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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1929
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- 1929-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1929
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Nr. 1S8 (N. 88). Leipzig, Donnerstag den 11. Juli 1929. 96. Jahrgang. Redaktioneller TA Zur Wirtschaftslage. Von Prof. vr. G. Men z. sUoung-Plan — Jnncrpolitische Folgerungen — Mittelstands politik — Konjunktur — Buchgewerbe.) In den letzten Wochen sind von verschiedenen Stellen der deutschen Wirtschaft Stellungnahmen zum Doung-Plan er folgt. die einen überblick über seine Aufnahme und Beurteilung in maßgeblichen Kreisen ermöglichen. An die Spitze einer solchen Übersicht gehört die am 28. Juni von S ch a ch t in München ge haltene Rede, in der er, teilweise unter scharfer Abrechnung mit den gegen die deutschen Sachverständigen gerichtet gewesenen politischen Quertreibereien, gewissermaßen einen Rechenschafts bericht erstattete und seine Auffassung von der Arbeit der Kon ferenz erläuterte. Ohne weiteres gab er von vornherein zu, daß das Ergebnis für Deutschland nicht erfreulich sei. Entscheidend sind nach seiner Ansicht aber nicht die Bor- oder Nachteile des Houng-Planes gegenüber dem Dawes-Plan, sondern di« Frage, ob der Doung-Plan Deutschland dem wirtschaftlichen und politischen Frieden unter den Böllern näherbringe oder nicht, und in diesem Zusammen hang unterstrich er besonders -die Bedeutung der Internationalen Bank, auf die wir hier schon immer hingewiesen haben. Schacht hob hervor, diese Internationale Bank solle kein Kontrollorgan darstellcn, und er hoffe, daß in ihrer Verwaltung niemand Platz finden werde, der mit dem Apparat der Reparationskommission verquickt gewesen sei. Nötig sei dort ein neuer, völlig anderer Geist. Die Bank werde ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie rein geschäftlich eingestellt sei und die ihr zur Verfügung stehen den Mittel dazu verwende, den Welthandel und Deutschlands Anteil daran zu beleben. Das hänge allein von den Persönlich keiten ab, die die Bank leiten würden, und von dcni Geist, der sie beseelen werde. Es werde sich zeigen, ob die Idee, daß diese Bank internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit zum Wohls aller Völker verwirklichen solle, ein Traum gewesen sei oder ob sie das erste Glied sein werde in einer Kette weiterer internatio naler, dem Frieden und Wohle der Völker dienender praktischer Wirtschaftsorganisationen. Schacht schloß seine Rede mit dem Hinweis darauf, daß die deutschen Sachverständigen der Regie rung die Annahme des Joung-Planes empfohlen hätten, nicht, weil die Ziffern ihrer wirtschaftlichen Überzeugung entsprächen, sondern weil sie eben glaubten, daß der Doung-Plan endlich der Welt den wirtschaftlichen und politischen Frieden bringen werde. Das deutsche Volk habe von seinem guten Willen in den letzten 10 Jahren mehr und ehrlichere Proben gegeben als jemals in der Geschichte von einem Volke hätte erwartet werden können. Mit Zorn und Scham verfolge die deutsche Öffentlichkeit, daß seit der Unterzeichnung des Sachverständigenberichts schon wie der in der gegnerischen Presse allerhand fadenscheinige Gründe hervorgesucht würden, um dem deutschen Volke diejenigen Frie- densbeweife vorzuenthalten, auf die es ein moralisches Anrecht habe. Es sei dies vielfach die gleiche Presse, die während der Konferenz nicht oft genug die Nachgiebigkeit Deutschlands mit dem Hinweis auf die Rheinlandräumung erzwingen zu können geglaubt habe. Besonders wichtig aber ist, daß Schacht unter leb hafter Zustimmung der Versammlung fortfuhr, er hoffe, daß sich keine parlamentarische Mehrheit