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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1882
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- Deutsch
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3208 Nichtamtlicher Thcil. ^ 175, 3l. Juli. dessen großartigen Leistungen (Todtentanzalphabet, Todtentanz, > loonss Votsris ll'ssto.inouti) die damalige Holzschneidekunst ihren Höhepunkt erreichte, um schon sehr bald darauf wieder zurückzu gehen. Eine besondere, kurze, aber interessante Darstellung wird der besonderen Art der Buchillustration, welche die Druckerzeichen darstellen, gewidmet und einzelne der Signete der berühmten Druckerdynastien geschildert: der weltberühmte Anker der Aldi von einem Delphin umschlungen, der Oelbaum der Elzeviere, der Baum mit dem gebrochenen Zweig und dem Wahlspruch „Roll altum sapsro, sock tims" der Stephani, die Hand mit dem Zirkel und dem Motto „I-uboro st Constantia" der Plantin und dem von Schlangen um wundenen Stab mit der daraus sitzenden Taube, welchen Froben führte, und der den Erasmus zu dem Ausspruche veranlaßte, daß der gelehrte Drucker in Wahrheit die Schlangenklngheit mit der Taubeneinfalt vereinige. Was die Technik des Betriebs anbetrifst, so bildete sich die selbe damals in rascher Folge in der Weise aus, wie sie mit ge ringen Aenderungen bis in das lg. Jahrhundert hinein dann stabil blieb. In der Schriftgießerei bildete sich das Kegelsystem aus, während anfänglich für die Schriftgrößen Zufälligkeiten oder Laune bestimmend waren, wobei freilich von Beginn ab weder in Betreff des Kegels noch der Schichthöhe eine Einheitlichkeit in allen Ländern durchgeführt wurde und dadurch die chaotischen Zustände entstanden, welche nanentlich in Deutschland vieler Orten noch bis auf den heutigen Tag herrschen. Die Typen erhielten die Si gnatur. Die Schriften wurden derart vermehrt, daß bereits das 1721 erschienene Handbuch von I. H. G. Ernesti: „Die wol-einge- richtete Buchdruckerey" nicht weniger als 47 verschiedene Fractur- schristen in 18 Kegelstärken aufweist, wozu 21 Antiqua- und 14 Cursivproben, daneben 11 Grade Griechisch und g Grade Hebräisch kommen, außerdem eine Menge orientalische Schriften, Runen, Choral- und gewöhnliche Noten. Freilich war aus dem Gebiete der Schriftgießerei Deutschland, das Geburtsland der Buchdruckerkunst, in sehr geringem Grade bahnbrechend oder schöpferisch. Froben's und Oporin's Typen blieben noch zu Anfang des 17. Jahrhunderts maßgebend, obwohl sie selbst mehr Nachahmungen des römischen, als des verbesserten venctianischen Schnittes waren. Später haben wir uns, als die Verbreitung der holländischen Ausgaben den Sinn für schöne Drucke in Deutschland geweckt hatte, unsere Muster aus Holland geholt. — Satz und Druck erhielten eine Anzahl kleiner, aber nicht unwesentlicher Verbesserungen. Der Satz bekam über sichtlichere Gestaltung durch Durchschuß, Absätze, Schmutztitel, Buch- und Capiteleintheilung; die kleine Schristgattung ermöglichte handlichere Formate; Kolumnentitel, Signatur, Norm und Custoden wurden eingeführt; der Titel bekam seine im Allgemeinen noch jetzt übliche Einrichtung; Druckort und Datum, der Drucker und später auch der Verleger wurden genannt. Beim Drucken arbeiteten an einer Presse gewöhnlich zwei Drucker: der „Pressenmeister" und der „Ballenmeister", die sich meistens ablösten. Der Ballenmeister hatte die zwei pilzförmigen Ballen aus Holz, die mit Roßhaaren überdeckt und mit Schafleder überzogen waren, einzufärben, die von dem Farbentische entnommene Farbe durch tüchtiges Reiben der Ballen an einander gut zu vertheilen und dann die Form einzu schwärzen, indem er, unter fortwährend wiegender Bewegung der Ballen, diese erst von oben nach unten und dann seitwärts aus die Schrift drückte, und an den Stellen, die eine besonders sorgfältige Einfärbung verlangten, z. B. bei großen Titelschriften und Illu strationen länger anhielt. — Trotz dieser zeitraubenden Mani pulation konnten doch zwei Drucker in einem Arbeitstage 2000 Drucke, flinke Drucker sogar 3000, bezw. (da um eine Form zu drucken bei der