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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1853
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1853-01-21
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1853
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- Deutsch
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und beständig zunehmende Anzahl von Exemplaren beliebter Werke bei ihrer Erscheinung nehmen, ist unzweifelhaft. Es bestehen in London, außer einem halben Dutzend großer Leihbibliotheken, einige hundert kleinere, und viele hundert Bücherclubs von einer Anzahl von Familien, die sich dazu vereinigen und die Bücher unter sich cir- culiren lassen, und am Ende des Jahres unter sich vertheilen. Die Londoner Leihbibliotheken verschicken ihre Bücher aufs Land, und sogar über die See, an Subsccibenten, welche durch eine höhere jährliche Bezahlung das Recht haben, je 40 Bände in Händen zu haben, und fast jede Familie, die den Sommer oder das Jahr auf ihren Gütern zubringt, ist bei einer von ihnen abonnirt. Das Abonnement ist nicht sehr hoch, in der Stadt von 1—3 Pf. St-, je nach der Zahl der Bände, die man zugleich zu haben wünscht, auf dem Lande von 3—8 Pf. St. Dafür hat man das Recht, eine ge wisse Anzahl der neuesten Werke zu verlangen. In den Provinzial städten besteht dieselbe Einrichtung, nur in einem etwas kleineren Maßstabe, und man kann sich daher leicht denken, daß ein Buck, dessen Titel oder Namen des Schriftstellers, oder der Gegenstand oder irgend ein Umstand, der die Neugierde einer großen Zahl von Abonnenten aus sich zieht, im Augenblick in einer großen Auflage von den Leihbibliotheken und Bücherclubs verschlungen wird. Der Grund dieses großen Bedürfnisses liegt theils in dem hohen Preise der Bücher, theils in der höhern Bildung der Frauen in Eng land, welche mehr und ernsthaftere Bücher lesen, als sonst in irgend einem Lande. Der hohe Preis der englischen Bücher schreibt sich vor allem den Kriegszeiten zu, wo die Preise aller Dinge, wegen der fast unerschwinglichen Steuern, die auf allem lagen, aufs äußerste getrieben wurden, und der Erfolg dieser übertriebenen Bücherpreise war das ausgebreitete System der Leihbibliotheken hervorzurufen, bei dem sich der Kaufpreis auf viele vertheilte. Aber nach und nach ist dieses System, anstatt eine Folge der hohen Bücherpreise zu sein, seinerseits zur Ursache ihrer Beibehaltung geworden. Denn wer ist reich oder unsinnig genug, einen Roman, den man an einem Abend flüchtig durchsieht, mit Guineen zu bezahlen und sein Haus mit ephemeren Büchern dieser Art anzufüllen, oder die Reisen zu kaufen, welche Bentley und andere Buchhändler in solcher Menge auf den Markt werfen, und die in einer müßigen Stunde Unterhaltung und bis zu einem gewissen Grade Belehrung geben, die aber Niemand Lust hat zu behalten oder wieder zu lesen! Dann giebt es Tausende, welche Bücher von dauerndemWerthe, wie Maccaulay's Geschichte, Alison, Mure, die großen Entdeckungsrei sen rc. zu lesen das Bedürfniß, aber nicht die Mittel zu kaufen haben, und die deßwegen ebenfalls an die Leihbibliotheken gewiesen sind. Da her ist es das Interesse der Leihbibliotheken, daß Bücher theuer sind, denn je theurer sie sind, um so größer wird ihre Kundschaft, während der Buchhändler es vollkommen bequem findet, diesen großen Absatz an Anstalten, die nie über hohe Preise klagen, zu behalten, und mehr auf sie als auf die einzelnen Käufer zu rechnen. Dieses System ist insofern der Literatur nicht ungünstig, als es die Herausgabe einer Menge von Büchern erlaubt, welche sonst wohl kaum erscheinen könnten, aber es hat daneben große und überwiegende Nachtheile. Es treibt den Buchhändler, vor allem Bücher zu suchen, welche durch ihren Titel die Neugierde so weit erregen, daß die Sub- scribenten der Leihbibliotheken sie zu sehen verlangen; dies ist hinrei chend, eine beträchtliche Auflage sogleich zu verkaufen. Ist das Buch schlecht, so schickt es der Leser bald wieder zurück, und es fällt in kurzer Zeit in Vergessenheit; der Buchhändler verkauft, was ihm übrig bleiben mag, bei dem jährlichen Essen, das er den Antiquaren gibt, im Aufstreich, aber zu sehr herabgesetzten Preisen, und dann wird das Buch soconä trauä verbreitet, und findet so zu angemesse