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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1902
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- 1902-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1902
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- Deutsch
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^ 189. 16. August 1902. Nichtamtlicher Teil. 6413 »Verhältnismäßig bald nach dem Erscheinen der Batavia*), worin Hadrian Junius die bekannte Erzählung von der Haarlemer Erfindung veröffentlichte, wurde die Aufmerksam keit auf den Bericht von Zell in der Kölner Chronik ge lenkt. Aber welche Anstrengungen auch die Behörden in Haarlem machten, um einen in Holland gedruckten Donat ans Licht zu bringen, alle Mühe schien umsonst. . . . Zwei Jahrhunderte vergingen, ohne daß man ein solches Druck werk entdeckt hatte, worauf Johannes Enscheds auf den Ge danken kam, die Schutzblätter der Einbände der ältesten gedruckten Bücher zu untersuchen. »Und wirklich fielen ihm zwei gedruckte Streifen Perga ment in die Hände, die bei näherer Besichtigung in der That zu einem alten, gotisch gedruckten holländischen Donat zu gehören schienen. Groß war die Freude über die Funde bei allen Anhängern Costers; aber sie ver größerte sich noch bedeutend, als es schien, daß die Lettern dieselben waren, mit denen der Spieghel, das erste Druck werk nach Junius, gedruckt schien. »Nun hatte man den Beweis gefunden: Junius und Zell ergänzten einander, Haarlem hatte den Prozeß ge wonnen. »Inzwischen, obwohl Enscheds selbst den alten hollän dischen Donat aufgespürt hatte, blieb er doch bei seiner Meinung, daß der Druck des Abecedariums von noch früherer Datierung war. Und hätte er vermuten können, daß 93 Jahre später, 1844, in einem Bande einer Delfter In kunabel von 1484 zwei Blätter eines Donats auf Pergament, jedes schlecht auf einer Seite bedruckt, gefunden werden sollten, sorglos und noch schlechter gedruckt mit derselben Letter wie sein Abecedarium, dann würde er sicher noch mehr be stärkt worden sein in seiner Ueberzeugung, daß sein kostbares Kleinod als ein erster Erzeugnis der Typographie angesehen werden müsse. »Wenn wir nun das kleine Lehrbüchlein des Haarlemer Museums und die beiden Blätter des lateinischen Donats, die sich nun in der königlichen Bibliothek im Haag befinden, einmal technisch untersuchen, dann bleibt«, sagt Enscheds, »kein Zweifel mehr darüber, daß dem Bericht von Ulrich Zell vollkommene Zuverlässigkeit zugeschrieben werden muß, denn dann wird sich ergeben, daß der Drucker dieses Werkes seine Kunst unmöglich Gutenberg abgesehen haben kann«. »Die Beweglichkeit der Letter steht fest. Hiervon kann sich jeder überzeugen, wenn er auf die große Unregelmäßig keit in der Linienhaltung, auf die Ungleichheit der Lettern höhe, auf die vollkommene Selbständigkeit jeder Letter, be sonders aber endlich auf die Thatsache achtet, daß nirgends die Schnitte des Holzschnittes zu erkennen sind. Jede Letter zeigt deutlich, daß sie auf mechanischem Wege erzielt worden ist, und gerade die Unvollkommenheit der Methode giebt dem Kun digen die Ueberzeugung, daß er es hier mit dem Druck mittels loser, beweglicher Typen zu thun hat. Auf kleine lose Holz stäbchen kann die Letter nicht geschnitten sein; selbst mit den heutigen Werkzeugen und Hilfsmitteln ist es unthunlich, das Holz so sauber zu bearbeiten, daß damit eine Druckform zu sammengestellt werden kann. Zudem zeigt die Letter nirgends das Schneiden des Messers, was bei hölzernen Lettern ge wöhnlich so ins Auge fällt, dagegen wohl die kleinen Un regelmäßigkeiten, die den gegossenen Lettern eigen sind. Sind aber die Typen des Abecedariums und des Donats gegossen, *) So ist der Titel des Geschichtswerkes des Arztes und Ge schichtschreibers Adrian de Jonghe, das 1565—69 erschien, und worin der Verfasser erzählt, vor 128 Jahren habe in Haarlem ein Mann Namens Laurens Janszoon mit dem Beinamen Coster gewohnt, der zuerst mit hölzernen und dann mit metallenen Typen gedruckt