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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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Nichtamtlicher Lei! 191, 17. August 1907. 8042 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Die Besprechung beginnt mit folgenden Worten: »Herr Koppel ist der neueste Schutzpatron des Sortiments. Herr Lehmann lobt ihn in seinem Deutschen Sortimenter, Herr Prager hat ihn im Börsenblatt (S. 4311 ff.) unter sorgfältiger Verhüllung aller Blößen dankbar und gerührt der Bewunderung des gesamten deutschen Buchhandels em pfohlen, und ganz neuerdings hat Herr A. Seemann gleich falls im Börsenblatt (S. 647 l ff.) einen köstlichen Hymnus voll unfreiwilligen Humors zu Ehren desselben heiligen Nothelfers gesungen.« — Nun holt sich das Korrespondenzblatt selbst einen heiligen Nothelfer aus dem Buchhandel, der Herrn Koppel vernichten soll: »Lassen wir einen befreundeten Buchhändler zu Worte kommen, der uns seine Eindrücke über Koppels Artikel zu sammenfaßte: „Koppel soll erst Bücher gründlich lesen; er ist überhaupt nicht ernst zu nehmen. Man würde den doppelten Raum brauchen, um alle Jrrtümer klarzustellen; so unentwirrbar ist Richtiges und Falsches gemischt"«. Welcher Art sind nun die Jrrtümer, die das Urteil rechtfertigen: »Koppel ist nicht ernst zu nehmen«? Natürlich kann ich hier nicht alle Ausstellungen unter die Lupe nehmen; ich greife nur einige heraus, um die Art der Kritik niedriger zu hängen. Korrespondenzblatt: »In der Tat wird S. 79 behauptet, daß der Sortimenter „die Bestellung seines Kunden seinem Kommissionär überweise". Das fällt keinem Sortimenter ein.« Koppel, S. 79: »Er überweist die Bestellung seinem Kommissionär, dieser gibt sie, in Leipzig vermittelst der Be stellanstalt, an den Kommissionär des Verlegers weiter (falls er nicht selbst zugleich auch dessen Kommissionär ist).« Ist dies so unsinnig? Hätte Koppel statt »überweist« das Wort »übersendet« gebraucht, so wäre kein Zweifel ge wesen über das, was er ausdrücken wollte; aber auch so ist es durchaus verständlich und verständig. Korrespondenzblatt S. 79 steht weiter, daß »wieder durch die Vermittlung der Bestellanstalt sim Original gesperrt) der Sortimenter-Kommiisionär Bücher erhalte. Das ist voll kommen falsch, die Bestellanstalt hat mit Bücherspedition nichts zu tun«. Koppel, Seite 79. »Unterhält der Verleger an dem Kommisstonsplatz .... ein Auslieferungslager, so erhält der Sortimenterkommissionär in Leipzig, wieder durch Ver mittlung der Bestellanstalt, das Buch noch am gleichen Tage, andernfalls geht der Bestellzettel zum Verleger . . . .« Das ist freilich ein Irrtum, beziehungsweise eine Ver wechslung mit der Berliner Bestellanstalt: die Leipziger Be stellanstalt befördert nur Zettel, nicht Pakete. Aber in aller Welt — ist das ein unverzeihliches Versehen? Korrespondenzblatt: »Die Äußerung Seite 76 „Infolge der Changegeschäfte entwickelt sich aus dem Verleger der Sortimenter" ist vollkommen unverständlich, da der reine Verleger nicht vor dem reinen Sortimenter existiert hat, und da auch die angegebene Folge aus dem Changegeschäst ganz unerklärlich ist.« Wenn dem Referenten die Äußerung Koppels unverständ lich ist, daß sich aus dem Verleger infolge des Change geschäfts der Sortimenter entwickelt habe, so ist das nicht Koppels Schuld. Richtig ist die Sache doch uud gar nicht schwierig zu verstehen. Wenn der Verleger seine Erzeugnisse zur Messe brachte und Erzeugnisse andrer Verleger eintauschte, so erhielten beide fremden Verlag, der bei ihnen zum Sorti ment wurde; sie selbst wurden Sortimenter. Das Nicht verständnis ist um so unerklärlicher, als Koppel in einer Fußnote eine Äußerung G. Hildebrands abdruckt: »Als Ver leger kam man zur Messe, als Sortimenter zog man mit buntem Kram heimwärts«. Der reine Verleger hat wohl vor dem reinen Sortimenter existiert, es