Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1902

9716 Nichtamtlicher Teil. 272, 24. November 1902. auch unter den andern Kulturnationen von jeher dem deutschen Wesen Achtung und Verständnis erworben. Die Kaiser Wilhelm-Bibliothek aber soll nicht nur der wissenschaftlichen Forschung in dieser Provinz die Wege ebnen, sondern als eine Volksbibliothek im edelsten Sinne in Verbindung mit den sonstigen in der Provinz vorhandnen Volksbibliotheken jedem kulturellen Bedürfnis Nahrung, jedem geistigen Streben An regung und Mittel zum Fortschritt gewähren. Sie soll die Schätze unsrer großen Denker und Dichter immer mehr zum er- worbnen Besitz der Nationen machen, und sie so allmählich auch denen näher bringen, die dem deutschen Leben noch fern und der Mitarbeit an den großen Aufgaben unsers Vaterlands ab geneigt gegenüberstehen. .... -Es gereicht mir zur besondern Genugthuung, hieran die Mitteilung zu knüpfen, daß der Kaiser des heutigen Tags durch Verleihung von Auszeichnungen besonders huldvoll gedacht hat. Es haben erhalten: den Roten Adler-Orden 4. Klasse: der Direktor der Nassaui- schen Landesbibliothek zu Wiesbaden Professor vr. Erich Liese gang, der Direktor der Universitätsbibliothek zu Berlin vr. Johannes Franke, der Regierungs- und Baurat Ernst Weber zu Posen, der Landbauinspektor Georg Zeidler daselbst, der Verlagsbuchhändler Emanuel Reinicke zu Leipzig, der Ver lagsbuchhändler Alfred Ackermann und der Verlagsbuch händler vr. Alfred Giesecke daselbst und der Verlagsbuch händler Ernst^Vollert zu Berlin, ^ Ve u das Allgemeine Ehrenzeichen: der Maurerpolier Hermann Brock zu Posen. -Ich spreche den Beliehenen zu diesen Allerhöchsten Gnaden beweisen meinen herzlichsten Glückwunsch aus. -Lassen Sie mich, meine Herren, dem letzter» zum Schlüsse noch den Wunsch hinzusügen, daß die Kaiser Wilhelm-Bibliothek als eine deutsche Kulturstätte das Friedenswerk der Verbreitung deutscher Wissenschaft in diesen Gauen fördern und reichen Segen bringen möge! Das walte Gott!« — Der Minister übergab hierauf den Schlüssel zum Bibliotheks gebäude dem Landeshauptmann Herrn vr. von Dziembowski. -Ein Lieblingswunsch der Provinzialverwaltung hat sich heute erfüllt. Was sie seit Entfaltung eigner Kräfte im Rahmen der Selbstverwaltung zu einer ihrer Aufgaben sich erwählt und nur in dem bescheidnen Umfang ihrer Landesbibliothek bisher erreicht hatte, was sie seit Jahren in oft erneuter Vorstellung und Begründung vom Staat erbeten und erhofft hatte, das sieht sie heute mit freudigem Erstaunen vor ihren Augen verwirklicht. Was diese Mauern bergen und künftig bergen werden, das sind reiche Schätze, an denen wir uns heute von Herzen freuen, deren Besitz aber der Provinz Pflichten auferlegt für die künftigen Zeiten! Geistiges Rüstzeug zu werden, ist der Zweck und die Bestimmung dieser Büchersammlung: sie soll der wissenschaftlichen Forschung und ernstem Studium ebenso wie dem froh zu begrüßenden und freudig zu fördernden Bildungsdrang jedermanns aus dem Volk zugänglich werden. Darauf gründet sich allerwärts die Erwartung, ja die Zuversicht, daß Licht von dieser Stelle ausstrahlen und Wahrheit sich verbreiten werde.« Der Landeshauptmann schloß mit einem laut und freudig widerhallenden Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König. Von ihm empfing nunmehr der Leiter der Bibliothek, Herr Professor vr. Focke, den Schlüssel. An den symbolischen Akt knüpfte Herr vr. Focke in glänzender Rede eine eingehende Be trachtung der Bedeutung, der Ziele und Aufgaben der Bibliothek. — Ein Rundgang durch sämtliche Räume beschloß den Eröff nungsakt. Am Festmahl, das um 4 Uhr begann, nahmen gegen sechzig Herren teil. Von Trinksprüchen seien hier die des Landeshaupt manns Herrn von Dziembowski auf den deutschen Buchhandel und die des Herrn Verlagsbuchhändlers Ernst Bollert in Berlin auf die Kaiser Wilhelm-Bibliothek erwähnt. Kleine Mitteilungen. Konkurs A. Veyhelmann in Lahr. — Zu der heutigen Mitteilung (Seite 9717) von der Konkurseröffnung über das Ver mögen des Buchhändlers Herrn Carl Veyhelmann in Lahr sei hier bemerkt, daß Herr Veyhelmann Inhaber der beiden Lahrer Firmen I. H. Geigers Buchhandlung und A. Guides Buchhand lung war. Wie wir in Nr. 268 