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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1931
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- Deutsch
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X- IN, 16. Mai 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d.Dtschn.Buchhanbel. und zu wünschen, daß der Kanzler schon jetzt, sei es auch alter nativ, Pläne in Bereitschaft hat, deren Verwirklichung sofort in Angriff genommen werden kann, sobald jene Entscheidungen aus dem internationalen Rahmen herausgesallen sind. Es wäre herrlich, wenn in vier Wochen in diesem Sinne auch an dieser Stelle nun wirklich mit mehr Optimismus berichtet werden könnte. Die üblichen Konjunkturberichte entsprechen der Lage. In der Zusammenstellung des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe heißt es u. a. aus Berlin: Wenn man feststellt, wie etwa in Amerika die Erwartung einer baldigen Besserung der Wirtschaftskrise enttäuscht wurde und die Kurse teilweise unter die niedrigen Kurse von Jahres anfang zurückgewvrfen worden sind, so erscheint die Knrsentwick- lung in Deutschland besonders auffällig. Börsenkreise wie Publi kum dürften die Ursachen hierfür weniger in einer grundlegenden Änderung der wirtschaftlichen Lage sehen, die auch noch gar nicht eingctreten zn sein scheint, als vielmehr in der Tatsache, baß die bisher gelungene Überwindung der großen inneren Schwierig keiten und Reibungen bas Vertrauen in die derzeitige Führung des Reiches zum ersten Mal wieder erkennbar gestärkt hat. Nach der Unterbrechung, welche der Kursausschwung an der Börse in der zweiten Hälfte des März erfahren hatte, brachte die erste April-Woche einen erneuten Aufstieg. Die Befürchtungen außen- und innenpolitischer Verwicklungen, u. a. im Zusammen hang mit dem Projekt der deutsch-österreichischen Zollunion, ver loren an Bedeutung, und die Spekulation ging wieder stärker ins Geschäft. Die hieraus sich ergebenden Kursverbesserungen waren um so größer, als das breite Publikum größeres Interesse be wahrte, und auch das Ausland mit Käufen hervortrat. Zudem wurde auch nach der glatten Überwindung des Ultimos die Geld marktlage gut beurteilt, was, ebenso wie die ungünstige Bewegung der Devisenkurse, die Hoffnung auf eine Diskontermäßigung be rechtigt erscheinen ließ. Die feste Meinung der Börse ließ sich auch nicht durch die Schwäche der Auslandmärkte beeinflussen, und so kam denn der Aktienmarkt ebenso wie der Rentenmarkt in stärkere Bewegung mit dem Ergebnis, daß das Durchschnittsniveau beider Märkte den Höchstpunkt des Kahres erreichte. Der Medio brachte, wie schon so oft in den letzten Monaten, auch diesmal wieder eine Unterbrechung der Bewegung. Tiefere Ursachen für einen Meinnngsumschwung waren jedoch kaum er kennbar. Die Schwäche der Auslandmärkte strahlte stärker aus den deutschen Markt Uber und führte gemeinsam mit anderen Verstimmungsmomenten zu Realisationen von Spekulation und Publikum. Auch bas Bedürfnis von »Gewinnoersicherungen«, die einen Ausgleich für die Verluste des letzten halben Jahres bringen sollten, mag für die Verkaussneigung von Bedeutung gewesen sein. Überdies ließ die Gestaltung des Geldmarktes die Hoffnung aus eine baldige Diskontermätzigung und damit auf eine billigere Krebitversorgung der Wirtschaft schwinden. Wenn nun auch das Kursniveau im ganzen etwas zurückging, so war die Grundsttmmung abwartend. Gegen Ende des Monats ist das Geschäft der Börse außerordentlich ruhig. Für die nächste Entwicklung wird neben dem Ausmaß der allgemeinen Wirtschaftsbelebung die Diskontfrage bestimmend sein. Die augenblickliche Erleichterung des Tagesgelbmarktes, die das Ergebnis von Ultimooorbereitungen ist, kann über die im Kern immer noch angespannte Lage nicht hinwegtäuschen. Gewiß ist der Neichsbankausweis vom 23. April nicht ungünstig zu beurteilen. Die Belastung, die das Noteninstitut am Ouartalsultimo erfahren hatte, ist fast gänzlich abgedeckt und mit der Erledigung der April- Reparationen hat sich der Devisenabflutz in einen Devisenzugang verwandelt. Dennoch wird die Reichsbank sich abwartend ver halten, zumal auch die erwarteten internationalen Diskontermäßi- gungen bisher ss. oben) ausgeblieben sind. Die Geschäftslage des Einzelhandels war nach derselben Quelle unverändert schlecht. Die leichte Belebung, die unter der Einwirkung des bevorstehenden Osterfestes und der günstigen Witterung sich in den letzten Tagen des Vormonats bemerkbar gemacht hatte, war nicht von Dauer. Das Ostergeschäst setzte erst wenige Tage vor dem Fest ein. Im ganzen hat es die Erwar tungen erfüllt. Nach dem Osterfest