R-211,11. September IS29. Fertige Bücher. VSrI-nbl»» !.d.DII«n.Bu«e°n»cl. 6619 O IIII * O O O o O dem „Heiligenhof". Ein solcher Faber, oder wenigstens seine Weisheit, steht in jedem neuen Buch Stehrs beschrieben, auch in diesem. Manchmal hak sie geradezu biblischen Klang, manch mal allerdings auch ketzerischen, oft prophetischen. Die Gemeinde der Freunde Stehrs wird durch dieses Buch noch wachsen, f//. * . . . Dieser Noman lebt sein eigentümliches Leben, noch stärker als bislang jedes Werk Stehrs, aus der geheimnisvollen und undurchdringlichen Verknüpfung von alltäglichem und unterweltlichem Ge schehen, von Kausalität und Überkausalitäk. Noch nie hat Stehr die Doppelgesichtigkeit unseres persönlichen Daseins so beklemmend als etwas Nichtwegzuleugnendes, noch nie das Geheimnis der Fernwirkung eines Menschen auf den anderen gleich einer dunklen schicksalsschaffenden Kraft so in der Helle der realen Welt sinnfällig gestaltet wie in diesem Roman. Die Gestalt des schlesischen Gerbers Nathanael Macchler steht symbolisch für den deutschen Menschen . . . So betrachtet erhält der Roman eine bemerkenswerte Ausweitung ins Zeitgeschichtliche... So steht Nathanael Maechler im vollen Sinne des Wortes als der Held eines Bildungsromanes vor uns . .. So abgeschlossen in sich dieser Roman ist, der hellhörige Leser wird mehrfach heraus spüren, wo die Fortführung der Geschichte der letzten Maechlers ansehen wird. Erst wenn der nächste, die wilhelminische Epoche deutende Roman „Zwei Söhne" erscheint, wird man die erstaun liche Spannweite dieser das deutsche Schicksal von itichö—igig gestaltenden Trilogie erkennen und auch die künstlerische Größe des ersten Teils voll würdigen können. * . . . Stehrs neuer Roman ist ein Werk von ganz außergewöhnlicher Kraft des inneren SchauenS, das in festgefügten Sätzen, anschaulichen Bildern und einer Sprache von zauberhafter Modu- lationsfähigkeit seinen Ausdruck findet. Ich kenne kaum ein zweites Werk von so ungeheuerer Tiefe der Naturbeseelung, die allerdings etwas größeres darstellt, als alle Zuständlerei. * in cter Teiti/riKv .. . Solch ein reiner, einfacher Mensch, kein Philosoph und Denker ist auch Nathanael Maechler und als sein häusliches Glück zerstört ist, sein Weib an dem mythischen Spuk gestorben, da sucht der einsame alte Mann, um die Schatten der Vergangenheit zu beschwören, Trost in der Beichte. Aber in Stehrs Sinne ist es nicht sicher, daß solchen Trost allein die Kirche geben kann. Ein vertrauenerweckender reiner Mensch kann dieselben Dienste tun. So offenbart sich „Faber" in „Drei Nächte" seinem Freunde Kästner, und er selber bietet später denselben Trost und Beistand dem Heiligen Bauer, der nach dem Tode seines Lenlein in tiefster Verzweiflung zusammengebrochen ist. Und wir alle haben vielleicht schon einen Menschen gefunden, der in offener Aussprache uns die Wirren des Lebens zu lösen wußte. Wer Stehr in die Augen sieht, der hat die Empfindung: Ihm könntest du beichten! So wird der Schluß des tiefen Buches auch für unseren Standpunkt verständlich . . . * /! T. ür c/er /Veuen /Ve,c.ce, IkTen.- . . . Stehr läßt stets Blick und Ausblick nach einem bewölkten Himmel offen, in dem der Gott gedanke dem Teufelsgedanken, wenn auch nach höllischem Kampfe, obsiegt. Dieser optimistische Grundzug im ragenden Bau des Stehrschen Schaffens hat in seiner naiven Größe, in seiner trotzigen Wucht etwas ungemein Deutsches: Unbcugsamkeit im Bekenntnis zum Positiven. Zum Ja, trotz allem! Genialität auf Gottes Spur: „Durch das Heulen und Klappern der Hölle, durch den grimmigen teuflischen Hohn, erkenn ich den süßen, den liebenden Ton." . . . Man schreitet in der Dichtung wie durch einen sturmgepeitschten, himmelragenden Wald; ehrfürchtig und beklommen. Nach den vielen Bahnhofshallen, Warenhäusern, Gerichtssälen und Nervensanatorien des Romanbetriebs eine vollkommene Abwechslung. T Bezugsbedingungen im Bestellzettel Auslieferung: In Leipzig F. Dolckmar; in Wien f)k Fr. Hain G O O O O 0 O I I I I I O S4S»