Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1907

^ L54, 30. Oktober ISÜ7. Nichtamtlicher Leit. Bvrjenblatt >. d. Dtschn. Buchhandel. 11375 zunächst in die höchste Wut und befahl, alle Franzosen in seinem Reiche in Ketten zu werfen. Dann schickte er unverzüglich einen Gesandten nach den ihm befreundeten Niederlanden mit Briefen an Ludwig XIII. und den Herzog von Guise, worin er diese um Wiedererstattung seiner Bibliothek bat. Die Niederlande schrieben an ihren Gesandten in Paris, er möge die Aufnahme des marokkanischen Sendboten und die Beschlagnahme des Marseiller Schiffes erwirken, von dessen Fang durch die Spanier sie noch nichts wußten. Der französische Minister des Auswärtigen Puisieux hatte jedoch hiervon erfahren und zeigte keine besondere Eile, den Marokkaner zu empfangen, mit dem er vielleicht unliebsame Auseinandersetzungen gehabt hätte, und so blieb die marokkanische Gesandtschaft ein ganzes Jahr lang im Haag, um dann un verrichteter Sache wieder heimzukehren. Die Spanier hatten mittlerweile Castellane und seine Leute gefangen gesetzt und das Inventar der Fracht des Marseiller Schiffs ausgenommen, die verkauft werden sollte. Die Bibliothek erschien ihnen hierzu jedoch zu kostbar. Sie enthielt 4020 teils reich gebundene Bände, worunter Korane mit und ohne Kom mentar, philosophische, juristische, medizinische, politische Werke u. a. Daher beantragte der Prior des Eskorial, sie in der königlichen Bibliothek auszuheben, die sich in dem berühmten Kloster befindet, und ihm wurüe Folge gegeben. Mulay Zidan tat fortgesetzt Schritte bei den Königen von Frankreich und von Spanien — dem letztern bot er 60 000 Du katen —; aber er erhielt seine Bibliothek nicht wieder. Als er im Jahre 1627 starb, wurde sie auch seinen Nachfolgern versagt, obwohl diese sich eifrig darum bemühten. Sie blieb im Eskorial, wo sie eine Feuersbrunst im Jahre 1671 teilweise zerstörte, und bildet heute den Grundstock der arabischen Werke der dortigen Bibliothek. (Nach H. de Castries: »l/ss Louross ivsäitss äs l'üistoirs än Naroo» (3 Bände). Paris, C. Leroux.) * Photographisches Preisausschreiben. — Dem Arbeits ausschüsse der Internationalen Photographischen Ausstellung zu Dresden 1909 hat (wie die Leipziger Zeitung meldet) die Sektion Dresden des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins unter finanzieller Beihilfe eines ungenannten Freundes der Alpenwelt zur Förderung der Hochg ebirgsphotographie die Summe von 1000 ^ zwecks Veranstaltung eines besondern Wettbewerbs für alpine Lichtbilderei in Aussicht gestellt. Zu diesem Zwecke sollen auf der künftigen Weltausstellung des photographischen Faches in der Gruppe Amatcurphotographie alle diejenigen Bilder, die Landschaften aus den eigentlichen Hochregionen der Alpen bieten, ohne weitere Anmeldung durch ein Preisgericht begutachtet werden; diesem steht die Befugnis zu, jene 1000 in Beträgen von 25 bis 200 ^ nebst einer Urkunde an die Urheber alpiner Bilder zuzuerkennen. Nach dem besondern Wunsche der Stifterin soll das Preisgericht namentlich auf solche Darstellungen sein Augenmerk richten, bei denen die glänzende Lichtfülle der Gletscher zone in künstlerischer Weise zum Ausdruck gebracht ist. Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin. — In der Gesamtsitzung der Akademie, die am 17. Oktober unter Vorsitz ihres Sekretärs Herrn Waldeyer gehalten wurde, wurden folgende Druckschriften vorgelegt: Vier Publikationen akademischer Unternehmungen, nämlich Heft 28 des »Pflanzenreich-, enthaltend die 8eroxbulu.ris.ces>s — Xntirrbivoiäsa,s — OsIeeols.riss.s von Fr. Kränzlin, Leipzig 1907; — Oowwentaris. iu Lristotslsm drascs,. Voi. 8. Liwxiieii in ^.risto- tsliü OatsZorias oomwsntarium sä. Carolus Kalbfleisch und Vol. 21, Lars 1; — biustratii in ^naiz-ticorum poetsriorum Ubrum sg- ounäum commsutarium sä. Michael Hayduck. Berolint 1907; — Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Bd. 7. Hälfte 1. Berlin 1907; — weiter eine Reihe von unterstützten Werken: P. Ascherson und P. Graebner, Synopsis der mitteleuropäischen Flora. Lief. 47—50. Leipzig 1907; — F. Diekamp, Dootrios, katrum äs Inearoations Vsrbi. Münster i. W. 1907; — E. Herz feld, Samarra. Aufnahmen und Untersuchungen zur islamischen Archäologie. Berlin 