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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1914
- Strukturtyp
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- 1914-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ,1r 62, 9. April 1914. Mehrzahl der ihm zur Verfügung stehenden Staatsmänner. In der Rhetorik große Meister, predigen sie dem Volke alle in über schwenglichen Phrasen von der Zukunft und Größe des Vater landes, in Wirklichkeit aber verfolgen sie nur egoistische, allzu oft rein materielle Interessen. Um so verdienstvoller aber ist das persönliche Wirken des jungen Monarchen, von dem ich hier ein Beispiel nennen möchte, das für den Buchhandel in soweit von besonderem Interesse ist, als es Alfons XIII. gewisser maßen zum Verleger stempelt. Spanien leidet bekanntlich an Wassermangel oder, wenn man will, an richtiger Verteilung der vorhandenen Wasscrmenge; dazu kommen noch die geringen Niederschläge, so daß die Land wirtschaft infolge dieser übel schwer darniederliegt und jährlich Tausende von Familien zur Auswanderung gezwungen sind. Nach dem Verluste der einträglichen Kolonien mußte Spanien, wenn es nicht verhungern wollte, an eigene Einnahmequellen denken, von denen die Landwirtschaft eine der ersten ist. Die Lösung dieses Problems gab seinerzeit den Anstoß zur sogenannten h y - draulischen Politik, was den Beschluß der Regierungen zur Anlage von Kanalbautcn, einem Netz von Berieselungskanä- lcn zur Folge hatte. Doch die Ausführung dieses Planes kostet eine Unmenge Geld, denn die spanischen Steppen sind ungeheuer groß und der Staatssäckel immer leer. So hat denn der König, der für die Landwirtschaft schwärmt und sich den ersten Land wirt des Landes nennt, keine Mühe und Kosten gescheut, Mittel und Wege zu finden, um diese Steppen auch ohne Kanäle er tragsfähig zu machen. Ein beträchtlicher Teil derselben eignet sich kaum für Ackerbau, wäre aber, wie Don Alfonso glaubt, für Viehzucht verwendbar, zu welchem Zwecke für eine geeignete Steppenflora, die als Futter zu gebrauchen wäre, gesorgt werden müßte. Zum Studium dieser Frage ernannte deshalb der König vor ea. Jahresfrist eine wissenschaftliche Kommission, be stehend aus je einem Botaniker, Ackcrbauingenieur und einem Che miker, die an Ort und Stelle eingehende Forschungen und Ver suche zu machen hatten. Diese Fachleute haben denn auch ihre Aufgabe mit anerkennenswertem Eifer gelöst, und die hoch interessanten Resultate dieser Expedition sind nebst theoretischen Ausblicken und praktischen Ratschlägen in einem umfangreichen Werke vereinigt erschienen, dessen Herausgeber König Alfons selber ist. Seine Prtvatschatulle, aus der sämtliche Mittel für das ganze Unternehmen flössen, ist um annähernd 100 008 pcs. leichter geworden. Das wertvolle Buch wird übrigens an alle Landwirte und Interessenten, die darum nachsuchen, unentgeltlich abgegeben. Auf diesem Gebiete verdienen noch drei Neuerscheinungen erwähnt zu werden, wovon zwar nur eine Original, die andern beiden Übersetzungen von nordamerikanischen Autoren sind: Jose Mesa y Ramos, Karos artcsianos (Artesische Brunnen), illustr., W. Macdonald, UI cultivo ckc sacauo (Mm Orv-karmin^) und John A. Widtsoes, denselben Stoff behandelndes Werk. Diese drei Werke sind für die sogenannte Trockenkultur, die hier an fängt eine große Rolle zu spielen, sehr wertvoll. Einige interessante Studien mit wertvollem statistischen Ma terial hat in neuester Zeit der Journalist DouEduardoNa- varroSalbador über die B i b l i o t h e k en in Madrid ver öffentlicht. So sehr das Unterrichtswesen im argen liegt — es fehlen in dem eminent kinderreichen Spanien noch Tausende von Schulen, um den gesetzlich obligatorischen Schulbesuch durch führen zu können —, so existiert doch eine geradezu fabelhafte An zahl von Bibliotheken, obwohl es auch hier wiederum an Volks bibliotheken mangelt. Doch solange ein großer Teil des Volkes keine oder nur eine ganz elementare Schulbildung ge nießt, wozu dann neue Bibliotheken, die große Summen ver schlingen? Das größere Übel ist, daß die vorhandenen öf fentlichen Bibliotheken fast durchwegs nur am Tage geöffnet sind, und die Bücher mit wenigen Ausnahmen nicht nach Hause genommen werden können, sondern in den verfügbaren Lesesäleu der Bibliotheken selbst gelesen oder studiert werden müssen. Von der Provinz war es bis jetzt nicht möglich, ein zusammenfassendes Bild über diese Materie zu gewinnen, so daß wir uns mit dem Ergebnis der .Hauptstadt begnügen müssen. Sic