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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1931
- Strukturtyp
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- 1931-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1931
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- Deutsch
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M 18, 22. Januar 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Freude an stillen Freuden der Vergangenheit wieder aufblüht. In das Leben all dieser jungen Menschen ist der Schatten des Krieges gefallen. In manchen Arbeiten heißt es: Unsere Kinderbücher sind verbrannt, bei der Flucht verloren, von den Nüssen mit allem andern verschleppt oder vernichtet. Ganz besonders liebevoll wird deshalb die Vorkriegszeit geschildert und die Zusammenstellungen geben ein Bild, welchen Fundus diese augehendeu Sozialbeamtinnen aus ihrer Kleinkinderzeit mitbringen. Die Älteste ist aus dem Jahr gang 1898, der Durchschnitt zwischen 1904—08. Vierzehn sind Klein städterinnen, fünfzehn vom Lande, die andern teils früh in die Groß stadt gezogen, teils in der Stadt geboren. Die Väter sind mittlere Beamte, Gutsbesitzer, Lehrer, einige auch Akademiker. Von den Erinnerungen an Bilder stehen in erster Reihe die Engel, die zwölsmal erwähnt werden und meistens als Schutzengel sehr zur Beruhigung des Kindes beigetragen haben. Als großer nachhaltiger, beunruhigender Eindruck sind in Erinnerung geblieben drei aus dem Bilde springende Löwen, die Darstellung des Todes als Gerippe, eine Eidechse, die auf ein Kind zukroch, Ritter, Tod und Teufel von Dürer. Als Lieblingsbilder werden immer wieder erwähnt Tiere, Laubwald, Waldlandschaft, Försterfamilie beim Mittagessen, Bauerngehöft, Elfenreigen, Ludwig-Richter-Bilder, Bilderbibel. Geheimnisvoll und anziehend war die Toteninsel von Böcklin, ein Einhorn, der Hubertushirsch und Herbststurm von Lud wig Dettmann. Den Zinsgroschen von Tizian konnte eins der Kin der nicht anschen ohne zu weinen. »Er will dem Herrn Jesu etwas tun« stammelte das Kind mit scheuem Blick auf den Pharisäer. Das Kaiserbild erscheint auch fünfmal als von der Kinderphantasie um woben. In vielen Arbeiten sind noch Berschen ausgeschrieben, die aus der Kinderzeit haften geblieben sind. Die moralische Wirkung wird immer wieder betont. Ein Vers half den Mut zu finden, um durch dunkle Zimmer zu gehcu, ein andrer heilte von der Langschläferci, ein dritter vom Naschen oder vom Abknicken von Baumästen. Der Struwwelpeter wird siebenmal erwähnt, Speckters Fabeln sechsmal, der Ball der Tiere dreimal, das Buch von Robert Neinick mehrfach, Thumann-Bilderbuch, Wilhelm Busch ebenfalls. Von den größeren Geschwistern sind viele Gedichte aufgeschnappt. Am festesten in Er innerung sind geblieben: O, lieb so lang du lieben kannst . . ., Droben stehet die Kapelle . . ., Seht ihr geschäftig bei den Linnen . . ., Das Schloß am Meer von Uhland, der Fischer von Goethe, die Auswandrer von Freiligrath, Die Sonne bringt es an den Tag, die Balladen von Schiller. Sehr eigenartig sind die Phantasiegebilde, die Gedichte erregen; »Sei uns mit Jubelschalle Christkindlein heut gegrüßt« erzeugte das Bild eines leuchtenden Kindes in einer Zwiebelschale. Ein sehr rot getöntes Pferd in einem Bilderbuch blieb der Begriff für rost-rot (Roß-rot). Das Bild ist von Märchen und Geschichtenbüchern zuerst nicht zu trennen, es wird aber auch öfter von> Großmüttern und