Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18820731
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188207314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18820731
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-31
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
175, 31 Juli Nichtamtlicher Theil. 3207 welcher der menschliche Geist anfing, sich wieder dem Studium der Alten zuzuwenden, und wo sich die Reformation vorbereitete, geht der Verfasser zur eigentlichen Erfindung über. Die immer wieder austauchende Frage, wer der Erfinder sei, die mit ebenso viel Scharfsinn und Gelehrsamkeit als leider auch Gereiztheit und Gehässigkeit erörtert wird, ist für ihn zweifellos gelöst: für ihn ist es keine Frage, daß der alte Ruhm unseres Gutenberg un erschütterlich fcststehe bis an's Ende der Zeiten. Gntenberg'z trübe und vielfach unklare Geschichte, sein Verhältnis! zu Fust und Schösser, seine ersten Werke und sein Ausgang finden ein gehende Darstellung. Sodann wird die merkwürdige Erscheinung der schnellen Verbreitung der Kunst besprochen, wie sie in rascher Folge zunächst in Deutschland: in Ulm, Beromünster, Basel, Bamberg, Augsburg, Nürnberg, Wien, Cöln, Münster, Magde burg, Leipzig — dann im Ausland auftaucht: in Italien, Spanien und Portugal, Frankreich, den Niederlanden, England, Dänemark und Schweden, den slawischen Ländern, Ungarn und selbst in der Türkei. Das letzte Capitel des ersten Buchs gibt eine eingehende Schilderung der Technik der Buchdruckerkunst, wie sie Jahr hunderte geübt worden ist, bis die Neuzeit in vielen Einzelheiten, besonders durch die Einführung der Schnellpresse große Ver änderungen und einen gewaltigen Fortschritt hervorries. Im Großen und Ganzen sind übrigens die grundlegenden Manipu lationen sowohl des Setzens als des Drückens bekanntlich die selben geblieben und es wird auch in Bezug aus die Güte der Arbeit heutzutage vielfach die Behauptung ausgestellt, daß wir trotz aller Fortschritte im Maschinenwesen, trotz der vielge rühmten Blllthe unserer jetzigen Technik noch immer kaum im Stande seien, die Prachtlcistiingen aus der ersten Blüthc der Kunst zu erreichen, geschweige denn sie zu nbertreffen. Dieser Ansicht tritt unser Verfasser durchaus entgegen. Er hebt hervor, „daß es im Allgemeinen an einem geschmackvollen Arrangement des Satzes, einer angenehmen Abwechslung der Schriften oder einer wohlthuenden Durchsichtigkeit durch weitere Trennungen der Zeilen und Absätze fehlte und daß die durch die übermäßig ge drängten und stark geschwärzten Typen hervorgebrachte Unklarheit noch durch Versündigung gegen die ersten orthographischen Regeln vermehrt wurde. Eigennamen wurden bald mit Versalien, bald mit gemeinen Buchstaben, je nach Laune des Setzers oder nach dem Schriftcnvorrath gesetzt. Die allein üblichen Jnterpunctions- zeichen, Komma, Kolon, Punkt, fanden in der willkürlichsten Weise Verwendung. Krumme, ungleich ausgeschlossene Zeilen, mangel haftes Umbrechen kamen ganz allgemein vor. Versetzungen von Zeilen und Seiten, sogar Weglassungen von ganzen Seiten im Druck gehörten nicht zu den Seltenheiten; Wörter wurden in der wunderbarsten Weise getheilt. Am schlimmsten vor allem war die grenzenlose Willkür im Abkürzen. Der Setzer dehnte oder drängte die Wörter, bis sie in das Längenmaß der Zeile paßten, oder hackte nach Belieben ein Glied von ihnen ab, wenn sie durchaus nicht passen wollten. Ost wird zwar ein alter Druck aus Grund der Regelmäßigkeit des Ausschlusses gelobt; sieht man jedoch näher hin, so findet man, daß die Regelmäßigkeit gewöhnlich nur durch Eigenmächtigkeit erreicht wurde. Mag man auch manche gerechte Klage über das Verfahren heutiger Kunstjünger führen, eins steht doch fest: daß die Kunst, die Typen derart zu arrangiren, daß der Sinn des Autors klar ans Licht tritt, eine Errungenschaft der modernen Setzerei ist." Natürlich bezieht sich dieses Urtheil nur aus die große Menge des Mittelgutes, nicht auf einzelne hervor ragende, mit besonderer Sorgfalt hergcstellte Leistungen, wie der Fust- und Schöffer'sche Psalter