besitzt, wenn nicht mehr, so doch ebensoviel Bibliotheken wie Paris, das 514 nach einer Arbeit des Professors Dupont-Ferrier deren 196 auf weist, allerdings mit dem bemerkenswerten Unterschied, daß von dieser Anzahl vielleicht 100 Volksbibliothcken sind, während in Madrid überhaupt nur 22 öffentliche Bibliotheken und keine ein zige staatliche Volksbibliothek existieren. Wohl wurde vor 2 Jahren die Errichtung dreier Volksbibliotheken für die Städte Madrid, Barcelona und Bilbao beschlossen, auch ein Kredit dazu von 108 800 PCS. bewilligt und die Bücher tatsächlich angeschafft, doch liegen sie irgendwo im Souterrain des Unterrichtsministe riums aufgestapelt, — wo sie auf unabsehbare Zeit zur Disposi tion gestellt sind. In erster Linie kommt natürlich die National« bibliothck in Betracht, die heute ca. 700 000 Bände umfaßt, dar unter über 2000 Inkunabeln, ferner in runden Summen 50 000 Handschriften und Urkunden, nebst 130 000 Handzeichnungen, Kupferstichen und Holzschnitten. Die Anzahl derBüchcr könnte noch bedeutend höher sein, wenn die Verleger der gesetzlichen Vor schrift, ihre Publikationen zwecks Urhcberrechtsschutzes einschrei- ben zu lassen, durch Einreichung der für diesen Zweck erforderlichen drei Pflichtexemplare, wovon eines der Nationalbibliolhek zu kommt, genügen würden. Diese Verordnung wird leider zum eigenen Nachteil der Säumigen vielfach umgangen. Der Besuch dieser Bibliothek nimmt erfreulicherweise rapid zu, so daß im Jahre 1013 die Zahl der Leser auf 185 858, gegenüber 79 953 im Jahre l906 und 100117 im Jahre 1909, stieg. Die höchsten Tageszifferu im verflossenen Jahre schwanken zwischen 1100 und 1200. Die 185 856 Besucher des letzten Jahres verlangten 202 672 Bücher, wovon 1616 Inkunabeln, 2753 Zeit schriften und 269 Kupferstiche usw. waren. Die Einteilung nach Materien gibt folgendes Bild: Kunst und Wissenschaften 60 760 (36 7»), Schöne Literatur 59 549 (35 7°), Enzyklopädien und Bro schüren 36 036 (21 7°), Geographie und Geschichte 11268 (6 7°), Musik 947, Theologie 115 und Verschiedenes 655. Fremdsprach liche Bücher wurden verlangt: 3367 in französischer, 391 in eng lischer, 129 in italienischer und 106 in deutscher Sprache. Von den alten Sprachen hatte nur die lateinische 304 Interessenten, nach Werken in griechischer, hebräischer oder arabischer Sprache -war keine Nachfrage. Von den übrigen Bibliotheken verdienen noch besondere Erwähnung: diejenige des »ülusco kcckaxöAicn X » C ! » uaI«. Ganz modern eingerichtet, besitzt sie über 33 000 Bände und große Kollektionen von Kupferstichen, Photographien und Karten; die Bücher werden auch nach auswärts verliehen. Die Anzahl der Leser betrug im vergangene» Jahre 72 000, wovon sich 18 640 der Leihbibliothek bedienten. In derselben modernen Art eingerichtet und organisiert ist die Bibliothek des »Insti tut» clc Katarinas sociales,!. Eine überaus reiche Bü chersammlung in allen Zweigen der Handelswissens chaf- ten besitzt die Bank von Spanien, eine zweite auf diesem Ge- biete wird in nächster Zeit im Gebäude der hiesigen Handels schule (kscuala cka comercio) der Öffentlichkeit übergeben. Ferner ist zu nennen die Bibliothek des »6 antra ckal kjarcito cka l» Lrmacka«, die an Reichhaltigkeit in allen Teilen der Militärwissenschaft derjenigen des Kricgsministeriums wenig nachsieht und Wohl eine der besuchtesten ist. Im übrigen sind die Bibliotheken aller Ministerien, Fakultäten, Museen usw. öffentlich; leider ist aber der Besuch oft ein sehr flauer. An Bibliotheken für die Gebildeten mangelt es also nicht, nur haben sie den großen Fehler, daß sie nur tagsüber und oft nur wenige Stunden ge öffnet sind. Dagegen fehlen die Volksbibliotheken gänzlich. Ein zig die »Oasa ckal kucklo« (Volkshaus) hat eine solche, die sich jedoch, mangels staatlicher Unterstützung, in bescheidenem Rahmen bewegt. Es wird noch lange dauern, bis sich die Worte des großen Denkers und Kämpfers fürmodcr u e spanische Kul tur, Joaquin Costa, der über moderne Rechts-, Staats und Sozialwisscnschaften eine hochinteressante Literatur schuf, in Erfüllung gehen: »Tacko cspaüal sstä obliZacko u scrvir ä In patria cau los Iibros CU !a mauo« (Jeder Spanier ist verpflich tet, dem Vaterlande mit dem Buche in der Hand zu dienen). Costa ist allerdings seiner Zeit ein Jahrhundert oder vielleicht noch mehr vorausgeeilt, denn heute betrachtet mau noch allent halben Gewehrund Kanonen für weit vaterländischer als B ü cher!
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