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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1929
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- 1929-01-24
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- 24.01.1929
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Nr. 28 (R. 12). Leipzig, Donnerstag den 24. Januar 1929. 88. Jahrgang. Redaktioneller Ml Karl Wilhelm Hiersemann zum Gedenken. »Gaben, wer hätte sie nicht? Talente — Spielzeug für Kinder. Erst der Ernst macht den Mann, erst der Fleiß das Genie.« Fontane. Am 3. September 1924 hatten sich Freunde, Gelehrte, Ver treter deutscher Bibliotheken, wissenschaftlicher Anstalten und Vereine und Buchhändler in großer Anzahl im Hause Königstraße 29 in Leipzig zusammengefunden. Es galt, einen Mann zu ehren, der an diesem Tage sein siebzigstes Lebensjahr vol lendete und gleichzeitig den Tag feiern durfte, an dem er vor vierzig Jahren sein buchhändlerisches Unter nehmen gegründet hatte: Karl Wilhelm Hiersemann. Mit einem weihevollen Gesang des Thomaner-Chors begann die Feier. Dann folgten die Ansprachen. Es entsprach vollauf dem Geiste des Gefeierten, daß an erster Stelle seine Mitarbeiter zu Worte kamen, die Helfer an dem bedeutenden Werk, das er geschaffen hatte. Ihnen folgten die Vertreter deutscher Bibliotheken, buchhändlerischer, buchgewerblicher und geselliger Vereine und die Freunde. Die Stadt Leipzig feierte ihren bedeutenden Mitbürger gleich falls. Dem Verfasser dieser Zeilen war es vergönnt, mit einer Ansprache eine Festschrift zu überreichen, an deren Zustandekommen bedeutende Gelehrte, Buchdrucker, Buchgewcrb- ler und Berufsgenossen des In- und Auslandes mitgewirkt hatten. Diese umfangreiche Festschrift, mit fast 190 Illustrationen geschmückt, darf wohl als eine der schönsten Ehrungen gelten, die einem deutschen Buchhändler von Seiten feiner Fachgcnosscu im Verein mit den Vertretern der Wissen schaft je zuteil geworden sind. Aus jede der vielen Ansprachen hatte Hiersemann mit An mut, Humor und jedesmal durchaus eigenartig und mit Persön licher Bezugnahme geantwortet. Während der ganzen Feier hatte er die Festschrift, die ihm gleich anfangs überreicht wurde, nicht aus den Händen gelassen. Man merkte es ihm an: diesem männlichen Manne ging diese Ehrung besonders nahe. In seiner Antwort auf die Überreichung der Festschrift sagte er unter anderm: Wir Hiersemanns werden alle an und über die Neunzig und ich verspreche es Ihnen, ich will es nicht anders machen! Am 9. Dezember 1928 ist Karl Hiersemann nach viermonat lichem Krankenlager von uns gegangen. Das ist das einzige Mal im Laufe von fast 30 Jahren, während welcher Zeit mich mit diesem Manne eine nahe und treue Freundschaft verband, daß er nicht Wort gehalten hat. Nur um etwas mehr als vier Jahre hat er seinen siebzig sten Geburtstag überlebt. Wenn uns eine tiefe Trauer bei dem Gedanken erfaßt, daß ein Führer von seltener Eigenart von uns gegangen ist, dessen volle Persönlichkeit, dessen Rat und Tat wir schmcrzlichst missen werden, — so wird die Trauer gemildert durch das stolze Bewußtsein: Denn er war unser! Gemildert durch das Bewußtsein, daß er es nicht nur war, sondern auch sein wird, durch sein starkes vorbildliches Wesen, durch seine wirkliche Bedeutung, die ebenso groß war wie seine Gradheit und Schlichtheit. Karl Hiersemann: Du Vorbild eines echten deutschen Buchhändlers. Von der Scholle her stammt die Kraft, die Hiersemann aus beschei denen Lebensverhältnissen zur Höhe emporsteigcn ließ. Er war insofern nicht zum Buchhändler geboren, als seine Familie sich von alters her yiit der Landwirtschaft beschäftigte. Sie ist urkundlich bis zum Jahre 1037 in der Döbelner Gegend in Sachsen nachweisbar, und zwar wird als ältester bekannter Ahn Hieronymus Hiersemanp in diesem Jahr als in Pomlitz und Neudorf wohnend im Döbelner Kirchenbuch erwähnt, wo nach anzunehmen, daß das Geschlecht schon vorher in jener Landschaft säfsig gewesen ist. Der Anbau der eigenen Scholle war gewissermaßen Familienbcruf. Auch der Vater Johann Wilhelm war Gutsbesitzer in Bortewitz bei Dahlen, und dort wurde ihm von seiner Gattin Jo hanna Christiane geborenen Pöritzsch am 3. September 1854 ein Sohn ge schenkt, der in der Taufe die Vor namen Karl Wilhelm erhielt. Den ersten Unterricht genoß der Knabe in der Dorfschule zu Luppa. Im Programm dieser Schule war natürlich der Sprachunterricht nicht vorgesehen. Um Englisch und Französisch zu erlernen, mußte er ein paar Schritte weiter gehen, in das Luppacr Pfarrhaus. In seinem dreizehnten Jahre war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich für einen Beruf entscheiden mußte. Es zog ihn zum Buchhandel. Der Vater wünschte, er solle bei der Scholle bleiben, beim Pflug der Ahnen. Schließlich gab er, wenn auch schweren Herzens nach, und so kam Karl denn auf die Buchhändlerlehranstalt in Leipzig. Dort erhielt er in den Jahren 1868—1871 die Grundlagen für die Laufbahn, die er einschlagen wollte, jene Vereinigung von kaufmännischer Vorkenntnis und geistiger Disziplin, von rech nerischer Überlegung und weit über das Einseitige hinaus gehendem Wissen, vom praktischen Materialismus und belebenden Idealismus —, die Grundlagen, die im Buchhandel den Erfolg verbürgen. Aus seinen Zeugnissen ist zu entnehmen, daß er auch hier ein tüchtiger Schüler war, der häufig prämiiert wurde. Nachdem die Schulstudien beendet waren, kam er als Lehr ling in die umfangreiche und bedeutende Buch- und Antiquariats- 93
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