habe. In der Weihnachtsnacht 1441 aber habe ihm ein gewisser Johannes sein Druckwerkzeug gestohlen und sei damit zuerst nach Köln und dann nach Mainz geflüchtet. so folgt daraus, daß der Gießer im Besitz einer Matrize und einer Gießform gewesen ist. Aus den Fehlern, die beim Gießen entstanden sind, kann festgestellt werden, daß sicher die Letter aus bleiernen Matrizen gegossen ist; aber wie nun die bleiernen Matrizen entstanden sind, ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Es ist möglich, daß zum Eindrücken des Letternbildes in das Blei ein hölzerner Stempel gebraucht worden ist, doch kommt es mir vor, daß hier die messingne, gravierte Type gebraucht worden ist, die nicht die Form eines Stiftes hatte«. »Ohne Zweifel«, sagt Enscheds, »ist die Kunst des Letterngießens eine niederländische Erfindung. Den in Holland gedruckten Donaten hat Gutenberg seine Druck methode entlehnt, die durch ihn verbessert und später durch Schösser vollendet worden ist.« Die naheliegende Frage, in welches Jahr Enscheds die Entstehung seiner Frühdrucke setzt, beantwortet er dahin, daß sie sicher nicht später als 1460 zustande gekommen sein können, da nicht anzunehmen sei, daß man damals in Holland noch keine Kenntnis von den Verbesserungen gehabt haben sollte, die die Typographie in Mainz erfahren hatte. Alle Druckwerke, die unter der Bezeichnung Costeriana umlaufen, liefern im Gegenteil den Beweis vom Unzureichenden in der Kunst, die erst unter deutschem Einfluß die Verbesserungen erfahren hat, die ihr nötig waren, um sie zu einer allgemein verbreiteten typo graphischen Kunst zu machen. Wenden wir uns nun wieder zu Zedler zurück. Zu nächst hält er die Anwendung der Messingstempel, (d. h. die Letternblättchen, die abgeklascht wurden), die Enscheds Guten berg zuschreibt, deshalb nicht für möglich bei Herstellung des Typenmaterials zum Druck des Pariser Donats und der übrigen mit derselben Type hergestellten Werke, weil es nicht möglich gewesen sei, die zu den Buchstaben gehörigen Kürzungszeichen wegen ihrer Kleinheit für sich herzustellen. Hätte man sie aber gleichzeitig mit den Buchstaben her gestellt, so wären Verschiebungen unvermeidlich gewesen. Es wäre also nur möglich gewesen, sie in einem Stück mit dem Buchstaben aus dem Messing auszuschneiden. Dann müßten aber auch die aus solchen Matrizen stammenden Typen den Verbindungsstrich aufweisen, wie das thatsächlich in dem holländischen Donat-Fragment im Haag und überhaupt in den frühen holländischen Drucken der Fall sei. Zedler giebt in seiner Veröffentlichung ein Faksimile dieses EnschedSschen Donats; aber dort führen meines Erachtens eine ganze An zahl Abkürzungsstriche über den Buchstaben ein völlig selbst ständiges Dasein. Auch wäre es wohl ein leichtes gewesen, bei der fertigen Bleiletter den Zusammenhang wegzuschneiden. Wenn also die Lettern Gutenbergs diesen Verbindungsstrich nicht aufweisen, so ist damit noch nicht der Beweis erbracht, daß sie nicht mittels des von Enscheds geschilderten Ab klatschverfahrens hergestellt sein können. Zedler denkt sich nun die Herstellung der holländischen Donatdrucke auf folgende Weise, die mit der von Enscheds übrigens eine verzweifelte Aehnlichkeit hat. Aus einer 2 mm starken Messingplatte schnitt man Buchstaben aus, die man zur Erlangung einer Matrize mit Hilfe eines Plättchens, das den für das Schriftauge erforderlichen Raum in ein Rechteck einschloß, in Blei eindrückte. Die daraus gegossenen Lettern hatten als Fuß ein dünnes, den Raum des Buchstabens in einem Rechteck umschließendes Plättchen. Diese Lettern habe man auf ein Blatt starkes Papier geleimt und von dieser Druckfläche gedruckt. Dieses Verfahren nennt Zedler einen aus einzelnen gegossenen Lettern zusammengesetzten Plattendruck und will darauf den bekannten Tagebuch-Eintrag des Abtes Jean le Robert von St. Ändert in Cambrai im Januar 1445 zurückführen, der von einem ckoetrivsl sstts su molls spricht. Zu dieser, ziem- 847"
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