Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1846

369 1846.^ wohner und liebe das Land, in dem ich 20 Jahre gelebt und gewirkt habe! Ich erhalte täglich Beweise des Wohlwollens und der Achtung von daher, und habe mir stets Mühe gegeben/ meine aufrichtige und innige Theilnahme durch Wort und Thal an den Tag zu legen. Ich verlange von der Gerechtigkeit der österreichischen Regie rung, mir auch nur Ein Buch zu nennen, was in meinem Ver lage erschienen und gegen sie oder das Land und seine Be wohner gerichtet wäre? Mehr denn 20 Schriften über Oester reich, dickleibige Manuskripte, werden mir jährlich eingeschickt, aber ich habe nie ein Buch gedruckt, um Schätze zu gewinnen; ich hatte weit kostbarere Güter einzutauschen, die mir keine Krone der Erde rauben kann. Ich soll mich unehrenhafter Mittel, sogar betrügerischer, als: „falscher Titel", „fremder Firmen", bedient haben, um Bücher einzu schmuggeln. Im vorigen Jahre geschah es, daß mehre Exemplare von „Sue's Ewiger Jude" aus meinem Verlage, mit dem Titel „Mathilde" ebenfalls aus meinem Verlage und mit meiner Firma, nach Oesterreich versandt wurden, in dessen Folge eine großartige Untersuchung einge leitet wurde! Außer diesem Falle liegt nichts vor und ist nie ein Buch, ja nur ein Exemplar meines gesammten Verlages unter fremder Firma oder mit anderem Titel versandt worden. Es sind einige Mißbräuche mit meiner Firma vorgekommen, die aber durch eine strenge Untersu chung, auf Reklamation Oesterreichs, durch unsere Regierung als solche sich klar herausgestellt haben. Dies meine vorläufige Antwort auf das k. k. Hofdecret. Ich selbst fordere die österreichische Regierung auf, zur Bewahr heitung ihrer Beschuldigungen und in ihrem und der Gerech tigkeit Interesse, eine strenge Untersuchung anzuordnen, und ich erbiete mich, persönlich in Wien mich zu stellen und aus meine Kosten und Gefahr so lange dort zu bleiben, bis die Wahrheit ermittelt ist. Und nun wende ich mich an das gesammte Publicum und mache auf eine Maßregel aufmerksam, die nicht mich, sondern jeden gebilde ten Menschentrifft —ja der ganzen Wissenschaft vor den Kopf schlägt. — Würde der Verleger durch solche Schreckensmaßregeln zum Censor und verantwortlichen Kritiker der Poesien, der Philosophien, der politischen Schriften erhoben, so wäre dieSeele der Literatur getödtet, und jeder Schriftsteller ein Knecht unserer Furcht, — der Furcht der Buchhändler. Gerechter Gott! ist es also dahin gekommen, daß wir im 19. Jahrhundert fürchten müssen, mitten im Frieden die einfachsten Rechts - und Billigkeitsbegriffe zu verlieren ? Erkenne mein Vaterland, die ungeheure Gefahr! es gilt nicht mir, keiner Person! es gilt der Wissenschaft, der Freiheit; es gilt den ewigen Rechten der Menschheit! — Leipzig/ am 31. März 1846. Otto Wigand. Das Februar-Circulär der Leipziger Buchhändler welches Hr. Frommann in Nr. 23 bereits zur Sprache gebracht, lautet wie folgt: Die herannahende Ostermesse veranlaßt uns einige Wünsche auszusprechen, welche, nur das allgemeine Interesse bezweckend, Ihrer gütigen Beachtung bestens empfohlen werden- Ohne den Punkt der differirenden Ansichten über alte und Neugroschen zu berühren, halten wir es für unsere Pflicht, Sie zu bitten, der bisherigen