Tanten berichtet, die Heimatmärchen und Sagen erzählen. Selbstgclefen sind am häufigsten Sammlungen der Grimmschen Märchen (neunmal) ; merkwürdigerweise sind ebenso oft die Märchen aus »Tausend und eine Nacht« erwähnt. Gerade das Fremde, Orientalische hat viel leicht für das nordische Mädchen besondere Anziehung und bleibt durch die Farbigkeit der Schilderung iu Erinnerung. Eine der Schülerinnen hat Andersen (siebenmal erwähnt) als Kind abgelehnt, weil ihr alles so ungewohnt war, eine andere hat alle Erzählungen in der ersten Person als aufdringlich empfunden. Die Jüngeren haben liebe Erinnerungen an die Bändchen aus dem Gundert Verlag »Sonne und Regen im Kinderland« und andere an die Schncebeli- Bändchen aus dem Verlag Maier (Ravensburg). Der Auerbachsche Kalender und »Jugendlust« spielen auch eiue Nolle. Mehrere Kinder wollten infolge ihres Bücherlesens Engel werden, oder Goldmarie oder Johanna Sebus, eine auch Jungfrau von Orleans. Es war sehr ernst gemeint und der Mißerfolg voll schwerer Enttäuschungen. In der Sagenwelt sind die meisten jetzt noch aus deu Erinnerungen ihrer frühen Kindcrzeil zu Hause. Sie haben ihnen die heimat lichen Gefilde als Schauplatz gegeben. Die antiken Götter- und Sagengestalten sind bereits sehr zurückgetreten, von fünfzehn er wähnen nur drei noch Odysseus, Hektor und Herkules. — Robinson hat auch einen erheblichen Teil der Mädchen beschäftigt, vier haben Freude an den Till-Eulenspiegel-Geschichten gehabt, auch Judianer- geschichten, Karl May, Oukel Toms Hütte kommen je zweimal als unvergeßlich vor. Der Jungmädchenbücher wird mit einer gewissen Zärtlichkeit und etwas Beschämung gedacht, daß man sich so in sie verschmökert hat. Charakteristisch ist der Passus aus eiuer Arbeit: »Wunderschön waren sie alle, voller Fröhlichkeit, wenn auch manch mal ein bischen zu traurig.« Viele haben geglaubt, mit den jungen Mädchen wären sie selbst gemeint. Neben den Jungmädchcnbüchern sind die folgenden Bücher ernst genommen und haben die Entwick- 64 lung beeinflußt: Theodor Storm, Wildenbruch, Freytag, Dahn: Kampf um Rom, Hauff, Eyth, Ben Hur, Sohnrey, Rosegger, C. F. Meyer, Sakuntala, Christuslegenden. Die Heimatliteratur war vor dem Kriege sehr ärmlich in Ostpreußen. Frieda Jung ist aber All gemeinbesitz. Sehr beliebt ist das vergriffene Buch Springborn: Her- kus Monte. Es wird in manchen Arbeiten angedeutet, daß moderne psychologische Romane viel Unruhe und lange währende Störungen des seelischen Gleichgewichts zur Folge gehabt hätten, wenn sie durch Zufall in die Hand des Heranwachsenden Kindes kamen. An Bilder, Gedichte und Schulbücher aus der Schulzeit er scheinen wenig freudige Erinnerungen, eher Seufzer über das Aus wendiglernen. Bücher aus der Schiilerbücherei werden vereinzelt erwähnt. Die Erinnerungen haften meistens an einsam, manchmal sogar heimlich aufgefangenen Eindrücken und sind im Kindesalter nicht ausgesprochen morden. Den Schülerinnen waren die Arbeiten so lieb, daß sie sie alle aufbewahren wollten und meinten, sie möchten sie noch einmal machen, denn immer neue Erinnerungen an Bilder, Verse und Bücher aus der Kinderzeit würden wach. Sie würden zu ihrer eigenen Freude noch manche Notiz zufügen, denn sie hätten jetzt auch das Schamgefühl gegenüber ihren kindlichen Phantasien über wunden. Frieda Magnus-Unze r. Die Korrektoren der Wiegendruckzeit. Schon in der Zeit der Frühdrucke vollzog sich die technische Kor rektur des Satzes