Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1846

1354 ^ 101 Nichtamtlicher Theil. Zur Literatur der Presse und des Buchhandels. Neter das Verbot ganzer VerlagSfirmen. Von H. C. Oppenheim. Carlsruhe, 1846. (?hr. Th. Groos. Mit dem gespanntesten Interesse haben wir diese so eben erschie nene Brochure des geistvollen Verfassers, der in seiner Auffassung und Wiedergabe vielfach an den gefeierten Gans erinnert, gelesen und können es uns nicht versagen, dieselbe in diesen Blättern zur Sprache zu bringen. Es existirt über das Verbot ganzer Verlage im Buchhandel und überall nur eine Meinung; freilich hat diese zunächst ihren Ursprung indem gesunden Rechtssinn, in dem Rechksgefühl, das dem Menschen angeboren ist und gegen welches kein Mensch und noch we niger ein Staat handeln darf. Mit diesem Rechtsgefühl hat es Herr Oppenheim aber nicht zu thun; er hat das p os i ti v e Rech t, die positive Gesetzgebung allein im Auge und zeigt uns in klarster Weise, wie Maaßregeln, wie die genannten, gerade jedes gesetz lichen Bodens vollständig entbehren, es müßten denn Gesetze sein, wie die, welchen die seidene Schnur und die Schickung nach Sibirien ihre Legitimite zuschreiben. Der Verfasser geht die privatrechtliche und strafrechtliche, die staatsrechtliche und völkerrechtliche Seite der Verlags verbote durch; aber er gelangt klar und folgerecht stets zu dem Resultate der Unhaltbarkeit derselben in einem Rechtsstaate; erzeigt, daß die selben ein förmlicher Krieg, ja mehr, schlimmer als ein Krieg seien; denn sie sind ein Krieg ohne Äriegsrecht, eine Schlacht ohne Völ kerrecht; — oder, fassen wir es kurz zusammen, sie sind nichts denn ein Produkt der W illkührh err schuft! Wir wissen ja, daß wir auf keinem Gebiete dieser Willkühr schrankenloserbegegnen als auf dem der Preß-Verwaltung; leider sagen wir hiermit nichts Neues; der Buch handel kämpft, seit Jahren schon gegen dieselbe; aber es ist ja so recht im Wesen der Willkühr begründet, daß sie je länger je schrankenlo ser werden muß. Sie bloß mit den Waffen des Zornes, der Entrüstung, mit Bezeugen der Verachtung zu bekämpfen, wird zu nichts führen: — wir sind von jeher der Ansicht gewesen, daß man ihr mit den Waffen der positiven Gesetzgebung, bei deren Uebertretung ja jeder Rechtsstaat zu Grunde geht, immer und immer wieder entge gentreten muß. Von diesem Gesichtspunkte aus sehen wir daher auch die Oppenheimische Brochüre als sehr bedeutend an: wir sind sicher, daß sie Wicken wird und der Buchhandel wird sie gewiß gern in Kreise hin verbreiten, wo die durch sie geschaffene Ueberzeugung, daß durch die Verlagsverbote Recht und Gesetz mit Füßen getreten wird, vielleicht zu Aenderungen > im guten Sinne führt. Das gebe der Himmel! Springer. Auch eine verwerfliche Tauschimg. Nicht minder als das Versenden von allerhand verklebten Bro- churen, die augenscheinlich auf eine Täuschung des Publikums berech net sind, verdient eine Manipulation getadelt zu werden, welche z. B. die Schnuphase'sche Buchhandlung kürzlich angewandt hat. Dieselbe versendet nämlich einen „Liederkranz mit 1000 Liedern und Trink sprüchen"; besieht man das Ding, dann findet man allerdings 1000 Nummern darin, aber unter diesen 1000 sind 400 meistens 2zeitige ungereimteTrink-u.Stammbuchsverse, wie sie jeder Schwachkopsimpro- visiren kann. Em von dem glänzenden Titel des Büchleins angelock ter Käufer wird sich si-jncn Erwartungen nicht wenig getäuscht fin den und darauf bestehen, daß er absichtlich getäuscht sei, wenn ihm die Veclagshandlung auch noch so spitzfindig zu erklären versuchen sollte, daß er für sein Geld alles bekommen habe, was auf dem Titel ver sprochen werde. 