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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1902
- Strukturtyp
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- 1902-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1902
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- Deutsch
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^ 194, 22. August 1902. Nichtamtlicher Teil. 6591 Gelehrte auf ungemein scharfsinnige Weise die verwickelte Druck technik klarlegte, die beim Satz und Druck dieses stolzen Werkes beobachtet ist. Er kam damals zu dem Endergebnis, daß die Typen der 8 36 unmöglich von Gutenberg herrühren könnten, und in dieser Ansicht wird er jetzt durch Herrn Hupp unterstützt. Doch mit welchen Typen Gutenberg seine Versuche angestellt hat, läßt Or. Schwencke auf sich beruhen. Herr Hupp weiß uns jetzt zu erzählen, daß es die Typen der beiden Missalen waren, und daran knüpft er die Vermutung, daß der Druck der Missalen älter sei als der der 8 42. Ich habe alle Achtung vor dem großen Talent des Verfassers, mit dem er seine Anschauungen erläutert, und vor der vielen Mühe, die er sich beim Studium seines Themas bis in die kleinsten Einzel heiten hat kosten lassen, doch kann ich ihm in seinen Folgerungen daraus nicht beistimmen. -Vorweg aber zwei Bemerkungen. Es ist mir, ich wiederhole es hier nochmals ausdrücklich, vollkommen gleich, ob Herr Hupp recht bat oder nicht, denn seine Ansichten über die Missalen be rühren mein -Isolmiscb onäsrroslr- nicht. Ich habe bewiesen, daß die Typographie, wie sie Lurch Gutenberg zur Anwendung ge bracht ist, ausschließlich mit einer großen Schrift ausgeübt wurde. Wohlan, verwirft man für die früheste Zeit die Schrift der 8 36 und stellt an deren Stelle die kleine Psaltertype, mit der auch die Missalen gedruckt sind, dann bleibt meine Darstellung der Sache völlig intakt, ja vielleicht ist sie dadurch noch beweiskräftiger, weil die letztere Type erheblich größer ist als die erstere. Und weiter. Die Anhänger Gutenbergs, die behaupten, daß die Schrift der 8 36 nicht von Gutenberg abstamme, befinden sich aus einem gefährlichen Terrain. Denn sie sind nicht nur verpflichtet, jedesmal für die allerälteste Druckperiode einen unbekannten Fachmann an zunehmen, sondern sie müssen diesen unbekannten Drucker auch schon auftreten lasten, bevor Gutenberg seine Erfindung an Fust offenbart hatte. Denn es scheint thatsächlich die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß vr. Zedler recht hat, wenn er den von ihm entdeckten Kalender aus dem Jahre 1448 datiert. -Es würde zu weit führen, Herrn Hupp auf dem Fuße zu folgen. Aber ich halte cs auch für überflüssig, weil ich im übrigen die Richtigkeit seiner Untersuchung anerkennen kann. Und somit stelle ich fest, daß das ülissals spooiais als ein erster Druck anzu sehen ist, dem unmittelbar der Druck des Nissals adbrsviatum gefolgt ist. -Da in letzterer Ausgabe einzelne Blätter Vorkommen, die von der ersten Auflage herrühren, wie Herr Hupp sehr verständig nach gewiesen hat, und da sogar einige darunter sind, die die Presse schon verlassen hatten, bevor das große Missale gedruckt war, so kann man sehr wohl annehmen, nicht nur, daß beide Werke von demselben Drucker herstammen, sondern auch, daß zwischen dem Druck der beiden so wenig Zeit liegt, daß man sie technisch fals eine Aus gabe ansehen kann. -Die Typen dieser Missalen sind dieselben kleinen Typen des Psalters von 1457, wodurch feststeht, daß sie aus denselben Ma trizen gegossen sind oder, noch besser, von derselben Original- Gravierung abstammen. In der Form zeigen sie große Ueber- einstimmung mit der der 842, so daß, so sagt Herr Hupp, der selbe Graveur sie geschnitten hat. Diese Folgerung geht meines Erachtens zu weit. Höchstens kann man sagen, daß für den Schnitt beider Typen dieselben Zeichnungen gedient haben. Denn wenn zwei Graveure nach derselben Zeichnung verschieden große Lettern schneiden, so wird man eine absolute Uebereinstimmung vermissen. Im Holzschnitt erkennt man gewöhnlich den Charakter des Künstlers wieder, sein Werk trägt ein eigenes oaobst ebenso gut wie das des Malers. An der Handschrift erkennt man allen falls auch den Schreiber. Aber aus dem Schnitt einer gravierten Letterntype auf den Graveur zu schließen, das geht zu weit. Wie ich schon sagte, kann man nur allenfalls Vermutungen über den Zeichner äußern. Ebenso wie es möglich ist, daß zwei ver schiedene Schriften, die eine große Uebereinstimmung miteinander zeigen, von verschiedenen Graveuren abstammen, ebenso möglich ist es, daß derselbe Graveur verschiedene Schriften schneidet, die in Form und Charakter erheblich von einander abweichen. Und ich lege hieraus um so mehr Gewicht, weil ich die Ansicht für un haltbar erachte, daß Gutenberg nicht der Graveur der Originale der 8 36 gewesen sei, weil diese sowohl in den Versalien, wie in der gemeinen Schrift*) so ganz von der Schrift der 8 42 abweichen. -Lasten uns also auch Form und Charakter der Schrift über den Graveur im unsickern, so sind sie doch für die Bestimmung der Zeit, in der der Schnitt angefertigt ist, von Bedeutung. Ich kann mich vollkommen der scharfsinnigen Beweisführung des Herrn Hupp anschließen, daß die Missalen vor dem Psalter von 1457 ge druckt sind, und wenn man nun annimmt, daß mit dem Druck dieses großen Werkes einschließlich des Schneidens der großen Psalter type — und ich rechne die schönen Initialen noch dazu — zwei Jahre *) In äs LapitkUs sn in äs onäsrüastlsttsr. (D. Uebers.) zugebracht sind, dann datiert der Schnitt der Missaltype sicher aus der Zeit vor 1455. Unmittelbar nach dem Bruch zwischen Gutenberg und Fust, welches Ereignis ich für den Sommer 1454 annehme, sehen wir Schösser sich mit dem Schneiden der Schrift des zweiten Ablaßbriefes beschäftigen, während er 1453, als Gutenberg seine Bibeltype fertig hatte, das Gravieren der Schrift des ersten Ablaßbriefes in Angriff nahm. Vor dieser Zeit wissen wir für Schösser als Stempelschneider keine Thätigkeit, immer von der Voraussetzung ausgehend, daß die Schrift der 842 von Guten berg selbst herrührt. In meinem -Isolmieoll Onäsrrosk- habe ich nachgewiesen, daß Gutenberg nach dem Kontrakt mit Fust seine Schriften so klein goß, als die ihm zu Gebote stehenden Hilfsmittel es zuließen. Diese Verbindlichkeit führte ihn also notwendig zu einem neuen Stempelschnitt (dem der Schrift der 8 42), und da sicherlich für diesen neue Zeichnungen entworfen wurden, so kann man für diese auch die Zeit nach dem Vertrage von Gutenberg-Fust annehmen, also nach oder in dem Jahre 1450. Die Form der Miffaltype zeigt uns also, daß diese nicht aus der Zeit der ersten Versuche datiert, sondern daß sie in der Zeit entstanden ist, als Gutenberg bereits mit seiner Arbeit für die Bibel begonnen hatte. Und da nicht wohl angenommen werden kann, daß Gutenberg zwei gleichartige Schriften in zweierlei Größe gleichzeitig unter Händen hatte, so komme ich auf diesem sehr einfachen Wege zu demselben Ergebnis, wie vorhin schon vermutet, daß der Schnitt der Missaltype von seinem Schüler Peter Schösser herrührt, und daß ihre Anfertigung in denselben Zeitraum fällt wie der Schnitt der 8 42. Das