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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-10-08
- Erscheinungsdatum
- 08.10.1931
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- Deutsch
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x° 234, 8. Oktober 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. über 20 Millionen Deutsche in der Diaspora), dann aber auch, um einen Kern von Vertrauensmännern für die Buchbetreuungsarbeit draußen in engerer persönlicher Bindung zu schaffen, erwog die Mittelstelle den Gedanken eines Lehrganges auf reichsdeutschem Ge biet, besucht von den Vertretern wenigstens der wichtigsten außer- dcutschen Siedlungsgebiete. Der Kursus flir auslanddeutsche Volks- blichcreiwarte hat nun im Juli d. I. (6.—22.) in Flensburg, Berlin und Bonn stattgefunden. Die Versammlung aller Teilnehmer erfolgte in Berlin. Alle hatten in irgendeiner Weise mit dem Buche als Volksbildungsmittel zu tun, sei cs unmittelbar als Volksbildner, als Buchhändler oder als Verleger. Durch das Verständnis des Börsenvcrcins fiir die volksbildnerische Seite des Buchhandels war cs möglich geworden, auch Vertreter des Verlages und Sortiments ans Auslandgebietcn an der Tagung teilnehmen zu lassen. Es waren vertreten: Brasilien (1 Herr), das Mcmelgebiet (1 Buchhändler), Polen (5 Herren aus den verschiedenen Siedlungsgebieten der Deutschen), Rumänien (7 Herren aus den deutschen Sprachinseln Großruinänicns), Süd- slawien (2 Herren), Slidtirol (1 Dame), Tschechoslowakei (1 Buch händler, 1 Volksbildner aus der Volkshochschularbeit und 2 Bücher- warte). Drei Berliner Tage vermittelten rein äußerlich den Eindruck des großstädtischen Zentrums Deutschlands. In Bezug auf die Ein richtungen deutscher Volkstums- und Volkdbildnngsarbeit lernten die Teilnehmer wichtige Hilfsgebiete der Bildungsarbeit kennen, insbesondere durch Vorträge, Vorführungen und Anssprachen über Laienspiel, Volkstanz und Volksmusik, Sprechchor, Volkslied, Licht bild- und Filmwesen. Eine besondere Bedeutung fiir alle Teilnehmer hatte das Kennenlerncn der Arbeitsstätten und der Empfang beim Verein fiir das Deutschtum im Ausland und der Mittelstellc für auslanddeutsches Büchcreiwesen. Flensburg wurde deshalb zum Mittelpunkt der Hanptteile des Lehrgangs gewählt, weil Stadt und umgebende Landschaft zwei hervorragend instruktive Gesichtspunkte für die Tagung aufwiesen. Erstens ist Nordschlcswig mit Flensburg als größter Siedlung an der neuen Grenze gegen Dänemark ein Gebiet alter Grenzkämpfe zwischen Dänen- und Deutschtum. Das bedeutete für viele Teil nehmer ein vertrautes Milieu, wohl allen aber auch wieder neu dadurch, daß hier der Kampf mit sehr vergeistigten Methoden ge führt wird, die, gemessen an der Brutalität aller nationalen Kämpfe im Osten und Südosten Europas, geradezu edel anmuten. Zweitens hat sich in Flensburg ein hervorragendes Volksbücherciwescn ent wickelt, das wohl mustergültig für bas ganze Reich dastehen dürfte. Eine Tagung durchzuführcn, die zum Ziele hat, den Vertretern der heterogensten Verhältnisse auslanddeutschcr Siedlungsgebiete die Grundlagen zum Aufbau eines gesunden und zielstrebigen Bücherei- wcscns zu geben, ist nicht leicht. Der Bogen von den Problemen der Bildungsvermittlung durch Bücher bis zu den technischen Einzel heiten einer Dorf- oder Stadtbücherei ist weit gespannt. Die beiden pädagogischen Leiter des Lehrganges, vr. Schriewcr (Leiter der Zentrale für die Nordmarkbüchercien, Flensburg) und vr. Schuster (Direktor der Hamburger städtischen Bücherei) konnten daher den Teilnehmern kein fertiges Rezept mitgebcn, sondern es wird Auf gabe engerer persönlicher Beziehungen einerseits und aufbaucndcr Lehrgänge in den Auslandgebieten andererseits sein, die gebotenen Grundlagen individuell anzuwendcn. Das Buch selbst ist als glänzendes Mittel zur Festigung des Volkstums allgemein anerkannt. In den meisten Gebieten des Aus- landdcutschtums, wo es vielfach nur notdürftige deutsche Schulen gibt, wenn es überhaupt möglich ist, ein deutsches Schulwesen zu erhalten, oder dort, wo die deutschen Schulen unter schärfster staat licher Beeinflussung stehen, ist an eine wesentliche Weckung von Kräften zum deutschen Volkstum hin gar nicht zu denken. Glücklich noch die Gebiete, wo Volkstum und Kirche zusammenstehen und ein ander weiterhelfcn. Wo dies der Fall ist, ergeben sich günstige Möglichkeiten für eine Bildungspflege und vielfach stehen ja in den Pfarreien auch Bibliotheken, die gute Dienste tun. Wo aber Volks tum und Kirche getrennte Wege gehen, oder dort, wo das Staats volk die Kirche sogar zur Entnationalisierung benützt, hat auch die Kirche aufgehört, eine wesentliche Kraft flir das Deutschtum zu sein. Andere Bildungseinrichtungen, die als solche noch gar nicht so fest lichen, wie Kino, Schallplatte und Rundfunk, sind in weiten Ge bieten des Auslanddeutschtums noch unentwickelt uüd undiskutablc Bildungsmittel. Je unzureichender alle diese Einrichtungen werden, um so mächtiger erwächst das Buch zum hervorragenden Förderer der Volkstumskräfte. Vorläufig ist zu fordern: das Buch in den all gemein zugänglichen Büchereien. Doch ist bei der Tagung wiederholt unterstrichen worden, und dies ist für uns Buchhändler von besonderem Wert, daß auch das Bücherlcihwescn nnr ein Nbergangsstadium ist zum Eigenbesitz des Buches. »Jedem sein eigenes Buch« ist ein Grundsatz, der in hervorragenden Kreisen der Büchereibewegung voll anerkannt und gefördert wird. Bei der Durcharbeitung von Einzelfragen und technischen Einzel heilen gab es regstes Leben. Eine kritische Litcraturschau an der Hand eines besprechenden Kataloges fesselte uns durch mehrere Stunden. Es ergaben sich interessante Feststellungen. Beispielsweise: in vielen durch lange Jahre sich selbst überlassen gebliebenen Ge biete» wird nur einfachste Lesekost gegeben werden können: Bücher, die heute bei unserer hochentwickelten Bnchkultur nur schwer zu sammengefunden werden. Teilweise stark religiöse Stoffe, legendcn- ähnlich, oder Stoffgebiete, die etwas über dem Märchen liegen, dürften ungefähr das Nichtige sein. Beispielsweise kann man Christoph von Schmid selbst für Erwachsene gar nicht entbehren. Oder: die Vorliebe für bestimmte Bücher geht vom Reich wellen förmig weiter. Nach 5—10 Jahren trifft so eine Welle oft erst in die deutschen Siedlungen im Osten und Südosten. Hermann Löns beispielsweise wird jetzt in Siebenbürgen oder im Banat sehr stark und viel gelesen. Nach Beendigung des Aufbaues der Bücherei beginnt die eigent liche Menschenbchandlung als Hauptarbeit des Volksbildners. Wie bringe ich die Menschen an meine Bücher heran, in welcher Richtung führe ich den oder jenen: will ich die Leserschaft unbedingt von mir aus "beeinflussen oder ihr das Lesegut so handgreiflich machen (be sprechende Kataloge), daß sie ihren