Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1907

11376 «Srsenblattd. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 2S4, 30. Oktober 1S07. 3. November, wird Herr Direktor 0r. Bischofs (Leipzig) über »Die soziale Frage im Lichte des Humanitätsgedankens» sprechen. Die Hauptversammlung am 2. November wird auch Berichte über von der Gesellschaft ins Leben gerufene oder unterstützte Unternehmen (Bücherhallen, Landerziehungsheime, Studentenheime, Arbeiterbildungskurse u. a.) entgegennehmen. Die Geschäftsstelle befindet sich in Charlottenburg, Berliner Str. 22. Die Buchdruckerkunst i« Tibet. — Uber die bedeutendste Druckerei Tibets, die sich in Nartang bei Schigatse innerhalb des Gerichtsbereichs des Teshi Lama befindet, hat ein Mitarbeiter des englisch-indischen »kionssr» unlängst einen interessanten Bericht erstattet. Die Tibetaner Druckereien arbeiten noch nach dem System der Blockbücher, bei dem jede Seite eigens auf einen Holz- block eingeschnitten wird, und von solchen Blöcken hat die Druckerei in Nartang viele Tausende in Vorrat. Jeder Holzblock ist un gefähr 24 Zoll lang und 12 Zoll breit und auf einer Seite mit der eingegrabenen Schrift bedeckt. Ein hervorragender Tibetaner versuchte unlängst eine Reform des Druckwesens in seinem Heimat lande herbeizusühren, indem er dem Premierminister eine litho graphische Presse zum Geschenk machte; aber das Instrument er regte den Verdacht, daß es dazu bestimmt sei, die Blattern nach Tibet einzuschleppen, und blieb deshalb monatelang unausgepackt in seiner Kiste. Wie sich der Mitarbeiter des -kiovssr- denn auch bald darauf überzeugte, ist dieser Versuch, eine Verbesserung des tibetanischen Druckwesens anzubahnen, ohne Folgen geblieben. Schneider. * Vortragsabende. — Im Ausstellungs- und Lesesaale der Hcllerschen Buchhandlung in Wien I, Bauernmarkt Nr. 3, findet diesen Winter eine Reihe intimer Vortragsabende statt Der Zutritt ist, dem Raum entsprechend, auf etwa achtzig geladene Gäste beschränkt. Außer einem Zyklus von Abenden österreichischer Lyriker, für den u. a. Rainer Maria Rilke, Stefan Zweig, Max Mell, Hans Müller in Aussicht genommen sind, sind Vorlesungen von Marie Herzfeld, Hermann Bahr, Professor Or. Freud, Alexander Freiherr von Hornstein, Rosa Mayreder, W. Fred, Jakob Wassermann und anderen geplant. Am ersten dieser Abende, am 8. November, wird Rainer Maria Rilke eigene Dichtungen vorlesen. Beginn der Vorlesung 8'/- Uhr. Feststehend sind ferner folgende Abende im Rahmen dieses Programms: Dezember: Professor vr. Sigmund Freud: Phantasien und Neurose Januar: Stefan Zweig, Max Mell, Hans Müller: eigne Dich tungen (Lyrik, Prosa, Drama). Februar: CamillHoffmann, Paul Wertheimer, Franz Ginzkey: eigne Dichtungen (Lyrik, Prosa, Drama). März: Hermann Bahr (Berlin): Jakob Wassermann: ein Dialog. April: Richard v. Kralik: eigne Dichtungen. Für jeden dieser Abende werden Vormerkungen in der Heller- schen Buchhandlung, Wien I., Bauernmarkt 3, entgegengenommen. Deutsch« Dichter - Gedächtnissttftung. — Der Handels minister Delbrück teilt in einem Erlaß an die Regierungspräsi denten und den Oberpräsidenten in Potsdam mit, daß er der Deutschen Dichter-Gedächtnisstistung in Hamburg-Großborstel für drei Jahre einen Beitrag gewährt und dabei die Erwartung aus gesprochen habe, die Stiftung werde bereit sein, auch die Biblio theken von gewerblichen und kaufmännischen Fortbildungsschulen en gleicher Weise wie die Volksbibliotheken zu unterstützen. (Nationalzeitung.) * Allgemeine Vereinigung deutscher BuchhandluugS- gehilfen. Landesvereintgung Württemberg — Eine Herbst- Landesversammlung wird am Sonntag den 3. November 1907, vormittags 10 Uhr, in Reutlingen im Gasthaus zum Lamm eröffnet werden. Herr W. Haedecke (Stuttgart) wird über die Konkurrenzklausel im Handelsgewerbe sprechen, Herr H. Hermes (Tübingen) über »Neues zur Lehrlingsfrage». — Nach der Ver sammlung: Gemeinsames Mittagessen. Nachmittags 2 Uhr: Aus flug zum Lichtenstein. Sprechsaal. (Ohne Verantwortung der Redaktion; jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung der Börsenblatt».j Noch einmal: Wem verdanken wir es wohl im letzten Grunde, daß jetzt die Vereins- und Liebestätigkeitsbuchhandlungen wie Pilze aus der Erde herauswachsen? (Vgl. Nr. 238 d. Bl.) Auf die im Börsenblatt Nr. 238 von Herrn Ernst Bredt ge brachte Erwiderung: -nicht gewußt zu haben, daß der Christliche Verein junger Männer in Halle noch keine Buchhandlung im Be triebe habe-, möchte ich zunächst ergänzend hinzufügcn: daß Herr Bredt nicht nur in Halle, sondern dank seiner — Londoner Ver bindung — -noch weiteren- Vereinen seine Dienste angeboten hat. Gleichzeitig möchte ich, da ich nun einmal dabet bin, noch folgendes Zirkular den Herren Kollegen vom christlichen Sorti ment zur Kenntnis bringen. Gerade noch zur rechten Zeit wird es mir von einem der hiesigen Geistlichen freundlichst zur Ver fügung gestellt: »Berlin, Septeniber 1907. »?. ?. -Auch in diesem Jahre erlaubt sich die Bundes-Buch- handlung wieder die ebenso herzliche wie dringende Bitte an die Bundesvereine zu richten: Eröffnet Schriften-Niederlagen in den Vereinen! "W>S -Es ist unbedingt notwendig, mit allem Ernst und aller Energie gegen die immer mehr überhand nehmende Schund literatur in der Stadt und auf dem Lande zu arbeiten. »Dazu sollen die Schriften-Niederlagen in den Vereinen beitragen, sie sollen den Bundesbrüdern zu billigen Preisen gute geistige Nahrung bieten. -Die Bundesbuchhandlung ist in der Lage, billige gute Literatur zu liefern, und bittet die Vereine, doch wenigstens einen Versuch mit der Schriften-Niederlage zu machen. -Der Erfolg wird bei tätiger Arbeit nicht ausbleiben, das haben uns viele Vereine bewiesen. -Wir weisen nochmals ergebenst darauf hin, daß wir Nichtoerkauftes zurücknehmen und unsere Verlagsschriften mit 20A, die andern mit 10A Rabatt zugunsten der Ver einskasse liefern. -Die Errichtung einer Schriften-Niederlage ist jetzt zur bevoistehenden Winterarbeit am günstigsten, und bitten wir um gütige Bestellung einer Probesendung, für deren gute Zusammenstellung wir bestens Sorge getragen haben. -Die Probesendung enthält nur leicht verkäufliche Schriften rc. »Gütiger Bestellung entgegensehend, danken wir im voraus für Ihre Mitarbeit und zeichnen -Hochachtungsvoll Buchhandlung des Ostdeutschen Jünglingsbundes. Berlin 0., Sophien-Straße 19.» Jch bemerke kurz dazu, daß hier in Halle, außer einer -Stadt- missionsbuchhandlung-, zwei ausgesprochen christliche Buchhand lungen bestehen, die infolge solcher, immer wiederkehrender Reklame dieser Liebestätigkeitsbuchhandlungen ganz unsagbar zu leiden haben. Kurz auch dafür ein Beispiel: Im Laufe dieses Sommers tagte hier in Halle das Bundcsfest der Christlichen Vereine junger Männer. Ich teilte dem Verlag des Ostdeutschen Jünglingsbundes in Berlin mit, daß ich für diese Tage im Vereinshause, in dem ich sowieso eine Schriftenniederlage unterhalte, sowie im Ver sammlungslokal eine große Ausstellung zu veranstalten gedächte, und bat darum, mir eine reiche Auswahl der in seinem Verlage erschienenen Schriften und Bücher zukommen zu lassen. — Erst auf wiederholte Reklamation erhielt ich am 22. Mai ein Schreiben, in dem man bedauerte, meinen Wünschen nicht entsprechen zu können, da die Bundesbuchhandlung selbst vertreten sein werde und ich von der Errichtung eines Büchertisches absehen möchte. Was sind das für Verhältnisse und wohin sollen sie führen? Halle a/S. Paul Gloeckner, i/Fa. R. Mühlmann's Sortiment.