oder die späteren Meisterwerke der Aldi, der Stephani und Elzeviere; anderseits muß aber doch auch hervorgehoben werden, daß Diejenigen, welche die früheren Drucke so sehr auf Kosten der modernen hervorhcben, gewöhnlich gerade die uns naturgemäß am meisten erhalten gebliebenen besseren Sachen ihrem Urtheile zu Grunde legen. Das zweite, den bei weitem größeren Theil des Bandes in Anspruch nehmende Buch behandelt die Zeit des großartigen Auf schwungs unserer Kunst, eine Blüthezeit, wie sie in so energischer, Iveit ausgedehnter und lang andauernder Weise in der ganzen Ge schichte der Menschheit aus allen Gebieten menschlicher Thätigkeit nur die glorreiche Zeit der Renaissance hervorgebracht hat. Denn die große Reformation der Kirche selbst, die so vielfach als die allein treibende Kraft in dem wundersanien Weltgetriebe aller damaligen Bestrebungen betrachtet wird, war ja zunächst auch weiter nichts als eines der Kinder der Renaissance, wofür der genügende Beweis wohl in dem Umstand liegt, daß unsere Buch druckerkunst so gut wie alle anderen Gewerbe und wie die geistigen Thätigkeiten genau denselben Ausschwung in den gut katholisch gebliebenen Ländern nahm, als in den der neuen Lehre an hängenden. Etwas anderes freilich ist es, daß Niemand besser als die Männer der Reformation sich der neuen gewaltigen Waffe zur Verbreitung ihrer Ideen zu bedienen verstand und daß die Reformation den Umfang und die Wirkungen, die sie zu verzeichnen hat, ohne die neue Erfindung unmöglich hätte erreichen können. Die Verbindung und enge Verbrüderung aller Künste, aller intellektuellen Thätigkeiten zu dem einen großen Zwecke der geistigen Befreiung der Menschheit machte es denn auch möglich, daß schon damals mit der Blüthe der Druckerei sich eine ebenso hoch ent wickelte Blüthe der Illustration verband. Es war natürlich, daß in einer Zeit, wo Jedermann aus unmittelbare Nutzbarmachung seiner Kräfte im Dienste sür oder im Kampfe gegen die eine große welt bewegende Idee bedacht war, auch die hervorragenden Künstler keine bessere Verwendung ihrer Gedanken wußten, als sie in den Dienst der graphischen Kunst zu stellen. Daher die damalige Blüthe des Holzschnittes, dem sich die besten Kräfte der Künstlerwelt widmeten, daher das unvergleichliche Zusammenpassen aller be theiligten Techniken in den besseren Werken der damaligen Typo graphie. Freilich war der Gang der Bewegung, welche so über wiegend diese herrlichen Wirkungen zeitigte, in der Folge so ver- hängnißvoll, daß er auch ihren Niedergang herbeiführte. Das größte Unglück der deutschen Geschichte, die Wahl des spanischen Karl im Jahre 1519, welche das Zusammenschließen des deutschen Volks zu einer einzigen großen religiösen Gemeinsamkeit ver hinderte, hat in seiner traurigsten Folge, den: dreißigjährigen Kriege, ja auch die Zerrüttung unseres Gewerbes wie der ganzen wirthschaftlichen Blüthe der Nation herbeigeführt. Zunächst aber haben wir uns bei Betrachtung der in Frage stehenden Capitel unseres Buches nur der großen, der glänzenden Zeit der Buchdruckerkunst zu erfreuen. Der Verfasser schildert uns zu erst den Gang der illustrirende» Kunst in Deutschland, die sich bald in Albrecht Dürer zu ihrer Glanzzeit erhob, da dieser zuerst den Holzschnitt, der bis dahin nur in derben, auf das Colorirtwerden berechneten Umrissen bestand, wirtlich künstlerisch behandelte. Seine großartige, nach allen Seiten hin anregende und befruchtende Thätigkeit auf diesem Gebiete wird eingehend geschildert, wie auch daraus hingewiesen, daß Dürer der erste ist, der in seiner „Under- weysung der Messung, mit dem Zirkel und Richtscheyte, in Linien, ebenen und gantzen Corporen" (1525) die Verhältnisse der Buch staben nach geometrischen Grundsätzen seststellte. Sein Einfluß aus die Zeitgenossen und Nachfolger ist unverkennbar, wie die Werke eines Georg Pencz, der beiden Beham, Virgil Solis', Jost Amman's und vieler Anderer beweisen. In eingehenderer Weise wird noch Lucas Cranach, vor allen: aber Hans Holdem d. I. erwähnt, in 452*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder