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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1902
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil Allerlei Neues über die Erfindung der Buchdruckerkunst. (Schluß aus Nr. 168 d. Bl.) Die Veröffentlichung Enschedes ist so interessant, daß ich die Ergebnisse seiner Untersuchungen hier etwas ausführlicher wiedergeben möchte, zumal sie Zedler nur insofern berück sichtigt, als sie technische Fragen betreffen. Die folgenden Auszüge sind großenteils wörtlich übersetzt. Enscheds findet es sonderbar, daß die Frage, worin die Erfindung der Buchdruckerkunst eigentlich bestand, die so auf der Hand liegt, in keinem einzigen bezüglichen Werke gründlich behandelt, noch viel weniger abschließend beantwortet werde. Besonders diejenigen, die über Gutenberg und seine Werke schrieben, machten sich diese Arbeit sehr bequem; nur die Cofterianer haben sich mehr oder minder eingehend mit der Frage beschäftigt, obschon auch sie nie tief darin eingedrungen sind. Von van der Linde, der 1000 Blätter mit der Geschichte von der Buchdruckerkunst gefüllt hat, wurde gesagt, daß er stets einen Stempel und eine Matrize mit einer gegossenen Type vor sich habe liegen gehabt habe, um sich zu jeder Zeit ein Bild zu machen von dem Gegenstände, den er behandelte. Dessen ungeachtet hat er sich nie eine deutliche Vorstellung davon machen können, was von Gutenberg erfunden werden mußte. Selbst die Mainzer Festschrift aus dem Jahre 1900 läßt uns in dieser Hinsicht im Unsichern. Stets wurden wieder die geschichtlichen Besonderheiten untersucht, die technische Seite der Frage blieb unberührt, als ob sie nicht vom mindesten Belang wäre! Gutenberg wurde fortdauernd als der Erfinder der Buchdruckerkunst bezeichnet; aber worin die Erfindung bestanden hätte, darüber wurde meist geschwiegen. Nur Herr Schreiber berührt die Frage eben; aber der Kern der Sache, auf den es doch ankommt, bleibt auch bei ihm unberücksichtigt. Worin bestand nun das Wesen der Erfindung der Buchdruckerkunst nach Enscheds? Er stellt die Behauptung auf, daß dies nicht in der losen, beweglichen Druckletter zu suchen sei, sondern einzig in der Kunst des Letterngießens. Schon die Spielkartendrucker des vierzehnten Jahrhunderts hätten ein Vorbild der beweglichen Druckletter gegeben, denn sie schon hätten einzelne Figürchen zwischen größere Blöcke gesetzt und das Ganze abgedruckt. Die Karte sebst stellte einen König, eine Königin oder einen Bauern dar, die Sorte wurde durch ein Kleeblatt, ein Carreau oder ein Herz be zeichnet. Während in den allerfrühesten Spielkartenformen die Figur mit der betreffenden Bezeichnung zugleich auf einen Block geschnitten wurde, habe man später in den letzteren ein Loch gemacht, um nach Bedarf ein Stäbchen mit dem Klee blatt, dem Carreau oder dem Herz einzusetzen. Die Ver wendung einzelner loser Stückchen beim Drucken sei also bereits in den frühesten Drucken vorgekommeu. Schicken wir nun das voraus, dann lassen sich zwei Sachen als sicher anführen. Der Beginn der Zusammen stellung einer Druckstäche aus losen Stückchen war dem Buch drucker bekannt, das Schneiden und fernere Bearbeiten von kleinen losen Stückchen aus der Hand in einigermaßen großer Anzahl war ihm unmöglich. Hier kam ihm eine bekannte Industrie, die Gießerei, zu Hilfe. Zur Zeit der Wirksamkeit Gutenbergs in Straßburg oaren lose gravierte Lettertypen bekannt und dienten zum Aufpreisen auf Buchdeckel. Nur der Gedanke, die Aufpreß- vorrichtung als Gießform für Drucklettern zu gebrauchen, fehlte noch. Das Drucken selbst, geschah es auch auf un vollkommene Weise, wurde seit Jahrhunderten ausgeübt, und wenn wir der Legende glauben, dann wurde diese Kunst aus China in Europa eingeführt. Wenn also Gutenberg Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 