1907; — W. Zopf, Die Fiechtenstoffe in chemischer, botanischer, pharmakologischer und technischer Beziehung. Jena 1907, diese vier von der Akademie unterstützt; — L. Schultze, Aus Namaland und Kalahari. Jena 1907, als Bericht über eine von der Humboldtstiftung unterstützte Forschungsreise; — H. U. Kantorowicz, Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik. Bd. 1. Berlin 1907, unterstützt von der Savignystiftung; — Werke der korrespondierenden Mitglieder W. James, kraßwatisw. ^ nsev varas kor soms olä ok tbivüivA. New Mark 1907; — H. Nissen, Orientation. Studien zur Geschichte der Religion. Heft 1, 2. Berlin 1906/07; — W. Windelband, Kuno Fischer. Gedächtnisrede. Heidelberg 1907. Zu wissenschaftlichen Unternehmungen hat die Akademie be willigt durch die physikalisch-mathematische Klasse: Herrn Struve zur Instandsetzung des der Akademie gehörigen Refraktors 400 — Herrn Ur. Otto Kalischer in Berlin zur Fortsetzung seiner Untersuchungen über das Hörorgan 500 — Herrn Professor vr. Wilhelm Zopf in Münster i. W. zur Herausgabe einer Arbeit über die Flechtensäuren 600 durch die philosophisch historische Klasse: Herrn von Wilamowitz-Moellendorf zur Anfertigung von Photographien Plutarchischer Handschriften 750 — der Musikgeschichtlichen Kommission zur Herausgabe der Denkmäler deutscher Tonkunst behufs bibliographischer Aus nahme der in deutschen Bibliotheken und Archiven befindlichen Handschriften mittelalterlicher Musikschriftsteller 1500^; — Herrn Professor Hans Glag au in Marburg zur Fortsetzung seiner Forschungen über Ludwig XVI. und die französische Revolution 1000 (nach: Dtschr. Reichsanzeiger.) Ortsgruppe Dresden der Allgemeine« Vereinigung Deutscher BuchhandlungS-Gehilfen. — Am 15. Oktober hatten sich Mitglieder und Gäste der Ortsgruppe zahlreich versammelt, um einen Vortrag zu hören, den in liebenswürdiger Weise Herr Verlagsbuchhändler Klotz übernommen hatte. Das Thema lautete: -Friedrich Hölderlin-. Seinen Ausführungen schickte der Vortragende folgendes Motto voraus: -Getrost, es ist der Schmerzen wert dies Leben, So lang uns Armen Gottes Sonne scheint Und Bilder bessrer Zeit um unsre Seele schweben Und ach — mit uns ein treues Auge weint.» Redner verstand es vortrefflich, den Anwesenden das Leben und Wirken des unglücklichen schwäbischen Dichters lebendig vor Augen zu führen. Er schilderte seinen Lebensgang, den Übergang im Studium von der Theologie zur Philosophie, seine Bekannt schaft mit namhaften Persönlichkeiten — Schelltng, Hegel, Schiller, Charlotte von Kalb u. a. —, die Einfluß auf seine Geistesrtchtung genommen haben, nannte seine bemerkenswertesten Schöpfungen und würdigte deren hohen dichterischen Gehalt. In seinem Roman -Hyperion- erweise sich Hölderlin als der idealste Kulturkämpfer aller Zeiten. Bedeutungsvoll für sein ferneres Leben sei der Frankfurter Aufenthalt gewesen. Im Sommer 1800 kehrte Hölderlin in die Heimat zurück, nahm dann, der Not gehorchend, eine Stellung in der Schweiz an, die er aber nach kurzer Zeit wieder verließ. Nach seiner Rückkehr in die Heimat entdeckten seine Freunde mit Schrecken die Anfänge seines Versalls. Hölderlin suchte in Bordeaux Heilung seines Leidens, kehrte jedoch nach einem halben Jahre gebrochen an Leid und Seele zurück. An einem Juniabende des Jahres 1843 schloß er im Hause eines Tischlermeisters in Tübingen im Aller von 73 Jahren seine Augen für immer. — Nach Vortrag der schönsten Gedichte Hölderlins schloß Herr Klotz seine Ausführungen. Seine Zuhörer waren ihm aufmerksam und teilnehmend gefolgt und dankten ihm durch lebhaften Beifall. Büttner. * Balneologenkorrgretz» — Der 29. Balneologenkongreß wird im März 1908 in Breslau tagen. Generalsekretär der Balneologischen Gesellschaft ist Herr Geheimer Sanitätsrat Or. Brock, Berlin HIV., Thomasiusstraße 24. * EomeniuS» Gesellschaft. — Die Hauptversammlung der Comenius-Gesellschaft wird am 2. und 3. November d. I. in Berlin im Bürgersaale des Rathauses gehalten werden. Herr vr. Alexander Wernicke, Professor an der Technischen Hoch schule in Braunschweig, und Herr Realgymnasialdtrektor Wilhelm Wetekamp werden (als Referent und Korreferent) über die Frage sprechen: -Volkserziehung und Volkswohlfahrt in ihrem gegenseitigen Verhältnis-. Bei der Festsitzung am Sonntag, 1481'