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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-05-03
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redakttoneller Teil. Xr 87, 3. Mai 1919. Württ. Siaatsregierung. Sluiigari, den II. März 1919. Nr. 643. Betreff: Buchhändler-Rabatt. Auf die an das Württ. Staaizministerium und an das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens gerichteten Ein gaben des Vorstandes des Börsenvereins der Deutschen Buch händler vom 3. v. M. hat sich die Siaatsregierung damit ein verstanden erklärt, das; die staatlichen Bibliotheken mit einem Vermehrungsetat von mehr als 10 900 - vom I. April 1919 bis 1. April 1920 auf den bisher gewährten Rabatt von 7s,2°/» verzichten, wogegen der Buchhandel von der Er hebung des I07»igen Teuerungszuschlags absieht. sgez.) Blos, Staatspräsident. An den Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu L e i p z i g. Deputation Bremen, den 6. März 1919. für die Stadtbibliothek. Auf das an den Senat gerichtete gcsl. Schreiben vom 3. Februar d. I. erwidern wir ergebenst, daß nach einer Er klärung des Ortsvereins Bremer Buchhändler dieser sich den neuen Bestimmungen des Börsenvereins angeschlossen hat. Danach werden der hiesigen Stadtbibliothek vom 1. Januar d. I. ab alle Bücher ohne Ausschlag und ohne Rabatt ge liefert. Die Deputation für die Stadtbibliothek. (Unterschrift.) An den Vorstand des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, z. H. des Ersten Vorstehers Herrn vr. A. Meiner in L e i p z i g. Bücher und Büchereien in deutschen Gefangenenlagern. Plauderei von Bruno Conrad. Das Buch hat im Leben der Gefangenen eine große Rolle gespielt, wenn natürlich auch nicht die bedeutendste; sie wuchs mit der Länge des Krieges und — so schien es wenigstens den Soldaten — der Unendlichkeit der Gefangenschaft; so war es in den deutschen Lagern, und so wird es Wohl überall gewesen sein. Den ersten Platz nahmen ganz naturgemäß die leiblichen Bedürfnisse eitles jeden ein, waren diese aber im Rahmen des Möglichen erfüllt, so suchte jeder nach Anregung inzd Ablenkung von der Eintönigkeit des primitiven Daseins. Der Lichtblick, die Post aus der Heimat, ließ oft gar lange auf sich warten, und da sie auch mancherlei Beschränkungen unterworfen war, so er tönte denn bald der Ruf nach dem stets bereiten und geduldigen Gefährten, dem Buche, und um so lauter, je mehr vielen Ge fangenen auf Arbeitskommandos usw. andere Abwechselungen vor enthalten waren. Doch sind diese Leute, die auf dem Lande gut ver pflegt wurden oder in Fabriken, Druckereien usw. arbeiteten und oft ihren Beruf weiter ausübten, nicht immer die Bedauerns wertesten gewesen; ich habe häufig gelesen, daß sie hier neue Methoden und Maschinen kennengelernt hätten, die sie nach ihrer Rückkehr zuhause anwenden wollten. Wie glücklich äußerten sie sich aber immer, wenn sie, von einer Ablösung ins Lager zu- rllckgekehrt, hier an den Veranstaltungen und Einrichtungen teil nehmen konnten, die ein großes Zentrum im Laufe der Zeit na- turgcmäß hervorbringt und vervollkommnet, trotz aller Unter brechungen, Repressalien usw. Wie freuten sie sich stets über die Musik der Kapelle, die gelungenen Theaterabende und Sport vorführungen, über die Vorträge und Fortbildungskurse, über 328 den Handfertigkeitssaal, in dem sich Holz- und Knochenschnitzer, Bildhauer, Maler und Zeichner betätigten, und über den Lese raum und die große Bibliothek, der eine eigene Buchbinderei angegliedert war; hier konnten sie auch allerhand Spielen hul- digcn. Meine Betrachtungen beziehen sich immer auf das Mann schafts-Gefangenenlager mit seinen Menschen aller Nationali täten, Bildungsstufen und Bernsen. Im Ofsizierslager hat sich ein jeder sein