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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1931
- Strukturtyp
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- 1931-01-10
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1931
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- Deutsch
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rr. 8 <N. 4). Leipzig, Sonnabend den 10. Januar 1931. 98. Jahrgang. Redaktioneller TÄ schweizerischer Duchhändlerverein. Die vom Kaufmännischen Verein Basel unter der Firma -»Hort-Handelsgenossenschaft in Basel« gegründete Genossenschaft versucht seit einiger Zeit, zum Weitervertrieb »geographische Kar ten, Bücher usw.« mit dem üblichen Buchhändlerrabatt einzu laufen. Da die »Hort-Handelsgenossenschaft« weder Mitglied des Börsenvereins oder des Schweiz. Buchhändlervereins ist noch zu den Wiederverkäufern gehört, so darf sie auch nicht mit Rabatt beliefert, sondern muß im Sinne der Berkaufsordnung des Börsenvcreins (Z 4) als Publikum behandelt werden. Wir bitten um gesl. Kenntnisnahme. Bern, den 1. Januar 1931. Der Vorstand des Schweiz. Buchhändlcrvereins. DieTechnik bricht in die graphischeKultur ein! Eine Auseinandersetzung mit Schallplatte, Film und Funk. Von Horst Kliemann. Es ist bei den Auseinandersetzungen über die Krisis der Literatur und des Buches viel zu wenig beachtet worden, daß neben der Krisis des Buchinhaltes auch eine Krisis der Buchform zu wirken beginnt. Es zeigt sich ganz deutlich, daß dem Buchhandel noch eine besondere Form seiner Ausein andersetzung mit der Technik Vorbehalten ist, über die rein mengenmäßige Steigerung der Produktionsmöglichkeit (Rota tionsmaschine), über die Qualitätsverbesserung (neue Druckver fahren), über die Anpassung an den beschleunigten Verkehr hinaus. Auch an diesem Problem wird deutlich, daß das Buch als Ware dreidimensional ist: der äußeren Formgebung (Material und Preis) steht eine innere Formgebung gegenüber, die sich zweifach teilt: I. der Inhalt des Buches vom Thema her (das »Was« des behandelten Stoffes), 2. der Inhalt von der Sprache her (das »Wie« des behandelten Stoffes). Umstritten ist heute das »Wie« des Stoffes: Literaturkrise, und das »-Was« des Stoffes: Literatur- und Käuferkrise. Dazu kommt nun noch der Angriff auf die erste Dimension, auf das Buchäußcre, von der Technik her. Diesen Angriff bezeichne ich als den Einbruch der Technik in das Monopol der graphischen Kultur. Vergessen wir nicht, daß das Buch erst 350 Jahre alt ist und daß immerhin beachtenswerte Kulturen ohne Buch entstan den, bestanden und wieder verschwanden. Gebärde und Wort sind die beiden Grundverständigungsmittel des Menschen. Schrift und Zeichnung geben zunächst die Möglichkeit der Fixierung, wenn auch noch nicht die Möglichkeit der Verbreitung. Diese Verbreitung ermöglichte erst die Erfindung der Buchdrucker- kunst und die Weiterentwicklung der graphischen Reproduktions technik. j Die gemeinsame Eigenschaft der beiden Konservierungs- metihoden Schrift bzw. Druck und Bild ist ihre Starrheit. Sie spnd gleichsam gefrorene Natur. Beide, ganz besonders aber die Schrift, setzen ein starkes Abstraktionsvermögen, eine starke ^Phantasie voraus. Es ist erstaunlich, welche Fertigkeit sich der Mensch in den letzten drei Jahrhunderten nach dieser Hinsicht erworben hat. Da eines unserer Hauptbildungsmittel das Buch ist, dürfen wir uns nicht wundern, daß wir viele Menschen dafür nicht gewinnen können, nämlich alle die, deren Abstrak