in Deutschland für die Poli tische Ratifizierung des Houng-Planes finden werde, wenn nicht die sofortige bedingungslose Räumung des Rheinlandes und eine befriedigende Regelung der Saarfrage Deutschland die volle Souveränität über das deutsche Reichsgebiet zurückgäbe. -Die Welt»-, so endete die Rede, -ist der politischen Winkelzüge satt, die unter dem Vorwand der Bedrohung durch unser völlig ent- waffnetes Volk es rechtfertigen sollen, daß auch fernerhin fremde militärische Macht auf friedliches deutsches Gebiet ihre Hand legt. Der Uoung-Plan wird ein Friedensinstrument sein oder er wird überhaupt nicht sein»-. Auf diesen Grundton der Stellung nahme Schachts sind auch alle Erklärungen abgestimmt, die bisher veröffentlicht worden sind. Das Reichskabinett selbst hat den Plan bekanntlich bereits grundsätzlich gutgeheißen, aber ebenfalls unter der Vorbedingung, daß die aus dem Welt krieg her noch schwebenden politischen Angelegenheiten (Rhein land, Saar usw.) jetzt endgültig geregelt werden. Dazu wird schon eine Konferenz vorbereitet, die Anfang August wahrschein lich in London stattfinden soll. Da diese Frage aber noch völlig in der Schwebe ist, sei hier vorläufig nicht näher darauf ein gegangen. Die Aussichten sind infolge des Regierungswechsels in England und der daraufhin erfolgten wesentlichen Annähe rung zwischen England und Amerika besser geworden. Solange jedoch diese Konferenz nicht gesprochen hat, schwebt gerade das, was Schacht als wesentlichstes Kriterium der Joung-Lösung unterstrich, noch völlig in der Luft. Man kann somit noch gar keine Ergebnisse feststellen, sondern eben nur jene Bedingungen als Ergänzungsfovderungen anmelden. In diesem Sinne sind Präsidium und Vorstand des Reichsverbandes der Deutschen Industrie in ihren von Geheimrat vr. Duis- bevg geleiteten Sitzungen am 19. und 20. Juni nach eingehender Aussprache einstimmig zu folgender Stellungnahme gelangt: Der Retchsvcrband der Deutschen Industrie spricht den Mit gliedern der deutschen Delegation für ihre im Interesse des deut schen Volkes geleistete Arbeit seinen Dank und seine Anerkennung aus. Er ist überzeugt, daß jeder der Sachverständigen nach bestem Wissen und Gewissen bestrebt gewesen ist, das nach Lage der Ver hältnisse günstigste Ergebnis für die Zukunft des deutschen Volkes zu erreichen, und er versteht durchaus, daß Herr vr. Bögler aus der wirtschaftlichen Beurteilung der Lage sich zur Erklärung seines Rücktritts veranlaßt gesehen hat. Bezüglich der wirtschaftlichen Bedeutung des Aoung-Planes steht der Reichsverband auf demselben Boden wie bei seiner Stel lungnahme zu den Leistungen auf Grund des Dawes-Planes. Da mals, im Jahre 1824, hat der Reichsverband erklärt, daß die aus- . erlegten Laste» die Leistungsfähigkeit Deutschlands erheblich über steigen. Die Art und Weife der bisherigen Ausbringung der Dawes-Zahlungen gibt keinen Anlaß, diese Ansicht zu ändern. In Übereinstimmung mit den deutschen Sachverständigen ist der Reichsverband der Ansicht, daß auch der Aoung-Plan dem deutschen Volke für eine lange Reihe von Jahren Lasten aufbllrdet, die über die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft hinausgchen. Wie aus dem Pariser Gutachten hervorgeht, hat das Sachver- ständigen-Komitec sich wesentlich von politischen Gesichtspunkten leiten lassen. Aus diesem Grunde behält sich der Rctchsverband seine endgültige Stellungnahme bis zur Entscheidung der berusenen politischen Instanzen über Annahme oder Ablehnung des Planes vor. Am 24. Juni traten Vorstand, Ausschuß und Währungs- ausschuß des Centralverbands des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes zwecks Entgegennahme 749
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