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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1930
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- 1930-02-08
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- 08.02.1930
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VckMMMmMlltsckmMMuMl Nr. 33 (R. 16). Leipzig, Sonnabend den 8. Februar 1830. 97. Jahrgang. Redaktioneller Teil Besinnung. Ein Schlußwort z» den Erörterungen der Schristsragc in der Deutschen Akademie H. Von Or. Friedrich Oldenbourg. In den nachfolgenden Betrachtungen wirb — wie auch von anderen — darauf verzichtet, zwi schen Druck- und Schreibschrift zu scheiden. Solche Scheidung würde eine Erschwerung sein ohne Vorteil. Die deutsche Schreibschrift und ihr Lei densweg würde eine Betrachtung stir sich erfor dern, Tic Lösung der Schrtstsrage aber ist ein in sich geschlossenes Ganzes, das Druck- und Hand schrift zusammenfaßt: Es wäre z, B, unsinnig, wenn die Frakturdruckschrist uns erhalten, die Handschrift aber allein »lateinisch» bliebe. »Wie die Deutsche Bücherei mitteilt, wurden von den im Jahre 1828 erschienenen deutschsprachigen Büchern 58,8 Pro zent in Fraktur und 43,2 Prozent in Antiqua gedruckt. Bei den Zeitschriften ist das Zahlenvcrhältnis für die Fraktur noch günstiger, indem 58,8 Prozent auf diese und 40,2 Prozent auf Antiqua entfallen. Für die Bewertung dieser Zahlen ist zu beachten, das; manche deutschen Bücher lediglich für das Aus land bestimmt sind und ein anderer nicht unbeträchtlicher Teil der deutschsprachigen Veröffentlichungen im Ausland erscheint.» Diese Zeitungsnotiz erschien ungefähr gleichzeitig mit dem letzten Heft der Mitteilungen der Deutschen Akademie im Jahre 1828. Würde die Deutsche Bücherei auch die Tageszeitungen sam meln, dazu vielleicht auch politische und religiöse Flugschriften, so würde das von ihr gegebene Bild noch mehr zu Gunsten der Fraktur aussallen. Könnten wir nun etwa noch die von der Deutschen Bücherei gesammelten Erscheinungen des Buchhandels mit ihrer Auflagen- ziffcr vervielfachen, so würde sich zeigen, daß der Wirkungsgrad der Fraktur in die breiten Massen, der der Antiqua fast nur in die geistige Oberschicht geht. Es ist notwendig, dies alles einmal fcstzustellen, um einen festen Ausgangspunkt für die Betrachtungen zu bekommen, die wirkliche Besinnung setzen möchten an Stelle des Hin und Her zwischen schaler Vernünftelei und farbenreicher Gcfühlsbetonung, zwischen beschaulicher Schriftgeschichte und radikaler Gegenwarts forderung, zwischen pstzchologischcr, d. !. naturwissenschaftlicher und politischer, d. i. 'willensbetonter Methode. Wir haben also im Reich, was die Masse der Bevölkerung betrifft, ein iibcrwiegcn der Fraktur, dem können wir ergänzend noch hinzufügcn die Macht der Fraktur in den Gebieten der ge schlossen siedelnden deutschen Minderheiten des Auslandes. Zu einem wesentlichen Teil ist diese Tatsache schon durch die eingangs erwähnte Zählung mitersaßt, denn die Deutsche Bücherei ist die Sammelstclle des großdeutsch organisierten Buchhandels. *) Der obige Aussatz ist ursprünglich als Schlußwort der Aus einandersetzungen, die innerhalb der Deutschen Akademie Uber die Schristsragc stattgcsundcn haben, gedacht gewesen. Es sei deshalb aus die Veröffentlichungen in den Mitteilungen der Deutschen Akademie verwiesen. Ebenso sei erinnert an den Aussatz von Fritz Schnabel im Bbl. Nr. S. D. Schristl. Auf der anderen Seite können wir feststcllen, daß in der geistigen Oberschicht ein gewisser Hang zur Antiqua besteht, der wohl in verschiedenen Tatsachen wurzelt: Man glaubte wohl in der Antiqua einen Ausdruck des klassischen Altertums zu sehen, das in der Epoche unseres Klassizismus und Neuhumanismus zum idealistischen Vorbild wurde; man hält wohl auch die An tiqua für stilistisch geeigneter, um etwa Hölderlin zu drucken, und als stärkster Ausdruck solcher Kunstgesinnung mag Stefan Georges Druckschrift genannt sein; schließlich aber kommt das Geltungsbedürfnis eben jener geistigen Oberschicht über das eigene Volkstum hinaus als Triebkraft in Frage. Man glaubt, daß Antiqua von den Völkern, die ihre Literatur jeder Art in Antiqua drucken, auch für deutsch geschriebene Werke bevorzugt wird. Aus gleichem Grunde mag die Tatsache stammen, daß Han del und Technik, deren Wesen zweifellos nicht national bedingt ist, die Antiqua bevorzugen (Schreibmaschine, technische Beschrif tung u. s. f.). Schließlich sei auch noch erwähnt, daß das zerstreut im Aus land lebende Deutschtum Antiquaschrift fordert, weil seine Kinder nur diese in der Schule lernen und darum der Zusammenhang mit der Heimat erschwert ist, wenn diese eine besondere Schrift verwendet. Man streitet nun um die Frage: Ist es besser, die Fraktur als Schrift der großen Masse des Deutschtums ibcizubehalten, oder soll der Sprengung nationaler Gebundenheit der Schrift das Wort geredet ivcrden. Gute Gründe sind für beide Entscheidun gen in Menge vorhanden und ich glaube, der mit seiner dogma tischen Unduldsamkeit an den Streit der Konfessionen gemahnende Kampf würde nicht nur die Deutsche Akademie sprengen können, wenn eine Entscheidung getroffen würde nach der einen oder anderen Seite. Besinnung an dieser Stelle zwingt deshalb m. E. dazu, deut lich auszusprechen, daß man die Forderungen der einen Seite nicht einfach zum Schaden der anderen erfüllen darf. Die Müh sal der Zweischriftigkeit ist leichter zu tragen als der Verrat an irgendeinem Teil des Deutschtums, fei es etwa des Deutschtums in Böhmen und Siebenbürgen oder des in Chicago oder Latein amerika. Das aber hindert nicht, dennoch an einer Lösung der Frage selbst zu arbeiten. Man sollte sich nur endlich einmal frei machen von den Methoden des Doktor Eisenbart, die in ihrem Radikalis mus zn>ar rasch wirken mögen, u. U. aber den Kranken so gesund machen, daß er zur Erholung ins Jenseits fährt. Es scheint mir gerade nach den bisherigen Veröffentlichungen im Rahmen der Deutschen Akademie dringend erforderlich, immer wieder darauf hinzu'weisen, daß Fraktur und Antiqua keine eindeutigen Be griffe sind, daß es leserliche und schlcchtlescrlichc Schriften beider Gattungen gibt. Ich hielte schon viel für gewonnen, wenn durch Feststellung der Frakturschriften, die für ein Kind, das in der Schule nur Antiqua gelernt hat, gut lesbar sind, dem Bilder buch- und Jugendschriftcnverleger ein Weg gezeigt würde, auf dem er solchen Kindern dienen kann, ohne auf der anderen Seite anzustoßcn. Solche Kleinarbeit könnte wesentlich mehr im Laufe der Zeit zur Lösung der Schriftfrage leisten als alle Theo rie über radikale Entscheidung zu Antiqua oder Fraktur. 137
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