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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1929
- Strukturtyp
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- 1929-03-16
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1929
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- Deutsch
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84, 16, März 1929, Sprechsaal, Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. überragende Nolle zukommt, ist selbstverständlich und damit ist auch die hohe kulturelle Bedeutung des Verlags- und Sortimentsbuch handels im Leben eines Kulturvolkes gegeben. Es ist nur eine Folge dieser Erkenntnis, daß es die führenden Geister unseres Volkes für wichtig genug erachten, die Bedeutung des Buches für unsere Kultur durch die Veranstaltung eines besonderen Buchtages zu betonen, und leicht erklärlich, daß bei der Durchführung aller Veranstaltungen anläßlich des Buchtages dem Buchhändler wichtige Aufgaben zu fallen. Nun müssen wir uns aber ganz klar sein darüber, daß die besten Veranstaltungen zum Buchtage ihren Zweck verfehlt haben, wenn sie nicht auch eine anhaltend erhöhte Nachfrage nach dem guten Buch hinterlassen, und hierbei obliegen dem Sortimenter noch weit größere Aufgaben, denn das Problem lautet keineswegs nur: Vergrößerung des Bücherkonsums! Wohl scheint es dem kommer ziellen Interesse des Sortimenters zu genügen, einfach einen größe ren Umsatz zu erzielen, mehr Bücher der Zahl und dem Werte nach zu verkaufen, doch wäre dies nicht nur eine mißverständliche Auf fassung der kulturellen Mission des Buchhandels, sondern auch vom rein kaufmännischen Standpunkt nicht klug gedacht, denn es kann sich zweifellos nicht darum handeln, möglichst viel bedrucktes Papier an den Mann zu bringen und selbst wenn dieses Papier mit gutem Inhalt bedruckt wäre, sondern es geht einfach darum, jedem das Buch zu vermitteln, das geeignet ist, ihm ein weiteres Eindringen in die Geisteswelt wünschenswert zu machen, ja in ihm das brennende Verlangen nach Bildung und Wissen, nach mehr Büchern zu erwecken. Die Vermittlung, der Verkauf des individuel len Buches muß die Parole des Sortimenters sein; das entspricht seiner kulturellen Sendung und das entspricht auch seinem wohlver standenen geschäftlichen Interesse. Es wäre ohne weiteres denkbar, daß man trotz vorhandener Kaufunlust in manchen Volkskreisen, die dem Buch heute noch gänzlich fern stehen, etwa mit Hilfe einer aus giebigen Staatssubvention oder einer wohltätigen Stiftung eine genügende Menge Bücher — guter Bücher — unter das Volk bringt, so etwa, daß jeder Erwachsene wenigstens ein Buch erhält. Wäre damit etwas für das Buch, für die Vertiefung der geistigen Kultur unseres Volkes geschehen? Nein! Eine solche Aktion brächte wohl einen fürs erste ganz sympathisch erscheinenden Umsatz an Büchern, der sich in besseren Bilanzen der Verleger und Buchdrucker äußern würde, aber zur Hebung des geistigen Niveaus des Volkes wäre da mit nicht das Geringste getan. Wir könnten aber unser Geistesleben, unsere Kultur geradezu sprunghaft vorwärts bringen, wenn es uns gelänge, jedem einzel nen, der heute noch abseits steht, jenes Buch in die Hand zu geben, das ihn packt, ihn fesselt, ihn die ungeheuren Weiten menschlichen Forschens und Wissens ahnen, ihn einen Blick in die sonnige Welt geistigen Lebens tun läßt. Mit jedem, der solcherart mit dem Buche bekannt wurde, ist ein Bücherleser gewonnen, denn wer einmal ein Buch in der Hand hatte, aus dem er reinen Genuß, Anregung, Be reicherung seines Wissens geschöpft hat, in dem wird stets der Wunsch vorhanden sein, sich eine Wiederholung des gleichen Genusses zu ver schaffen, tiefer einzudringen. Aus Bücherlesern aber Bücherkäufer zu machen, ist dann schon die kleinere Aufgabe, ein mehr materielles Problem, das zu lösen anch bei den heutigen Verhältnissen am Büchermarkt möglich ist, wobei nur kurz bemerkt sein möge, daß die soviel erörterte Ange legenheit der »hohen« Bücherpreise vor allem auch eine psychologische Frage ist, bei der nicht einmal so sehr die Anschauung des Publi kums (der Käufer klagt bekanntlich immer, daß das, was er kaufen soll, teuer ist), als vielmehr die bedauerliche Erscheinung ins Gewicht fällt, daß sich bis heute noch viele Buchhändler mit den heu tigen Preisen als hinzunehmende Tatsache nicht abgefunden haben und daher dem Publikum nicht mit der suggestiven Gewißheit gegen- überlreten, daß das Buch preiswert ist. In einem sehr lesenswerten Artikel »Neuland« im österrei chischen »Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel« (69. Jahrgang Nr 51) wird der Gedanke ausgeführt, daß der öster reichische Sortimenter in der angenehmen Lage ist, noch reichlich Neuland zur Bearbeitung in Reserve zu haben, daß die Zukunfts aussichten für den österreichischen