d. Bl. mitgeteilt haben, ist am 13. d. M. durch entsprechenden Eintrag ins Handelsregister die Firma I. H. Geigers Buchhandlung, Inhaber Karl Veyhelmann, geändert worden in: Karl Veyhelmann. Karte des Deutschen Reichs. (Vergl. Nr. 270 d. Bl.) Be richtigung. — Nach dem Reichsanzeiger vom 21. November berichtigen wir unsre diesem Blatt (Nr. 272 vom 18. November) entnommene Mitteilung (in Nr. 270 des Börsenblatts) wie folgt: -In der Bekanntmachung der Kartographischen Abteilung der Königlichen Landesaufnahme in der Nr. 272 des -Reichs- und Staats-Anzeigers« vom 18. d. M. muß die Uebcrschrift lauten: Karte des Deutschen Reichs im Maßstabe 1:100000 (Bunt- Personalnachrichten. Ordensverleihungen. — Seine Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, hat aus Anlaß der Eröffnung der Kaiser Wilhelm-Bibliothek dem Verlagsbuchhändler Herrn Ernst Bollert in Berlin, in Firma Weidmannsche Buchhandlung, Zweitem Vorsteher des Vörsenvereins der Deutschen Buchhändler, den Roten Adler-Orden IV. Klasse verliehen. Bei dem gleichen Anlaß hat Seine Majestät der Kaiser und König dem Verlagsbuchhändler Herr vr. Gustav Fischer in Jena dem Verlagsbuchhändler Herrn Arthur Georgi in Berlin, in Firma Paul Parey, den Königlichen Kronen-Orden IV. Klasse verliehen. Dienstjubiläum. — Der Vorstand der Wiener Universitäts- Bibliothek, Herr Regierungsrat vr. Grassauer, beging am 19. d. M. unter großer und allgemeiner Teilnahme das Jubiläum seiner vierzigjährigen Amtsthätigkeit. Wechsel in der Leitung der Reichsdruckerei. — Zum Nachfolger des Ende d. I. in den Ruhestand tretenden Direktors der Reichsdruckerei, Geheimen Regierungs-Rats Wendt, ist wie die Kölnische Volkszeitung zu melden weiß, der bisherige Ober postdirektor Landbeck in Köln ausersehen, der bei Antritt seines neuen Amts a m 1. Januar k. I. den Charakter als Geheimer Ober-Regierungsrat erhalten wird. Ueber seine Laufbahn teilt das genannte Blatt folgendes mit: Landbeck war in den achtziger Jahren Postinspektor bei den Oberpostdirektionen in Erfurt und in Leipzig, wurde 1888 Postrat in Arnsberg und von da 1892 in gleicher Amtseigenschaft nach Potsdam versetzt, wo übrigens auch sein Vorgänger, Geheimrat Wendt, vor seiner Ernennung zum Direktor der Reichsdruckerei Postbaurat gewesen ist. Im Jahr 1896 wurde Landbeck mit der Verwaltung der Oberpost direktion in Dortmund beauftragt, im folgenden Jahr zum Oberpostdirektor ernannt und 1898 in seine jetzige Amtsstellung in Köln versetzt. Im Nebenamt ist er bisher gleichzeitig Mitglied der Disziplinarkammer in Düsseldorf gewesen. f- Julius Berger. — Am 17. November ist in Wien der Historienmaler Professor an der Akademie der bildenden Künste Julius Berger gestorben. Er hat in der Monumentalmalerei, im Porträt und im Genre Bedeutendes geleistet. Eine große An zahl von dekorativen Malereien und Deckengemälden ist von ihm geschaffen. Die malerische Ausschmückung des Wiener Justiz palastes ist eins seiner bedeutendsten Werke. Ebenso bedeutend ist sein Deckengemälde im Kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien: -Die Mäcene der bildenden Künste im Hause Habsburg.. Die wenigsten seiner Bilder waren auf Ausstellungen zu sehen. In der letzten Frühjahrsausstellung im Künstlerhaus zu Wien hatte er zwei Bilder ausgestellt, die allgemeinen Beifall fanden: ein -Interieur« unk^Lme Mäherin. In .den letzten Wochen malte er aus dem GedäckWls das Bildnis des vor einigen Monaten ver storbnen Wiener Hofphotographen und Kunstverlegers I. Löwy. Das Bild ist beinahe fertig. Bevor der fleißige Künstler ihm den letzten Pinselstrich geben konnte, rief ihn der Tod aus vollem Leben und Schaffen ab. (Sprechsaal.) Zu: »Auffällige Bestellungen«. (Bergl. 262, 26t. 26b, 268, 270 d. Bl.) vm In Ergänzung der Mitteilungen des Herrn H. Weiter, Paris, und andrer Firmen über -Auffällige Bestellungen« bringe ich zur Kenntnis der Leser dieses Blatts, daß auch mir im Juli d. I. eine Bestellung auf 100 Exemplare von de Rosa Rullos -6oäs« zu gegangen ist, gleichfalls unterzeichnet von General Ganz in Buenos - Ayres und gleichfalls mit dem Versprechen einer nam haften L Conto-Zahlung, sofort nach Bestätigung des Auftrags. — Die Bestellung wurde nicht ausgeführt. Riga. N. Kymmel.