waren die ersten Drucker, die man wohl deswegen, weil sie ihren eignen Verlag selbst verkauften, deshalb nicht Sortimenter nennen darf. Nennt man doch auch heute Verleger, die ihren Verlag auch direkt ans Publikum verkaufen, darum nicht Sortimenter, wenn auch manche zu diesem Zweck sich eine »Sortimentsabteilung« angegliedert haben. Doch genug davon. Daß nicht alle Ausstellungen, die gemacht wurden, unbegründet sind — habe ich doch selbst eine begründete angeführt —, soll nicht verschwiegen werden, darum hat Referent m. E. aber noch kein Recht, eine sehr fleißige Arbeit als minderwertig zu bezeichnen und sein Ur teil dahin zusammenzufassen: »Wenn sich der Buchhandel weiter im großen und kleinen auf Koppel berufen sollte, es geht gegen bessere Einsicht, denn jeder Buchhändler muß sofort bemerken, daß Koppels Urteil durch keinerlei Sach kenntnis getrübt ist«. Ich meine: der Buchhandel wird sich sein Urteil selbst Vorbehalten, auch über das Referat, wenn er auch zu höflich ist, sich in ähnlicher Weise zu äußern, wie der Referent des »Korrespondenzblatts« es getan hat. -i- * -I- Der um die Sache der VoUsbibliotheken hochverdiente Ernst Schultze gibt im Archiv für Sozialwissenschast*) einen Bericht über die weitere Entwicklung dieser Volksbil- dungsansta.ten, der sich als eine sehr dankenswerte Erweite rung seines Buchs »Freie öffentliche Bibliotheken« darstellt. Leider muß er feststellen, daß das Volksbibliothekswesen in Deutschland sich noch immer in ziemlich bescheidnen Grenzen hält, wenn es auch unzweifelhaft manche Fortschritte auf weist. Es gibt heute 40 Städte mit mehr als 100000 Ein wohnern mit einer Gesamtbevölkerung von 11 380 000, von denen 4 ganz ohne Volksbibliotheken sind. Aber auch die Bände, die die vierzig Großstädte in ihren Volksbibliotheken besitzen, beziffern sich auf nur 807 000, so daß jetzt ein Band auf 14,10 Einwohner entfällt. An der Spitze der Großstädte mit Volksbibliotheken steht Berlin, »deren Volks- bibliotheken in Herrn vr. A. Buchholtz seit vielen Jahren einen energischen, klugen, in aller Stille arbeitenden Biblio thekar besitzen«. Dieses Urteil kann ich aufrichtig unter schreiben, und ich werde noch weiter unten von seiner Tätig keit zu berichten haben. Buchholtz hat die Berliner Volks bibliotheken völlig neu reorganisiert und kann heute mit Stolz auf die Erfolge blicken, die sich in einem Gesamt- bestande von 154 716 Bänden darstellen. Ebenso ist die Zahl der jährlichen Entleihungen (1 359 839 Bände) die größte, die in irgend einer Stadt Deutschlands erzielt wurde. Auch die Volksbibliotheken in Frankfurt (Main), Hamburg, Breslau, Dresden, Essen, Barmen, Elberfeld, Charlottenburg, Köln und Straßburg verleihen mehr als 100 000 Bände jährlich. Der Verfasser beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Lesehallen zu den Volksbibliotheken und stellt fest, daß eine Volksbibliothek nutzbringender ist als eine Lesehalle, wenn es auch im höchsten Grade wünschenswert ist, daß neben der Volksbibliothek eine Lesehalle besteht. Der Ver fasser hat eine Unifrage bei sämtlichen deutschen Volksbiblio theken der größeren Städte Deutschlands veranstaltet, und nicht eine einzige Antwort ist dahingehend ausgefallen, daß die Lesehalle wichtiger sei als die Volksbibliothek. Von den kleineren Städten geschieht in 37 mit einer Gesamteinwohnerzahl von 1 315 932 Menschen seitens der städtischen Gemeinde für die Befriedigung des Lesebedürf nisses der Einwohner gar nichts. In andern wird in so unzureichender Weise dafür gesorgt, daß Schultze zu dem Ergebnis kommt, daß das Bücher-Bibliothekswesen in den *) Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. Heraus gegeben von Sombart, Weber, Jaffs. Gr. 8". Tübingen 1907, I. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Band 25, Heft 1, Seite 250 und folgende.
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