nem Preise seinen Käufer; aber inzwischen ist der Zweck des Buch händlers erfüllt; ist das Buch gut und die Nachfrage erhält sich, so giebt er eine zweite Auflage, heraus, sehr oft zu niedrigerm Preis, weil er dann wünscht, auch den einzelnen Käufer an sich zu ziehen. Dies erklärt die bizarren Titel, welche mehr und mehr in der englischen Literatur überhand nehmen, und die einzig daher kommen, weil man die Neugierde einer gleichgültigen Masse von Subscriben- ten erregen muß, daher auch die Masse von leichten, unterhaltenden, aber im Grunde werthlosen Büchern, die man wohl aus einer Leih bibliothek kommen läßt, denen aber wenige Raum in ihrem Bücher schränke geben möchten; daher endlich auch das Fortbestehen der hohen Preise der Bücher, welches mit dem Fall aller anderen Pro dukte in England, in einem unbegreiflichen Widerspruche steht. Dieses System, welches vor einigen Jahren noch unumschränkt herrschte und den Preis aller Bücher, auch derjenigen, welche nicht für Leihbibliotheken bestimmt waren, gespannt und übertrieben hielt, wird jedoch gegenwärtig mehr und mehr von Buchhändlern unter graben , welche auf das große und immer allgemeiner werdende Be dürfniß von Büchern rechnen, und sich direct an den Käufer wenden, den sie durch niedrige Preise anzuziehen hoffen. Sie haben ange fangen, eine eigentliche Volks-Literatur zu Preisen zu liefern, die auch sehr beschränkten Mitteln zugänglich sind. Vorher waren die Aermeren auf die Bücher verwiesen, welche nach und nach «svovä Iisilä (nicht alt und gebraucht, sondern im Rabatt) verkauft wurden, und sogar eine Menge von Bücher-Clubs in den Provinzen und unter den ärmcrn blassen waren einzig auf diesen Abhub, der von reichern Tafeln übrig blieb, angewiesen. Nach und nach ist das Be dürfniß dieser unendlich zahlreichen blasse so mächtig geworden, daß es der Mühe werth geworden ist, hohe beträchtliche bapitalien zu ihrem Dienste zu verwenden, und ihr Bücherbedürfniß zu Preisen zu versehen, welche nur beim Verkauf von vielen Tausenden von Exem plaren sich austragen können, aber offenbar ihren Zweck erreichen, denn ihre Zahl wird immer großer und ihre Preise immer niedriger. Daher kommen die verschiedenen Sammlungen der sehr ehrenwer- then Brüder Chambers in Edinburgh, denen sie ein wohlverdientes reines Einkommen von 10,000 Pf. St. abwerfen, die zahlreichen Serien von Bohn, die Bibliotheken von Knight, Routledge u. a-, welche Shillingsbände zu Hunderttausenden in das Volk werfen- Ein großer Theil dieser Bücher besteht freilich bis jetzt aus Nachdrucken amerikanischer Bücher oder von alten Werken, bei denen kein Honorar mehr zu bezahlen ist, oder aus Uebersetzungen, die oft herzlich schlecht bezahlt und gemacht sind, aber nach und «ach bessert sich die ganze blasse dieser Bücher, und sobald die Steuer auf das Papier, welche auf ihnen weit schwerer liegt, als auf theuren Büchern, aufgehoben sein wird, so wird im Buchhandel eine plötzliche Revolution ausbrechen, zu welcher alles bisherige nur Vorbereitungen und Anzeigen sind. Das künstlich erhaltene Monopol der Leihbibliotheken und eini ger großen Buchhändler wird zusammenbrechen, und das natürliche Verhältniß, daß man Bücher für die Käufer und nicht für Subscri- benten druckt, wieder in sein Recht eintrcten. Dann wird auch ein Vertrag über Verlagsrecht mit Amerika möglich werden, indem bis dahin die Amerikaner mit Recht sich weigern, zu der Papiersteuer in England, durch das Verbot des Nachdrucks englischer Bücher, bei zusteuern, und dieses plötzliche Oeffnen eines fast unbeschränkten Marktes für englische Bücher wird seinerseits dem Bedürfniß wohlfeiler Ausgaben einen neuen und mächtigen Anstoß geben, und es läßt sich fast mit Gewißheit Voraussagen, daß in einigen Jahren die eng lischen Bücher die wohlfeilsten und die deutschen die theuersten in der Welt sein werden. Die Auflage auf Papier beträgt freilich 800,000 Pfd. St., aber es ist wenig Zweifel daran, daß die Whigs sie auf- heben werden, wenn sie an die Erhaltung des Friedens in Europa glauben, denn sie werden nicht, wie Disraeli, vor allem an das Hc- rabsetzen des Biers denken, und nicht, wie die Tories, glauben, daß das Volk zu wenig trinke und zu viel denke. (Allg. Atg.)
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