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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1929
- Strukturtyp
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- 1929-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1929
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- Deutsch
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X- 214,14, September 182S. Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. so auch der Skisport. Thilo gründete, angeregt durch seinen Schwager in Norwegen, die »erste deutsche Schneeschuhsabrik«, und der in den Anekdoten mehrfach erwähnte Freund Oskar unterließ es niemals, seine Briefe zu adressieren: Herrn Buch-, Kunst- und Schneeschuh händler Thilo. War diese Gründung auch nicht von ewigem Be stand, so war Thilo doch der erste Skiläufer auf den waldigen .Höhen der märkischen Schweiz und' einer der ersten Skisportler in Deutschland, der sich um die Förderung dieser gesunden Leibes übung unzweifelhafte Verdienste erworben hat. Es würde den Rahmen einer Besprechung überschreiten, wenn wir hier auf weitere Einzelheiten aus den 39 Jahren seiner Sorti mentertätigkeit eingehen wollten. Lange Jahre war Thilo Vor sitzender des Branöenburg-Pommerschen Kreisvereins, und 1926 er nannte ihn der Brandenburgische Buchhändler-Verein zu seinem Ehrenmitglied; auch hat er der Stadt Freienwalde als Stadtver ordneter jahrelang wertvolle Dienste geleistet. Ernst und Scherz liegt in dem Buche nahe beieinander. So widmet Thilo dem Andenken seiner Heimgegangenen trefflichen El tern, dem kernigen pommerschen Dorfgeistlichen und der klugen, ener gischen Mutter tiefempfundene Worte verehrungsvoller Dankbar keit. Es könnte auffallen, daß in dem Buche von den drei Kindern, die der überaus glücklichen Ehe entsprossen sind, verhältniismäßig wenig die Red« ist —alle drei sind dem Buchhandel treu geblieben, der älteste Sohn Valentin als Stütze des väterlichen Geschäfts, die Tochter als Leiterin der damit verbundenen Musikalien- und Kunstgewerbe- Abteilung, der Jüngste, Heinz, als Inhaber der Firma seines Namens im vornehmen Westen Berlins — aber das erklärt sich eben aus der Abfassung des Buches »in Anekdoten«, die nur einzelne Abschnitte aus diesem reichen und bunten Leben herausgreifen. Wollte der Verfasser es ganz ausschöpfen, so hätte er noch überreichen Stoff zu weiteren 99 Anekdoten, und es ist zu wünschen, daß er diese als Fortsetzung bringt, sei es zum 59jährigen Jubiläum seiner Selbständigkeit im Jahre 1949 oder zum 100jährigen Bestehen der Firma F. Draeseke in Freienwalde a. d. O. Der Verlag Alexander Duncker hat das Buch mit Sorgfalt und Geschmack ausgestattet und ein recht gutes und neues Bildnis des Verfassers beigegeben. Das liebenswürdige Buch sollte in keiner Privatbücherei der Kollegen fehlen, es wird nicht nur den vielen Freunden Thilos, sondern jedem Berufsgenossen frohe und anregende Stunden bereiten, um so mehr, als wir ja an Biographien bedeutender Verleger keinen Mangel haben, hier aber eine der ganz wenigen Lebensbeschreibungen eines Sortimenters vorliegt, das erfolg reiche Leben eines glücklichen Idealisten! Oscar Zipperling. Mit gütiger Erlaubnis des Verlegers drucken wir als Lese probe nachstehend eine der 99 Anekdoten ab. Ostermesse. Remittieren, disponieren, Zahlenreihen falsch summieren. Nochmals! Nicht Geduld verlieren, Mag es hageln, schneien, frieren . .. Ballen packen, dann — saldieren — Alles dies tun mit Interesse, Solches nennt man Ostermesse. Hrute morgen sollte sie beginnen, und mich hatte mein Chef Heinrich Dannenberg zu seinem Famulus für dies liebliche Werk aus erkoren. Als der Mas gegeben, fiel mir das schadenfrohe Grinsen der Kollegen auf. »Na, Thilo, da kannst du Rechenkünstler was er leben«, sagte Perrin, »daß du's weißt, bei Beginn der Ostermesse bekommt der Chef stets das Meßfieber, eine Krankheit, gegen die der Leipziger Börsenverein bisher noch keine Mittel gefunden hat trotz aller redaktionellen Nachfragen im Sprechsaal des Börsenblattes. Der davon Befallene bekommt ab und zu Tobsuchtsanfälle, die höchstens gelindert werden können, wenn der Famulus schlau ist wie ein Fuchs und dickfellig wie ein Nashorn. Aber vielleicht bist du so ein Doppeltier«. Mein Freund Perrin sprang zur Seite, sodaß meine wohlgezielte Ohrfeige ein Lufthieb wurde. Gegen meine Voraussicht sollte diese Höllenarbeit aber noch einen Aufschub erfahren, denn gleich nach dem Chef trat der Assessor Wiedehopf in den Laden. »Herr Dannenberg, eine kleine Differenz. Ich erhielt gestern eine Rechnung über 82.75 Mark, aber die habe ich schon vor acht Wochen bezahlt, hier ist die Quittung..« Der Chef setzte sich den Kneifer auf und prüfte den Zettel. »Ja, ver ehrter Herr Assessor, dies ist doch keine Quittung, dies ist — wie soll ich mich ausdrücken — eine, eine Bitte um Zahlung.