damaligen Construction der Presse ein zweimaliges Anziehen des Bengels nothwendig war) 1000 und 1500 voll-i ständige Bogen fertig bringen. I Die noch übrigen Capitel unseres Bandes schildern nun, nach Ländern geordnet, die Entwicklung der Buchdruckerkunst, die Leistungen und Schicksale der großen Druckersamilien bis zur Zeit des Verfalles um 1750. Zunächst wird uns, wie billig, Deutsch land und der mit ihm in engster Verbindung stehende skandinavische Norden vorgeführt und an der Spitze steht natürlich der in Nürn berg gedruckte Teuerdank mit seiner berühmten „Teuerdanktype", mit welcher die bisher übliche gothische Schrift verlassen und zu der noch jetzt gebräuchlichen Fractur übcrgegangen wurde. An die Koberger in Nürnberg schließen sich Hans Schönsperger in Augsburg, Ehr. Egenolss, Sig. Feyerabend, die Merian, And. Wcchel und Joh. Andreac in Frankfurt a/M., die Schösser in Mainz. Ferner die interessante Episode des slawischen Bücher drucks in Tübingen, wo ja auch die geschäftliche Wiege der be rühmten Firma I. G. Cotta stand. In Heidelberg wirkt Hiero nymus Commelinus, in Straßburg der durch Martin Schon- gauer unterstützte Joh. Grünninger, Joh. Knoblauch, Peter Pilgrim u. A. Von hier aus gelangen wir nach Basel, wo die Druckerkunst eine Glanzperiode zu verzeichnen hat in den großen Namen Joh. Froben, den Petri, und Joh. Oporinus. In Zürich wirkten Ehr. Froschauer und seine Nachfolger, in St. Gallen Leonh. Straub. In Wien ragen hervor Joh. Singricner, Hans Kohl, Michael Zimmermann, Ras. Hoshalter, sowie die 1559 gegründete Jesuitcn- druckerei, vor allem aber Joh. von Gehlen. In Breslau stand die „Stadtbuchdruckerei" unter ihrem Begründer Andreas Winkler und seinen Nachfolgern, den beiden Scharfenberg und den beiden Bau mann, in hohem Ansehen und hat ihren Ruhm dauernd zu er halten gewußt. Das nördliche Deutschland konnte sich mit dem südlichen in Bezug auf wirthschastliche Blüthe während der hier besonders in Betracht kommenden Zeit nicht messen und infolge dessen stehen auch seine Buchdrnckereien einige Zeit lang hinter den eben genannten zurück. — In Leipzig, der jetzigen typographischen Hauptstadt deutscher Zunge, wo schon damals ein Hauptwerth auf Correctheit der Texte gelegt wurde — ein Ruhm, den die Leipziger bis aus den heutigen Tag sich zu erhalten mit allen Kräften bemüht gewesen sind — ragt vor Allen Melchior Lotter hervor, Luther's erster Bibeldruckcr, der erst später dem Hans Lufst in der Gunst des Reformators weichen mußte. Ferner ist Valentin Bapst zu nennen, der sehr hoch gestellt wird, und aus dessen Pressen ein reich illustrirtes Merkchen „Geist- lyche Lieder mit einer neben Vorrede vr. M. Luth." hervorging, in dessen Vorwort Luther's Urtheil über die Buchillnstration zu finden ist, das wir uns nicht versagen können hier wiederzugeben: „Wer nicht singen vnn sagen wil, das ist ein Zeichen, das ers nicht glaubet, vnn nicht ins new fröliche Testament, Sondern vnter das alte, faule, vnlustige Testament gehöret. Darumb thun die Drucker sehr vol dran, das sie gute Lieder sleissig drucken vnd mit allerley zierde, den Leuten angeneme machen, da mit sie zu solcher Frewde des Glaubens gereitzet werden, vnd gern singen. Wie denn dieser Druck Valentin Bapsts sehr lustig zugericht ist, Gott gebe, das damit dem Römischen Bapst, der nichts denn heulen, trawren vnd leid in aller Welt hat angericht, durch seine verdampte, vntreg- lihe vnd leidige Gesetze, grosser abbruch vnd schaden geschehe, Amen." Auch Ernst Vögelin, Bapst's Schwiegersohn, war ein bedeuten der Drucker und seine Classiker-Ausgaben wurden den Aldinen gleich geachtet. So schwang sich Leipzig infolge der Reformation mehr und mehr empor und mußte daun freilich gewaltig unter dem Rückschlag des dreißigjährigen Krieges leiden, bis ein neuer Auf schwung im achtzehnten Jahrhundert sich in erster Linie an den Namen Bernhard Christoph Breitkops knüpst. Von anderen nord- ^ deutschen Städten seien Wi ttenberg mit Hans Lufst, Rostock mit der hochangeschenen Druckerei der „Brüder des gemeinsamenLebens"
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