verlockend ausgebreiteten Bän- ^ den, die zum Kauf anreizen, aber ein Mittel, uni diebuchlade n- fremden Schichten in die Verkaufsräume zu ziehen, ist leider ' auch vom Sortiment noch nicht gefunden. Trotzdem man immer sagt, daß gerade diese Schichten jetzt mehr verdienen als Pro fessoren! Notwendig wäre eine allgemeine Buchpropaganda, unterstützt von allen buchproduzierenden und buchvertreibenden Interessen gruppen. Da am Vorteil einer solchen auch die Auchbuchhändler be teiligt wären, ist ihre Heranziehung zu den Lasten ganz selbst verständlich. An allen Straßenecken, auf allen Briefkästen, aus Postwagen und Postdrucksachen, überall, wo eine freie Fläche in Stadt und Land ist, findet man Zigaretten, Liköre und Sonstiges angeboren. Nirgends aber sieht man den lockenden Ruf: Kauf ein gutes Buch! Wohl sind zu diesem Punkt schon verschiedene Vorschläge auch im Börsenblatt ausgetaucht, aber über diese hin aus sind wir noch nicht gekommen. Es scheint eben, daß auch im Buchhandel, wie auf vielen anderen Gebieten, die Meister fehlen, die aus den Gärungen und Erschütterungen der Gegenwart das Kommende richtig erkennen und es zur friedlichen Entwicklung hinüberzuleiten verstehen. Schweizerischer Buchhändler-Verein. Jahresbericht über das Vereinsjahr 1920/21. (Im Auszug mitgeteilt.) (Schluß zu Nr. 230.) Viel Arbeit hat dem Vorstand der Kampf gegen das Schic- bertum und die Preisunterbietungen gekostet. Un ermüdlich hat er alle ihm zur Kenntnis gelangenden Verstöße verfolgt, und dem Börsenverein und der Außenhandelsnebenstelle gemeldet, und es leistete ihm namentlich die letztere nach Mög lichkeit Unterstützung. Viele unreelle Bezugsquellen konnten so zum Versiegen gebracht werden, leider kommen aber immer und immer wieder neue Übertretungen ans Tageslicht. Durch die neuen Bestimmungen der Auslandverkaufsordnung ist die Ge winnchance für Schieber außerordentlich gering geworden, so daß diese Dunkelmänner Wohl in absehbarer Zeit verschwinden wer den. Wir haben daher vorläufig auch die Veröffentlichung der jenigen Firmen, welche die Auslandverkaufsordnung und unsere Verkaufsbestimmungen verletzt haben, bis auf weiteres unter lassen. Sollte jedoch die Spannung zwischen Tageskurs und Aus land-Frankenpreisen wieder größer werden und das Schieberun wesen erneut einsetzen, so wird der Vorstand sich in seiner Arbeit nicht verdrießen lassen und auch in Zukunft erneut mit aller Energie und mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln gegen alles ankämpfen, was dem schweizerischen Sortiment schäd lich ist und es in seiner Existenz und in seinem Ansehen bedroht. ! Es sei nicht unterlassen, an dieser Stelle allen denjenigen zu dan ken, die durch Meldungen und persönliche Initiative mitgeholfen . haben, den Vorstand in seinem Kampfe gegen das Dunkelmänner tum zu unterstützen. Ganz besondere Dienste leistete uns in dieser Angelegenheit unser Kollege A. Zeller, Zürich, mit dessen Hilfe es uns möglich war, verschiedene Lieferanten von Bücherschiebern seststellen zu lassen.
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