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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.12.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-12-22
- Erscheinungsdatum
- 22.12.1884
- Sprache
- Deutsch
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LS7, 22. December. Nichtamtlicher Theil, 6079 für die Zukunft besser thut, diesen Spesenaufwand dem deutschen Autor zukommen zu lassen. Wie dem auch sei, die täglich sich vollziehenden Thatsachen sprechen laut genug, als daß man hier nicht einen Wandel der Dinge zu Ehr' und Nutzen unseres deutschen Vaterlandes anstreben sollte, damit deutsche Künstler und Schriftsteller fortan nicht die weißen Sklaven in den europäischen Plantagen amerikanischer Verleger seien, die unsere Ernte noch auf dem Halm heischen und uns großmüthig die Nachlese aus den Stoppeln überlassen. Das theucrste Buch der Welt. Als ich vor zwei Jahren über die Sunderland- und Ha- milton-Beckford-Bibliotheken Bericht abstattete, und dann über den Verkauf der Afhburnham-Manuscripte Mittheilungen machte, deutete ich schon darauf hin, daß noch andere Sammlungen im Lause der Zeit zum Verkauf gelangen dürsten. Diese Ver- muthung hat sich bewahrheitet. Die unter dem Namen „Sz-ston I-ibrarz-" hier bekannte Bibliothek, die hauptsächlich von Sir John Hayford Thorold Ende des letzten und Anfang dieses Jahrhunderts bis 1834 ge sammelt wurde, wird diesen Augenblick unter dem Hammer des Auctionators verkauft. Das Gesetz erleichtert es jetzt, unproductive Hinterlassenschaften zu verwerthen, und so dürften im Laufe der Zeit sehr viele typographische Kunstwerke ans dem europäischen Markt erscheinen, deren Verschwinden man allgemein bedauerte. Der Bewunderer und Kenner von jkostbaren Lckitiouos xrin- oipss alter Klassiker von den frühen berühmten Pressen Italiens und Frankreichs, als der Drucker in seiner Kunst der Rivale vom Maler war, findet in dieser Bibliothek den reichsten Genuß. Nicht nur sind die Bücher in einem prächtigen Zustande, sondern auch über alle Begriffe complet als Sammlung. An Aldinen und Elzevir-Ausgaben in den schönsten Pergamentdrucken und den reichsten Einbänden aus historischen Bibliotheken (wie vonLorenzo de'Medici, Marguerite de Valois, Diane de Poitirs, Barbarigo, Doge von Venedig, Catharina de Medici, Thuanus, Maioli, che Menars, Grolier rc.) stammend, ist diese Bibliothek eine der vorzüglichsten unserer Zeit. Was diese Bücher realisiren werden, werden die nächsten Tage lehren; nur so viel muß bemerkt werden, daß in England eine sehr trübe Geschäftsstille herrscht, und daß das Publicum zu bedeutenden Ausgaben nicht geneigt ist. Dies wird auf den Verkauf der Bücher und der Preise großen Einfluß haben. Der Verkauf begann am 14. December, und gleich am ersten Tage kam das große Kunstwerk des Altmeisters Johann Guten berg, nämlich seine öiblia Zaera VulAnta, Mainz 1450 bis 1455, zur Versteigerung. Daß man dieses Kunstwerk auch die Mazarinbibel nennt, hat seinen Grund nur darin, daß der im 18. Jahrhundert wohlbekannte Bibliograph Debure in der Mazarinbibliothek ein Exemplar dieser Bibel entdeckte. Aber die große Wichtigkeit und die Rolle, die dieses Buch in der Welt spielt, liegt darin, daß es das erste Buch ist, welches Gutenberg und Frist mit beweglichen Lettern druckten, - das Erste und zugleich das Schönste, was je in der Welt gedruckt wurde, Anfang und zugleich Kunstende dieser größten Erfindung des Menschen. Diese Prachtvollen Typen, von welchen jeder Buchstabe erscheint, als sei er aus Erz gegossen, und welcher Druck! Er sieht aus wie erhaben und so schwarz und