ließ das Geschäft jedoch stark nach; vor allem infolge des anhaltenden schlechten Wetters war bis zum Schluß des Monats eine Besserung nicht zu verzeichnen. Das Geschäft in Frühjahrsartikeln blieb ohne Bedeutung. Die Umsätze lagen um 10—25 v. H. niedriger als im gleichen Monat des Vorjahres. Auch die Umsätze des Vormonats wurden nicht erreicht. Nachfrage bestand nach wie vor lediglich nach Gegen ständen des unbedingt notwendigen Bedarfs. Niedrigste Preis lagen wurden bevorzugt. Die Zahlungsweise der Kundschaft war durchaus unbefriedigend. Die Zahl der Ausverkäufe hat sich nicht vermindert. Die Preise waren im allgemeinen unverändert. Im Bereich des Buchgewerbes im weitesten Sinne geht eben falls alles im bisherigen Gleise weiter. Auf dem Zellstosfmarkt hat sich im Berichtsmonat eine Besserung noch nicht bemerkbar gemacht. Der Geschäftsgang der Papierfabriken weist ebenso wenig eine Besserung auf. Infolge Auftragsmangels arbeiten die meisten Betriebe verkürzt oder mit Feierschichten. Die Ab satzverhältnisse sind im In- und Auslande schwierig, die Ver kaufspreise gedrückt. Die Beschäftigung in den Buchdruckereicn ist im allgemeinen weiter zurückgegangen, so daß die Leistungs fähigkeit der Betriebsanlagen nur zu einem ganz geringen Teile ausgenutzt werden konnte. In den Stein- und Offsetdruckereien hat sich die Lage nur wenig verändert; sie ist nach wie vor durch aus unbefriedigend. Die Preisentwicklung blieb unerfreulich, sie läßt selbst für bescheidenen Nutzen keinen Raum mehr. Der jetzige Bestand an Aufträgen wird es nicht zulassen, die bisherige Beleg schaft über den Sommer hinaus in den einzelnen Betrieben durchzuhalten. Das Zeitungsgeschäft war uneinheitlich, im allge meinen aber wieder rückgängig. Das Geschäft der Briefumschlag industrie war noch immer recht schleppend, sodaß Umsätze und Preise, wie seither, ungenügend waren. Bei den Schriftgießereien und Chemigraphischen Anstalten ist im allgemeinen keine Ver änderung eingetreten. Die Geschäftslage ist eher schlechter ge worden. Im Buchhandel hat, nach der Zahl der im Börsenblatt erstmalig angezeigten Neuigkeiten zu urteilen, die Unterneh mungslust weiter beträchtlich nachgelassen. Nachdem schon das erste Vierteljahr im ganzen ein wesentlich geringeres Ergebnis als das Vorjahr aufwies, ist die Spanne im April noch größer geworden. Für diesen Monat wurden nur 956 neue Titel ge zählt gegen 1027 im vorigen Jahr. Diese Produktionsdrosselung ist selbstverständlich dis Reaktion aus die Marktlage für Gegen stände des Buchhandels. Den Kürzungen der Kulturetats, den allgemeinen Einkommensrückgängen gegenüber kann der Buch handel sich naturgemäß nicht taub stellen. Zum Teil stellt er hier auch eine Psychose fest, die unberechtigt und töricht ist. Mit Recht hat deshalb nach den deutschen Hochschullehrern, die kürz lich mit ihrem bekannten Aufruf hervortraten, Kantate auch der Börsenverein seine Stimme erhoben. Den Warnungen schließen sich erfreulicherweise immer neue Kundgebungen an. So hat soeben die Tagung der sächsischen Büchereileiter in Aue ein stimmig folgende Entschließung angenommen: Die sächsischen Büchereilelter haben in den letzten Jahren mit allen Kräften an dem Ausbau und der Umgestaltung der Büchereien gearbeitet, und die verständnisvolle Zusammenarbeit zwischen den Büchereien, den Kommunen und den amtlichen sächsi schen Fachschulen sowie dem Ministerium sür Volksbildung hat diese Bestrebungen bedeutsam gefördert. Die starke Zunahme der Benutzung, hervorgerufen durch die ungeheure Arbeitslosigkeit und die Verarmung der früher Bücher kaufenden Kreise, macht zur Notwendigkeit, auf dem beschrittenen Wege entschlossen weiter zuarbeiten. Nicht Abbau, sondern Erhaltung und Ausbau ist darum die Losung des Tages. Die hier versammelten Bllcherei- leiter, Kommunal- und Staatsbeamten sind sich bewußt, daß die wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse heute Einschränkun gen verlangen, insbesondere aber daß Gemeinden und Staat, Volks- bibliothekcn, Fach- und Kreisstellen alles nur mögliche tun, um den Volksbildungseinrichlungen im allgemeinen und den Büchereien insbesondere die Entfaltungsmöglichkeiten zu erhalten, die gerade in Zeiten wirtschaftlicher Not gefordert werden müssen. Die Allgemeinheit wird sich dabei vor allem dessen klar zu werden haben, daß es sich gar nicht um die Erhaltung dieser oder jener Einzcleinrichtung handelt, sondern um Kultur- und Bil dungspflege als Ganzes. Insbesondere, wenn gerade der Einzelne an Kultur und Bildung zu knausern anfängt, steht zu viel auf dem Spiel. 488
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