« »Was, — also «ine Mahnung wollen Sie sagen, und dabei steht hier wört lich: für Ausgleich bin dankbar? Sollte es eine Mahnung sein, so mußte es doch heißen: für Ausgleich wäre ich dankbar, dieser Indikativ bin bedeutet eine Quittung; ich bin Jurist und Stilist, 1002 da ist nichts dran zu deuteln« . . . »Aber ja, nein, ich bitte Sie, nein, das ist so eine Phrase, die ich immer amvende« .... »Tut Mir leid, es ist eine Quittung.« »Nein, nein, wahrhaftig nicht. Herr Schlag — wo ist Herr Schlag?« Unser Prokurist erschien. Seinem Zeugnis, das fast in einen Eid ausartete, glaubte endlich der Assessor; er zahlte, doch — mit Vorbehalt. »Ich will doch zu Hause nochmal in meinem Ausgabenbuch Nachsehen.« Als er das Lokal verlassen hatte, brüllte der alte Choleriker auf wie ein angeschossenes Wildschwein und raste in dem nicht sehr breiten Ladenraum auf und ab, dabei einen soeben eingetroffenen Stoß einer Broschüre »Die Kunst der Selbstbeherrschung« vom Tisch fegend. »So ein Kerl, so ein Kerl, Herr Schlag, was sagen Sie, so ein Kerl!« Ehe noch Herr Schlag antworten konnte, tat sich die Ladentür wieder auf. Der Geheimrat Petersen erschien. »Auf meiner Rechnung steht ein Posten irrtümlich, hier: Dido 10 Mark, habe ich nicht bekommen, bezahle ich nicht. Setzen Sie die 10 Mark ab« . . . »Einen Augenblick, Herr Geheimrat«, rief darauf der sich mit aller Energie zur Ruhe zwingende Chef, »wir werden es unter suchen.« »Dann aber schnell, ich habe keine Zeit!« »Wer hat die Rechnung ausgeschrieben?« »Thilo«, rief jemand. »Herr Schlag, haben Sie nicht mit dem Thilo die einzelnen Posten aus der Strazze ins Hauptbuch übertragen?« »Jawohl, Herr Dannenberg, — ach, ich sehe schon den Fehler. Hier auf Seite 722 steht 1 Goethe Faust in Leder 10 Mark, und fünf Reihen darunter: noch 1 Goethe Faust 10 Mark. Ich werde also diktiert haben: ein ckito, und da hat der Thilo falsch gehört: ein Dido« . . . Da lachte der Geheimrat hell auf. »Ja, natürlich, so ist's gewesen, es stimmt, ich habe den Faust zweimal gekauft.« Als der alte Herr fort war, blickte ich auf den Chef. Des Olympiers Stirn war in Falten gezogen; in der Hand hielt er die Broschüre »Die Kunst der Selbstbeherrschung«. Plötzlich seufzte er tief auf und rief milde: »So, jetzt kommen Sie, wir wollen remit tieren«. Nun zogen wir uns in die Marterkammer zurück, wie dieser Raum von altersher hieß, und es begann die mörderische Buchungs schlacht gegen die Krebsaspiranten, die in wackelnden Stapeln an den Wänden alphabetisch aufgebaut waren. Die ersten 30 Minuten sah die Sache harmlos aus, dann aber nach einer halben Meter langen Doppeladdition, bei der ich richtig und der Chef falsch gerechnet hatte, fiel der erste Esel — sonderbarerweise auf mich. Da packte mich der Galgenhumor, und da ich von jeher ein reges Interesse für die Statistik gehabt habe, buchte ich auf einem Sonderzettel gewissenhaft alle Namen aus dem Tierreich, die in den beiden nächsten Wochen in diesen heiligen Hallen auf mich mederprasselten, biß die Zähne zusammen und dachte an — Mucius Scaevola . . . Folgendes war das Endresultat meiner Statistik: an erster Stelle stand Rindvieh, nämlich 17mal, damr folgte 12mal Rhinozeros, 9mal Esel, 6mal Kamel und — sonderbarerweise — nur einmal Hammel. Als wir als letzten den Verlag Julius Zwitzler, Wolfen büttel, abgerechnet hatten, warf der »Alte« die Feder auf die Erde, stieß einen Ton aus wie ein Indianer, wenn er glücklich ein ver haßtes Bleichgesicht skalpiert hat, und rief: »Gott sei Dank, daß der Dreck erledigt ist. Na, Thilo, ich glaube, Sie hatten zuerst Angst vor der Ludersache — und was sagen Sie nun? Aber das merken Sie sich fürs Leben: Selbstbeherrschung, Selbstbeherrschung, darauf kommt's an. Sehen Sie, früher war ich heftig, da hatte es, wie ich gern zugeben will, der Remissionsfamulus nicht leicht, aber diesmal, nicht wahr, kein unfreundliches Wort haben Sie von mir gehört und — heute nachmittag können Sie spazieren gehen und — wann waren Sie eigentlich das letzte Mal in Werder?« Kleine Mitteilungen Jubiläum. — Ein halbes Jahrhundert besteht am 16. Sep tember die Firma Fr. Weidemann's Buchhandlung und Antiquariat in Hannover. Der Gründer, Friedrich Weide mann, war vor seiner Selbständigmachung schon in Hannover tätig gewesen und erfreute sich als Buchhändler großer Beliebtheit und An erkennung. Es war daher kein Wunder, daß sein Unternehmen bald einen guten Aufschwung nahm. Dazu verhalf auch die günstige Lage des Geschäftslokals nahe dem Zentrum am Steintor. Neben allgemeiner Geschenkliteratur wurden besonders Schulbücher geführt. Anfang der neunziger Jahre mußte das Geschäft verlegt werden, da das betreffende Haus infolge eines Strahendurchbruchs abgerissen wurde. Die Firma kam im Hause Langelaube 50, Eingang jedoch von einer Nebenstraße aus, unter. 1898 verkaufte Friedrich Weidemann sein Sortiment an Herrn Heinrich Witt, der alsbald im selben Hause nach der Haupt straße umzog. Bedingt durch die Lage auf dem Wege zur Technischen
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