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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1902
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- 1902-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1902
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- Deutsch
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6414 Nichtamtlicher Teil. ^ 189, 16. August 1902. lich in der Lust hängenden Hypothese vermag ich Zedler nicht zu folgen Im besonderen vermag ich nicht einzusehen, wie man eine auf die geschilderte Weise hergestellte Druckfläche als »in der Form gegossen« bezeichnen könnte. »Gutenberg«, sagt er dann weiter, »wäre dann allerdings nicht der Erfinder der gegossenen Letter. Ebenso unrichtig wäre es aber, wenn man, wie es jetzt wieder Enschede gethan hat, den Ruhm der Erfindung der beweglichen gegossenen Letter für die Holländer in Anspruch nehmen wollte. Die Wahrheit läge in der Mitte. Die Holländer hätten den Letternguß erfunden, die Er findung der beweglichen gegossenen Typen aber wäre das Verdienst Gutenbergs. Er wäre jedenfalls der Erfinder der Gießform, des Instruments, mittels dessen die mit dem Stäbchen verbundene Letter erst selbständig, d. h. beweglich wurde. Die erst durch eine feste Verbindung mit einer Platte als Unterlage zum Druck verwendbare Letter der holländischen Frühdrucke hätte noch der für den Buchdruck wesentlichsten Eigenschaft, der freien Beweglichkeit, entbehrt. — Nun bin ich allerdings der Meinung, daß, wenn man auch nur ein solches Zugeständnis an die holländischen Drucker machen zu müssen glaubt, das freilich in der Notiz der Kölner Chronik eine Stütze findet, Gutcnberg vom Er finder zum Verbesserer der Kunst, mit beweglichen Lettern zu drucken, herabsinken würde. Seine, allerdings ja noch wesentliche Verbesserung würde darin bestehen, der Type einen selbständigen Fuß gegeben zu haben, die das Auf kleben überflüssig machte und dafür ein »Schließen« der Lettern in einem Rahmen ermöglichte, denn mehrmals benutzt werden konnten doch auch die Lettern in der Form, wie sie sich Zedler denkt. »Auf jeden Fall«, sagt dieser, »hat Guten berg doch mindestens ein Jahrzehnt angestrengter Arbeit und schwieriger Versuche gebraucht, um von der durch den holländischen Frühdruck gegebenen Grundlage aus, wie immer diese auch beschaffen gewesen sein mag, der Erfinder des heutigen Buchdrucks zu werden.« Außer dem Pariser Donat-Fragment und dem Zedlerschen Kalender giebt es, wie schon gesagt, noch mehrere andre spätere Drucke, die die Type der sechsunddreißigzeiligen Bibel aufweisen. Wenn man nun auch geneigt ist, die Her stellung der beiden erstgenannten Drucke dem Gutenberg zuzuschreiben, so bleibt es doch noch eine Frage, den Drucker der übrigen Merkchen zu bestimmen, die erschienen, als Guten berg seinen Prozeß verloren hatte und die Druckerei an Fast und Schösser hatte abtreten müssen. Als festgestellt ist zu betrachten, daß Albrecht Pfister in Bamberg in den Besitz der Type der sechsunddreißigzeiligen Bibel gelangt ist, und höchst wahrscheinlich ist er auch der Drucker dieses Werkes. Schwenke glaubt für die Herstellung des Türkenkalenders, des Cistanus, des Laxierkalenders rc. einen uns bisher unbekannt gebliebenen Mainzer Drucker annehmen zu müssen, während Zedler auch diese Mainzer Kalenderdrucke und den 30zeiligen Donat aus Gründen der Typenoergleichung und der Satztechnik dem Pfister zuschreiben will, und zwar sollen diese Drucke noch in Mainz von ihm hergestellt worden sein. Erst als 1457 dort das großartige typographische Meisterwerk, der Fust- Schöffersche Psalter, erschien, sei in Pfister wohl die Lust erwacht, sich auch in größerem zu versuchen. »Er ließ sich von Gutcnberg einen neuen Typenapparat für einen Bibel druck Herstellen« (denn die 36zeilige Bibel weist auf einen neuen Typenguß aus den alten Matrizen, und zu einem solchen soll Pfister nicht imstande gewesen sein) »und ver legte nach Fertigstellung dieser Type seine Druckerei nach Bamberg, da Mainz für einen zweiten, zumal mit einer so großen Type ausgeführten Bibeldruck kein geeignetes Absatz gebiet war. Nach mühsamer Vollendung des weitläufigen Bibeldruckes entsagte er dem Druck lateinischer Texte und wandte sich dem ausschließlichen Druck deutscher, ihm näher liegender volkstümlicher Texte zu, wobei er zugleich sein eigent liches Kunsthandwerk, den Holzschnitt, zu verwerten begann.