Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1884

Börsenblatt Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigentum de« BörlenvereiaS der Deutschen Buchhändler. 293. Leipzig, Mittwoch den 17. December. 188-1. Amtlicher Theil. Erschienene Neuigkeiten deö deutschen Buchhandels. (Mitgetheilt von der I. C. Hinrichs'schen Buchhandlung.) (* vor dem Titel --- Titelauflage ft — wird nur baar gegeben.) ft Bibttothek, Cottasche, der Weltlitteratur. »6. Bd ^^80. ^ ^ ^ er^b^ * ^ Ar. 8". ** 3. — I. Habbel, VcrlagSl,. in Ambcrg. BuSl. G., Predigten auf die Feste der Heiligen. Hrsg. v. K. Neumann. 7. Lfg. gr. 8°. —. 75 — Predigten bei verschiedenen Gelegenheiten. Hrsg. v. K. Neumann. 5. Hft. gr. 8°. —. 75 Stickmusterbuch. Vorlagen zum Sticken u. Wäschezeichnen. Kleine Ausg. Nr. 1—8. 16". L —. 10 — dasselbe. Große Ausg. Nr. 1—4. 16". ü. —. 15 ^4 "Lbtb 4° UL ^ol.^ Georgi, R., Beatrice. Trauerspiel, gr. 8". * 1. 50 Häußlcr, O., König Albert von Sachsen u. die sächsische Armee. Ein Buch für Sachsens Heer u. Volk. 8". * —. 60 6nrt. * 1. 6V Vietinghoff, L. Baronin v., was die Groß mutter erzählte. Bilder u. Märchen f. die Frauenwelt. 8". * 2. — Largiavör, A. PH., Handbuch der Pädagogik 8. n. 9. Lfg. gr. 8°. u. * —. 80 — Unterrichtslehre sVolksschulkundeft 8. u. 4. Lfg. gr. 8". ü * —. 80 Nichtamtlicher Theil. Die Blockbiichcr. Von vr. Richard Muther. Es machte vor drei Jahren nicht geringes Aufsehen, als ein großartig geplantes Werk angekündigt wurde, das versprach, in acht Bänden die Geschichte der zeichnenden Künste aller Zeiten zu schildern: blugöno Outuit'o slanuel äs llü-mateur ck'ostawpeo. Dem damals herausgegebenen Theil ist nun kürzlich ein zweiter*) gefolgt, welcher den ersten Band des Ganzen bilden soll und die ältesten Erzeugnisse des Grabstichels bis zum Jahre 1480, die Schrotblätter und besonders ausführlich die Blockbücher behandelt. Erwartungsvoll greisen wir zu dem Buche, da ja gerade eine abschließende Bearbeitung der Blockbücher seit Jahren dringend noth that. Weshalb sie nicht srüher erschien, leuchtet Jedem ein, der die zahlreichen Kontroverse» kennt, zu denen diese alten Holz schnittfolgen Anlaß gegeben haben, seitdem Heinecken in der Ickso xänoralv den Versuch machte sie zum ersten Mal zu classi- siciren. Wie wenig haben alle bisherigen Bearbeitungen den Anforderungen des Bibliographen genügt und wie viele Fragen hat nicht in der That ein Buch zu lösen, das diesen Gegenstand wahrhaft erschöpfend behandeln will! Da gilt es zunächst den Stosskreis der Blockbücher zu charakterisiren. Die erste Gruppe wird von den Werken gebildet, die sich an die Bibel anlchnen. Die „Biblia. xanpsruni" gibt eine Concordanz des Alten und Neuen Testamentes. Aus dem Alten Testamente werden dann noch die zehn Gebote und das Buch der Könige behandelt. Das „Ounticuin oautioorum" und das „8alro rogina" verherrlichen die Jungfrau Maria, das „Zeit- -) Paris, A. Lsvy 1884. iLinundsünsjigsier Jahrgang glöcklein" erzählt das Leben Jesu, ein drittes Buch behandelt das Vaterunser, ein viertes die Apokalypse, ein fünftes lehrt die Kunst, die Erzählungen der vier Evangelisten im Gedächtnisse zu behalten. — Außer der Bibel wird die heilige Legende be arbeitet. Ein Buch schildert diejenige vom heiligen Meinrad, ein zweites die vom Antichrist, ein drittes die des heiligen Kreuzes. An diese der Bibel und der heiligen Legende entnommene» Stoffe schließen sich solche, welche die Dogmengeschichte, das apostolische Glaubensbekcnntniß, das Dogma von der unbefleckten Empfängniß Mariä behandeln. Dann kommen die freieren mora lischen Werke, die Lro inorisncki, das Consessionale, die sieben Todsünden, der Heilsspiegel. Wie die Kirche sich die neue Kunst dienstbar machte, so be mächtigte sich ihrer aber auch das profane Leben Es entstehen zahlreiche Kalender, während andere kleine Merkchen den Tvdten- tanz, die Fabel vom kranken Löwen, die acht Schalkheiten, die Sehenswürdigkeiten des antiken und modernen Roms, die Kunst aus den Linien der Hand zu wahrsagen u. A. vorführen. Die Bücher waren weit verbreitet, und es sind noch jetzt fast von jedem verschiedene Ausgaben erhalten. Es gilt also, die Zahl der Ausgaben und ihre Abweichungen von einander genau sest- zustellen, die Frage zu erörtern, welche als die früheren, welche als die späteren zu gelten haben, und den gegenwärtigen Auf bewahrungsort aller erhaltenen Exemplare zu verzeichnen. Erst nach Erledigung dieser Vorarbeiten kann man zu den anderen wichtigen Fragen Stellung nehmen, die sich an die Block bücher knüpfen. Die erste ist die nach dem Ort ihrer Entstehung. Wir wissen noch immer nicht genau, welche der mit lateinischem Text versehenen Bücher den Niederlanden, welche Deutschland 832