glänzend, als hätte er erst gestern die Presse verlassen, — ein bewunderungswürdiges Kunst werk, anzureihen den größten Kunstschätzen der Erde! Wir wissen, daß es nur wenige Exemplare von diesem Juwel gibt, 3 in Paris, 1 in Berlin, 5 in England und vielleicht noch 4 in Deutschland"). Das letzte das hier verkauft wurde, befand sich in Perkins' Bibliothek und erreichte den Preis von 2690-k, es ist jetzt im Besitze von Henry Huth; ein zweites Exemplar, auf Pergament gedruckt, erlangte den Preis von 3150 -k und wurde von Lord Ashburnham erworben. Vor 25 Jahren jedoch wurde ein Exemplar für 595 F verkauft, jetzt in der Bibliothek des Earl of Crawsord. So ändern sich die Preise. Als die zwei schönen Folianten auf den Tisch kamen, gingen sic unter einer gewissen Feierlichkeit und Bewunderung entlang und als das erste Gebot von 500 F' erschallte, wurde es sofort aus tausend Pfund gebracht; von 50 zu 50 F steigend erlangte es die Summe von 3700 T; jetzt glaubte ein Jeder daß der Hammer fallen würde, da erhoben sich aber noch zwei Stimmen und zuletzt erschallte die Kaufsumme von 3900-^ oder 78,000 Mk, zu welcher es unser Landsmann Herr Bernhard Quaritch erstanden hatte; er hat sich durch diesen Ankauf jedenfalls ein Monument gesetzt, welches unsere Zeit überdauern wird; ihm gebührt der Ruhm, daß er das theuerste gedruckte Buch erworben hat, das je in der Welt verkauft wurde! London, 16. December 1884. Franz Thimm. Misccllrn. Bibliothek-Versteigerung. — lieber die in Vor stehendem von Herrn Franz Thimm berichtete Versteigerung wird weiter gemeldet: Vorigen Freitag begann bei Sotheby, Wilkinson L Hodge in London die Versteigerung der von dem verstorbenen SirJohn Hayford Thorold in Syston Park, Lincolnshire, Ende vorigen und zum Beginn dieses Jahrhunderts gebildeten großen und werth vollen Bibliothek. Die meisten der bis jetzt unter den Hammer ge brachten Bücher erzielten ungewöhnlich hohe Preise. So wurde eine außerordentlich seltene Ausgabe derMazarin-Bibel, von Guten berg und Fust in Mainz ca. 1450—55 mit Metalltypen gedruckt, von dem deutschen Buchhändler Quaritch in London nach lebhafter Concurrenz für 3900 Pfd. Stcrl. erstanden. Eine andere kostbare Bibel, „Livlis.8aor-rbg.tiug." in zwei Bänden, auf Pergament ge druckt und in alten blauen Marocco gebunden, in Mainz von Fust und Schösser 1462 gedruckt, brachte 1000 Pfd. Sterl.; eine Copie der ersten Ausgabe der,Bibel in deutscher Sprache(l465)80Psd. Sterl. Caxtou's „Nirronr os tbo IVorlck", welches als das älteste Buch gilt, das in England gedruckt wurde, in blauen Sammet gebunden (1461) wurde Herrn Quaritch für 335 Pfd. Sterl. zu geschlagen. BalbideJauua's „Oatvolieou", (1460) ein prächtiges Exempel von Gutenberg's typographischer Geschicklichkeit, erzielte 400 Pfd. Sterl.; die berühmte „Siblin kolz-xlotta" des Kar dinals Ximenez in 6 Bänden, angeblich die älteste Polyglottenbibel, 176 Psd. Sterl.; eine prachtvolle Ausgabe von„Aesop'sFabeln", mit Holzschnitten von Clovis Ehe, 126 Pfd. Sterl. Aus den Vereinigten Staaten N.-A. — In seiner Jahresbotschaft an den am 1. December zusammengetretenen Kon greß lenkte der Präsident Arthur die Aufmerksamkeit u.a aus die Angelegenheit des internationalen Verlagsrechts. Pcrsonalnachrichtcn. Ordensverleihung. — Der Herzog von Meiningen hat dem Hof-Musikverleger Albert Gutmann in Wien das Ritter kreuz zweiter Classe des herzoglich Sachsen-Ernestinischen Haus ordens verliehen. *) 1 in Dresden im Bibliograph. Museum des Herrn Commissions rath Klemm. Sehr schönes Pcrgament-Explr. 840"
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