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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1919
- Strukturtyp
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- 1919-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1919
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- Deutsch
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tvetter erstrecken, wenn sie sich auch ziffernmäßig schwer feststellen lassen lverden. Drängt sich da nicht ganz von selbst die Frage auf, welch ungeheurer Wahnsinn in einem Streik liegt, be sonders in einer Zeit, in der in Deutschland jeder Berufsstand seine volle Kraft einsetzen müßte, um allen den an ihn herau- lreteuden Forderungen wenigstens in der Hauptsache genügen zu können? Man sollte meinen, daß er bei einigem guten Willen auf beiden Seilen doch nicht so schwer sein müßte, zu einer Verständigung darüber zu gelangen, was «in Beruf an Laste» tragen kann. Vor allem sollten sich die Arbeitnehmer sagen, daß sie nicht die Mittel, auf denen sich ihre Existenz ausbaut, zerstören, nicht Forderungen stellen dürfen, die von vornherein nicht ernsthast in Betracht gezogen und nicht erfüllt werden können, weil letzten Endes der in Leipzig ausgebrochene Kanrpf ein Kampf um die Billigkeit des Buches ist. Für die Arbeitgeber, die bei einem Streik — gleichviel wie der Ausgang sein mag — stets die Hauptleidtragenden sind, müssen doch sehr schwer wiegende Gründe vorliege», ehe sie sich entschließen, bei voller Kenntnis der Sachlage und der für sic entstehenden Folgen lieber ihre Geschäfte ruhen zu lassen als nachzugeben und damit ihren eigenen Betrieben ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Zu einer »Machtprobe« hüben und drüben ist weder unsere Zeit an getan, noch kann aus ihr irgendwelcher Segen erwachsen. Wir müssen vielmehr mit Ernst und Verantworllichkeitsgefühl zu einer Verständigung zu gelangen suche», ein jeder ehrlich be strebt, bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit zu gehen. Tann werden auch nicht mehr die Schreier das große Wort führen, sondern diejenige», die wissen, daß das Interesse des einzelnen sich den wirtschaftlichen Notwendigkeiten eines Berufs unterzu- ordnen hat, und daß dies nur im Wege von Konipromissen ge schehen kann. Rach der Verfassung des Deutschen Reiches sind — wie es in K l65 heißt — »die Arbeiter und Angestellten dazu berufen, gleichberechtigt in Gemeinschaft mit den Unternehmern an der Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen sowie an der gesamten wirtschaftliche ir Entwicklung der p r o d uk t i v e n K r ä f t e m i t z u w i r k e n«. Es ist ihnen also in Zukunft eine Mitarbeit an allen beruflichen Fragen zur Pflicht gemacht. Dadurch verbietet sich eigentlich jeder Streik von selbst, da sonst gar nicht einzusehcn wäre, was der ganze Apparat der Betriebs- und Bezirksarbeiterräte, des Reichsarbetterrats mit seinem Oberbau von Bc- zirkswirtschaftsräten und dem Reichswirtschaftsrat für einen Zweck haben sollte, wenn er nicht einmal einen Streik verhin dern könnte. Bei diesen weitgehenden Rechten der Angestellten muß unbedingt gefordert werden, daß sie das Problem der mo- deinen Wirtschaft nicht durch wilde Streiks zu lösen suchen, nicht den Ast absägen, auf dem sie und ihre Berufsgenossen sitzen, sondern gemeinsam mit den Arbeitgebern einen Ausgleich zwi schen den Notwendigkeiten ihres Berufs und den Forderungen seiner Angehörigen schaffen helfen. Zu diesen Notwendigkeiten gehört für das Leipziger Kommissionsgeschäft auch eine so billige Lieferung bzw. Vermittlung, daß der Weg über Leipzig sich vor teilhafter als jeder ander« Bezug erweist, da darauf rieben pünktlicher und gewissenhafter Erledigung der ihm übertragenen Arbeiten die bisher vom Leipziger Platz einge nommene Stellung im Gesamtbuchhandel beruht. Die Stellung nahme der duchhändlerischen Vertreter auf der erwähnten Zu sammenkunft zeigt, daß inan auch heute noch Wert auf die Erhaltung Leipzigs legt, sofern das Kommissionsgeschäft bereit und in der Lage ist, die früheren mustergültigen Verhältnisse wieder herzustellen. Sind die Angestellten ernstlich gewillt, in diesem Sinne air dem Wiederaufbau, denn um einen solchen handelt es sich zum guten Teil im Leipziger Buchhandel, mitzuarbeiten, so ist ihr erster Streik auch zu gleich der letzte gewesen. Ob sich freilich im Kommissionsgeschäft, dem ein »Versagen« weit mehr schadet als dem Sortiment, das diesen Vorwurf nur noch belächelt, alles so glatt wieder ein- renken wird, wie dies im allgemeinen Interesse wünschenswert wäre, läßt sich heute noch nicht absehen. Vieles ist bereits abgebröckclt und mancher Betrieb »mgestellt worden, sodatz kaum daran gedacht werden kan», die Arbeit da fortzusetzen, wo man sic vor Wochen hat liegen lassen. 