Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1884
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18840519
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188405193
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18840519
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-19
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2326 Nichtamtlicher Theil, öl- 116, IS, Mai. immer höherer Vervollkommnung unserer Leistungen anzuregcn, darf der Berichterstatter nicht verschweigen, daß ihm von gar mancher Seite Klagen über den Ausfall der Gerichte und über die Mangel haftigkeit der Bedienung zu Ohren gekommen sind, und daß er selber sich erinnern kann, schon besser am Cantatcsonntag gegessen zu haben. Andererseits aber muh anerkannt werden, daß auch rückhaltloses Lob über die „vorzügliche Verpflegung" zu hören gewesen ist, und wenn man an die gewaltigen Schwierigkeiten der Herstellung eines Diners von 700 Couverten denkt, so wird man gegen einzelne Mängel oder Verstöße gern Nachsicht üben, znmal wenn der Ver laus der Tafel selbst, wie am Sonntag, ein durchaus befriedigender war Das Arrangement war das gewöhnliche. Jeder Gast wurde durch das zierlich aus seinem Teller aufgebautc Modell eines Ge bäudes überrascht, welches sich bei näherer Betrachtung als die „Neue Buchhändlerbörse" erwies und ans seinen inneren Seiten die Speise- und Weinkarten, sowie das Mnsikprogramm trug. Wenn der Bau so ausgeführt wird, wie hier angedcutet, so wird er sehr schön. Besondere Befriedigung erregten die Prachtwohnung des Herrn Generalsecretärs aus dem Dache und die Gefängnisse und Folterkammern für die Schleuderer. Auch in diesem Jahre wurden die Trinksprüche eröffnet durch den Vorsitzenden Herrn A, Kröner, der die Versammlung in kurzen, warmen, schlichten Worten anfforderte, aus das Wohl Kaiser Wilhclm's und König Albcrt's z» trinken. Tie allseitige, begeisterte Zustimmung, welche diese Aufforderung fand,wardiebesteBestätigung der Worte des Redners, daß dieser Toast bei unseren Versamm lungen längst sein „ossicielles" Gepräge verloren habe, daß erckeiner besonderen Motivirung bedürfe, sondern ein Herzensbedürsniß der Festgenossen sei. Die Aufgabe, die Versammlung im Namen des Festcomites zu begrüßen, hatte Herr Hirschfeld übernommen. Er sprach seine Freude aus, daß sich die Bernfsgenossen auch diesmal nach einem Jahre voller Arbeit und voll emsigen Schaffens so zahlreich einge- fnnden hätten, nicht nur zur Erörterung und Berathung wichtiger Fragen, sondern auch zu dem Zwecke, einige Tage in frohem Zusam mensein Erholung und Stärkung zu neuer Arbeit zu finden. So begrüße er den» frohen Herzens die Vertreter des Deutschen Buch handels sowohl, alsauchdiejenigen ausländischen College», welche stets in reger Fühlung mit Deutschland ständen, die bewährten Gönner und Freunde unseres Standes, die uns auch diesmal die Ehre ihrer Anwesenheit schenkten: die Vertreter der Reichs- und Landes- wie der städtische» Behörden und der Universität, sowie die Herren Autoren und Schriftsteller, Ihnen allen gelte sein froher Will kommensgruß und sein Hoch, Nach längerer Pause ergriff Herr Bürgermeister Or Tröndlin das Wort, um zunächst im Namen der Stadt den Dank für die ver nommene freundliche Gesinnung auszusprechcn. Er sei sicher, daß sein Toast freundliche Zustimmung finden werde bei allen Leip zigern, allen Anwesenden, ja auch allen den Angehörigen des Buch handels, welche heute hier nicht mit versammelt sein könnten. Zwar stehe er unter dem Eindruck, daß das, was er zu sagen habe, an dieser Stelle schon oft gesagt und angehört worden sei, aber er habe das Bewußtsein, daß das Verhältniß zwischen der Stadt Leipzig und den, Buchhandel demjenigen zwischen guten Eheleute» zu ver gleichen sei, welche ja, auch wenn der Zauber der Jugend und Schönheit erloschen sei, noch immer gern von einander hörten und gern sich immer wieder bestätigten, daß sie einander zugethan seien. Eine Geschichte Leipzigs, welche nicht bloß äußere Ereignisse schil dere, sondern auf die innere Entwickelung der Dinge cingchen wolle, werde sicherlich zugleich ein gutes Theil zu einer