Gravieren dieser mittelgroßen Schriftart ist sehr geeignet für einen sich aus bildenden Stempelschneider; vielleicht auch batten die Geschäfts genossen damals schon sich vorgenommen, die Schrift für den Druck eines Missale zu verwenden, welche Arbeit dann noch vor der Inangriffnahme der 8 42 geschehen sein kann, obschon es mir scheint, daß dies Werk nicht das erste mit diesen Typen gedruckte gewesen ist. In meinem -leobnisob onäsraoslr- habe ich schon darauf hingewiesen (S. 30), daß die Schrift deutlich die Spuren eines mehrfachen Gebrauchs trägt, doch erinnere ich zugleich an meine Auseinandersetzungen über -Abklatsch.-Methode, die eine Schrift hervorbringt, die sich schnell abnutzt. -Daß diese Missalen mit einer schon früher für andere Druck werke benutzten Schrift gedruckt sind, wird in der letzten Schrift des Herrn Hupp nicht bestimmt in Abrede gestellt. Indessen neigt er in seiner älteren Studie der Ansicht zu, daß mir es hier mit einer neuen Schrift zu thun haben, deren scheinbar abgenutztes Aeußeres der Unvollkommenheit der damaligen Schriftgießerkunst zuzuschreiben sei. -Um dies näher zu zeigen, beruft der Verfasser sich auf eine Merkwürdigkeit des -wissais spsoials-, wonach alle Blattseiten, bis auf wenige Ausnahmen, mit Hilfe einer Feder mit Tinte nachgezeichnet sind, und zwar mit schwarzer Tinte, wo die Schrift schwarz, und mit roter Tinte, wo sie rot gedruckt ist. Auf der einen Seite, die überschlagen ist, zeigen sich die Buchstaben scharf und klar, so daß die Ergänzung für unnötig gehalten wurde. Zum Ueberfluß hat sich Herr Hupp an einen erfahrenen Typo graphen gewandt, der ebenfalls erklärte, daß von abgenutzter Schrift hier keine Rede sei. Es erscheint mir nicht schwer, den interessierten Leser von der Unrichtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen. Denn man darf doch kaum annehmen, daß der Drucker selbst das Nachzcichnen der unvollkommenen Lettern unter nommen habe, um das Mangelhafte seiner Kunst auszugleichen. Welch eine unsägliche Arbeit stand ihm sonst bevor. Jede Zeile des Missale zählt durchschnittlich dreißig Buchstaben, jede Seite hat 18 Zeilen, und das ganze Werk umfaßt 380 Seiten. Nehmen wir nun eine Auflage von 50 Exemplaren an (doch gewiß nicht zu viel gerechnet!), so hätte der Drucker die Anzahl von 10 Millionen 260 000 Buchstaben nachzuzeichnen gehabt. Ich kann es mir denn auch lebhaft vorstellcn, daß er diese Operation auf das Nissals speoials beschränkt hat, denn von einem Nachzeichnen des Nisssls abbrsviatuw, das gleichzeitig aus seiner Presse hervorging, ist keine Spur mehr zu erkennen. Und wie erklärt es sich, fragen wir weiter, daß auf der einen nicht ergänzten Seite, die Ungeschicklich keit des Schriftgießers nicht zum Vorschein gekommen ist? -Ist hier Herr Hupp nicht von seinem Wunsche beeinflußt worden, in dem Nachzeichnen eine -Verbesserung- zu sehen? Soweit ich mich erinnere, zeigte jede Seite des Originals dieselbe abgenutzte Schrift, und übergehend zu der Reproduktion einer verbesserten und einer nicht verbesserten Seite, die der Verfasser auf Seite 12 und 13 seiner ersten Studie wiedergicbt, sehe ich auch jetzt noch keinen nennenswerten Unterschied darin. Die Seiten waren ungleichmäßig gedruckt. Vielleicht hat dieser Uebel- stand den Verfasser zu seiner irrigen Anschauung verleitet, und er der Schändung des Buches, die möglicherweise ein Knabe aus Langeweile vorgenommen hat, eine Bedeutung beigelegt, die sie un möglich haben kann. -Der Verfasser beruft sich endlich noch zur Unterstützung seiner 867*
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