fast genau so wie heute. Das beweisen Korrektur blätter aus jener Zeit, die als Buchbinder-Makulatur in alten Ein banddeckeln erhalten geblieben sind. »Selbst die Zeichen« sagt Haebler in seinem Handbuch der Jnkunabelkunde, »die die alten Korrektoren angewendet haben, um aus einen Kehler im Satze hinzuweisen, sind säst genau dieselben, die heute noch zu diesem Zwecke angewendet werden. Es zeigt sich aber, daß a» dem Satze eines Buches im 18. Jahrhundert bei weitem mehr und bei weitem länger herum korrigiert worden ist. Wenn man von den älteren Wiegendrucken mehrere Exemplare ein- und derselbe» Ausgabe Seite für Seite mit einander vergleicht, so stößt man fast immer auf einzelne Stellen, an denen der Satz in den verschiedenen Exemplaren nicht iibercinstimmt. Manchmal sind es in der Tat nur Druckfehler, die offenbar vor dem Beginn des Abdrucks der Aufmerksamkeit des Korrektors entgangen waren und erst berichtigt worden sind, nachdem bereits eine Anzahl Bogen mit dem betreffenden Kehler abge zogen worben war. In anderen Fällen aber handelt es sich keineswegs nur um verwechselte Buchstaben, sondern die Korrektur ergibt einen anderen, berichtigten oder jedenfalls doch veränderten Text. Eine eingehendere Untersuchung der Deutschen Bibel des Gün ther Zainer von 1177 hat eine überraschend große Zahl solcher wissenschaftlicher Berichtigungen nachgcwiesen, die an dem Satze noch während des Abdrucks vorgenommen worden sind.« Die Korrektoren jener Tage waren demnach Männer von wissenschaftlicher Bildung, wie ja auch ein großer Teil der Jnkunabel- druckcr akademischen Rang besaß, den sie sich durch regelrechtes Studium erworben hatten. (Allmählich erhielten dann die Drucker gleichsam um ihrer Kunst willen ehrenhalber den Magistertitel.) Diese akademisch gebildeten Drucker suchten als Korrektoren oft recht gelehrte Männer zu gewinnen, die ihnen halfen, unter verschiedenen zur Verfügung stehenden Handschriften die beste, gediegenste auszu wählen und eine gewissenhaft durchgesehene Vorlage für den- Setzer zu schaffen. Diese vorbereitende Aufgabe gehörte unbedingt mit zum Amt des Korrektors und machte es zu einem durchaus wichtigen. Es haben sich denn auch damals verschiedene »amhaste Gelehrte, wie wir wissen, als Korrektoren betätigt. Die Humanisten, die meist keine Nabobs waren, fanden dadurch ein erwünschtes Einkommen. »Wir erfahren«, so führt Haebler aus, »allerdings nur gelegentlich etwas über die Entlohnung, die sie für ihre Dienste erhielten, und cs sind auch gerade keine Männer von großem Namen, über deren Bezüge wir unterrichtet sind. Wenn aber die Korrektoren des Repertorium juris des Petrus de Monte i» Bologna für jeden Band neben einem Freiexemplare 120 Dukaten erhielten, so stellt dieser Betrag für jene Zeit eine recht stattliche Einnahme dar. Es ist allerdings anzunehmen, daß sich die Honorare der Korrektoren nicht dauernd auf einer solchen Höhe erhalten haben. Bonaccorso Pisano wird 1178 von Philippus Leragna für 240 Lire (--- SO Dukaten) auf ein ganzes Jahr in Pflicht genommen; aber auch das ist bei dem damaligen Geldwerte noch immer ein ganz befriedigendes Einkommen«. Zu den Verpflichtungen der Korrektoren scheint es übrigens kaum ge hört zu haben, die Reinschrift für den Drucker selbst herzustellen. Größere Druckereien hielten für gewöhnlich eigene Schreiber, die gut befundene Texte zu kopieren hatten.
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