69. Jahrgang. zu jener Zeit eine Erfindung gemacht hatte, dann kann diese allein im Verfertigen von losen gegossenen Metallbuchstaben bestanden haben. Die geheime Kunst Gutenbergs, von der in den Straß burger Prozeßakten die Rede ist, kann nach Enscheds nicht der Letternguß gewesen sein. Um diese Behauptung zu be weisen, stellt er zunächst fest, daß ein direkter Nachweis für die Annahme, daß Gutenberg in Straßburg mit gegossenen Lettern gearbeitet hat, nicht zu führen ist. »Stellen wir uns aber«, so fährt er fort, »einmal vor, daß Gutenberg bei Beginn des Kontraktes mit seinen Geschäftsteilhabern wirklich den Plan gefaßt hatte, mittels einer Gießform Drucklettern zu verfertigen, dann wird uns die Sache immer unbegreif licher. Wenn Gutenberg sich gegen eine bestimmte Summe Geldes verpflichtete, in der geheimen Kunst des Letterngießens Unterricht zu geben, dann muß angenommen werden, daß er es etwas weiter darin gebracht hatte als zu bloßen Proben und zu vorbereitenden Maßregeln einer Kunst, die er, wie Herr Schorbach uns lehrt, erst später in Mainz prak tisch angewandt hat. Mit Aussicht auf Erfolg wurde bereits gearbeitet, da die Gewinnverteilung bestimmt war. . . Wenn man sich auch alle später anzubringenden Verbesserungen vorbehält, so muß man doch annehmen, daß bei Aufrichtung der Handelsgesellschaft die Erfindung bereits gemacht war.« — »Wie ist aber dann damit zusammenzureimen, daß erst sechzehn Jahre später die Ergebnisse der geheimen Kunst be kannt wurden? . . . Druckwerke, von festen Formen vor 1454 gedruckt, sind in beträchtlicher Anzahl noch aufzufinden s?s, die Druckwerke Gutenbergs, als Folge seiner bedeutenden Er findung zustande gekommen, sollen dagegen zufällig alle verloren gegangen sein! Aber in der Hinterlassenschaft Dritzehens werden dann doch große und kleine Bücher ge funden? . . . Sicher ist es ein Jammer, daß die Bibliothek von Dritzehen nicht aufbewahrt wurde. Sie könnte ein Beweis mehr sein, daß die geheime Kunst der Genossenschaft weder mit der Buchdruckerei, noch mit der Letterngießerei etwas zu thun hatte. Ist es uns mit dem besten Willen unmöglich, anzunehmen, daß die Kunst Gutenbergs, wenn sie einen epoche machenden Umschwung in der Buchwelt zuwege bringen konnte, nach einem ihr so nahegehenden Prozeß, in dem nicht weniger als 25 Zeugen gehört wurden, verborgen bleiben konnte, dergestalt, daß bezüglich des Wesens der Sache nichts, absolut nichts durchsickert? Diese kann aber nicht in dem Be triebe des Letterngießens und Buchdruckens bestanden haben wegen der vielen Personen, die daran beteiligt waren. Ein Druckerherr mit ein paar Gehilfen und ein Laufjunge wären genügend gewesen, um eine Sache zu betreiben, die Gutenberg in Verbindung mit drei Mitgenossen und einer Anzahl Unter beamten beschäftigt gebalteu hätte. Nach welcher Seite man die Sache auch betrachtet, die geheime Kunst Gutenbergs zu Straßburg kann unmöglich mit der Erfindung der Buch druckerkunst oder der Letterngießerei in Verbindung gebracht werden. Die Akten des Straßburger Prozesses haben des halb für unfern Gegenstand nicht den mindesten Wert.« — Auch Enscheds hält die Type der sechsunddreißigzeiligen Bibel für die älteste; er giebt auch zu, daß der damit ge druckte Pariser Donat von Gutenberg herrühre, aber er glaubt nicht, daß er zu den ersten Druckwerken gehörte. Zu diesem Schluß kommt er durch eine fachmännische Be trachtung über die zwei Gutenbergschen Gießmethoden. Der Erfinder, der in Straßburg als Goldschmied aufgeführt wird, hat sich für den Guß sicher eine gravierte Type verfertigt, und zwar in das damals für Stempel allgemein gebrauchte Messing. Das geht auch aus dem Namen für die älteste Gießmethode, Chalkographie, hervor. Von einer messingnen 847
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