Wünschen ohne Hilfe folgen kann und sich selbst in bestimmte Bahnen festlegt. Der menschlichen Seite des Büchereibetricbes steht eine rein technische gegenüber. Von den Arten der Bezeichnung der Bücher, über die Leserliste, den Wunschzettel, der Buchkartc, allen Formen und Varianten des Buchkartenapparates, den Buchbindcrarbeiten und der Pflege des Bucheinbandes bis zu einfachen Katalogformen, welche Fülle von Möglichkeiten! Eine fast schon überspitzte Ent wicklung, gemessen an den primitiven Verhältnissen in vielen Ans landgebieten. — Besonders erwähnt muß noch werden die anläßlich des Ostseejahres von vr. Schriewcr bewundernswert aufgebautc Volksbüchereiausstellung. Eine Fülle von originell und anschaulich dargestellten Tatsachen und Zahlen, eine groß angelegte Schau über die Büchereibewegung ist hier aufgestellt worden als Zeichen des gewaltigen Ringens um Wiederaufrichtung verlorener und Erreichung noch nicht besessener neuer Werte. Aber nicht nur deutscher Kultur wille erschien dort dargestellt, sondern wir fanden dauernd fesselnde Gegenüberstellungen zwischen dem deutschen und nordischen Knltur- kreis. Die Fahrt ging nun nach Bonn, wo uns in dreitägigem Auf enthalt die Arbeit des Borromäusvercins und seine Arbeitsstätten gezeigt wurden. Der Borromäusverein hat von kleinen Anfängen an und immer nur gestützt auf seine eigenen finanziellen Kräfte in katholischen Gegenden Deutschlands eine Büchereibewegung von großen Ausmaßen geschaffen, die aller Bewunderung erregen muß. Es ist die älteste Einrichtung in Deutschland, die mit dem Buch planmäßig Volksbildung betreibt, ihre Büchereien enthalten heute 3,0 Millionen Bände, während vergleichsweise das kommunale Büchereiwesen in ganz Deutschland -1,3 Millionen zählt. Für das finanziell schwache Auslanddeutschtum muß die Betrachtung dieses Werkes, das aus dem Nichts anfing und sich nnr aus eigenen Mitteln erhält, ein Beispiel von allererster Bedeutung sein. Es gibt den Mut zum gleichen Beginn einer Arbeit, die der Borromäusverein mit zäher Kraft und starkem Idealismus leistet. Zum Schluß möchte ich noch einen Zug hervorheben, der sich aus allen Eindrücken besonders stark erwies und wie ein guter Geist über der modernen deutschen Bildungsbewegung steht: die starke soziale Haltung der Führer der Bewegung, eine Hingabe an die menschlichen Gehalte ihres Berufes und eine warme Hilfsbereitschaft für alle, die Sehnsucht nach einer inneren Kultur tragen. Die Bücher sind Mittler auf dem Wege dazu, sie bewegen die menschliche Persönlichkeit zu einer Haltung, die das Leben meistern hilft. Hans Fried!. Orotb. Otto: Oie Leitung. kin 8>8lem tler Teillllixzkuiickc. (ckournalistik.) IMnnkeim: ck. Üeuskeimor 1928/30. 4 Kck<>. I.6X.-8" 111>v. IM. 120.—, Mär. IM. 140.—. Das vorliegende Werk mit insgesamt 2710 Seiten stellt eine ganz außerordentliche wissenschaftlich-schriftstellerische Leistung dar. Das gesamte Material zur Zeitungskunde ist hier in einem Umfang, übersichtlich geordnet und systematisch durchleuchtet, zusammengc- stellt, wie das auf anderen Gebieten und auf demselben Gebiet in anderen Ländern kaum der Fall ist. Mögen im einzelnen wohl auch immer noch manche kleine Lücken feststellbar sein, und mag sich der eine und der andere Interessent für Spezialfragen noch diese und jene Ergänzung wünschen, so hat das doch für die Bewertung der 893
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