Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1929
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77, 4, April 1929, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. 3. Ausreichend und zulässig ist die Anzeige in Ver zeichnissen, die deutlich als Antiquariatskataloge erkenn bar sind. In Mischkatalogen sind die zum Ladenpreis angesetzten neuen Werke von den antiquarischen in einer dem Publikum klar verständlichen Weise zu unterscheiden. 4, Werke, die ihrer äußeren Beschaffenheit nach als neu zu betrachten sind, dürfen nur dann als antiquarisch angezeigt oder verkauft werden, wenn der Verkäufer einem Beauftragten des Börfenvereins gegenüber auf Erfordern den Nachweis führen kann, daß sie antiquarisch im Sinne des § 14 oder des ? 15 sind. 8 17. Verstöße gegen diese Verkaufsordnung gelten als Verletzung von § 5 Ziffer 3 der Satzung des Börfen vereins, 8 18. Diese Verkaufsordnung tritt am in Kraft. Don der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. Acht Jahre sind vergangen, feit sich unter der zielbcwußten Führung des früheren Staatsministers ltr. Friedrich Schmidt-Olt die Notgemetnschaft der Deutschen Wissenschaft als eigenartiger Selbstverwaltungskörper der gesamten gelehrten Kreise Deutschlands zusammengeschlossen hat, um die deutsche Wissenschaft vor dem dro henden Zusammenbruche zu retten. Es wird eine ewige Ruhmestat des neuesten Deutschen Reiches bleiben, daß der Reichstag dabet in seltener Einmütigkeit aller Parteien seine kräftigste Hilft lieh. Eine so wirksame öffentliche Anerkennung des Wissens und Forschens findet in der Geschichte der Wissenschaft kaum ihresgleichen; am ver nehmlichsten noch klingt sie vielleicht aus der Zeit des Humanismus herüber, als ein Johannes Neuchlin, ein Erasmus von Rotterdam, ein Ulrich von Hutten das Hohelied der Wissenschaft sangen. Durchblättert man die jetzt vorliegenden sechs ausführlichen Be richte der Notgemetnschaft der Deutschen Wissenschaft, so lieft man bei der medizinischen Rechenschaft folgenden bedeutsamen Satz: „Eine Übersicht über die Ergebnisse der medizinischen Forschung, soweit sie durch Sach- und Geldunterstlltzung in den letzte» fünf Jahren durch die Notgemetnschaft gefördert worden ist, kommt einem Über blick über die gesamten Fortschritte der Medizin innerhalb dieses Zeitraums nahe». In der Tat, was hier von einem bestimmten Wis senschaftszweige gesagt wird, darf mit Fug und Recht von der ge samten deutschen Wissenschaft gelten: ihre jüngste Geschichte ist fast ganz und gar an dem Wirken der Notgemeinschaft abzulesen, so bedeutsam hat diese in das gesamte geistige Leben Deutschlands etn- gegrisfen. Kein werwolles wissenschaftliches Buch entstand, keine größere Gelehrtenreise gelang, kein bedeutendes Experiment geschah, keine erfolgreiche Wisfenschaftsexpedition ging aus, ohne daß die Hilfe der Notgcmeinschast dazu in Anspruch genommen worden wäre. Daß die naturwissenschaftlichen Fächer besonders wirksam gefördert wurden, liegt in den besonderen Aufgaben, die kostspielige Apparate und Experimente verlangen. Aber ganz leer ging keine Wissenschaft aus; keine brauchte zu verzagen. Besonders bedeutsam ward es, bah die Notgemcinschaft nicht bloß die Einzelsorschung unterstützte, sondern auch selbständige Ge meinschaftsarbeiten in Angriff nahm, bei denen es galt, die National wirtschaft und das Volkswohl zu fördern. Wesen und Erschließung des Metalls, Beschaffenheit von Erdrinde und Lusthülle, Wasser- und Luftströmungen, Schall-Ausbreitung, Schwerkraft, Erdbeben, Mag netismus, Verbrennungsvorgänge, Zeitmessung, Schiffsbau, Werk stoff, Straßenbau, Wohnungspflege einerseits, Stoffwechsel, Eiweiß, Schwerhörigkeit, Farbenblindhett, Kropf, Tuberkulose, Krebs ander seits stehen im Vordergründe dieser Forschungen. Letzten Endes sol len diese Arbeiten alle dem großen Ziele dienen, einmal durch Ver tiefung unserer Naturkenntnisse den Bodenertrag und die Beherr schung der Naturkräfte zu