Geschichte des Buchhandels liefern — und umgekehrt. Denn nicht nur geschäftlich seien Leipzigs Buchhändler und Drucker längst auf's Innigste mit der Stadt verknüpft. Die lange Reihe der goldenen Stiftungen, deren sich die Stadt zu erfreuen habe, weise seit etwa 300 Jahren, wo zuerst ein Angehöriger des Buchhandels, darin austrctc, bis zur allcrjüngsten Zeit, bis auf Karl Tauchnitz, eine Anzahl von Spendern ans, die ihren Gemcinsinn in edelster Weise bethätigt und ihre Namen unvergeßlich gemacht hätten. Die Leipziger aber seien Vertreter des ganzen deutschen Buchhandels, und dieser Gesammt- heit wolle er gern die Hoffnung aussprechen, daß das schon längst bestehende Band noch inniger und fester geknüpft werde durch de» heute gefaßten Beschluß zum Bau einer neuen Börse, daß bei dieser Gelegenheit die Stadt Leipzig ihre Würdigung dieses Verhältnisses sicherlich auch gern äußerlich in entsprechender Weise bethätigen würde. Dem deutschen Buchhandel aber gelte sein Hoch, ihm sei Ehre und Preis, er blühe, wachse und gedeihe! Herr Theodor Ackermann aus München erhob sich, um eine Lücke auszusüllen, welche ihm in der Reihe der officiellen Trink sprüche bis jetzt ausgefallen sei. Seit langen Jahren sei cs eine liebe Gewohnheit, an dieser Stelle auch eine» Spruch aus Leipzig auszubringen. Der Herr Bürgermeister habe diesen Spruch bereits als empfangen angesehen und aus die Verbindung zwischen Leipzig und Buchhandel hingewiesen. Diese Thatsache sei ja gewiß ebenso unbestreitbar als erfreulich; er möge sich aber die Frage erlauben, ob das Verhältniß sich so entwickelt hätte, ob es überhaupt möglich gewesen wäre, wenn Leipzig nicht noch etwas in sich enthielte, das dafür unentbehrlich sei: die Universität, Sie vor allen, habe den Buchhandel gehoben, und wenn das Verhältniß zwischen Leipzig und dem Buchhandel einer Ehe zu vergleichen sei, so nehme die Universität in dieser Ehe jedenfalls eine bedeutende Stelle ein: ob die einer Tante, einer Schwägerin? das zu entscheiden, wolle er Anderen überlassen. Jedenfalls aber habe die Universität zur Blüthe des Verhältnisses wesentlich beigetragen, und deshalb bringe er ihr ein Hoch! Den Dank für diese freundlichen Worte auszusprechcn, ergriff SeMagnificenz, dcrRcctor der Universität, Herr Professor Hcinzc das Wort, Er führte in geistvoller und humoristischer Weise aus, wie die Angehörigen der Universität, Professoren und Privat- docenten eine Doppelstellung im Leben hätten: das eincmal seien sie Lehrer und brauchten als solche Schüler, und wenn es an letzte ren, Gott sei Dank, in Leipzig auch nicht fehle, so habe er doch noch nie gehört, daß sich ein Professor über 'zu viele Hörer beklagt habe. Sodann aber seien sie Arbeiter am Bane der Wissenschaft, wenn auch die einen als königliche Bauherren, die anderen als Kärrner in mühseliger Tagesarbeit, Und ihre Arbeiten sollten nicht im Verborgenen bleiben, sic alle hätten das Streben nach dem Tageslicht, nach den, Markt des Lebens, sie wollten auch verkauft sein, und hier bedürften sie vor Allen, des Buchhändlers, Zwar hätte schon so mancher Gelehrte den Versuch gemacht, sein eigener Verleger zu sein, er habe aber gewiß nie Wolle und noch weniger Seide dabei gesponnen. So sei denn das erste Verdienst des Buch händlers , daß er den Kindern der Gelehrten die Existenz in der üblichen dreidimensionalen Form ermögliche. Aber der Buchhandel habe noch einen weit größeren Antheil an der Blüthe der Wissen schaft, Er, der Redner, sei seines Zeichens Philosoph, er wähle seine Beispiele gern aus der Geschichte seiner Wissenschaft, und so möchte er sagen, daß ihm der Buchhändler oft mit Sokrates ver gleichbar zu sein scheine, — über welches Gleichniß man nicht erschrecken möge. Er glaube nämlich, daß der Buchhändler an den Gelehrten oft dieselbe Function ausübe, wie Sokrates an seinen Genossen: eine Thätigkeit, welche unverkennbare Aehnlichkeit mit der ehrsamen Beschäftigung der Mutter des Philosophen habe, welche bekanntlich die nützliche und unentbehrliche Kunst der Mäeutik ausgeübt habe. So habe auch Sokrates nicht geruht, bis
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder