Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1929
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- 1929-01-24
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X: 20, 24, Januar 192g, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.b. Dtschn. Buchl,anbel. Katalog, der der Mehrzahl des deutschen Sortiments genügt, nicht von anderer Seite geschaffen wird sich glaube nicht daran), warum nimmt die »Gilde« z. B. nicht die Herausgabe eines solchen Kata- logcs in die Hand? In gemeinsamer Arbeit mit einer Zahl von Buchhändlern mühte doch ein Katalog zu schaffen sein, der allen be rechtigten Ansprüchen genügen kann. Der augenblickliche Zustand bedeutet m. E. eine Verschwendung, die sich der Buchhandel auf die Dauer nicht leisten kann. Es ist doch kaum zu rechtfertigen, wenn z. B. eine bekannte Sammlung in einem Dutzend Katalogen in ver schiedenen Anzeigen wiederkehrt und vielleicht der Verlag ebenso oft Zuschüsse dazu leisten muß. Und wenn sich dann der Verlag gegen solche Zumutungen wehrt, erfährt er mehr oder weniger versteckte Boykottandrohungen. Ganz abgesehen davon, daß die Einführun gen, die der Sortimenter den Büchern gibt, in vielen Fällen sehr dürftig und oft auch nicht mehr als zusammengestrichene Waschzettel angaben sind. Was soll der Bücherkäufer z. B. mit Angaben machen wie die folgenden: »Es gibt Bücher, die unvergänglich sind. Dies ist eines davon.« Wenn der betreffende junge Mann, der diese Notiz schrieb, über Nietzsches Zarathustra nicht mehr zu sagen weiß, soll er doch lieber schweigen. Oder wenn im gleichen Katalog von Reimanns Komponist wider Willen (ausdrücklich als humoristischer Noman be zeichnet) behauptet wird: »Ein Noman, dem es an Witz und Komik nicht fehlt«, so hat daran nur Neimann selbst Freude. Es wäre nicht schwer, mit solchen Beispielen einen ganzen Artikel zu füllen. Nun aber zu den Katalogen selbst. Der Schriftleitung liegt auch hier nur ein Teil dieser Kataloge vor, viele Sortimenter lassen sich ja bei ihrer Arbeit nicht gern zusehen und verzichten auf die Ein sendung. Trotzdem läßt der mir zur Verfügung gestellte Raum nur eine sehr kurze Würdigung der einzelnen Kataloge zu. Den schönsten Hauskatalog hat sicher die »Bukum A.-G.« in Wien ge schaffen. Geschmackvoll in der äußeren Aufmachung, sehr gut in der Auswahl der im Titelverzeichnis aufgenommenen Bücher, mit Ori ginalarbeiten unf-ter bekanntesten Autoren versehen, stellt er der Leitung der Firma ein sehr schönes Zeugnis aus, die mit dem Kata loge nicht nur dem Ansehen ihrer Firma, sondern auch dem des ganzen Standes nützt. Ein Katalog, der tatsächlich keinen Wunsch offen läßt. Der Wiener Buchhandel hat überhaupt mit viel Geschick eigene Kata loge erscheinen lassen. Die Zentralgesellschaft für buch- gewerbliche und graphische Betriebe, Wien, brachte für die angeschlossenen Firmen (Marx L Co. — A. Hartleben — E. Höllrigl, Salzburg — Anton Folk — Fidelis Steurer, Linz — Oskar Will). Lechner — F. v. Kleinmgyr, Klagenfurt — W. Frick — I. G. Sydy, St. Pölten) einen gemeinsamen Katalog heraus, der textlich ttbereinstimmt und sich nur durch eigene Umschläge der Firmen unterscheidet. Der Katalog bietet des Guten fast zu viel. In dem Bestreben, möglichst vollständig zu sein, ist er zu überladen, zumal der gewählte Schriftgrad die Lektüre sehr erschwert und für schlechte Augen zur Qual werden läßt. Einen schön gedruckten, aber leider nicht sehr übersichtlich angeordneten Katalog brachte G e r o l d L C o., Wien, heraus, in dem reichliche Beilage von Vcrlegerprospekten die Durchsicht noch mehr erschwert. Dagegen sind die Einführungen in die Bücher recht geschickt abgefaßt. Einen gemeinsamen Katalog, na türlich mit verschiedenem Umschlag, verteilten W. Braumüller L Sohn und Gil Hofer L Na n sch bürg. Moritz Perles, Wien, gab seine Hauszeitschrift zum Weihnachtsfest in erweitertem Umfange heraus. Durch schlagwortartige ttbcrschristzeilen macht er die Benutzung für den Leser sehr übersichtlich. Pcrles läßt die Autoren über ihre Bücher selbst schreiben und hat von Polgar, Molo- Ginzkey und Glaeser z. B. interessante Äußerungen über ihre Ab sichten und Ziele erhalten. Von A. H a s b a ch, Wien, liegt der Wiener Bücherfreund vor. I. Buchsbaum in M.-Ostrau brachte ein sehr umfangreiches Bücherverzeichnis heraus, das auch modernes Antiquariat enthält. Zu viel wollte auch die Alpenlanö- Buchhandlung Südmark in Graz in ihrem Verzeichnis unterbringen und mußte deshalb eine zu kleine Schrift wählen. In der Absicht, einen Katalog zu schassen, der nicht zu literarisch und sich deshalb an die breitesten Massen wenden kann, weniger um fangreich und billiger sei, schuf sichSchwedlers Bücherladen in Neichenberg ein eigenes Bücherverzeichnis. Der Katalog ver zichtet auf bloße Systematik, sondern faßt Zusammengehöriges zu sammen und wird dadurch recht brauchbar. Die gleiche Einteilung nach geistigen Zusammenhängen wählte der V o l k s b u n d v e r l a g in Wien in seinem Verzeichnis »Was soll ich schenken?«. Von ähnlicher Rührigkeit wie die Wiener sind die hanseatischen Buchhändler. Gemeinsam mit 15 Sortimentern im Reich (A. Acker mann, München — Amelang, Charlottenburg — Baedeker, Essen — Blencke L Co., Hamburg — Wahle, Magdeburg — Hartmann, Elber feld — Keyscr, Erfurt — Lohse, Wilhelmshaven — Morgenstern, Breslau — Neubner, Köln — Neumann, Frankfurt/M. — Quitzow, Lübeck — Schrobsdorff, Düsseldorf — Wolfs <L Hohorst, Hannover) gab Jo Hs. Storm in Bremen unter dem Titel »Mein Nat« einen eigenen Weihnachtskatalog heraus, der sich auf eine verhältnismäßig kleine Auswahl der Neuerscheinungen beschränkt. Ed. Lanzen- b e r g e r, Hamburg, hat für sein »Merkbüchlein« eine neuartige Weise der Klassifizierung der Bücher gefunden. Er schuf sich eine ganze Anzahl von Abkürzungen, mit denen er den Stimmungsgehalt und die Tendenz des Buches zu bezeichnen sucht. Ohne einige Gewalt samkeiten geht das natürlich nicht, immerhin ist das Verfahren sehr praktisch, da der Suchende doch das eine oder andere der Bücher kennen wird und ihm die Lanzenbergersche Normierung Fingerzeig sein kann. Das Verzeichnis hat Taschenformat, hat den üblichen Kalenderinhalt (Posttarif usw.) und wird sicher oft in der Brief tasche getragen und bei Einkäufen zu Rate gezogen. Conrad Behre — Hermann Seippel, Hamburg, hat nur wenige Bücher in sein Verzeichnis ausgenommen, doch die Auswahl geschickt getroffen. Das Gleiche gilt für Franz Leuwer, Bremen, beide Kataloge sind mit viel Geschmack hergestellt. L. Friederichsen L Co. in Hamburg schuf sich für seine Fachbuchhandlung den ge eigneten Katalog, der viel wissenschaftliche Literatur anführt, die Schöne Literatur nur in einer sehr kleinen Auswahl verzeichnet. Weitbrecht L Marissal in Hamburg teilte seinen Katalog und faßte die Jugendliteratur in einem Sonderverzeichnis zusam men. Der »Literarische Ratgeber« der Firma bringt als Einführung eine