steigern, sodann die Volksgesundheit und die Arbeitsleistungen zu heben, weil, wie das schöne Begleitwort einer Denkschrift der Notgemeinschaft sagt, Reichtum nicht bloß aus dem Boden, sondern auch aus dem Verstände zu holen ist. In ande rer Richtung wurden die rechtlichen und wirtschaftlichen Einrich tungen fremder Länder aus Reisen erforscht: das Gefängnisrecht in Amerika, die Gerichtstättgkeit und die Selbstverwaltung tn England, die staatliche Neuordnung Italiens, das Nationalitätenproblem tn Rußland, die Wirtschafts- und Arbeiterverhältnisse tn den Vereinig ten Staaten von Amerika. Nicht geringere Aufmerksamkeit erfuhr die Geschichte untergegangener Völker durch umfassende Ausgrabun gen bet den Pyramiden von Giseh, in Sichern, Tiryns, bei Hebron, in Ägina, Ephesus, am Orakeltcmpel von Dibyma, in Pergamon, in Demetrias-Pagasai in Thessalien, durch Forschungen über die Be deutung der Sumerer für die Entwicklung der Semiten und der ganzen morgenländischen Kultur, durch Aufdeckung der religiösen Strömungen der Nestorianer und Manichäer im alten Ostturkestan und Tibet, durch eindringliche Arbeiten über die Denkmäler Per siens, Babyloniens, Assyriens und den Einfluß des Griechentums aus den Osten. Der Erforschung von Himmel und Erde galten vor allem die deutsche Atlantische Expedition auf dem Vermessungs und Forschungsschiff »Meteor», die Sonnenfinsternis-Expeditionen 1827 des Potsdamer Meteorologischen Instituts in Vittangi in Schwedisch-Lappland und des Untversttätsinstituts für Meteorologie und Geophysik zu Frankfurt a. M. nach Finnmarken in Nordnorwe gen; vorbereitet wird eine verheißungsvolle Inlandeis-Expedition nach Grönland. Das neueste Unternehmen der Notgcmeinschast soll die Schaffung eines deutschen Volkskunde-Atlasses sein, der alle bisher verstreuten volkskundlichen Forschungen und Ergebnisse zusammenfassen und aus gesicherten Boden stellen will. Hatte die Notgemeinschaft grundsätzlich nur die Förderung der Forschung im Auge, so konnte sie sich von Anfang an doch auch der Biichernot der Nachkriegszeit nicht verschließen und sprang in groß zügigster Form sowohl für Veröffentlichungen als auch für Bticher- beschaffung ein. Dank ihrer Hilft konnten alle wichtigsten Zeitschrif ten und Fortsetzungsreihen erhalten bleiben, vermochten die Biblio theken, allen voran die großen Staatsbibliotheken von Berlin und München, ihre Lücken tn den ausländischen Zeitschriften der Kriegs zeit zu ergänzen und das wichtigste fremde Schrifttum zu erwerben, dursten einzelne Bibliotheken den Ausbau ihrer besonderen Sammel gebiete von neuem in Angriff nehmen, erhielt bas ganze deutsche Bibliothekswesen in Verbindung mit dem öffentlichen Leihverkehr und dem Berliner Auskunftsbureau einen ungeahnten Aufschwung. Daß bet so großzügigem Betriebe auch das deutsche Buch gewinnen muß, ist selbstverständlich; es wird den Wettbewerb in der Welt bald wieder bestehen können. Wer das Soll und Haben der Rotgemeinschaft ausrcchncn will, darf auch die unmeßbaren geistigen Wirkungen nicht vergessen. Da zu gehört vor allem die in den Denkschriften und Rechenschafts berichten deutlich zutage tretende Selbstbesinnung der gelehrten Welt, nicht minder das steigende Gemeinschaftsgefühl der deutschen Wissenschaft. Mehr wie früher fühlt sich die deutsche Wissenschaft als ein Ganzes, als eine große Verpflichtung, als ein wichtiges Stück deutscher Kultur. Gemeinsame Beratungen, gemeinsame Forschun gen, zurück- und vorwärtsschauende Rechenschaftsberichte drängen zur Zusammenfassung der Kräfte, zur Klärung der Aufgaben, zur Ver tiefung der Ziele, zu hochgemuter Schaffenslust. Es gibt wieder eine deutsche Wissenschaft; dieser Gewinn wird uns lange unverloren bleiben. Möge auch ferner ein guter Stern Uber dieser aus der Not uns geworbenen Schutzmacht der deutschen Wissenschaft leuchten! Or. Karl Schottenloher, Abteilungsdlrektor der Bayer, Staatsbibliothek. 383
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