7 »4 Sinnwidrige Bezeichn «gen in Verlagsprospekten und Katalogen. Einig« Worte zu der Mahnung an die Bnchhäihler und Verte»" von Paul Kcrstcn ln Ar. K4. Eon Friedrich Reiuecke. Es ist dankenswert anzuertenuen, daß ein Fachmann Ruse uns zur Vorsicht in der Altwendung de» Bucheinbands der selbstgewählter oder gar falscher Fachausbrllck« rä. uW Rai durch eine» Auszug solcher Redewendungen aus Buchhändler rundschreiben unter Richtigstellung dersclbeu bekräftigt. Diese Mah- „ung mag ich aber doch nicht ganz unwidersprochen lassen, da sie in verschiedener Beziehung zu.weit geht. Fch antworte daher auch sür len« ungenannte» Standesgenossen, um ihnen zu ersparen, stillschwei gend die in de», Aussatz über sie ergangenen harten Worte etnstecken zu müssen, wie: »O, diese nichtsnutzige, blöde Phrasendrescherei! , »Schauderhast, höchst schauderhaft!«, »Blech« usw. Sofern wir nicht sagen Kunstbuchbluder, dürste der Satz doch wohl seine Richtigkeit behalte»: -Tic Buchbinder von heute sind mit ihrem Material an Schrift und Schmuck häufig nicht in der Lage, von sich aus einen schönen Einband zu liefern». Es ist nun einmal nicht iedcr Buchbinder ei» Kunstbuchbluder, ebensowenig wie jeder Maler ein Nunstmaler ist. lind Kunstbuchbluder sind wohl leider noch viel zu gering in der Zahl, so erfreuliche Fortschritte die zahl reichen Kachknrse auch schon gemacht haben. Ich stelle an Herrn Kersten nur die Frage, ob der Handeinband in Deutschland durchnwg schon aus der gleiche» Höhe wie l» Frankreich und England steht. Mit »massiv« wollte der Verleger doch lediglich di« besondere Haltbarkeit preisen, nicht die Ledcrart benennen. Warum muh es abe, »glait gepreßtes Maroquin heißen, warum Maroquin oder gar dlaroqnin öcrase? Ist es nicht Sache der deutschen Buchbinder oder Lederhänbler, deutsch zu rede»? Warum hat die Fachwett nicht längst eine gute dentschc Bezeichnung geprägt? Warum uns ewig mit fremden Federn schmücken? Ist etwa ein »dksroquin sarase- Halbsranzband« ein schönes Wort? Es ist hier nicht der Ort, um Vorschläge sür deutsche Benennungen zu^machen. Herr Kersten tadelt mit Recht das Wort ekraslert, macht aber selbst von Fremdwörtern reichlich Gebrauch: Prospekt, Phrase, Material, Naivität, Publikum, Maroquin, sic, snobbtsttfch nsw. Die Bezeichnung »Einband von Walter Ttemann» ist zwar nicht genau, aber glaubt jemand bei einem Gebäude von Muthesins oder Professor Behrens, daß Muthesins oder Behrens sie selbst gemauert haben? Ist etwa in dem Buchtitel »Muthesins, Wie baue ich mein Haus?» etwas Unverständliches zu finden? Warum wird »Walter Tiemann» in »Prof. W. Tiemann« und «Carl Czelchka» in »C Czeschka« verbessert? Mit dem schön gegliederten Einband ist selbstverständlich wieder die Zeichnung gemeint. Ein Buch läßt sich allerdings nicht ohne Rücken btnben, aber dieser braucht weder verziert, noch von Leder zu sein, weshalb man wohl von einem verzierten Lederrllckc» sprechen kann. »Aus englisch Butte» brbschlert« dürfte ein Druckfehler sein, bei dem das Wort »gedruckt« und ein Komma hinter Bütten ausgelassen wurden. Man »he stet« nicht »mittelst der Hand h e st n n g-, sonder» mit der Hand. Wenn die Bünde noch »aus die Decket geklebt« werden, so ist das nur zu bedauern. Beim kunstgerechten Halbfranz- oder Ganzlcdcrband werben die Bunde durch die Deckel gezogen. Ilm ganz sinngemäß zu sprechen, wird nicht »das Leber überzogen», sondern das Buch mit Leder überzogen. Die Redeweise »die Ausgabe ist vornehm gebunden- hat sich leider für den einfachsten Einband eingebürgert, also sür den Pappbavd, und ist daher wohl kaum sür »snobbistische Kriegsgewinnler« be stimmt. Dis ungenaue Benennung ist allerdings verwersltch, dürfte aber als Kriegserscheinnng von selbst verschwinden, sobald wieder Leinen und Leder reichlich vorhanden sind. In dunkelgrünem Halbledcr »mit Goldrücken» Ist besser zu be zeichne» »mit Rückenvergoldnng« bzw. »RUckcnhandvergoldung«, cs wird dann niemand an »Blech« denken. Die wiederholte Beanstan dung, daß der Verleger cs nicht für nötig hält, die Ledersort« zu be zeichnen »mit Rllckcnvergoldung« bzw. »Nllckenhandvergoldung«, cs siir die wöchentlichen Verzeichnisse, die Halb-, MehrsahrS- und Var- svrtimentskataloge zu empfehlen sein, das Leder durch Abkürzungen zu nennen wie Iv <— Kalb), 8 <— Saffian) usw. Warum »edle» Handvcrgoldnng? Kann die Preßvergoldung nicht auch edel sein? Selbst die Handvcrgoldnng wird erst edel, wen» sic von einen, Meister derselben anSgcsnhrt wird. Die Handvergoi- dnng mit »Golddruck« z» bezeichnen, kann ich durchaus nicht empfehlen: ist doch die Goldpressung ebenfalls ein Golddruck. Daher ist die Bezeichnung »Handvergoldung« durch kein anderes Bort zu ersetzen.
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