Verschiedenheit der Zahlungsweise da durch ein Ende zu machen, daß Sie durch Befolgung eines Systems bei Zahlungen, welche wir für Sie leisten sollen, zur Wiederherstellung der Einheit beitragen- Es stellt sich in neuerer Zeit heraus, daß der größere Theil der Handlungen in Nzff facturirt, und es ist mit Zuversicht anzunehmen, daß, der Nothwendigkeit weichend, die alten Groschen in kurzer Zeit im Rechnungswesen ganz verschwinden werden. Bei dieser Uebergangsperiode ist zu befürchten, daß in der nächsten Ostermesse verschiedenartige Listen nach Leipzig kommen — theils in alten —. in Neugroschen oder Silbergroschen — oder untermischt mit allen. Ihnen ist bekannt, daß Behufs der Auszahlungen die Eommis- sionaire alle eingehenden Listen in eine allgemeine systematische Verei nigung bringen müssen, denn wollte man jede derselben isolirt für sich erledigen, so wäre statt nach Pfingsten, kaum zu Ende Juli die Meß arbeit beendigt. Jene erwähnte systematische Vereinigung aller Listen (die ein Commissionair zur Erledigung erhält), wovon 1 Exemplar dem Zah lungsempfänger übergeben wird, das andere aber von demselben quittirt in unfern Händen bleibt, heißen Meßzahlungsz ettel. Es bedarf nach dieser Auseinandersetzung keiner weitern Erläute rung, daß diese Meßzahlungszettel in einer Währung lauten müssen, da alte und Neugroschen sich in einer Colonne nicht summicen lassen, und eben so wenig wird es uns möglich sein, im Drange der Messe eine Menge von Reduktionen vorzunehmen. Die Herren, welche Behufs der Abrechnung Abschlußbücher ein senden, wollen gefälligst dafür sorgen, daß die Trans Porte darin ebenfalls in N-f ausgeworfen werden. Oft steht gar nichts dabei und giebt dies dann Veranlassung zu kleinen Differenzen in den Abschlüssen, die dadurch leicht vermieden werden können. Dich erwägend, richten wir die dringende Kitte an Sie, alle Posten aus den Kisten in Th ater und Neugroschcn auszuwcrfcn, damit für Kic und für uns ein einfaches und übersichtliches licchnungswcscn bewirbt wird. Die Art und Weise betreffend, wie dieß, ohne irgend ein Interesse zu verletzen, zu arrangiren ist, so erlauben wir uns ein Schema beizu legen , das Sie gefälligst bei Reduktion der Saldis von alten Groschen in Neugroschen benutzen wollen. *) Noch bitten wir Sie ergebenst, dafür zu sorgen, das in diesem Jahre alle Erfordernisse Behufs der Abrechnung in der Ostermesse bis spätestens zum 1. Mai in Leipzig angekommen sind, damit es uns möglich wird, die nöthigen Einleitungen, (das doppelte Copiren und Conferiren der Listen, und besonders die zeitraubenden und schwierigen Eassenarran- gements) mit Gründlichkeit und Sicherheit wahrnehmen zu können. *) Reductions-Tabelle der Groschen — in die Alte Gr. machen Ngr. Bücherpreift » neue Währung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1V 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Oft 2-/2 3A 5 6'ft «A 10 11(4 12'/e 13K 15 I6-ft 17 Vs I8A 20 2 Oft 22Vs 23'L 25 26V4 27-/2 28K 1^ ->8 L « Z L'Z-b' aus der alten Währung—den — Neugroschen. — 2--- Z 8 s s L Z L -- «1 -S 8 A , " ; tZ 'LH, ^ N ^ L -- t § 5 ^ ^ ^ ^ 'S H » 8 -A Li «>'ss L> ^ ? -SÄ " L.'L ^ rrr L-tt LG 8. " » <2 — « ^ r-. ^ ft 8 x: ^ «L. .r-4 -L> <^» , ,, „ ^ L o » ^ ^ L - -o § ^