2Lir sind nun zwar schon gewohnt, daß das Publikum unsere hochtrabenden Buchertitel und Raisonnements mit ungläubi gem Lächeln liest, warum wollen wir aber so eifrig dahin streben, uns immer mehr und mehr das Vertrauen desselben durch augenscheinliche grobe Täuschungen, wie oben bezeichnet, zu entfremden, welche bei dem Publikum als solche gelten werden, wenn eine feinzüngige Sophistik auch noch so glänzend das Gegentheil darthun sollte. Oöffentlich er Dank. Unterm 9. Oktober d. I. forderte ich in einem Circulair die verehe lichen Verlagshandlungen zu gefälliger Unterstützung meines Freundes, des vr. A. Kirsten in New-Uork, auf, und habe ich jetzt bereits die Freude, den Eingang sehr bedeutender Gratis-Zusendungen von Verlageaititeln für denselben zur Anzeige bringen zu können. Ich erhielt dieselben bis jetzt von nachstehenden Handlungen: Fr. Asschcnfcidt in Lübeck, C. Auc in Dessau, C. Baedeker in Coblenz, Fr. Bass-rmann in Mannheim, E. Bauer in Charlottenburg, A. Becher in Stuttgart, Dietcrich'sche B. in Götkingen, A. Duncker in Berlin, Ebner 8 Scubcrt in Stuttgart, Fr. Ehrlich in Prag, Einhorn's Ver- lagsexpedition in Leipzig, Ernst'sche B. in Quedlinburg, Fr. A. Eupel in Sondershausen, Th. Fischer in Cassel, E. Fleischer in Leipzig, N. Friese in Leipzig, L. Garcke in Merseburg, G-rhard'sche B. in Danzig, E. Göpel in Stuttgart, H. Hartung in Leipzig, W. Heinrichshofcn in Magdeburg, I. Jackowltz in Leipzig, W. Jura,,,) in Leipzig, C. I. Klcmann in Berlin, Köhler'sche Verlagserped. in Leipzig, Ehr. E. Kollmann in Leipzig, Lan- deS--Jndustrie-Comptoir in Weimar, L. Mich-lscn in Leipzig, G. W. Nie- m-h-r in Hamburg, PH. Reclam in Leipzig, C. Schmaltz in Leipzig, E. Schäfer in Leipzig, Schwctschke 8 Sohn in Halle, I. Springer in Berlin, Tendier 8 Schäfer in Wien, Vandenhoeck 8 Ruprecht in GdttlNgen, Veit Co. in Berlin, B. Fr. Voigt in Weimar, I. I. Weber in Leipzig, Wcldmann'sche B. in Leipzig, A. Wienbrack in Leipzig, G. Wigand in Leipzig, V. ». Zabern in Mainz, Z-Hnder'sche B. in Baden. Indem ich den genannten Handlungen im Namen meines Freundes den herzlichsten Dank sage, erkläre ich mich auch noch für die Folge zur An nahme von Zusendungen für denselben bereit. Leipzig, den 15. November 1846. Otto Wigand. Neuigkeiten der ausländischen Literatur. (Mitgetheilt von Wfg. Gerhard.) Englische Literatur. äooovk's knpineer's Pocleet-Nooli sor tbs ^ear 1847; contsining Va- bles lor OalouIatinA Lnperlicial nnd 8oild Fleasure. Vuele. Ova tion. 6 s. Vlin k4.tvrio.ti, 4nttttvlr and Fstronomionl llipbemsris kor tlis Vsar 1850. publisbed b^ Order os tbe Ovrds Ovmmisslonsrz ob tlis ^d- iniralt)-. kv)-al 8. Oondon. 5 s. vimruovin, Ooms vox, Floss in 6, sor kUir 8olo Voises, and 6kv- rus : wirk an -4ccompanime»t kor tlis Orz-sn or piano körte. Ob long 8. Oondon. 7 s. 6 d. Novit o>-' Nntvrr, kor 1847. kdited b^ tlis Oonntess ok vlessington. OomprisiiiA n 8eries ok porlraits ok Oord I1)-ro»'s Herninvs, eminent Frtists, enaraved undsr tbs superintendenoe ok Flr. Obsr- les Hestk; and Oontributions d^distinAnisbed and lasluonadls Wol ters. llo^sl 8. Oondon. sillc, 21 s.; Indin prooks, mvrocco, E 2. 12 s. 6 <1. Iliiolitx.tx, VV. FI., F. Vsobnological »lotion-ir^, explaininx tbs Vsrms ok tlis i4rts, 8ciences, Oiterature, prokessions, and '1'rades. 18. Oondon. 7 s.; bound, 7 s. 6 d. Nvirox Oaller^ (tke). ^ nsvv and eiilarged edition, tvitll dsscriptlvs lettsrpress, ro^al 8. Ovndon. 12 s. Otirvtix, 0., OeoloßionI Observation« vn 8outl> Fmsrica; beinn tbs Vlilrd Part ok tke Oeolox^ ok tbe Vo^ags ok,,Vbs NsnAle," undsr tbs conimand ok Ospt. b'itrio)', li. dniin^; tbs ^ssrs 1852 to 1836. pnblisbed tvilb tbs approval ok tbs Oords Oonilnissivners ok 8er FIssestx's Vrensurx- 8. Oondvn. 12 s. Ontona, 1. VV., F Vext Noolc on Otisni'str^. Por tke uss ok 8okools sntl Oollsges. 12. Neurin 300 illustrativ»«, bound. dlew-Fkorlc. 8s.