« Dies find die Ergebnisse der Zedlerschen Veröffentlichung. Sein weitaus größtes Verdienst ist jedenfalls die Auffindung des Kalenderdrucks, der selbstverständlich von weitesttragen- der Bedeutung ist. Bemerkenswert sind aber anderseits auch die weitgehenden Zugeständnisse, die er auf Grund der Enschedöschen Veröffentlichung den Verfechtern des hollän dischen Anspruchs auf die Erfindung der Buchdruckerkunst macht. Unter den Gutenbergforschern muß diese Zedlersche Studie um so mehr wie ein Signal wirken zu erneutem Kampfe, als sie sich großenteils auf die bisher in Deutsch land ganz unbeachtet gebliebene Veröffentlichung Enschedes stützt, die schwere Angriffe auf diejenigen deutschen Forscher enthält, welche sich in der Mainzer Gutenbergfestschrift zusammengefunden haben. G. Hölscher. Kleine Mitteilungen. Telephon. — Dom IS. August ab ist im Fernsprechverkehr zwischen Charlottenburg einerseits und München, Nürn berg, Stuttgart, Basel, Budapest, Karlsbad, Kopen hagen, Paris, Prag und Wien anderseits der Nachtdienst eingeführt worden. Der Nachtverkehr mit Karlsbad bleibt jährlich auf die Zeit vom 1. Mai bis 30. September beschränkt. Für den Verkehr zur Nachtzeit mit Basel, Budapest, Karlsbad, Prag und Wien sind die Gebühren und sonstigen Bedingungen die gleichen wie für den Tagesverkehr. Dies gilt auch für die übrigen Orte, nur sind im Nachtverkehr dieser auch Abonnementsgespräche zulässig. Zum Gedächtnis Nicolaus Lenaus. — In Czatad in Ungarn, dem Geburtsorte Nicolaus Lenaus, wurde am 13. d. M., dem Hundertjahrstage seiner Geburt, der Grundstein zu einem Denkmal des Dichters gelegt. Die Feier verlief in würdiger Form unter Beteiligung der deutschen und ungarischen Bewohner des Ortes nebst Umgebung und in Anwesenheit des Staatssekretärs Gulner als Vertreters der Regierung, sowie von Abgeordneten der Volksvertretung, der Akademie der Wissenschaften und ver schiedener litterarischen Gesellschaften. Die Festrede hielt der Schriftsteller Franz Herczeg. Der Redner hob den bedeutenden kulturellen Einfluß der deutschen Nation auf die ungarische her vor und betonte, daß die ungarische Nation den deutschen Klassiker Lenau, den sie der deutschen Nation geschenkt habe, mit Stolz be trachte und daß sie wünsche, das Andenken an Lenau möge der Regenbogen der Eintracht für die idealen Bestrebungen der beiden Stämme werden. An die Feier schloß sich die Bekränzung des Geburtshauses des Dichters. Ein Festmahl und ein Volksfest beschlossen den Gedenktag. Die Grabstätte Lenaus in Weidling (Wien) war am Gedenk tage reich mit Kränzen und Blumengewinden geschmückt. Die Aufmerksamkeit fessellte besonders ein prächtiger Kranz mit Schleife in den Farben Wiens und der Aufschrift »K. k. Reichs haupt- und Residenzstadt Wien-. Ein anderes Prachtstück gärtne rischer Kunst aus Palmwedeln, Lorbeerzweigen, Immortellen und Rosen war von dem Wiener Schriftsteller Conrad Ettel im Auf träge niedergelegt worden. Die rotweißen Schleifen zeigten die Widmung: »Nicolaus Lenau, der Nachtigall des deutschen Freiheits sanges, zum 13. August 1902. Der Nordamerikanische Deutsche Turnerbund, Indianapolis.- Schwimmende Kunstausstellung. — In London hat sich eine Reihe von Künstlern zu dem Versuche zusammengefunden, ihre Werke auf einem geräumigen Schiffe auszustellen und mit dieser schwimmenden Kunstausstellung die Themscufer zu besuchen, um den zahlreich dort wohnenden Kunstfreunden Kenntnis von ihrem Schaffen zu geben. Pers onalnachrichten. Gestorben: am 9. August der langjährige Redakteur und Verlags-Teil haber des »Schwäbischen Merkur- Herr Eduard Elben in Stuttgart; — am 14. August, 62 Jahre alt, der Buch- und Musikalien verleger Herr Ernst Wilhelm Fritzsch, Inhaber der Firma E. W. Fritzsch in Leipzig, Redakteur des »Musi kalischen Wochenblatts».
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