Dasein, wenn er natürlich auch immer Gefangener war, seinem Stande und seiner Bildung entsprechend wesentlich individueller gestalten können; die Sorgen um die leiblichen Bedürfnisse fielen fast ganz fort, und auch geistig konnte sich jeder frei betätigen und weiterbilden. Die literarische Zensur war hier, wie ich feststellen konnte, auf ein Mindestmaß beschränkt und ging von höheren Gesichts punkten aus, Kurse, Vorträge usw. standen aus wesentlich hö herer Stufe, ebenso die Geselligkeit, zu der ja fast alle beisteuern konnten. Das Buch und die Musik waren ganz unzweifelhaft die größten Tröster der gefangenen Menschheit — nach dem Briefe aus der Heimat. Ich war zu Anfang meiner Tätigkeit der Annahme, daß diese Briefe, die doch nur beschränkt und unter besonderen Um ständen geschrieben wurden, sich durch Schönheit und geistige Tiefe auszeichnen müßten, wurde da aber gründlich enttäuscht, und fortlaufend Packte einem dann immer mehr das Grausen. Nur ein ganz geringer Prozentsatz aller Ein- und Ausgänge war interessant, reichlich ein Drittel ließ aber jede Orthographie vermissen. Die englischen Briefe waren übrigens besser als die der Franzosen, sie verrieten stets Selbstvertrauen und Zuver sicht ; der Engländer war auch der sympathischste unter allen Ge fangenen — offen und zuverlässig. Die ersten Bücher, die den Leuten zur Verfügung gestellt werden konnten, stammten aus den Beständen der verschiedenen deutschen Buchhandlungen und von Gönnern, von Ausland deutschen oder von Ausländerinnen, die hier geheiratet hatten. Es gehörte damals, wo alles Fremde in Grund und Boden ver dammt wurde — man vergegenwärtige sich die Zeit —, auch bei uns eine gewisse Charakterstärke dazu, die Feinde, und vor allem die Gefangenen, als Menschen gelten zu lassen und ihnen Bücher zum Zeitvertreib zu schicken; wurde doch überall sogleich Spionage vermutet. Der eine oder andere schrieb dann Wohl auch, da der Krieg nicht zu Ende gehen wollte, irgend eines bestimmten Buches wegen nach Hause, das traf mit den Paketen denn auch ein. aber oft in welchem Zustande! Die Bäuerin aus Südfrankreich, Korsika oder Algier konnte es nicht unterlassen, ihrem gefangenen Jungen auch etwas von den Erzeugnissen ihres Gartens in dem papierverpackten Paket zu schicken, seien es nun Weintrauben, Birnen oder sonst etwas; die Sachen wurden bei dem monatelangen Transport natürlich zerdrückt und schlecht, weichten die Zuckertüte, das Salz, die Schokolade und die Seife auf und gingen in die Wäsche über. Hatte sich nun noch eine Flasche entleibt, dann war das Still leben fertig.. Dazwischen lag das Buch, innig mit allem ver mählt, das in diesem Zustande dem Zensor übermittelt wurde. Die Franzosen haben diese individuellen Pakete bis zum Schluß geschickt, und wenn es auch besser wurde, so sind verdorbene Sachen doch zentnerweise fortgeworfen worden. Die Pakete der Engländer kamen in demselben Zustande an, als man aber an offizieller Stelle in England davon erfuhr, wurde der pri vate Paketverkehr aufgehoben; Komitees nahmen die Sache in die .Hand. Sie schickten nun zwar keine Delikatessen mehr, dafür aber reichlich nahrhafte Dauerwaren, die sie meist noch von neu traler Stelle expedieren ließen; so kam alles heil an, und die Prüfung war sehr vereinfacht. Bücher, Wäsche usw. gingen für sich, und man mutz sagen, daß die Engländer für ihre Leute wundervoll gesorgt und sie in jeder Weise ermutigt haben. Zu Anfang, als die Zahl der Gefangenen noch nicht in die Zehn tausende ging, erhielt ein jeder eine Anfrage von Mr. A. Dabies, dem Vorsitzenden des Lritisk ?ri8oners ok Var Look 8cbems lücku- rational), was er zu lesen wünsche, und bekam dann ein Pakeil
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