Buchhandel somit (wenigstens theoretisch) außerordentlich günstig sind und daß es in erster Linie von der Geschicklichkeit des Buchhändlers abhängt, die vorhandenen Möglichkeiten praktisch zu nützen. Dem, was dort für den österreichischen Buchhandel gesagt ist, kann man eigentlich Allgemeingültigkeil zusprechen, denn für den Buchhändler gibt es überall noch ungeheuer viel Neuland. Es wirb nicht, wie so viele — selbst Buchhändler und Verleger — sagen, zu viel geschrieben und gedruckt, sondern zu wenig gelesen. Daß die Möglichkeit besteht, den Kreis der Bücherleser und Bücher freunde noch vielfach zu vergrößern, wer wollte das bezweifeln! Wie aber soll diese Möglichkeit verwirklicht werden? Der »Tag des Bnches« verspricht eines jener Mittel zu werden, mit denen die Lösung der Aufgabe gelingen kann. Dazu aber ist notwendig, daß auch der Sortimenter der ihm zufallenden Aufgabe gewachsen ist. Nicht um die Kunst — das sei nochmals betont —, möglichst viele Bücher zu verkaufen, kann es sich handeln, sondern in erster Linie darum, durch gediegene Kundenberatung neue Bücher freunde zu gewinnen. Daß dies an die geistige Kraft des Sorti menters höchste Anforderungen stellt, darüber muß sich jeder klar sein und sich in diesem Sinne vorbereiten. Zum Tag des Buches. Zum ersten Male begehen wir am 22. März in diesem Jahr den Tag des Buches. Ein plötzliches Besinnen hat uns aufhorchcn lassen in dieser Zeit. Ein kleines Ahnen um die drohende Gefahr der geistigen Ver flachung hat diesen Tag gezeitigt. Einen Tag im Jahr wollen wir dem Buche weihen. Nicht dem einen oder dem anderen Dichter und Gelehrten, sondern dem Buche an sich als Mittler geistigen Wertes. Der Tag des Buches soll uns ein Erinnern sein und ein Be wußtwerden der Werte, die von unseren Büchern in uns eingegan gen sind. Jeder von uns hat sein eigenstes Erlebnis mit dem Buch gehabt. Es hat in jedem Leben — auch in einem sogenannten »ungeistigen« — ein Bucherlebnis gegeben. Bücher, die uns froh machten, Bücher, die wir geschlossen haben und nach denen wir sehr still wurden. Es gibt Bücher, über die uns die Zeit unbewußt wird, und Bücher, die Marksteine für unsere Entwicklung wurden. Es gibt Bücher, die uns Welten erschlossen und uns Erkenntnisse kommen ließen. Und es gibt Bücher, die uns gerade dann erreichen, wenn etwas zutiefst iu uns auf sie gewartet hat. Am Tag des Buches wollen wir uns unserer Erlebnisse mit dem Buch wieder erinnern. Und ein jeder wird es wissen: »Das war damals — und es war das«. Vielleicht wird man dann nach dem Buch suchen und es beiseite gelegt wiederfinden und sich bewußt werden, daß es über Radio und tausenderlei Alltagstand vernach lässigt wurde. Derjenige, der seine Bücher gepflegt hat in dieser Zeit, die geistigen Besitz kaum noch zu werten versteht, wird sich und seine Entwicklung in ihnen wiederfinden. Wenn wir uns so unserer Bücher erinnern und uns ihres Wer tes für unser Leben bewußt werden, so hat der Tag des Buches das wieder erweckt, was uns über der Zeit verloren ging. Hans I. von G o e tz. Propaganda für das neue Schulbuch! Seit Jahren mache ich die Erfahrung, daß von den Volksschulen von den Eltern jedes Jahr die Anschaffung von mehreren Schul büchern verlangt wird. In den höheren Schulen jedoch darf den Eltern der Kauf der »teuren« Lehrbücher nicht zugemutet werden. Die Kinder von Industriellen und höheren Beamten beziehen die Lehrbüchern entweder gratis aus der Hilfsbücherei oder kaufen diese alt. — Diesem Mißstande müßte von berufener Seite abgeholfen werden. Könnte nicht der Börsenverein unter Mitwirkung der inter essierten Verleger eine Propaganda aufziehen, die durch Plakate in allen Schulen und Artikel in allen Zeitungen, geschrieben von pro minenten Schulärzten, auf die möglichen Ansteckungsgefahren durch alte Bücher hinwiese: vielleicht könnte man auch Staatsstellen dafür interessieren. Striegan. R i ch a r d M i t s ch k e. Anfrage. Kann der Verleger für den Schaden haftbar gemacht werden, der einem Dritten durch fehlerhafte Angaben in einem bei ihm er schienenen Buche entsteht? oder der Verfasser? oder gilt der Inhalt eines technischen Buches als »Rat«, für den nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch niemand verantwortlich ist? Inwiefern ist der Verlag verantwortlich für Abbildungen, für die der Verfasser versäumt hat, die Genehmigung des Ab drucks einzuholen. Die Beantwortung an dieser Stelle wäre mir sehr erwünscht. Ein Vorsichtiger. Verantwort!. Schriftleiter: Franz Wagner. — Verlag: D e r B ö r s e n v e r e t n der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuckhänblerhauS. Druck: E. H e d r i ch Nachs. Sämtl. tu öeipzig. — Anschrift d. Schristleitung ».Expedition: Leipzig E l. Gerichtsweg 36 sBuchhänblerhauss, Postschliebs.274/78. 300
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