tionsvermögen und Phantasie verhältnismäßig gering ist. Wie ganz anders, aufgeschlossen und aufnahmebereit sind doch häufig solche Menschen im kleinen Kreis und im Gespräch. Eng damit verbunden ist der Gegensatz zwischen optisch und akustisch. Alle Kurse, Vorträge wirken auf akustischer, Buch und Bild aus optischer Grundlage. Während nun vor Guten berg die akustische Wirkung jahrtausende hindurch im Vorder grund stand, eroberte die optische Wirkung durch die Druckkunst alle geistigen Gebiete in so großem Maße, daß wir heute beinahe von einer optischen Kultur sprechen können. Die Wissenschaft spricht von einem optischen und einem akustischen Typ. Recht wenig wissen wir aber über die Auswirkung solcher Veranlagung im täglichen Leben. Sind die Typen rein vorhanden und in welcher Zahl? Treten sie gemischt und dann in welchem Mischungsverhältnis auf? Welche Mühe macht es dem Ein zelnen, das Weltbild sowohl optisch wie akustisch aufzunehmen? Entspricht die Überbetonung des Optischen in unserer graphi schen Kultur dem natürlichen Mischungsverhältnis? Sind hier Verschiebungen seit Gutenberg eingetreten? Oder wurde der akustische Typ mit Gewalt zurückgedrängt, sodaß sich manche pädagogische und literarische Wirkungsunmöglichkeit daraus er klärt? Eine sichere Antwort haben wir heute auf diese Fragen noch nicht. Das eine jedenfalls steht fest, daß die natürlichen Wieder gabemittel (Gebärde, Klang der Stimme, Bewegung im Bild), die von der Konservierung allzulang ausgeschaltet und durch Abstraktionsvermögen und Phantasie (teilweise mühsam) ersetzt werden mußten, sich durch die moderne Technik ihr Recht er kämpfen. Wir waren bisher geradezu hypnotisiert von der Be deutung unbeschränkter Verbreitung durch den Druck, wir haben uns zu sehr an diese Konservierung gewöhnt und vergaßen ganz, daß das eine gefrorene Konserve war. Die neuen technischen Wiedergabemittel: Film, Funk, Schallplatte und was in ihrem Gefolge noch kommen mag, bringen den Frühlingssturm über unsere graphische Kultur und damit Tauwetter für viele ge frorene Geisteskonserven. Wir brauchen das Bild nur einmal umzudrehen: Nehmen wir einmal an, wir ständen nicht unter der Herrschaft des Buches, sondern es gäbe für die Wiedergabe und Verbreitung von Gedanken nur den Rundfunk und sonst nichts. Nun käme einer und erzählte von einer Erfindung, mit der er durch optische, d. h. nicht hörbare, sondern nur sichtbare Zeilen auf Papier die Sprache reproduzieren könne. Da wäre man sicher sehr skeptisch. Man würde einwenden und ihn fragen, wie er denn durch Buchstaben das Laut und Leise, das Hoch und Tief, den innigen oder rauhen Tonfall, die schnelle oder behäbige Rede wiedergebcn wolle. Der Erfinder würde einwenden, daß es nicht auf die äußere Form ankomme, sondern aus den Inhalt. Und dann würden ähnliche Bedenken auftauchen wie uns heute. Man würde sich überlegen, daß zur Auffassung einer Dichtung ein großes Abstraktionsvermögen und eine lebhafte Phantasie nötig seien. Man würde sich weiterhin fragen, ob denn ge nügend Menschen da seien, die über diese Eigenschaften ver fügen und ob cs denn überhaupt wünschenswert und angängig sei, die gefühlsmäßige Interpretation eines Werkes dem Ein zelnen zu überlassen. Man würde sich die Technik der Buch herstellung betrachten und wäre entsetzt über das Zerreißen des lebendigen Redeflusses durch den ZxUenumbruch, über die Einteilung des Werkes in gleichmäßige Rechtecke zu je 300 2S
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