Plauderei von Stefan Zweig, Dank an die Bücher, die in ver schiedenen anderen Katalogen wiederkehrt, sowie eine sehr gute »Bücherschau 1928« von vr. Max Wauer. Beide Kataloge sind reich bebildert, der Jugendbücherkatalog sogar mit farbigen Beilagen und außerordentlich schön gedruckt. Tie gleiche Zweiteilung des Kataloges nahm C. Boyfe n, Hamburg, vor. Beide Kataloge üben eine sehr weise Beschränkung, leider sind zu sehr die Waschzettel benutzt. C h r. Kaiser, München — H. L i n d e m a n n, Stuttgart — Osi an der, Tübingen, und F r. W a g n c r in Freiburg vereinigten sich zur gemeinsamen Herausgabe eines Kataloges, für den sie eine sehr über sichtliche Einteilung fanden, die die Benutzung wesentlich erleichtert. Von E. G. Kolbenheyer wurde ein Vorwort zur Verfügung gestellt. Ebenso taten sich Gräfe L U n z e r, Königsberg, und Carl K o ch, Nürnberg, zu gemeinsamer Herausgabe ihres Wcihnachtsverzeich- nisses zusammen. Der Katalog ist anscheinend zu früh abgeschlossen, wenigstens vermißte ich eine Zahl sehr wichtiger Neuerscheinungen. Gemeinsam arbeiteten auch die Freiburger Bücherstube und die Bücherstube am Museum in Wiesbaden. Ter Ka talogteil wurde sehr klar und übersichtlich gesetzt, nur scheint er mir durch die Inserate zu sehr auseinandergerissen. Der Katalog macht im übrigen schon durch seine hervorragende Ausstattung einen sehr schönen Eindruck. Für die Bearbeitung ist Herr Hans Arens, der Leiter des Sortiments der Freiburger Bücherstube, verantwortlich. Obwohl die evangelischen Buchhändler mehrere recht brauchbare Kataloge besitzen, haben noch einige evangelilichc Buchhandlungen sich einen Sonderkatalog geschaffen bzw. die schon seit vielen Jahren er scheinenden bcibchalten. Es sind dies die Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft in Zürich, die Buchhand lung der Evangelischen Gesellschaft in Elberfeld, das Vcrlagshaus der Deutschen Zeltmission in Geis weid. sowie die B a s l e r M i s s i o n s b u ch h a n d l u n g in Basel. Ludwig Nöhrscheid in Bonn hat vermutlich schon selbst be merkt, daß die Bilder in seinem Katalog in dieser Wiedergabe sicher keinen Anreiz zum Kauf des betreffenden Buches bilden. Die B u ch- bandlung Korn L Berg in Nürnberg hat drei Kataloge, Bücher des Herrn — der Dame — Jugendbücher in einer Mappe zu- sammenaefaßt und so eine Form geschaffen, die sicher Beachtung fand. Die Zeichnung auf der inneren Mappenseite ist allerdings zu pri mitiv. Die Kataloge der Firma Fritz Groß nick, Marienburg, und E. M e l tz e r, Waldenburg, sind offensichtlich Lagerkataloge und ein Bcisviel, wie auch in der Kleinstadt mit viel Wagemut gearbeitet wird. Der Buchversand des F a ck e l r e i 1 e r - V e r l a g e s in Dergedorf betont natürlich in seinem Weihnachtskatalog sehr stark die eigenen Vcrlagswcrkc, beschränkt sich aus Bücher der eigenen Ver lagsrichtung und betont — eine außergewöhnliche, sehr aufrechte Maßnahme —, daß er die Besorgung von Büchern, die der Riistungs- und Alkoholindustrie dienen, ablehnt. Kluge L Ströhn! in Reval bringen ein recht umfangreiches Lagervcrzeichnis zum Ver sand, das Zeichen für die wertvolle Kulturarbeit ist, die die Firma für das Deutschtum leistet. Erwähnt seien weiter die Kataloge bzw. Verzeichnisse der Firmen Schmorl L von Secfeld N a ch f., Hannover, Karl Groos in Heidelberg und Vereinsbuch handlung G. Jhloff L Co. in Neumünster. Eugen Michel. 97
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